Signer absolvierte eine Lehre als Hochbauzeichner und besuchte ab 1966 in Zürich und von 1969 bis 1971 in Luzern die Kunstgewerbeschulen. Von 1971 bis 1972 folgte ein Aufenthalt an der Kunstakademie in Warschau. Hier lernte er seine spätere Frau Aleksandra Rogowiec kennen. Seit 1972 arbeitet er als freischaffender Künstler in St. Gallen.
Von 1974 bis 1995 war er als Lehrer und Dozent an der Schule für Gestaltung in Luzern tätig. Ab 1973 folgten zahlreiche Ausstellungen in Galerien und Museen im In- und Ausland, seit 1981 Aktionen vor Publikum. Roman Signer gehört seit seinen Beteiligungen an der Documenta 8 in Kassel (1987 – Papierwand, Abschlussaktion der Documenta), der Ausstellung Skulptur.Projekte in Münster (1997) und der Biennale in Venedig (1999) zu den bedeutendsten europäischen Gegenwartskünstlern.
Ausgangspunkt für Signers Schaffen bildet der Skulpturbegriff der sechziger Jahre, wie ihn Harald Szeemann in seiner legendären Ausstellung "When Attitudes Become Form" 1968 erstmals zur Diskussion gestellt hat. Mit seinen Ereignissen und Installationen arbeitet der Künstler seit den 1970er Jahren an einer Neudefinition der Skulptur, bezieht Zeit, Beschleunigung und Veränderung mit in den skulpturalen Prozess ein und erkundet die Möglichkeiten des Mediums neu.
Einem grösseren Publikum durch spektakuläre Aktionen mit Dynamit bekannt, ist Transformation, Explosion und Sprengung nur eine Seite der künstlerischen Arbeit Roman Signers.
Bereits in seinen frühesten Arbeiten ab 1971 – dem unrealisiert gebliebenen Warschau-Projekt (1972) oder dem Selbstbildnis aus Gewicht und Fallhöhe (1972) – zeichnet sich die Entstehung eines eigenwilligen Œuvres ab, das jedoch erst ab den 1990er-Jahren internationale Anerkennung fand.
An die Stelle klassischer skulpturaler Materialien treten in seinem Werk Sand, Wasser, Wind und einfache Gebrauchsgegenstände, wie Tische, Stühle, Fässer, Fahrräder, Kajaks oder auch kleine motorisierte Fahrzeuge, die gezielt komplexen Transformationsvorgängen oder explosiven Ereignissen ausgesetzt werden. Durch das Zusammenspiel von genauester Planung und unberechenbarem Zufall entstehen Installationen von Ästhetik und Poesie. Charakteristisch für das Schaffen des Künstlers ist eine Systematik, Präzision und Einfachheit der Mittel.
Einige von Signers Arbeiten zeichnen sich durch einen raumgreifenden Charakter aus, so die Aktion mit einer Zündschnur (1989): Vom 11. September bis zum 15. Oktober 1989 lässt der Künstler eine Zündschnur von seinem Geburtsort Appenzell an seinen heutigen Wohnort St. Gallen abbrennen und begleitet sie Tag und Nacht.
Gleichwohl versteht sich Signer als Bildhauer. „Ich habe vielleicht einen anderen Skulpturbegriff, der sich allmählich in meinen Aktionen entwickelt. Ich habe mich dabei immer als Bildhauer verstanden. Es geht immer um Probleme im Raum, das Geschehen im Raum, Zeitabläufe.“ (Gespräch mit Lutz Tittel, 1984)
Das Resultat sind oft vergängliche Arbeiten, die in Fotoserien, Film oder Videoaufnahmen dokumentiert werden. Diese Medien haben sich über die Jahre neben den vorbereitenden Skizzen und Zeichnungen zu eigenständigen Werksträngen innerhalb des Œuvres entwickelt und werden am Kunstmarkt gehandelt.
Gerhard Mack [et al.]: Roman Signer. London: Phaidon, 2006.
Roman Signer: Sammlung Hauser und Wirth. Hrsg.: Michaela Unterdörfer. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz, 2004 [Diese Publikation dokumentiert die Ausstellung Roman Signer der Sammlung Hauser und Wirth in der Lokremise St. Gallen vom 11. Mai bis 12. Oktober 2003 und ist zugleich Teil des Bestandskataloges der Sammlung].
Roman Signer: Werkübersicht 1971–2002. Hrsg. von Peter Zimmermann; Texte von Roman Signer. Zürich: Unikate, 2003, 3 Bde.
Paul Good: Zeit-Skulptur – Time Sculpture. Roman Signers Werk philosophisch betrachtet – Roman Signer's Work in Philosophical Perspective. Zürich: Unikate; Köln: Walther König, 2002.
Roman Signer. XLVIII. Biennale di Venezia 1999. Svizzera. Biennale di Venezia, 1999. [Text:] Konrad Bitterli. Bern: Bundesamt für Kultur, 1999.
Jean-Yves Jouannais [et al.]: Matthew Barney, Sarah Lucas, Roman Signer. In: Parkett, 1995, 45.
Gerhard Mack: Roman Signer. Der Raum als ein Potential der Zeit. In: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. München: Weltkunst und Bruckmann, 1995.
Roman Signer: Skulptur. Werkverzeichnis 1971 bis 1993. Kunstmuseum St. Gallen, 1993–94. [Texte:] Konrad Bitterli, Roland Wäspe und Lutz Tittel. St. Gallen, 1993.
Roman Signer: Bilder aus Super-8–Filmen 1975–1989. Helmhaus Zürich, 1992. Zürich: Offizin, 1992 [deutsch, englisch].
Roman Signer: Skulptur. Text: Corinne Schatz. St. Gallen: Vexer, 1988
Marc Gundel (Hrsg.): Roman Signer. Alles in Fluss. Erster Preisträger der Ernst Franz Vogelmann Stiftung, mit Textbeiträgen von Marc Gundel und Lothar Heinle sowie Fotografien von Frank Kleinbach, Bielefeld, Kerber Verlag 2009, ISBN 978-3-86678-257-0