Notker starb an den Folgen einer Infektionskrankheit, welche Teilnehmer des Italien-Feldzugs Kaiser Heinrichs II. nach St. Gallen eingeschleppt hatten.
Notkers Übersetzungstechnik ist nicht einseitig auf das Verständnis des lateinischen Textes ausgerichtet, sondern zielt vielmehr auch auf einen treffenden (althoch)deutschen Ausdruck ab. Dies machte ihn vor allem bei seinen Schülern hochbeliebt. Notker hat de facto eine neue Wissenschaftssprache und eine mit künstlerischem Feingefühl durchsetzte deutsche Literatursprache geschaffen. Er verfasste unter anderem auch eine musiktheoretische Abhandlung.
Beeindruckend ist auch das graphematische System, das er für seine alemannische Muttersprache mitgeschaffen hat. Hierzu äussert sich Notker in einem Brief an Bischof Hugo von Sitten folgendermassen: «Man müsse wissen, daß die deutschen Wörter nicht ohne Akzent – Akut und Zirkumflex – geschrieben werden dürfen mit Ausnahme der Artikel, die allein ohne Akzent ausgesprochen würden.»[1]
Notker war ein feiner Beobachter seiner alemannischen Sprache, was sich in seinen Werken auch in der Schreibung der Plosive niederschlug: Im Wortanlaut wechseln in seinem Schreibsystem b und p, d (soweit < germ. þ, nicht < t) und t sowie g und k je nach Auslaut des vorangehenden Wortes. Die stimmlosen Konsonanten p, t, k stehen erstens am Anfang eines Satzes oder Satzteils und zweitens innerhalb eines Satzes, wenn das unmittelbar vorausgehende Wort auf einen stimmlosen Konsonanten endet (bei Notker p, t, k; pf, z, ch; b, d, g; f, h, s). Dagegen stehen die Konsonanten b, d, g im Anlaut, wenn das unmittelbar vorausgehende Wort auf einen Vokal oder einen stimmhaften Konsonanten endet (bei Notker l, r, m, n). Das Anlautgesetz gilt auch für das Grundwort eines Kompositums.[2][3]
Beispiele:
demo golde, aber des koldes (‚dem Golde‘, ‚des Goldes‘)
Ida Fleischer: Die Wortbildung bei Notker und in den verwandten Werken, eine Untersuchung der Sprache Notkers mit besonderer Rücksicht auf die Neubildungen. (1901). Dissertation, Universität Göttingen
Ida Fleischer: Erklärungen Einiger Isolierter Wortformen in Notkers Werken. In: Journal of English and Germanic philology. Band5, Nr.3, 1905, S.353–354, JSTOR:27699760.
Sonja Glauch: Die Martianus-Capella-Bearbeitung Notkers des Deutschen. Tübingen 2000 (Münchener Texte und Untersuchungen 116/117) (Max-Weber-Preis der BADW 1999).
Dieter Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter. 4. Notker III. 3., aktualisierte Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000, S. 199 (Buchausgabe).
Harald Saller: Ein neues Editionskonzept für die Schriften Notkers des Deutschen anhand von De interpretatione. Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-50250-8 (Kultur, Wissenschaft, Literatur. Beiträge zur Mittelalterforschung, Bd. 4), Dissertationsschrift 2003 (Demo-CD).
Notker der Deutsche: Die Werke. Neue Ausgabe. Hg. v. Tax, Petrus W. / King, James C. Band 1A: Notker latinus zu Boethius, »De consolatione Philosophiae«. De Gruyter, Berlin 2008.
Harald Saller: Allgemeines zu Notker III. von St. Gallen. Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, archiviert vom Original am 9. Februar 2009; abgerufen am 8. September 2017.
Franz Kampers, Klemens Löffler: Notker.The Catholic Encyclopedia 11. Robert Appleton Company, New York, 1911. Veröffentlicht auf newadvent.org, 13. Januar 2017 (englisch).
↑ Abschnitt sowie die Übersetzung des Notker-Zitates nach: Dieter Kartschoke (siehe Literatur)
↑Wilhelm Braune: Althochdeutsche Grammatik. I. Laut- und Formenlehre (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte. A. Hauptreihe. Bd. 5.1). 16., Auflage, neu bearbeitet von Frank Heidermanns. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2018, S. 145 f.
↑Stefanie Stricker: Notkers Anlautgesetz. In: Metzler Lexikon Sprache. Hrsg. von Hans Glück. Metzler, Stuttgart/Weimar 1993, S. 429.