Olympische Geschichte Marokkos

MAR
Gelbes Symbol für Goldmedaillen mit stilisierten Olympischen Ringen Graues Symbol für Silbermedaillen mit stilisierten Olympischen Ringen Braundes Symbol für Bronzemedaillen mit stilisierten Olympischen Ringen
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Marokko, dessen NOK, das Comité Olympique Marocain, 1959 gegründet und im gleichen Jahr vom IOC anerkannt wurde, nimmt seit 1960 an Olympischen Sommerspielen teil. 1976 und 1980 folgte man den Boykottaufrufen der afrikanischen Länder bzw. der USA. Marokkos NOK schickte Athleten zu den Winterspielen von 1968, 1984, 1988, 1992, 2010 und 2014.

Der erste Medaillengewinner Marokkos: Rhadi Ben Abdesselam mit Silber im Marathon (rechts der äthiopische Sieger Abebe Bikila)

Marokko nahm erstmals an den Spielen von 1960 in Rom teil. Die 47 Männer traten in der Leichtathletik, im Boxen, Fechten, Radsport, Turnen, Segeln, modernen Fünfkampf, Schießen, Gewichtheben und Ringen an. Die ersten Olympioniken kamen aus der Boxstaffel. Am 25. August 1960 traten der Fliegengewichtler Abdelkader Belghiti, der Bantamgewichtler Ahmed Bouazza, der Leichtgewichtler Abdelkader Gangani, der Halbweltergewichtler Mohamed Boubekeur sowie der Weltergewichtler Mohamed Atmani zu ihren Wettkämpfen an. In Rom konnte die marokkanische Mannschaft gleich den ersten Medaillengewinn feiern. Der Leichtathlet Rhadi Ben Abdesselam gewann am 10. September 1960 die Silbermedaille im Marathonlauf, sein Teamkollege Bakir Benaïssa erreichte als Achter das Ziel.

In Tokio 1964 nahm erstmals eine marokkanische Fußballauswahl am olympischen Turnier teil, 1968 in Mexiko-Stadt eine marokkanische Basketballmannschaft. Bei beiden Olympischen Spielen blieb die marokkanische Olympiamannschaft erfolglos. Auch in München 1972 blieben Erfolge aus. Mit der 800-Meter-Läuferin Malika Hadky nahm am 31. August 1972 die erste marokkanische Frau an Olympischen Spielen teil. Zudem starteten erstmals marokkanische Judokas.

Bei den Spielen von Montreal 1976 zog Marokko erst nach dem zweiten Wettkampftag seine Olympiamannschaft zurück, um sich dem Boykott der afrikanischen Länder anzuschließen. Dem von den USA geführten Boykott der Spiele von Moskau 1980 schloss sich das Land sofort an.

Nawal El Moutawakel gewann 1984 im 400-Meter-Hürdenlauf die erste Goldmedaille Marokkos

In Los Angeles 1984 gab es den ersten Olympiasieg für Marokko. Nawal El Moutawakel gewann über 400 Meter Hürden nicht nur die erste Goldmedaille Marokkos, sie war zudem die erste weibliche Medaillengewinnerin. Ihr Teamkollege Saïd Aouita gewann drei Tage später als erster marokkanischer Mann ebenfalls Gold. Er siegte über 5000 Meter.

Drei Medaillen konnte Marokko in Seoul 1988 verbuchen. Brahim Boutayeb wurde Olympiasieger im 10.000-Meter-Lauf, Aouita gewann mit Bronze über 800 Meter seine zweite olympische Medaille. Eine weitere Bronzemedaille gewann der Boxer Abdelhak Achik im Federgewicht. 1992 in Barcelona konnten marokkanische Sportler einen kompletten Medaillensatz gewinnen. Khalid Skah schaffte mit seinem Sieg im 10.000-Meter-Lauf den zweiten marokkanischen Erfolg in Folge in dieser Disziplin. Rachid El Basir gewann Silber im 1500-Meter-Lauf, der Boxer Mohamed Achik, der Bruder von Medaillengewinner Abdelhak Achik, Bronze im Bantamgewicht. In Barcelona gingen zum ersten Mal Sportler in den Sportarten Tennis und Tischtennis an den Start.

Die Leichtathleten sorgten für zwei weitere Medaillen für Marokko bei den Spielen von Atlanta 1996. Khalid Boulami gewann Bronze im 5000-Meter-Lauf, Salah Hissou im 10.000-Meter-Lauf. Titelverteidiger Skah wurde hier Siebter. Von der Anzahl der Medaillen her war Marokko bei den Spielen von Sydney 2000 am erfolgreichsten. Fünf Medaillen wurden gewonnen. Eine Silbermedaille gewann Hicham El Guerrouj über 1500 Meter, jeweils eine Bronzemedaille gewannen Brahim Lahlafi über 5000 Meter, Ali Ezzine über 3000 Meter Hindernis, Nezha Bidouane über 400 Meter Hürden, sowie der Boxer Tahar Tamsamani im Federgewicht. In Sydney nahmen erstmals Kanuten, Schwimmer und Taekwondokämpfer aus Marokko teil.

2004 in Athen konnte El Guerrouj einen Doppelsieg über 1500 und 5000 Meter feiern. Damit ist er der bis heute (Stand 2017) erfolgreichste Teilnehmer Marokkos an Olympischen Spielen. Die 800-Meter-Läuferin Hasna Benhassi gewann zudem Silber, in einem Rennen, dessen Entscheidung über Silber und Bronze durch die Zielfotoauswertung zu Stande kam. Über die gleiche Distanz schaffte bei den Männern Mouhssin Chehibi Platz 4 und verpasste Bronze um 0,51 Sekunden. Benhassi gewann 2008 in Peking zum zweiten Mal in Folge Bronze über 800 Meter. Jaouad Gharib gewann im Marathonlauf der Männer Silber. In Peking startete zum ersten Mal ein Bogenschütze aus Marokko.

Eine Bronzemedaille gewann 2012 in London der 1500-Meter-Läufer Abdalaati Iguider. In London ging erstmals eine Reiter an den Start. In Rio de Janeiro 2016 nahm erstmals ein Golfspieler teil. Hier gewann Marokko eine weitere Bronzemedaille durch den Boxer Mohammed Rabii im Weltergewicht.

Bei der olympischen Premiere der Sportarten Surfen und Karate in Tokio 2020 war Marokko vertreten. Zudem nahmen erstmals Athleten des Landes im Beachvolleyball und Triathlon teil. Vier Jahre später bei den Spielen in Paris nahmen erstmals ein Skateboarder und zwei Breakdancer Marokkos an Olympischen Spielen teil. Dort gewann die Männerfußballmannschaft des Landes Bronze, was zugleich die erste olympische Medaille Marokkos in einer Mannschaftssportart war.

Samir Azzimani, der einzige Teilnehmer Marokkos 2010 in Vancouver beim Einmarsch der Athleten

In Grenoble 1968 ging erstmals eine marokkanische Mannschaft bei Winterspielen an den Start. Die ersten Wintersportler des Landes waren die alpinen Skirennfahrer Said Housni, Hassan Lahmaoui, Mohamed Aomar und Mimoun Ouitot im Riesenslalom.

Bei den folgenden drei Austragungen der Winterspiele verzichtete Marokko auf eine Teilnahme. 1984 in Sarajewo und 1988 in Calgary wurde Marokko wieder durch alpine Skirennfahrer vertreten. In Albertville 1992 nahmen erstmals Skilangläufer teil. Zudem ging hier mit Nawal Slaoui im Super-G die erste Wintersportlerin des Landes an den Start.

Nach 18 Jahren Pause nahm Marokko dann wieder 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi teil.

Seit 1998 ist Nawal El Moutawakel, die Olympiasiegerin von 1984, Mitglied des IOC. Von 2012 bis 2016 war sie die Vizepräsidentin des IOC.

Übersicht der Teilnehmer

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Jahr Athleten Sportarten Medaillen
Gesamt Medaillen – Gesamt Rang
1896–1956 nicht teilgenommen
1960 48 48 0 7 7 4 8 2 4 5 4 1 6 1 1 32
1964 20 20 0 2 12 2 4
1968 24 24 0 12 5 3 4
1972 35 33 2 3 19 3 8 3
1976 9 9 0 5 4
1980 nicht teilgenommen
1984 34 33 1 4 15 3 3 4 5 2 2 18
1988 27 24 3 7 4 11 5 1 2 3 28
1992 44 43 1 7 16 1 13 4 2 1 1 1 1 3 31
1996 34 32 2 6 1 3 17 5 1 1 2 2 68
2000 55 46 9 5 17 2 1 24 1 1 3 1 1 4 5 58
2004 55 47 8 7 1 16 1 2 22 1 3 2 2 1 3 37
2008 47 36 11 1 10 2 4 26 2 3 1 1 2 67
2012 63 46 17 8 2 16 4 1 21 3 1 2 1 3 3 1 1 78
2016 49 29 20 8 1 2 1 3 1 20 3 1 3 1 2 3 1 1 78
2020 45 31 14 2 6 1 1 1 2 2 1 14 1 4 1 1 1 2 1 3 1 1 1 63
2024 61 43 18 2 3 2 2 19 1 3 2 13 2 2 1 1 1 2 1 1 2 1 1 1 2 60
Gesamt 8 5 13 26
Adam Lamhamedi in Sotschi 2014
Jahr Athleten Sportarten Medaillen
Gesamt Medaillen – Gesamt Rang
1924–1964 nicht teilgenommen
1968 5 5 0 5
1972–1980 nicht teilgenommen
1984 4 4 0 4
1988 3 3 0 3
1992 12 10 2 9 3
1994–2006 nicht teilgenommen
2010 1 1 0 1
2014 2 1 1 2
2018 2 2 0 2
2022 1 1 0 1
Gesamt 0 0 0 0

Liste der Medaillengewinner

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Saïd Aouita, der erste marokkanische Mann, der Olympiasieger wurde
Name Spiele Sportart Disziplin
Nawal El Moutawakel 1984 Los Angeles Leichtathletik 400 Meter Hürden
Saïd Aouita 1984 Los Angeles Leichtathletik 5000 Meter
Brahim Boutayeb 1988 Seoul Leichtathletik 10.000 Meter
Khalid Skah 1992 Barcelona Leichtathletik 10.000 Meter
Hicham El Guerrouj 2004 Athen Leichtathletik 1500 Meter
Hicham El Guerrouj 2004 Athen Leichtathletik 5000 Meter
Soufiane el-Bakkali 2020 Tokio Leichtathletik 3000 m Hindernis
Soufiane el-Bakkali 2024 Paris Leichtathletik 3000 m Hindernis

Silbermedaillen

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Name Spiele Sportart Disziplin
Rhadi Ben Abdesselam 1960 Rom Leichtathletik Marathon
Rachid El Basir 1992 Barcelona Leichtathletik 1500 Meter
Hicham El Guerrouj 2000 Sydney Leichtathletik 1500 Meter
Hasna Benhassi 2004 Athen Leichtathletik 800 Meter
Jaouad Gharib 2008 Peking Leichtathletik Marathon

Bronzemedaillen

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Der Boxer Tahar Tamsamani gewann 2000 Bronze im Federgewicht
Name Spiele Sportart Disziplin
Abdelhak Achik 1988 Seoul Boxen Federgewicht
Saïd Aouita 1988 Seoul Leichtathletik 800 Meter
Mohamed Achik 1988 Seoul Boxen Bantamgewicht
Khalid Boulami 1996 Atlanta Leichtathletik 5000 Meter
Salah Hissou 1996 Atlanta Leichtathletik 10.000 Meter
Tahar Tamsamani 2000 Sydney Boxen Federgewicht
Ali Ezzine 2000 Sydney Leichtathletik 3000 Meter Hindernis
Brahim Lahlafi 2000 Sydney Leichtathletik 5000 Meter
Nezha Bidouane 2000 Sydney Leichtathletik 400 Meter Hürden
Hasna Benhassi 2008 Peking Leichtathletik 800 Meter
Abdalaati Iguider 2012 London Leichtathletik 800 Meter
Mohammed Rabii 2016 Rio de Janeiro Boxen Weltergewicht
Ilias Akhomach
Oussama El Azzouzi
Benjamin Bouchouari
Mehdi Boukamir
Abde Ezzalzouli
Rachid Ghanimi
Achraf Hakimi
Munir El Kajoui
Yassine Kechta
Bilal El Khannous
Mehdi Maouhoub
Akram Nakach
Zakaria El Ouahdi
Soufiane Rahimi
Amir Richardson
Eliesse Ben Seghir
Adil Tahif
Oussama Targhalline
Haytam Manaout
2024 Paris Fußball Männerturnier

Medaillen nach Sportart

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Sportart Gold Silber Bronze Gesamt
Leichtathletik 8 5 8 21
Boxen 0 0 4 4
Fußball 0 0 1 1
Gesamt 8 5 13 26
  • Marokko in der Datenbank von Sports-Reference (englisch; archiviert vom Original)
  • Marokko auf Olympics.com – The Official website of the Olympic movement (englisch).