Rodolphe Töpffer war der Sohn des Malers Wolfgang Adam Töpffer,[2] dessen Vater (Georges-Christophe Töpffer) aus Deutschland emigriert war.
Seinen ursprünglichen Wunsch, Maler zu werden, musste Töpffer wegen eines Augenleidens aufgeben. Stattdessen fing er 1820 an Latein und Griechisch in einer Privatschule zu unterrichten. Er heiratete 1823 Anne-Marie Moulinié (1801–1857), mit der er vier Kinder hatte: Adèle (1827–1910), François (1830–1870), Charles (1832–1905), Esther (1839–1909).
Dank der Mitgift seiner Frau eröffnete er 1825 ein Knabenpensionat in Genf. Inspiriert von den Ideen von Jean-Jacques Rousseau organisierte er Ausflüge und bald auch grössere Studienreisen mit seinen Schülern. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts reisten sie meist zu Fuss in der Schweiz, in Italien und im benachbarten Frankreich.[3] Diese Reisen sind in den Voyages en zig-zag beschrieben. 1832 erhielt er den Lehrstuhl für Rhetorik und Literatur an der Genfer Akademie (Vorgängerin der Genfer Universität).
Ab 1834 war er konservatives Mitglied des Parlaments des Kantons Genf. Er kämpfte gegen das liberale Bürgertum und den Volkstribun James Fazy (in Histoire d’Albert karikiert), die mit der Revolution von 1842–1846 das alte Patriziersystem im Kanton Genf definitiv abschafften.
In seiner Freizeit zeichnete Töpffer komische, teils skurrile Bildergeschichten. Nachdem Johann Wolfgang von Goethe seine Faust-Parodie Dr Festus sehr gelobt hatte, und auf das Drängen seiner Freunde hin, wurden Töpffers Bildergeschichten ab 1833 veröffentlicht und schnell populär. In diesen Geschichten karikierte er unter anderem die Gepflogenheiten der guten Gesellschaft (Histoire de Monsieur Jabot. Imp. Caillet, Genf 1833), die Unterrichtsmethoden (Monsieur Crépin), die Wissenschaftler (Voyages et aventures du Dr Festus) und die Politiker (Histoire d’Albert, Monsieur Pencil).
Goethe sagte einmal (Eckermann, 4. Januar 1831) über Töpffer:
Es ist wirklich zu toll! Es funkelt alles von Talent und Geist! Einige Blätter sind ganz unübertrefflich! Wenn er künftig einen weniger frivolen Gegenstand wählte und sich noch ein bißchen mehr zusammennähme, so würde er Dinge machen, die über alle Begriffe wären. (…) Töpffer scheint mir (…) ganz auf eigenen Füßen zu stehen und so durchaus originell zu sein, wie mir nur je ein Talent vorgekommen.
Töpffer war einer der Ersten, die die Technik der Panels, das heisst einzelner Bilder, mit einem karikaturistischen Zeichenstil verbanden. Er experimentierte ausserdem mit verschiedenen Bildgrössen, um ein Gefühl von Zeit zu vermitteln.
Seinen Schriftstellerruf erlangte er mit den romantischen Novellen(Le presbytère; La bibliothèque de mon oncle; L’héritage; Le col d’Anterne; Le lac de Gers; La vallée de Trient; La traversée; Le Grand Saint-Bernard; La peur; Elisa et Widmer), die in den Nouvelles Genevoises gesammelt sind. Die meisten seiner Schriften sind mit Zeichnungen illustriert, insbesondere die Voyages en zig-zag.
Œuvres complètes. Édition d’Art Albert Skira, Genf 1943.
Komische Bilderromane 1, Komische Bilderromane 2. Zwei Bände mit zusammen sechs Geschichten (Monsieur Jabot, Monsieur Crepin, Monsieur Vieux Bois, Docteur Festus, Monsieur Pencil, Monsieur Cryptogame. Es fehlt nur die „Histoire d'Albert“.). Insel Verlag Leipzig, ohne Jahr [1967].
Komische Bilderromane. 2 Bände, Herbig, Berlin u. a. ohne Jahr.
Genfer Novellen, übertragen v. H. Graef. Reclam, Leipzig 1912 (Die Erbschaft, Der Paß von Anterne, Der See von Gers, Das Tal von Trient, Die Überfahrt, Der Große Sankt Bernhard, Die Furcht).
Siehe auch die komplette Liste der Ausgaben der Bildergeschichten.[4]
Ernst Gallati: Rodolphe Töpffer und die deutschsprachige Kultur (Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik; Bd. 32). Bouvier, Bonn 1976, ISBN 3-416-01026-4.
Eckart Sackmann: Rodolphe Töpffers Einflüsse im deutschen Sprachraum. In: Ders. (Hrsg.): Deutsche Comicforschung 2005. Comicplus, Hildesheim 2004, ISBN 3-89474-144-9, S. 12–21.
Keyvan Sarkhosh: «Seltsame Zeichnungssammlungen von karrikirten Köpfen und Scenen zu einem komischen Heldengedicht». Die Genese des Mediums «Comic» und seiner Spezifika bei Rodolphe Töpffer (1799-1846). In: Komparatistik. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft 2011.ISBN 978-3-939381-40-2, S. 45–67.
David Kunzle: Father of the comic strip. Rodolphe Töpffer. University Press, Jackson, Miss. 2007, ISBN 978-1-57806-947-7.
Philippe Kaenel: Le métier d’illustrateur 1830–1880. Rodolphe Töpffer, J.-J. Grandville, Gustave Doré. Edition Messene, Paris 1996, ISBN 2-911043-08-1 (zugl. Dissertation, Universität Lausanne 1994).