Rückstoßlader sind automatische Schusswaffen, welche die Energie, die sie für das Auswerfen der Hülse und das Nachladen der neuen Patrone benötigen, aus der Rückstoßenergie des Schusses beziehen.[1] Alternative Konzepte sind Gasdrucklader, bei denen der aus dem Lauf entnommene Gasdruck als Antrieb genutzt wird, oder Waffen mit Fremdantrieb (z. B. Chain Gun), die einen externen Antrieb – in der Regel einen Elektromotor – benötigen.[2]
Rückstoßlader verwenden die Energie des Rückstoßes, um nach einem Schuss den Verschluss zu öffnen, die leere Patronenhülse auszuwerfen und eine neue Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager nachzuführen. Der Verschluss darf erst öffnen, wenn das Projektil den Lauf verlassen hat und der Gasdruck auf einen unkritischen Wert abgesunken ist. Die Verriegelung des Verschlusses ist dabei „formschlüssig statisch“.[3]
Es gibt zwei grundsätzliche Arten von Rückstoßladern; die einen nutzen den Rückstoß der gesamten Waffe, die anderen den Rückstoß des Rohres.[1]
Bei Rückstoßladern, die den Rückstoß der gesamten Waffe ausnutzen, ist ein beweglicher Kolben mit dem Repetiermechanismus verbunden. Mit solchen Konstruktionen wurde Ende des 19. Jahrhunderts experimentiert, jedoch wurden keine praxistauglichen Waffen entwickelt.[1] Der später entwickelte Bump Stock basiert auf ähnlichem Prinzip.[4]
Bei Rohrrückstoßladern laufen Rohr und Verschluss zunächst gemeinsam verriegelt zurück, bis eine Steuerung das Rohr und den Verschluss trennt. Ein Teil der Waffen nutzen Rückstoßverstärker, um den Rohrrückstoß zu verstärken.[2] Von den Rohrrückstoßladern mit zurückgleitendem Lauf gibt es wiederum zwei Grundarten: Rückstoßlader mit weit und mit kurz zurückgleitendem Lauf.[1]
Nicht mit Rückstoßladern zu verwechseln sind Rückdrucklader mit starrem Lauf und unverriegeltem, zurückgleitenden „Masseverschluss“. Bei diesen Waffen treibt nicht die Bewegung des Geschosses im Lauf und der dadurch entstehende Rückstoßimpuls den Verschluss an, sondern der Gasdruck. Diese Eigenschaft wird bei Verwendung von Platzpatronen (ohne Geschoss) deutlich. Bei einem Gasdrucklader funktioniert das, wenn ein Manöverpatronengerät den Querschnitt des Laufs verengt und sich dadurch genug Druck aufbauen kann, der für das Nachladen notwendig ist. Bei einem Rückstoßlader hingegen kann der Druck im Lauf beliebig hoch sein, die Waffe repetiert nicht. Um Rückstoßlader mit Platzpatronen zu benutzen, muss ein spezielles Manöverpatronengerät vor dem Lauf angebracht werden, das als Rückstoßverstärker fungiert.[5]
In einem Rückstoßlader mit weit zurückgleitendem Lauf gibt es in der Regel zwei Federn, die Vorholfeder für den Lauf und die Schließfeder für den Verschlussblock.[6] Das System wurde hauptsächlich bei älteren Waffen verwendet, wie dem Maschinengewehr Chauchat, der Selbstladeflinte Browning Auto 5 oder der Pistole Frommer Stop.[1][6]
Phasenablauf:
Rückstoßlader mit kurz zurückgleitendem Lauf sind deutlich zahlreicher als mit weit zurückgleitendem Lauf. Es gibt zahlreiche Varianten von Verschlussarten.[1] Das von Hiram Maxim erfundene Maxim-Maschinengewehr von 1885 und seine Nachfolger, die im Ersten Weltkrieg von Deutschland als MG 08 und von England als Vickers-Maschinengewehr Mark 1 eingesetzten schweren MGs, die Borchardt-C93-Pistole, die Luger-Pistole 08 und die schweizerischen Furrer-Automaten Lmg 25 – hatten einen Kniegelenkverschluss. Das deutsche MG 34 hatte einen Drehkopfverschluss, dessen Verschlusskopf sich durch eine Vierteldrehung entriegelte, während sein Nachfolger, das MG 42, mit einem Rollenverschluss verriegelte. Beim Browning-M1917-Maschinengewehr erfolgt die Verriegelung durch einen Keil, während bei den nach dem Browning-System konstruierten Pistolen der Lauf abkippt, um den Verschluss freizugeben (z. B. FN Browning HP, Česká zbrojovka ČZ 75). Eine weitere Variante ist der Schwenkriegelverschluss, den einige Pistolen, etwa die Walther P38, die Mauser C96 oder die Beretta 92 nutzen.
Phasenablauf:[1]