Phaidra wird von Aphrodite verzaubert, wodurch sie sich in ihren Stiefsohn Hippolytos verliebt. Dieser weist ihre Liebe zurück. Phaidra begeht daraufhin Selbstmord, hinterlässt vorher jedoch auf einem Täfelchen die falsche Beschuldigung, Hippolytos habe ihr nachgestellt.
Als Theseus zurückkehrt und Phaidra tot vorfindet, verflucht er Hippolytos, worauf dieser mit seinem Wagen flieht. Auf Bitten Theseus’ sendet Poseidon ein Meeresungeheuer, das die Pferde am Wagen des Hippolytos scheu macht. Hippolytos stürzt vom Wagen, verfängt sich in den Zügeln und wird zu Tode geschleift.
Die erste bekannte lateinische Fassung ist die von Ovid, der diesen Stoff sowohl in seinen Heroides[1] als auch in den Metamorphosen[2] behandelt.
Seneca knüpft in seiner Tragödie Phaedra an Euripides an.
Senecas Werk war die Grundlage für eine Reihe von Nachdichtungen im 16. und 17. Jahrhundert, zum Beispiel von Ottaviano Zara (Hippolito, 1558), Robert Garnier (Hippolyte, 1573) und von Jacques Pradon (Phèdre et Hippolyte, 1677)
Die Uraufführung einer Überschreibung des Stoffes mit dem Titel Phädra in Flammen von Nino Haratischwili, inszeniert von der niederländischen Regisseurin und Drehbuchautorin Nanouk Leopold am Berliner Ensemble in Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen, fand am 25. Mai 2023 statt. Hierbei verliebt sich Phädra nicht in den Stiefsohn, sondern in die zukünftige Schwiegertochter Persea, die von Theseus für Demophon ausgesucht wurde - „ein Skandal, der laut dem Hohepriester Menschenopfer fordert“.[4]
Der Stoff inspirierte ebenfalls Benjamin Britten, der als sein letztes Vokalwerk eine Kantate zur Phaidra-Thematik verfasste, die er der Sopranistin Janet Baker zueignete. Sie sang die Kantate in der Uraufführung beim Aldeburgh Festival 1976.
Im Song „Some Velvet Morning“ von Lee Hazlewood, den er zusammen mit Nancy Sinatra eingespielt hat, wird ebenfalls auf den Mythos angespielt (Album „Nancy & Lee“, 1968).
Die Band Tangerine Dream, Vorreiter in der elektronischen Musik, betitelte 1974 ein für ihren späteren Musikstil prägendes Album „Phaedra“; das Album gehört bis heute zu den erfolgreichsten Produktionen der Gruppe (u. a. ein komplett neu eingespieltes Remix-Album 2005).
Antike Darstellungen des Mythos finden sich auf marmornen Sarkophagen, beispielsweise im Musée d’Arles Antique in Arles, in der Kirche San Clemente in Rom und in Agrigent.
Max Grosse: Phaidra. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 578–589.
↑Interpretation bei Jean Firges: Jean Racine. Phèdre. Die Dämonie der Liebe. Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie, 23. Sonnenberg, Annweiler 2008, ISBN 978-3-933264-50-3. Unter anderem mit einem Stammbaum der Götter- und Heldengestalten. Bild des Racine in einem undatierten Kupferstich von Victor Pollet, nach einem Bild von Jean-Auguste-Dominique Ingres, S. 196.