Der Hauptort liegt einhundert Kilometer südwestlich von München und mitten im Landkreis Ostallgäu. Durch das Gebiet der Stadt fließen im Westen die Wertach und im Osten die Geltnach, die unterhalb der Stadt in die Wertach mündet. Das Stadtgebiet erhebt sich zwischen 700 und 900 m ü. NHN und ist landschaftlich geprägt durch eine reizvolle Mischung aus Wiesen, Wäldern, Hügeln und etwa einem Dutzend kleiner Seen und Weiher.
Das Gebiet von Marktoberdorf besteht aus dem eigentlichen Stadtgebiet, das sich gliedern lässt in Stadtmitte, Moos im Norden, Gwend und Gschlatt im Süden, den Alsterberg im Osten und westlich der Bahnstrecke das Industrie- bzw. Gewerbegebiet, sowie aus den umliegenden früher eigenständigen Gemeinden Bertoldshofen (975 Einwohner), Geisenried (1118 Einwohner), Leuterschach (1216 Einwohner), Rieder (738 Einwohner), Sulzschneid (570 Einwohner) und Thalhofen an der Wertach (1608 Einwohner).
In der Kernstadt (ohne Gemeindeteile) leben 12.185 Einwohner; im direkt ans Stadtgebiet grenzenden Thalhofen a. d. Wertach 1609 Einwohner (Stand Februar 2012).
Es gibt die Gemarkungen Bertoldshofen, Geisenried, Leuterschach, Marktoberdorf, Rieder, Sulzschneid und Thalhofen an der Wertach.[4]
Etwa elf Kilometer entfernt liegt die Stadt Kaufbeuren. Im Umkreis von 25 Kilometer befinden sich Kempten, Füssen mit dem Königswinkel und das oberbayerische Schongau. Der 1055 m hohe Auerberg mit weiter Fernsicht ist ca. 10 km Luftlinie entfernt. Das Ammergebirge und die Allgäuer Alpen sind von der Stadt aus zu sehen.
Seit 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im weiteren Verlauf der Geschehnisse von 1848 wurden zum 1. Juli 1862 die Bezirksämter Oberdorf und Kaufbeuren eingerichtet. 1876 erfolgte der Eisenbahnanschluss durch die Strecke von Biessenhofen. Am 26. Februar 1898 wurde der Name der Gemeinde und des Bezirksamtes in Markt Oberdorf geändert.[6]
Im Ersten Weltkrieg dienten etwa 400 Oberdorfer in der königlich-bayerischen Armee. Bis 1918 ließen mehr als 80 dieser Frontsoldaten ihr Leben. Die Oberdorfer Turnhalle beherbergte während der vier Kriegsjahre ein Reservelazarett.[7] Die Marktgemeinde (1939 ca. 2900 Einwohner) entwickelte sich im 20. Jahrhundert zum Industriestandort und Erholungsort. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Ort vor allem durch die Ansiedlung Heimatvertriebener aus den sudetendeutschen Gebieten (1953 ca. 5300 Einwohner; 1967 10.000 Einwohner). Durch die Eingemeindungen in den 1970er Jahren wuchs die junge Stadt auf rund 15.000 Einwohner an. 2004 wurde ein vorläufiger Höchststand von rund 18.500 Einwohnern erreicht.
Am 17. Juli 1953 wurde dem Markt das Stadtrecht verliehen und gleichzeitig der Name von Markt Oberdorf in Marktoberdorf geändert.[8] Die Stadt war bis zum 30. Juni 1972 Sitz der Verwaltung des Landkreises Marktoberdorf. Seit dessen Zusammenlegung mit den Altlandkreisen Füssen und Kaufbeuren hat hier die Verwaltung des neuen Landkreises, der am 1. Mai 1973 den Namen Landkreis Ostallgäu erhielt, ihren Sitz.
1975 verlor Marktoberdorf das Amtsgericht und das Finanzamt an die benachbarte kreisfreie Stadt Kaufbeuren. Seit 1984 ist der Hauptort Sitz einer Bayerischen Musikakademie.
2013 schloss in Marktoberdorf unter großem Bürgerprotest die Kreisklinik. Sie wurde im Mai 2017 beseitigt, wobei wider Erwarten auch nach zwei Sprengungen zunächst ein Rest stehen blieb.
Im Dezember 2022 wurde mit der Eröffnung des 600 m langen Tunnels Bertoldshofen der B 472 die Ostumgehung von Marktoberdorf abgeschlossen.
Marktoberdorf wuchs von 1988 bis 2008 um 2076 Einwohner bzw. um ca. 13 %. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Einwohnerzahl von 16.146 auf 18.539 um 2393 bzw. 14,8 %. Am 30. September 2022 zählte Marktoberdorf 18.886 Einwohner, ein Jahr später 19.025 Einwohner.
Ende 2022 hatte die Stadt lt. Einwohnermeldeamt 18.978 Einwohner.
Die Einwohnerzahlen ab 1840 beziehen sich auf die heutige Gemeindefläche.
Erster Bürgermeister ist Wolfgang Hell (CSU). Er wurde bei der Kommunalwahl 2014 mit 63,5 % der Stimmen (Stichwahl) ins Amt gewählt und 2020 in der Stichwahl mit 57,3 % der Stimmen im Amt bestätigt.[12]
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Blasonierung: „In Silber ein wachsender, hersehender, golden gerüsteter, behelmter, beinbeschienter, schwarz gegürteter, römischer Legionär in natürlichen Farben mit rotem Waffenrock, Umhang und Helmbusch, mit goldbeheftetem, silbernem Schwert den Umhang mit einem wachsenden, golden geschürzten, bittenden, nackten Bettler in natürlichen Farben teilend.“[13]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde nach dem heiligem Martin von Tours, dem Patron der Stadtpfarrkirche in Marktoberdorf, dem Wahrzeichen der Stadt, gewählt. Aus dem Jahr 1811 stammt eine farbige Zeichnung des ersten bekannten Marktsiegels von 1745. Es zeigt den heiligen Martin ohne Helm in langem blauen Gewand. Er steht auf einem Kissen und teilt seinen roten Mantel mit dem Schwert. Daneben sitzt ein bärtiger Bettler in rotem Gewand. Die Umschrift auf dem Siegel lautet IN DEM MARCHT OBERDORF. Unter dem Siegelbild steht MARTINVS. Das Stadtwappen wurde 1837 zur beschriebenen Form vereinfacht, 1928 erneut angenommen. In seiner heutigen Darstellung wird es seit 2003, dem Jahr des 50-jährigen Stadtjubiläums, geführt.
Marktoberdorf liegt am Südostrand des alemannischen Sprachraums. Die südostschwäbische bzw. Ostallgäuer Mundart in und um Marktoberdorf zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass mittelhochdeutschou sich zu geschlossenem oo entwickelt hat (zum Beispiel glooba – glauben – oder Oog – Auge) und das r nach einem Vokal in der Wortmitte häufig entfällt und der vorangegangene Vokal lang gesprochen wird (zum Beispiel Wuuscht – Wurst –, Maat – Markt –, heet – hart).
Ehemaliges Fürstbischöfliches Schloss mit einer 2 km langen Lindenallee aus dem 18. Jahrhundert, der sogenannten Kurfürstenallee, zum Aussichtspunkt Tempel. Das Schloss war ein Jagdschloss der Augsburger Fürstbischöfe und zuletzt der Sommersitz des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen.
Kurfürstenallee: 2 km lange, denkmalgeschützte Lindenallee aus der Barockzeit, zwischen dem ehemaligen fürstbischöflichen Schloss und dem sogenannten „Tempel“.
Zweijährlich im Juni findet der Staffelmixmarathon statt, eine Kombination aus Inlineskaten, Fahrradfahren und Laufen
Nikolauslauf Mitte Dezember
Ettwieser Weiher, Naturfreibad und Klettergarten beim Weiler Ettwiesen südlich der Stadt
Kuhstallweiher, Naturbad bei Kohlhunden
Hallenbad Marktoberdorf
Mehrere Turnhallen und Fußballplätze
Kunsteisstadion unter freiem Himmel
Besichtigungsmöglichkeit der Fendt/Agco-Traktorenwerke
Marktoberdorf besitzt mehrere Sportvereine (EV Allgäu Amigos, FSV Marktoberdorf, FC Thalhofen, TSV Leuterschach, SV Geisenried, Türk Spor Marktoberdorf, FC Sulzschneid, und TSV Bertoldshofen).
Das bekannteste und größte Unternehmen in Marktoberdorf mit rund 5200 Mitarbeitern (Stand: März 2024) ist die Produktionsstätte des TraktorenherstellersAGCO, ehemals Fendt. Im Gemeindeteil Leuterschach befindet sich die Produktionsstätte (ehemals Brauerei Sailer) des Allgäuer Brauhauses, das heute zur Radeberger Gruppe gehört und gegenüber ein Zweigwerk der Maschinenfabrik Niehoff. Weitere Unternehmen sind Eisen-Fendt (Stahl- und Werkzeughandel), Atterer (Eisenwarenhandel), Hubert Schmid (Bau, Recycling, Bodenaufbereitung), Xaver Schmid (Bauunternehmen) sowie Rösle.
Von zunehmender Bedeutung für den staatlich anerkannten Erholungsort ist auch der Tourismus. 2019 erfolgten 111.206 Übernachtungen.
Marktoberdorf hat eine traditionell niedrige Arbeitslosenquote. Sie betrug im November 2017 im Bereich der Dienststelle Marktoberdorf des Arbeitsamts Kempten 2,0 %.
Die Stadt liegt an den Bahnstrecken Biessenhofen–Marktoberdorf und Marktoberdorf–Füssen, stündlich verkehren Züge Richtung Kaufbeuren im Norden bzw. nach Füssen im Süden. Darüber hinaus besteht stündlich eine Direktverbindung nach München und Augsburg, wobei nach München seit Dezember 2021 nur noch drei Zugpaare täglich verkehren. Von und nach Augsburg gibt es Montag bis Freitag zudem einzelne Verstärkerzüge. Insgesamt hat Marktoberdorf drei Stationen: Marktoberdorf Bahnhof, den Bahnhof im Gemeindeteil Leuterschach und den Haltepunkt Marktoberdorf Schule. Ein weiterer Halt ist für den Stadtteil Nord geplant.
Marktoberdorf liegt im Schnittpunkt der Bundesstraßen 12, 16 und 472; über diese besteht Anschluss an die Autobahnen 7 und 96.
Die Lokalredaktion Marktoberdorf des Allgäuer Zeitungsverlags produziert einen Lokalteil Marktoberdorfer Landbote / Obergünzburger Nachrichten der
Allgäuer Zeitung.
Die Stadt bezieht Trinkwasser aus drei Standorten: aus den Brunnen im Kirchthaler Moos ca. 10 km südlich der Stadt, aus den Brunnen südlich des Gemeindeteils Bertoldshofen und aus der Quelle Mährenleiten des Wasserbeschaffungsverbandes Oberthingau ca. 6 km südwestlich.
Gabriele Schwarz-Eckart (1937–1943), ein jüdisches Mädchen, nach dessen Schicksal in der NS-Zeit der Allgäuer Filmemacher Leo Hiemer den Film Leni produzierte
Franz Roth (* 1946 in Bertoldshofen-Hausen), Fußballspieler
Siegfried Zimmer (* 1947), evangelischer Theologe und Religionspädagoge
Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1739–1812), ehemaliger Kurfürst und Erzbischof von Trier und Fürstbischof von Augsburg, Grabstätte in Marktoberdorf beim ehemaligen Schloss.
Ludwig Wilhelm Fischer (1817–1890), deutscher Heimatforscher und Landrichter in Marktoberdorf. Sein Nachlass, die Fischeriana, enthält die umfangreichsten Informationen zum Landgericht Oberdorf im 19. Jahrhundert.
Franz Schmid sen. (1863–1950), Baumeister, Ziegeleibesitzer, Heimatforscher, Ehrenbürger
Maria Bauer: Marktoberdorf heute und morgen, Kempten: AVA, Verl. Allgäu, 2001, ISBN 3-924809-73-9
Maria Bauer: Unser Marktoberdorf: Wege und Begegnungen, Kempten: Allgäuer Zeitungsverl., 1990, ISBN 3-88006-149-1
Mechtild Becker: Marktoberdorf (Die Reihe Archivbilder) [Bildband], Erfurt: Sutton, 2002, ISBN 3-89702-438-1
Rainer Christlein: Das alamannische Reihengräberfeld von Marktoberdorf im Allgäu (Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte; H. 21), Kallmünz/Opf.: Lassleben, 1966
Richard Dertsch: Landkreis Marktoberdorf, (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern: Schwaben; Bd. 1), München: Kommission f. Bayer. Landesgeschichte, 1953
Claudia Eisinger-Schmidt (Verf.), Komm. für Bayer. Landesgeschichte München (Hrsg.): Marktoberdorf (Historischer Atlas von Bayern: Teil Schwaben: Reihe 1; H. 14), Kallmünz: Lassleben, 1985, ISBN 3-7696-9935-1 (zugleich Dissertation, Universität München 1982 unter dem Titel Herrschaftsentwicklung und Herrschaftsstrukturen im östlichen Allgäu beiderseits der Wertach).
Reinhard Heydenreuter (Hrsg.: Konrad Ackermann und Manfred Pix im Auftr. des Bayerischen Sparkassen- und Giroverbandes): Marktoberdorf: kurfürstlicher Sommersitz im Ostallgäu (Bayerische Städtebilder: Schwaben), Stuttgart: Dt. Sparkassenverl., 1997, ISBN 978-3-09-303837-2
Michael Petzet: Landkreis Marktoberdorf (Kurzinventar), (Bayerische Kunstdenkmale; 23), München: Deutscher Kunstverl., 1966
Alois Regner: Bausteine zur Heimatkunde des Landkreises Marktoberdorf, Marktoberdorf: Kreisverband Marktoberdorf im Heimatbund Allgäu e. V., 1959
Alois Regner (Verf.), Kreisverband Marktoberdorf im Heimatbund Allgäu e. V. (Hrsg.): 500 Inschriften auf Gedenksteinen, Gedenktafeln, öffentlichen Gebäuden, Epitaphien, Votivtafeln und Kirchenglocken im Landkreis Marktoberdorf (Inschriften-Sammlung in Bayrisch-Schwaben), Marktoberdorf: Kreisverband Marktoberdorf im Heimatbund Allgäu e. V., 1958
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
↑Stadtgeschichte. Gemeinde Marktoberdorf, abgerufen am 20. September 2020.
↑ abWilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.519.
↑Stefan März: Oberdorf, Bayern und der Erste Weltkrieg. In: Der Große Krieg in Markt Oberdorf. (Marktoberdorfer Heimatblätter). Hrsg. vom Heimatverein Marktoberdorf e. V. und der Stadt Marktoberdorf, Marktoberdorf, 2014. S. 11–21