Marie Ellenrieder

Selbstbildnis Marie Ellenrieders im Alter von 28 Jahren, 1819
Maria beim Studium, 1816 (überholt 1843)
General Krieg von Hochfelden und Gemahlin zu Pferde. Landesbildstelle Baden, Karlsruhe, 1832

Marie Ellenrieder (* 20. März 1791 in Konstanz; † 5. Juni 1863 ebenda) war eine deutsche Malerin. Ihr Taufname ist Anna Marie Ellenrieder. Gegen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts wurde fälschlicherweise der Vorname Maria benutzt.[1]

Marie Ellenrieder wurde als jüngste von vier Schwestern in Konstanz geboren. Ihr Vater, Konrad Ellenrieder, war Uhrmacher, ihre Mutter, Maria Anna Ellenrieder, war eine Tochter des Barockmalers Franz Ludwig Hermann. Ihre Schulzeit verbrachte Marie bei den Dominikanerinnen der Klosterschule Zoffingen in Konstanz.

Akademie der Bildenden Künste München

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Nach ihrer Lehre bei dem Konstanzer Miniaturmaler und Lehrer Joseph Einsle (1774–1829) erhielt sie 1813 mit 22 Jahren als erste künstlerisch tätige Frau das Privileg, zum Studium an der Kunstakademie zu München zugelassen zu werden.[2] Protegiert wurde sie dabei vom Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg. Nach ihrem Studium war sie als Porträtmalerin für die südwestdeutschen Fürstenhöfe tätig und produzierte, ganz im Sinne ihres Förderers Wessenberg, auch katholische Sakralkunst.

Im Jahre 1818 erhielt sie eine Einladung an den Hohenzollerischen Hof in Sigmaringen, um die Fürstin und ihre Kinder zu porträtieren. Ein Jahr später, 1819, weilte sie für längere Zeit am Fürstenbergischen Hof in Donaueschingen, um die Porträts des fürstlichen Paares, Carl Egon II. und Amalie zu Fürstenberg, zu malen. Im gleichen Jahr erhielt sie von der Pfarrgemeinde Ichenheim bei Offenburg den Auftrag, für die neu erbaute Kirche St. Nikolaus drei Altarbilder zu malen. 1820 wurde sie nach Karlsruhe gerufen, um Erbprinz Leopold von Baden und seine junge Frau zu malen. Die Jahre 1817 bis 1822 werden als die fruchtbarste Epoche in ihrem Leben angesehen.

Aufenthalt in Rom

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Von 1822 bis 1824 hielt sich Ellenrieder in Rom auf, wo sie sich weiter ausbilden ließ und Louise Seidler, Julius Schnorr von Carolsfeld, Philipp Veit, Friedrich Overbeck und andere Mitglieder der Künstlergruppe der Nazarener kennenlernte. Dieser Romaufenthalt und die Begegnung mit den Nazarenern waren entscheidend für ihr weiteres Werk, obwohl sie sich nach eigenem Bekunden von den männlichen Künstlern trotz ihres großen Talents nicht ernst genommen fühlte.

Am 1. Juli 1824 verließ sie Rom und reiste mit ihrer Freundin Katharina von Predl nach Florenz, wo beide bei dem Kupferstecher und Kunsthändler Johann Baptist Metzger lebten. Über ein Jahr arbeitete und studierte sie hier und fertigte auch Kopien nach Raffael und Perugino an. Zurück in Baden, ließ sie die Porträtmalerei als Streben nach Eitelkeit hinter sich und widmete sich ganz der religiösen Kunst.[3] Der Badische Kunstverein verlieh ihr als erster Frau die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Großherzog Ludwig wertete die Medaille noch auf durch die Verleihung des Bandes des Vaterländischen Verdienstordens.

Religiöse Kunst

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1827 malte Ellenrieder das Hochaltarbild der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Ortenberg bei Offenburg, ein Bild des Namenspatrons der Kirche, 1836 ebendort das Bild des rechten Seitenaltars, den heiligen Joseph mit dem Jesusknaben.[4] 1828 erhielt sie den Auftrag, den Hochaltar für die neue Stadtkirche St. Stephan in Karlsruhe zu malen. Wegen der beträchtlichen Ausmaße des Gemäldes (4,70 × 3,20 m) wies der Großherzog der Künstlerin eigens einen großen Arbeitsraum im Regierungsgebäude in Konstanz zu.

Im Jahre 1829 ernannte Ludwig sie zur Hofmalerin, was außer dem Titel zudem ein Jahresgehalt von 300 Gulden bedeutete. 1832 erhielt sie den Auftrag zu einem großen Familienbild, das Großherzogin Sophie mit ihren Kindern zeigen sollte. Die Künstlerin musste sich zur Ausführung dieses Auftrags für zwei Jahre nach Karlsruhe begeben. Das 1834 vollendete Gemälde hing später im Zähringer-Museum (Neues Schloss (Baden-Baden)).

Marie Ellenrieder zog sich immer mehr ins Privatleben zurück, erteilte aber in dieser Zeit Privatunterricht z. B. an Jenny von Droste zu Hülshoff. Mehrere ihrer Werke entstanden auf Schloss Werenwag im Oberen Donautal. 1839/1840 reiste sie ein zweites Mal nach Rom, fand jedoch nicht die erhoffte künstlerische Inspiration. In den Jahren 1847 und 1849 fertigte sie für die britische Königin Victoria zwei großformatige religiöse Gemälde.

Am 5. Juni 1863 starb Marie Ellenrieder im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Erkältung. Sie liegt auf dem Hauptfriedhof Konstanz begraben.

Konstanz, Fischmarkt 2. Wohnhaus von Marie Ellenrieder. Informationstafel

Ihre Heimatstadt würdigte sie mit dem nach ihr benannten Ellenrieder-Gymnasium sowie seit 1991 der Maria-Ellenrieder-Straße im Stadtteil Paradies. An ihrem ehemaligen Wohnhaus in Konstanz, Fischmarkt 2 weist eine Gedenkplakette auf sie hin.

Sammlung in Museen

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Maria mit dem Jesusknaben an der Hand. Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, 1824
Die Taufe der Lydia. Alte Nationalgalerie, Berlin, 1861

Zu Ellenrieders Gemälden zählen vor allem Porträts, zahlreiche Altarbilder für Kirchen in Südwestdeutschland und andere Bilder mit sakralen Motiven (Engel, Jesuskinder und Heilige). Ihre Hauptwerke prägt der Stil der Nazarener, den sie während ihrer ersten Romreise (1822–1824) aufgriff.

Hauptwerke Ellenrieders:

  • 18. Mai 2013 – 25. August 2013: Einfach himmlisch. Zum 150. Todestag von Maria Ellenrieder. Städtische Wessenberg-Galerie und Rosgartenmuseum. Konstanz.
  • 11. Oktober 2019 – 8. März 2020: Sonderausstellung Der Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919. Berlin
  • 9. Mai – 30. August 2020: Beruf: Künstlerin! Zehn deutsche Malerinnen am Bodensee. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz präsentiert Marie Ellenrieder gemeinsam mit weiteren Künstlerinnen des süddeutschen Raums.[6]
  • Bettina Baumgärtel u. a.: Angelika Kauffmann (1741–1807), Marie Ellenrieder (1791–1863). Malerei und Graphik. Ausstellung vom 30. Mai bis 23. August 1992, Rosgartenmuseum Konstanz. Konstanz 1992, ISBN 3-9801501-8-6.
  • Roswitha Beyer: Ellenrieder, Anna Marie. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 455 (Digitalisat).
  • Adolf Brinzinger: Marie Ellenrieder. In: Archiv für christliche Kunst. Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins. 34. Jg. 1916, S. 79–82. (Digitalisat)
  • Katharina Büttner: Marie Ellenrieder (1791–1863). Bildfindungen einer badischen Nazarenerin. In: Kunst und Architektur in Karlsruhe: Festschrift für Norbert Schneider. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2006, ISBN 3-86644-050-2, S. 45–58. (Volltext).
  • Tobias Engelsing und Barbara Stark (Hrsg.): Einfach himmlisch! Die Malerin Marie Ellenrieder 1791–1863. Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-89790-388-3.
  • Edwin Fecker: Die Druckgraphik der badischen Hofmalerin Marie Ellenrieder (1791–1863). Galerie Palatine / Edition Thilo Winterberg, Heidelberg 2002, ISBN 3-932204-04-2.
  • Friedrich Wilhelm Fischer, Sigrid von Blanckenhagen: Marie Ellenrieder: Leben und Werk der Konstanzer Malerin. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben vom Kunstverein Konstanz e. V. Thorbecke, Stuttgart 1963.
  • Elisabeth von Gleichenstein: Marie Ellenrieder. In: Elisabeth Noelle-Neumann (Hrsg.): Baden-Württembergische Portraits. Frauengestalten aus fünf Jahrhunderten. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05271-9, S. 98–109.
  • Gabriele Katz: Marie Ellenrieder und die Farben der Liebe. Romanbiografie, Südverlag GmbH, Konstanz 2021, ISBN 978-3-87800-145-4.
  • Bärbel Kovalevski: Marie Ellenrieder. 1791–1863. Verlag Dr. Bärbel Kovalevski, Berlin 2008, ISBN 978-3-9812252-2-8.
  • Bärbel Kovalevski (Hrsg.): Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850. Verlag Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1999.
  • Juliane Nagy: „Dass die Bilder unter den Erbarmungen Gottes gelingen ...“ Marie Ellenrieder. Eine Künstlerin zwischen Klassizismus und Nazarenertum. (Magisterarbeit an der Philipps-Universität Marburg), Marburg 2007.
  • Friedrich Pecht: Ellenrieder, Anna Marie. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 49 f.
  • Klara Siebert: Marie Ellenrieder als Künstlerin und Frau. Herder, Freiburg i. Br. 1916.
  • Barbara Stark: Auf nach Rom! Die Reisen von Marie Ellenrieder und Friedrich Mosbrugger nach Italien. In: Jürgen Klöckler (Hrsg.): Konstanz und Italien. Transalpine Beziehungen durch die Jahrhunderte. UVK Verlag, München 2023 (Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs Konstanz; 23), ISBN 978-3-7398-3232-6, S. 217–236.
  • Margarete Zündorff: Marie Ellenrieder: Ein deutsches Frauen- und Künstlerleben. Oberbadische Verlagsanstalt Merk & Co., Konstanz 1940.
Commons: Marie Ellenrieder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kerstin Steinert: Ist die Maria-Ellenrieder-Straße falsch benannt? In: Südkurier, 9. November 2019.
  2. 00229 Maria Ellenrieder, Matrikelbuch 1809-1841, abgerufen am 24. Dezember 2014.
  3. Marie Ellenrieder. In: Chris Inken Soppa: Über jede Grenze hinweg. Bemerkenswerte Frauen am Bodensee. Gmeiner Verlag GmbH, Meßkirch 2021, ISBN 978-3-8392-0087-2, S. 215–218.
  4. Das Wunder von Ortenberg in FAZ vom 24. Dezember 2014, Seite 11.
  5. Staatliche Museen zu Berlin (SMB), SMB-digital, Marie Ellenrieder: Die Taufe der Lydia
  6. Beruf: Künstlerin! Zehn deutsche Malerinnen am Bodensee. 9. Mai – 30. August 2020, Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz; Faltblatt zur Ausstellung, abgerufen am 24. Mai 2020