Im Bereich des heutigen Angers von Retz bildete sich ein Dorf, welches schon 1180 als „Rezze“ (slawisch rěčica, bedeutet so viel wie „kleiner Fluss“, wobei es sich vermutlich um den Retzbach handelte) bezeichnet wurde.
Rudolf von Habsburg verlieh Graf Berthold von Rabenswalde (1278–1312) Grafschaft und Herrschaft Hardegg als Lehen. Der Graf blieb nicht lange in Hardegg, sondern zog nach Retz, wo er das Dominikanerkloster stiftete (die Dominikanerkirche wurde 1295 fertiggestellt) und schließlich um 1300 auch die Stadt Retz gründete.
1314 gelangte die Grafschaft Retz und Hardegg aus Besitzungen der Käfernburger an das Geschlecht der Querfurter – Linie Maidburg-Hardegg, welche 1483 erlosch.
Um 1343 wurde der Prediger Franz von Retz geboren. Er reformierte den Dominikanerorden, lehrte an der Universität Wien, war fünfmal deren Dekan und vertrat die Universität auch auf dem Konzil von Pisa. Er starb am 8. September 1427 in Wien.
Am 25. November 1425 eroberten die Hussiten Retz und wenige Tage später Schrattenthal und Pulkau. Die Stadt wurde zerstört und viele Bewohner getötet. Eine Chronik aus Klosterneuburg berichtet von 6000 Gefangenen, darunter Graf Heinrich von Maidburg-Hardegg, die nach Prag geführt wurden. Nahezu 8000 Mann sollen erschlagen und über 30 katholische Kirchen zerstört worden sein. 1431 erneuter Raubzug der Hussiten.
1467 wurde die Bürgerspitalskapelle zwischen dem Verderberhaus und dem Znaimer Tor geweiht und 1783 wieder säkularisiert. Heute dient sie unter dem Namen „Museum Retz“ (in Retz als „Bürgerspital“ bekannt) als Stadtsammlung und Heimstätte der Südmährischen Galerie.
Nach dem Wiederaufbau eroberte nach einer Belagerung von vier Tagen Matthias Corvinus am 12. Oktober 1486 die Stadt. Bis 1490 gehörte Retz zu seinem Herrschaftsgebiet. In dieser Zeit erhielt die Stadt jene den Weinhandel betreffenden Privilegien, die den künftigen Reichtum der Stadt begründeten. Diesen Privilegien verdankt Retz auch die ausgedehnten und mehrstöckigen Kelleranlagen. Heute werden sie für Führungen genutzt und während der Adventszeit für einen Adventmarkt.
Von 1568 bis 1569 wurde die ehemalige Kirche auf dem Hauptplatz durch Einbau einer Zwischendecke zum Rathaus umgebaut. Im Erdgeschoß wurde die Marienkapelle errichtet. Der Kunsttischler Jakob Barth aus Retz arbeitete über 30 Jahre an den Schnitzarbeiten.
1576 wurde das Sgraffitohaus errichtet. 1928 wurden die inzwischen übermalten Bilder wiederentdeckt und freigelegt.
Das auffällige Verderberhaus stammt aus dem Jahr 1583. Seinen Namen verdankt es der Familie Verderber, die das Haus im Jahr 1848 erwarb.
Zwischen 1660 und 1670 wurde Schloss Gatterburg als Familiensitz derer von Gatterburg errichtet. Heute beheimatet es das Fahrradmuseum von Retz. 1680 gab es eine Pestepidemie in der Stadt. An diese erinnert die Dreifaltigkeitssäule am unteren Ende des Platzes.
Seit dem Jahr 1696 dürfen die Häuser höher sein als die Stadtmauer. Dies nahmen die Dominikaner zum Anlass, ihr Kloster um ein drittes Stockwerk zu erhöhen.
In den Jahren 1701 bis 1713 wurde der Kirchturm barockisiert, 1721 bis 1728 wurde die Kirche selbst vergrößert, umgebaut und barockisiert. Das Altarbild des Heiligen Stephan, gemalt von Leopold Kupelwieser, stammt aus dem Jahr 1852.
Die erste Windmühle in Retz stammte aus dem Jahr 1772 und war aus Holz. Später bekam sie eine Nachbarin. Diese war bereits aus Stein errichtet. Diese Mühle wird aber nur noch als Wohnhaus genutzt. 1831 wurde die hölzerne Windmühle abgetragen und an deren Stelle die heute noch funktionstüchtige Mühle errichtet. An diesen Arbeiten war auch ein Maurer aus Liliendorf (Lesná u Znojma) im nahen Südmähren beteiligt. Er nutzte das erworbene Wissen, um in seinem Heimatort ebenfalls eine Windmühle zu erbauen, die später der Sohn des Retzer Windmüllers übernahm. 1927 wurde der Betrieb eingestellt. Für die TV-Serie „Der Kurier der Kaiserin“ mit Klausjürgen Wussow wurde hier die Duellszene gedreht.
Unweit von der Mühle befindet sich der Kalvarienberg. Er wurde in den Jahren 1727 bis 1737 errichtet und entstammt der Werkstatt von Jakob Seer.
Am 1. November 1871 wurde Retz durch die Österreichische Nordwestbahn an das internationale Bahnnetz angeschlossen. 1896 wurde ein jüdisches Bethaus errichtet, das heute aber nicht mehr besteht. Das Postamt stammt aus dem Jahr 1897.
Im noch heute bestehenden Dominikanerkloster lebte auch der heutige Kardinal Christoph Schönborn. Auch der Dichter Peter Turrini hielt sich einige Zeit in diesem Kloster auf. Seitdem verbindet beide eine enge Freundschaft.[2] In der Fernsehserie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“ arbeitete die Hauptfigur Julia Laubach (gespielt von Christiane Hörbiger) im Retzer Bezirksgericht; das Schloss bildete die Kulisse für den Gendarmerieposten. 2002 wurde das Bezirksgericht Retz geschlossen (Gerichtszuständigkeit nun Hollabrunn).
Retzer Erlebniskeller: einer der größten historischen Weinkeller Mitteleuropas (siehe Weblinks)
Stadtmuseum Retz: findet sich im Bürgersaal im Rathaus
Museum Retz: Heimatmuseum und Südmährische Galerie, „Bürgerspital“
Kino: Retz verfügt über ein Kino und einen Filmclub; das Kino befindet sich auf dem Hauptplatz
Hauptplatz mit Pranger und Dreifaltigkeitssäule, das Verderberhaus im venezianischen Renaissancestil sowie Barock- und Biedermeierbauten. Unter dem Hauptplatz liegen ausgedehnte Weinkeller
Retzer Windmühle: eine der beiden letzten betriebsfähigen Windmühlen in Österreich, die einzige vollständig im Original erhaltene Windmühle in Österreich
Soldatenfriedhof – liegt ein wenig versteckt unweit von Windmühle und Kalvarienberg. 1979 angelegt. Hier fanden alle zuvor im Weinviertel verstreut beerdigten deutschen Gefallenen (und auch Frauen und Männer anderer Nationen) eine gemeinsame Ruhestätte.
Fahrradmuseum: das Fahrradmuseum befindet sich im Schüttkasten, unterhalb von Schloss Gatterburg
Der Gupferte Berg östlich von Unternalb ist ein ehemaliger mittelalterlicher Hausberg und beherbergt eines der wenigen österreichischen Vorkommen der Halbstrauch-Radmelde (Bassia prostrata).
Naturdenkmäler
Laut niederösterreichischem Naturschutzgesetz geschützte Naturdenkmale:[3]
Eierstein: Beim Eierstein handelt es sich um einen Felsen nordwestlich der Stadt, der an ein Riesenei mit teilweise aufgepeckter Schale erinnert.
Retz ist eine traditionelle Wein- und Handelsstadt.
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 206, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 315. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1709. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 42,08 Prozent.
Straße: Mit dem Auto ist Retz in etwa einer Stunde Fahrtzeit von Wien zu erreichen. Retz liegt an den beiden Landesstraßen Retzer Straße (B 35) und Thayatal Straße (B 30). Über die B 35 gelangt man in nördlicher Richtung über den mittlerweile aufgelassenen GrenzübergangMitterretzbach nach Tschechien, die B 30 führt über die Katastralgemeinde Hofern weiter Richtung Drosendorf.
Bahn: Mit dem Zug ist Retz von Wien-Meidling über Wien-Hauptbahnhof und Wien-Floridsdorf stündlich (ab Floridsdorf in rund 60 Minuten Fahrzeit) zu erreichen (zu Stoßzeiten halbstündlich). Seit Dezember 2019 besteht der Stundentakt auch am Wochenende. Der Bahnhof Retz ist ein Trennungsbahnhof mit drei Bahnsteiggleisen. Er ist die nördlichste mit einem Fahrdienstleiter besetzte Station der Nordwestbahn in Österreich. Von ihm aus führt eine der steilsten Normalspurstrecken Österreichs nach Drosendorf-Zissersdorf (errichtet 1910, Lokalbahn Retz–Drosendorf), auf der jedoch der Passagierverkehr am 9. Juni 2001 eingestellt wurde. Der verbliebene Güterverkehr bis Weitersfeld wurde im Dezember 2010 ebenfalls, als die Strecke von der NÖVOG übernommen wurde, aufgelassen. Während der Sommermonate bringt an den Wochenenden und Feiertagen ein Nostalgiezug, der „Reblaus-Express“, Radfahrer und Wanderer nach Drosendorf.[4] Nach der Grenzöffnung wurde in den 1990er Jahren auch der Bahnverkehr nach Znaim wieder aufgenommen. Seit dem Fahrplan 2007 fährt die Bahn auf einer modernisierten und elektrifizierten Strecke bis Schattau und seit dem 12. Dezember 2009 auch weiter bis zur heutigen Endstation nach Znaim.
Volksschule, Vorschule und angeschlossene Sonderschule
Hauptschule und neue Mittelschule
Polytechnikum
Höhere Bundeslehranstalt für Tourismus
Bundeshandelsschule und Bundeshandelsakademie: 1925 als städtische Handelsschule gegründet
In den beiden letzteren Schulen gibt es nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 gemischte Klassen mit österreichischen und tschechischen Schülern. 1996 fand die erste Maturaprüfung einer „Bikulturellen Klasse“ der Bundeshandelsakademie Retz statt.
Erlebnisbad Retz: Das Erlebnisbad Retz ist ein Freibad mit einem normalen Becken mit Wasserrutsche sowie einem großen Sportbecken. Im Winter gibt es neben dem Sportbecken eine Eislaufbahn. Das Bad befindet sich in der Nähe des Schlosses der Familie Suttner-Gatterburg.
Skatepark: ein neu erbauter Skatepark befindet sich in der Nähe der Ortsausfahrt Richtung Kleinhöflein bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Stadion des SC Retz: das Stadion des SC Retz ist unweit des Bahnhofes. Es fasst ca. 2500 Zuschauer, davon sind ca. 1200 Plätze überdacht. Erbaut wurde es im Sommer 1955, das Eröffnungsspiel wurde gegen den damaligen italienischenErstligistenFC Bologna ausgetragen.
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 17 ÖVP, 5 SPÖ, 2 FPÖ und 1 Sonstige.
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 17 ÖVP, 6 SPÖ, 1 FPÖ und 1 Bürgerliste Hebenstreit für Gerechtigkeit.[5]
Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 18 ÖVP, 6 SPÖ und 1 FPÖ.[6]
Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 5. Band: Neusiedl bis Rohrendorf. Sollinger, Wien 1835, S. 242 (Rötz – Internet Archive).
Wilhelm-Christian Erasmus: Burgen, Stifte und Schlösser. Regionen Waldviertel, Donauraum, Südböhmen Vysočina, Südmähren. Destination Waldviertel, Zwettl 2007, ISBN 978-3-9502262-2-5, S. 134 f.
↑Godfrid Wessely, Ilse Draxler, Georg Gangl und Peter Gottschling: Geologie von Niederösterreich, Verlag der Geologischen Bundesanstalt, Wien 2006, S368f, ISBN 3-85316-239-8
↑Der Hauptplatz von Retz ist einer der schönsten und größten Marktplätze Österreichs Und auch unterirdisch lässt sich der Hauptplatz durchqueren Der Retzer Erlebniskeller ist der größte Weinkeller Österreichs: ÖKR Karl Fenth zum Abschied. Abgerufen am 15. September 2022 (österreichisches Deutsch).