Quetzalcoatl

Quetzalcoatl (Nahuatl Quetzalcōātl = „Quetzalschlange“ bzw. „leuchtende Schwanzfederschlange“; Mayathan bzw. Itzá Kukulcán, Quiché Q'uq'umatz) ist eine synkretistische Gottheit mehrerer mesoamerikanischer Kulturen, darunter der Tolteken, der Azteken und der Maya. Bei dem Gott Tlahuizcalpantecuhtli dürfte es sich um eine besondere Erscheinungsform des Quetzalcoatl handeln.

Xochicalco – Tempel der Federschlange
Teotihuacán – Kopf der Federschlange

In den frühen Darstellungen wurde Quetzalcoatl zoomorph, d. h. als große Klapperschlange dargestellt, deren Körper mit den Federn des heiligen Quetzalvogels bedeckt ist – so auf der Stele 19 (um 900 v. Chr.) in der Olmeken-Stadt La Venta. In Teotihuacán wurde eine – später überbaute – Tempelpyramide, deren Fassade über und über mit den Darstellungen einer Federschlange bedeckt ist, nach ihm benannt. Die Fassade der Hauptpyramide von Xochicalco ist ebenfalls von Reliefs einer gefiederten Schlange überzogen.

Die Azteken sahen Quetzalcoatl auch als bärtigen und hellhäutigen Mann; dies bezieht sich wahrscheinlich auf den toltekischen König Ce Acatl, der als Priester des Gottes Quetzalcoatl dessen Namen annahm. In den aztekischen Codices ist er in abstrahiert-menschlicher Weise dargestellt; hier trägt er häufig einen sternförmigen Brustpanzer, der auf den Wandelstern Venus verweist.

Toltekische Mythologie

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Bei den Tolteken wurde Quetzalcoatl als Haupt- und Schöpfergott verehrt. Der Morgenstern galt als sein Herz. Sein Bruder und Gegner war Tezcatlipoca.

Aztekische Mythologie

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In der aztekischen Mythologie ist Quetzalcoatl der Gott des Windes, des Himmels, der Erde und ein Schöpfergott. Er symbolisiert den Ozean. In Teotihuacán wurde er früh als Naturgott verehrt (Tempel des Quetzalcoatl). Sein wichtigstes Heiligtum lag in Cholula. Er galt als Herrscher des zweiten Weltzeitalters.

Eine Überlieferung besagte, Quetzalcoatl hätte bei seiner Einschiffung und Abreise nach dem geheimnisvollen Tlapallan verkündet, dereinst über den Atlantischen Ozean mit seinem Gefolge zurückzukehren, um sein Reich wieder in Besitz zu nehmen. Dies wird als einer der Gründe angegeben, weshalb im 16. Jahrhundert der Herrscher Moctezuma II. den spanischen Eroberern unter Hernán Cortés nur zögerlich Widerstand entgegensetzte: Er habe nicht ausschließen können, es mit den Gesandten des Gottes zu tun zu haben.[1] In der neueren Forschung wird diese Erklärung als Geschichtsmythos[2] gedeutet, der auf spanische Rechtfertigungsabsichten zurückzuführen sei. Hernán Cortés hatte nämlich keine Erlaubnis, das Gebiet des heutigen Mexikos zu erobern, sondern sein Auftrag bestand in der Erkundung.[3] Da der Eroberer deshalb von einem spanischen Gericht angeklagt wurde, schrieb er einen Brief an den Kaiser, in dem er davon berichtete, dass die Azteken ihr Reich schon an ihn übergeben hätten, bevor es zu Kampfhandlungen kam, weil sie in Cortés einen erwarteten Herrscher gesehen hätten, der eines Tages wiederkommen würde. Damit konnte die Eroberung Mexikos als Niederschlagung eines aztekischen Aufstandes gedeutet werden[3] und Cortés so der sicheren Todesstrafe für die nicht autorisierte Eroberung entgehen.[4]

Unter dem Namen Kukulcan wurde Quetzalcoatl bei den Maya verehrt. Die Quiché-Indianer im Hochland von Guatemala nannten ihn Q'uq'umatz; er wird an verschiedenen Stellen im Popol Vuh erwähnt.

Quetzalcoatl ist eine der zentralen Figuren im Roman Die gefiederte Schlange (orig. The Plumed Serpent) von D. H. Lawrence. Nach ihm sind außerdem ein Asteroid sowie der oberkreidezeitliche Flugsaurier Quetzalcoatlus benannt, das größte bekannte flugfähige Tier der Erdgeschichte.

Commons: Quetzalcoatl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. William H. Prescott: Die Eroberung Mexikos. DBG, Berlin 1956; S. 68f
  2. Camilla Townsend: Burying the White Gods: New Perspectives on the Conquest of Mexico. The American Historical Review 108, 3, 2003, S. 659–687.
  3. a b Roland Bernhard: Geschichtsmythen über Hispanoamerika. Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in deutschen und österreichischen Schulbüchern des 21. Jahrhunderts. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0204-5, S. 151 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Matthew Restall: Seven Myths of the Spanish Conquest. Oxford University Press, Oxford 2003, S. 7 ff. u.ö.; Daniel Grana-Behrens: Der Zerfall des aztekischen Staates in Zentralmexiko 1516–1521. In: John Emeka Akude et al. (Hrsg.): Politische Herrschaft jenseits des Staates. Zur Transformation von Legitimität in Geschichte und Gegenwart. Springer VS, Wiesbaden 2011, S. 83ff.; Roland Bernhard: Geschichtsmythen über Hispanoamerika. Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in deutschen und österreichischen Schulbüchern des 21. Jahrhunderts. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2013, S. 120 ff.