Quentin Crisp (* 25. Dezember 1908 als Denis Charles Pratt in Sutton, London; † 21. November 1999 in Chorlton-cum-Hardy, Manchester, England) war ein britischer Exzentriker, Autor und Entertainer. Vor allem in seiner Wahlheimat USA wurde er in den 1970er und 1980er Jahren zur Identifikationsfigur Homosexueller. Er sah sich allerdings selbst nie als Aktivist der Schwulenbewegung.
Er wuchs im Londoner Stadtteil Sutton als jüngstes von vier Geschwistern auf. Sein Vater war Rechtsanwalt, seine Mutter eine ehemalige Gouvernante. Schon in der Kindheit, geprägt von einer strengen Erziehung, lernte Crisp, sich gegen die Bürgerlichkeit seiner Umgebung zur Wehr zu setzen. Wegen seiner Vorliebe für Make-up und gefärbte Haare und wegen seines weiblichen Auftretens war eine normal-bürgerliche Karriere unmöglich. Nach der Schulzeit, die für ihn nicht glücklich war und die er dennoch erfolgreich absolvierte, begann er am renommierten King’s College in London ein Journalismus-Studium, bestand aber das Examen nicht. Anschließend studierte er eine Zeit lang Kunst. Erst mit über 30 Jahren verließ er das Elternhaus und übersiedelte in die britische Hauptstadt. Er legte seinen bürgerlichen Namen ab und nannte sich Quentin Crisp. In London lebte er in bescheidenen Verhältnissen und verkehrte in Bohème- und Halbweltkreisen. Zeitweise verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Prostitution und viele Jahre als Aktmodell in Kunstschulen.[1] Er versuchte sich in Berufen der Kunst und wurde Illustrator für Bücher. Doch auch hier wurde er nicht akzeptiert. Er versuchte sein Glück als freischaffender Autor, hatte aber auch damit nur wenig Erfolg.
Er schlug sich über zwanzig Jahre mit Gelegenheitsjobs durch, die als „typisch homosexuell“ galten – Aushilfe im Theaterfundus, Praktikant in Friseurgeschäften, Aushilfstätigkeiten in Modeboutiquen usw. Beschimpfungen aus der Bevölkerung und Angriffe auf offener Straße waren für Crisp ebenso an der Tagesordnung wie Ärger mit Arbeitgebern oder der Polizei. Quentin Crisp gilt als der erste Homosexuelle Englands, der sich öffentlich outete. In den 1960er Jahren wurde man öffentlich auf ihn aufmerksam. Er schrieb daraufhin seine Autobiografie, die 1968 veröffentlicht wurde. Crisp war zu diesem Zeitpunkt 59 Jahre alt.
Das Buch fand keinen großen Absatz, bis es verfilmt wurde. Als Fernsehfilm mit John Hurt in der Hauptrolle wurde das Leben des Quentin Crisp unter dem Titel The Naked Civil Servant 1975 im BBC-Fernsehen gesendet. Mit dem Film kam auch der Erfolg, Crisp wurde über Nacht berühmt. Der Film wurde in verschiedenen Sprachen synchronisiert (unter anderem in Deutsch). Auch das Buch wurde schließlich ein Bestseller.
1981 zog Crisp nach New York. Er schrieb eine Reihe von Büchern und Rezensionen, u. a. als Filmkritiker für ein New Yorker Stadtmagazin, und trat in verschiedenen Filmen auf; seine wohl bekannteste Rolle war die der Elizabeth I. in Sally Potters Film Orlando von 1992. Berühmt wurde er durch seine One-Man-Show, mit der er in den USA und Großbritannien auftrat.
Crisp starb im November 1999 während einer Reise durch England.
Die Persönlichkeit Quentin Crisps in all ihren Facetten faszinierte die Menschen. Der Popmusiker Sting widmete Crisp 1987 das Lied Englishman in New York. Zuvor hatte er Crisp in dessen Wohnung in der Bowery besucht. Crisp hatte Sting von den Schwierigkeiten erzählt, sich in den 1950er Jahren in England öffentlich zur eigenen Homosexualität zu bekennen und ein Leben lang als Außenseiter leben zu müssen. Auch Popstar Boy George, der in seiner Kindheit mit ähnlichen Problemen wie Crisp zu kämpfen hatte, schreibt in seiner Autobiographie Take It Like A Man, dass er sich Crisp immer nahe gefühlt und ihn seit frühester Jugend als Vorbild angesehen habe.[2]
Quelle:[3]
Personendaten | |
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NAME | Crisp, Quentin |
ALTERNATIVNAMEN | Pratt, Denis Charles (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Exzentriker, Autor und Entertainer |
GEBURTSDATUM | 25. Dezember 1908 |
GEBURTSORT | Sutton, London |
STERBEDATUM | 21. November 1999 |
STERBEORT | Chorlton-cum-Hardy, Manchester, England |