Die Muskatnussgewächse (Myristicaceae) sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Magnolienartigen (Magnoliales). Zu ihr gehören etwa 18 bis 21 Gattungen mit etwa 475 bis 500 Arten. Die bekannteste Art dieser Familie ist der Muskatnussbaum (Myristica fragrans). Neben dieser Gewürzpflanze gibt es auch Arten, die Grundstoffe für die Parfümindustrie liefern.
Die Arten der Muskatnussgewächse wachsen als immergrüne, verholzende Pflanzen: fast immer Bäume oder selten Lianen. Nur einige Virola-Arten sind laubabwerfend. Das Holz ist rötlich. Sie besitzen Siebröhrenplastiden vom S-Typ. Die Pflanzen enthalten farbigen, meistens roten Saft, besonders in der Rinde oder um das Kernholz herum. Alle Pflanzenteile enthalten ätherische Öle. Die Endknospen sind meist lang.
Die wechselständig und spiralig oder meist zweizeilig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele sind meist kurz. Die einfachen und ledrigen Blattspreiten sind fiedernervig. Die Blattunterseite ist oft bläulich. Der Blattrand ist glatt. Nebenblätter fehlen.
Muskatnussgewächse sind selten einhäusig (monözisch) oder meist zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtig. Die Blüten stehen in ganz unterschiedlich aufgebauten Blütenständen (Zymen, Wickeln, Trauben oder Köpfen) mit Hochblättern. Die kleinen, eingeschlechtigen, meist dreizähligen Blüten sind spiralig aufgebaut, also nicht wirtelig, dennoch mehr oder weniger radiärsymmetrisch. Sie besitzen meist nur drei (zwei bis fünf) verwachsene Blütenhüllblätter. Die männliche Blüten enthalten selten zwei, meist drei bis 30 fertileStaubblätter, aber keine Rudimente eines Gynoeceums. Die Staubfäden sind zu einer Röhre oder einem Diskus verwachsen. Die tetrasporangiaten Staubbeutel sind mit der Staubfadenröhre zu einem Ring verwachsen oder sind frei. Pro weiblicher Blüte ist nur ein oberständiges Fruchtblatt vorhanden mit nur einer Samenanlage, aber keine Rudimente eines Androeceum.
Die meist sehr große Frucht ist fleischig bis nicht fleischig (wenn nicht fleischig dann ist sie lederig) und einsamig; sie öffnet sich meist mit zwei Klappen. Die großen Samen besitzen einen fleischigen, oft sehr farbigen Arillus, der beim Muskatnussbaum (Myristica fragrans) auch genutzt wird. Das Endosperm enthält meist viel Öl. Der gut differenzierte Embryo ist sehr klein. Es werden zwei Keimblätter (Kotyledonen) gebildet, die manchmal an ihrer Basis verwachsen sind.
Die Verbreitung der Familie ist pantropisch. Südamerika und Afrika sind Zentren der Artenvielfalt. Die meisten Arten kommen im Tiefland-Regenwald vor.
Myristicacarpum chandlerae ist der früheste Fossilfund eines Samens aus der Familie der Myristicaceae. Der Fund stammt aus dem Frühen Eozän der London Clay flora des südlichen Englands, er wurde also in Tonablagerungen gefunden.[1] Der Ursprung der Familie wird im nordwestlichen Gondwana-Kontinent vermutet. Obwohl die frühesten Nachweise (Fossilien und Pollen) etwa 21 bis 15 Millionen Jahre alt sind, erfolgte jedoch die Abspaltung von den verwandten Taxa der Magnoliales wohl vor 84 bis 57 Millionen Jahren. Die ursprünglichsten rezenten Taxa kommen heute auf Madagaskar (Brochoneura, Mauloutchia) vor.
CephalosphaeraWarb. (Beachte: es gibt in der Zoologie auch CephalosphaeraEnderlein, eine Gattung der Pipunculidae innerhalb der Zweiflügler (Diptera)). Die Pflanzengattung enthält nur eine Art:
Compsoneura(A.DC.) Warb.: Von den neun bis elf Arten in der Neotropis sind sieben nur in Südamerika verbreitet, die anderen reichen auch bis Zentralamerika.[5]
Hervé Sauquet: Systematic revision of Myristicaceae (Magnoliales) in Madagascar, with four new species of Mauloutchia. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 146, 2004, S. 351–368.
Hervé Sauquet: Myristicaceae I In: S. M. Goodman, J. P. Benstead (Hrsg.): The Natural History of Madagascar, University of Chicago Press, Chicago, 2003, S. 319–321.
Hervé Sauquet: Androecium diversity and evolution in Myristicaceae (Magnoliales), with a description of a new Malagasy genus, Doyleanthus gen. nov. In: American Journal of Botany, Volume 90, 2003, S. 1293–1305.
Hervé Sauquet, J. A. Doyle, T. Scharaschkin, T. Borsch, K. W. Hilu, L. W. Chatrou, A. Le Thomas: Phylogenetic analysis of Magnoliales and Myristicaceae based on multiple data sets: implications for character evolution. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 142, 2003, S. 125–186.
Hervé Sauquet, A. Le Thomas: Pollen diversity and evolution in Myristicaceae (Magnoliales). In: International Journal of Plant Sciences, Volume 164, 2003, S. 613–628.
James A. Doyle, Hervé Sauquet, T. Scharaschkin, A. Le Thomas: Phylogeny, molecular and fossil dating, and biogeographic history of Annonaceae and Myristicaceae (Magnoliales). In: International Journal of Plant Sciences, 165 Supplement, 2004, S. 55–67.
Bingtao Li, Thomas K. Wilson: Myristicaceae., S. 96 - textgleich online wie gedrucktes Werk, Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 7: Menispermaceae through Capparaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2008. ISBN 978-1-930723-81-8 (Abschnitte Beschreibung und Verbreitung)
Bernard Verdcourt: Myristicaceae, R. M. Polhill: Flora of Tropical East Africa, Royal Botanic Gardens, 1997, 11 Seiten.
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James A. Doyle, Steven R. Manchester, Hervé Sauquet: A Seed Related to Myristicaceae in the Early Eocene of Southern England. In: Systematic Botany, Volume 33, Issue 4, 2008, S. 636–646.
↑Myristicaceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 10. August 2014.
↑ abcMyristicaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
↑ abWalter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.