Viswanathan Anand | Wesselin Topalow | |||
Nation |
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Status | Titelverteidiger, Weltmeister seit 2007 |
Herausforderer, Sieger des Kandidatenfinales | ||
Alter | 40 Jahre | 35 Jahre | ||
Elo-Zahl (März 2010) |
2787 | 2805 | ||
Punkte | 6½ | 5½ | ||
12 gespielte Partien | ||||
Siege | 3 | 2 | ||
Remisen | 7 | |||
◄ 2008 | 2012 ► |
Die Schachweltmeisterschaft 2010 wurde als Zweikampf zwischen dem amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand und dem früheren FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow ausgetragen. Sie fand vom 24. April bis 11. Mai 2010 in der bulgarischen Hauptstadt Sofia statt.[1] Es handelte sich (sofern Alexander Aljechin durchgängig als Russe gezählt wird) um die erste Schachweltmeisterschaft ohne Beteiligung eines russischen Spielers seit der WM 1921, als der Deutsche Emanuel Lasker seinen Titel an den Kubaner José Raúl Capablanca verlor.[2]
Durch einen Schwarzsieg in der letzten Partie gewann Anand den Wettkampf mit 6,5 zu 5,5 Punkten. Es war seine zweite erfolgreiche Titelverteidigung nach dem Weltmeisterschaftskampf 2008 gegen Wladimir Kramnik. Topalow hatte sich für den WM-Kampf durch seinen Sieg im Kandidatenfinale im Februar 2009 gegen den US-amerikanischen Großmeister Gata Kamsky qualifiziert.
Nach Garri Kasparows Bruch mit der FIDE im Jahr 1993 gab es bis 2006 zwei Weltmeister: Einen offiziellen FIDE-Weltmeister, der zumeist in umstrittenen KO-Turnieren mit kurzer Bedenkzeit ermittelt wurde, und einen „klassischen“ Weltmeister, der weiterhin in Zweikämpfen und mit klassischer Bedenkzeitregelung gekürt wurde. Bei der Schachweltmeisterschaft 2006 zwischen dem klassischen Weltmeister Wladimir Kramnik und FIDE-Weltmeister Topalow wurden diese beiden konkurrierenden Titel wieder vereinigt. Topalow war es als Unterlegenem durch vertragliche Bestimmungen danach nicht mehr möglich, am Weltmeisterschaftsturnier 2007 teilzunehmen, obwohl ihm dies nach seinem Sieg bei der FIDE-WM 2005 eigentlich zugestanden hätte. Deshalb gewährte die FIDE ihm erleichterten Zugang zum nachfolgenden WM-Zyklus, indem er im Kandidatenfinale 2009 gesetzt war. Der Sieger der WM 2007, Anand, bestritt zuvor eine Titelverteidigung, als er 2008 in Bonn einen Rückkampf gegen Kramnik gewann.
Das Kandidatenfinale fand unter der Bezeichnung „World Chess Challenge“ vom 16. bis 26. Februar 2009 im Nationalen Kulturpalast in Sofia statt. Neben Topalow war der Sieger des Schach-Weltpokals 2007, Gata Kamsky, qualifiziert.
Ersten Planungen zufolge hätte der Zweikampf bereits im November 2008 in Lemberg (Ukraine) stattfinden sollen.[3] Zwischenzeitlich hatten die Verhandlungen bereits vor dem Scheitern gestanden, da Kamsky der FIDE unseriöses Verhalten vorwarf und nicht im Heimatland seines Gegners spielen wollte.[4] Als Preisgeld wurden 250.000 US-Dollar ausgelobt, das unabhängig vom Ausgang des Kampfes gleichmäßig zwischen den Spielern aufgeteilt wurde.
Der Wettkampf war auf eine Länge von acht Partien angelegt; bei einem möglichen Gleichstand sollten vier Schnellpartien die Entscheidung bringen. Nach sieben Partien lag Topalow jedoch bereits mit 4,5:2,5 uneinholbar in Führung, womit eine achte Partie hinfällig wurde.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | Gesamt | |
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Wesselin Topalow | ½ | 1 | ½ | 0 | 1 | ½ | 1 | 4,5 |
Gata Kamsky | ½ | 0 | ½ | 1 | 0 | ½ | 0 | 2,5 |
Zwischen 1993 und 2008 spielten Anand und Topalow insgesamt 44 Turnierpartien gegeneinander.[5]
Sieg Anands |
Remis | Sieg Topalows | |
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Anand (Weiß) – Topalow (Schwarz) | 7 | 11 | 4 |
Topalow (Weiß) – Anand (Schwarz) | 3 | 12 | 7 |
Insgesamt | 10 | 23 | 11 |
Die zweite Titelverteidigung Anands war ursprünglich schon für die erste Jahreshälfte 2009 vorgesehen, musste wegen Organisationsschwierigkeiten des Kandidatenfinales jedoch immer wieder verschoben werden. Um die Austragung der Weltmeisterschaft hatten sich Bulgarien, Singapur und die Türkei beworben. Die beiden Letzteren zogen jedoch ihre Bewerbung zurück, nachdem die Details des bulgarischen Gebots bekannt gegeben wurden.[6] Zwar konnte der bulgarische Veranstalter keine Bank-Garantie abgeben, Bulgariens Ministerpräsident und gleichzeitige Vorsitzende des WM-Organisationskomitees, Bojko Borissow, sicherte in einem offenen Brief jedoch die Finanzierung durch die bulgarische Regierung zu.[7] Am 16. Dezember 2009 wurden schließlich die Verträge unterzeichnet.[8]
Das Match fand im Zentralen Militärklub in Sofia statt. Schiedsrichter war, wie schon bei der WM 2008, Panagiotis Nikolopoulos, und sein Stellvertreter Werner Stubenvoll.[9] Beginn der ersten Partie war um 17.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MESZ),[10] alle weiteren Partien starteten um 15.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MESZ); nach zwei Partien gab es jeweils einen Ruhetag, ebenso nach der elften Partie. Nach den ersten sechs Partien wurden die Farben getauscht. Zeitkontrollen waren 120 Minuten für die ersten 40 Züge, 60 Minuten für die nächsten 20 Züge, sowie 15 Minuten für den Rest der Partie bei einem Aufschlag von 30 Sekunden je Zug, beginnend mit Zug 61. Bei Gleichstand nach den regulären 12 Partien wären 4 Schnellpartien mit 25 Minuten Bedenkzeit plus 10 Sekunden pro Zug gespielt worden. Sollte auch dann noch keine Entscheidung gefallen sein, wären bis zu fünf Verlängerungen von jeweils zwei Blitzpartien mit 5 Minuten Bedenkzeit plus 3 Sekunden pro Zug gefolgt. Wäre auch dann keine Entscheidung gefallen gewesen, wäre eine letzte Blitzpartie gespielt worden, bei der Weiß eine Minute mehr Zeit erhalten hätte, Schwarz jedoch ein Remis zum Matchgewinn gereicht hätte.
Der Gewinner erhielt 1,2 Millionen Euro, was die höchste Siegprämie einer Schach-WM überhaupt darstellt.[11] Der Verlierer bekam 800.000 Euro, weitere 400.000 Euro mussten an die FIDE abgeführt werden. Aufgrund der Streitigkeiten bei der Schachweltmeisterschaft 2006 stand den Spielern nur ein gemeinsamer Aufenthalts- und Toilettenbereich zur Verfügung. Topalows Manager Silvio Danailow kündigte im Vorfeld des Wettkampfes an, dass Topalow sich einseitig an die sogenannte „Sofia-Regel“ halten und seinem Gegner keine Remisangebote machen werde.[12] Auf Wunsch von Anand wurde vor der Bühne ein transparenter Vorhang angebracht, der verhindern sollte, dass den Spielern Zeichen aus dem Zuschauerraum gegeben werden.
Sponsoren der Veranstaltung waren der bulgarische Staat und die Telekommunikationsfirma Spectrum Net.[13]
Sekundanten waren auf Seiten Anands Peter Heine Nielsen, Rustam Kasimjanov, Surya Shekhar Ganguly und Radosław Wojtaszek, das Team von Topalow bestand aus Iwan Tscheparinow, Erwin l’Ami, Jan Smeets und Jiří Dufek.[14]
Die Anreise Anands verzögerte sich aufgrund der Beeinträchtigung des Luftverkehrs nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull. Statt wie geplant am 16. April traf er erst am Morgen des 20. Aprils, nach 40 Stunden Autofahrt, in Sofia ein.[15] Er forderte daher eine Verlegung des Wettkampfbeginns um drei Tage, um sich von den Reisestrapazen erholen und angemessen akklimatisieren zu können.[16] Während der bulgarische Schachverband und das Organisationskomitee eine Verlegung der ersten Partie ablehnten,[17] entschied der Vizepräsident der FIDE, Georgios Makropoulos, auf einen Kompromiss und die Verschiebung des Wettkampfbeginns um einen Tag.[18] Die Eröffnungszeremonie fand jedoch trotzdem entsprechend dem ursprünglichen Plan am 21. April statt. Die Auslosung der Farben ergab, dass Topalow mit Weiß beginnt.[19]
In der ersten Partie übernahm Topalow mit einem taktischen Schlag die Führung, verlor jedoch die zweite, strategisch angelegte Partie, wodurch Anand zum 1:1 ausglich. Nach einem Remis in der dritten Partie übernahm Anand seinerseits in der vierten Partie die Führung, die Topalow in der achten Partie durch einen Sieg ausgleichen konnte. Mit dem einzigen Schwarzsieg des Matches verteidigte Anand in der zwölften Runde seinen Titel.
Partie | Datum | Weiß | Schwarz | Ergebnis | Eröffnung | ECO-Code | Züge | Anand | Topalow |
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1 | 24. April 2010 | Topalow | Anand | 1 : 0 | Grünfeld-Indisch | D85 | 30 | 0 | 1 |
2 | 25. April 2010 | Anand | Topalow | 1 : 0 | Katalanische Eröffnung | E04 | 43 | 1 | 1 |
3 | 27. April 2010 | Topalow | Anand | ½ : ½ | Slawische Verteidigung | D17 | 46 | 1,5 | 1,5 |
4 | 28. April 2010 | Anand | Topalow | 1 : 0 | Katalanische Eröffnung | E04 | 32 | 2,5 | 1,5 |
5 | 30. April 2010 | Topalow | Anand | ½ : ½ | Slawische Verteidigung | D17 | 44 | 3 | 2 |
6 | 1. Mai 2010 | Anand | Topalow | ½ : ½ | Katalanische Eröffnung | E04 | 58 | 3,5 | 2,5 |
7 | 3. Mai 2010 | Anand | Topalow | ½ : ½ | Bogoljubow-Indisch | E11 | 58 | 4 | 3 |
8 | 4. Mai 2010 | Topalow | Anand | 1 : 0 | Slawische Verteidigung | D17 | 56 | 4 | 4 |
9 | 6. Mai 2010 | Anand | Topalow | ½ : ½ | Nimzowitsch-Indisch | E54 | 83 | 4,5 | 4,5 |
10 | 7. Mai 2010 | Topalow | Anand | ½ : ½ | Grünfeld-Indisch | D85 | 60 | 5 | 5 |
11 | 9. Mai 2010 | Anand | Topalow | ½ : ½ | Englische Eröffnung | A29 | 65 | 5,5 | 5,5 |
12 | 11. Mai 2010 | Topalow | Anand | 0 : 1 | Lasker-Verteidigung | D56 | 56 | 6,5 | 5,5 |
Bei einem unentschiedenen Stand nach diesen zwölf Partien hätten am 13. Mai 2010 die Tiebreaks stattfinden sollen.[20]
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Den ersten Zug führte der bulgarische Premierminister Bojko Borissow aus.[21] Anand wählte die für ihn ungewöhnliche Grünfeld-Indische Verteidigung. Beide Spieler zogen in der Eröffnungsphase sehr schnell und folgten bis zum 16. Zug einer Variante, die bereits im Kandidatenfinale zwischen Topalow und Kamsky gespielt worden war.[22] Im 23. Zug unterlief Anand ein schwerwiegender Fehler, als er die Reihenfolge der in Heimanalyse vorbereiteten Züge verwechselte.[23] Nach dem folgenden Springeropfer Topalows konnte er seine Stellung nicht mehr verteidigen. Topalow benötigte für die gesamte Partie nur 40 Minuten, Anand dagegen mehr als doppelt so viel.[24]
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Anand wählte die Katalanische Eröffnung und opferte einen Bauern. Nach einem unter den Kommentatoren umstrittenen Damentausch im 15. Zug schien er keinen Vorteil zu haben; vermutlich wollte Anand aber der Vorbereitung Topalows aus dem Weg gehen.[25] Topalow behandelte die entstehende Stellung jedoch nicht gut und wurde von Anand positionell überspielt. Nach knapp vier Stunden gab Topalow in einem verlorenen Turmendspiel auf.[11]
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Anand wiederholte nicht die Grünfeld-Verteidigung aus der ersten Partie, sondern spielte eine solide Variante der Slawischen Verteidigung, die bereits von Kramnik bei der WM 2006 gegen Topalow angewandt wurde. Topalow konnte keinen Vorteil erreichen, und die Partie endete in einem völlig ausgeglichenen Turmendspiel remis durch Zugwiederholung.
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Anand gewann nach einem positionell geführten Kampf mit einem Königsangriff, den er durch ein Springeropfer (siehe Diagramm) und ein anschließendes Läuferopfer initiierte. Topalow gab noch eine Qualität zurück, konnte jedoch Anands inzwischen nur noch mit Schwerfiguren und einem Bauern auf f6 geführten Angriff nicht bändigen. Nach dem Abtausch des Bauern gegen den schwarzen Läufer entschied schließlich die Mattdrohung auf der siebten Reihe. Helmut Pfleger lobte Anands Spiel als „tiefgründige[s] Konzept“. Er hält 20. … h6 für den entscheidenden Fehler.[26]
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Robert Mundell, Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, machte den ersten Zug. Die Spieler folgten zunächst der dritten Partie, bis Anand im 15. Zug abwich. Nach Topalows 17. Zug musste die Partie für etwa eine Viertelstunde[27] unterbrochen werden, weil die Stromversorgung in großen Teilen Sofias ausgefallen war; dadurch funktionierten weder die elektronischen Schachuhren noch die Beleuchtung.[28] Als Ausgleich für die Störung erhielten beide Spieler eine Zeitgutschrift von zwei Minuten.[29] Es war die erste Unterbrechung einer WM-Partie seit der Schachweltmeisterschaft 1886; damals funktionierte die Schachuhr nicht richtig.[30] Die Organisatoren entschuldigten sich hinterher in einem offenen Brief für den Vorfall.[31] In einem ausgeglichenen Endspiel wurde die Partie durch Zugwiederholung Remis gegeben.
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Vor der Partie gab es eine Gedenkminute für den am selben Tag verstorbenen ehemaligen FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes. Dabei würdigte Ex-Weltmeister Anatoli Karpow die Verdienste von Campomanes. Nach der Gedenkminute führte Karpow den ersten Zug der Partie aus.[32]
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Unter den analysierenden Schachmeistern bestand Einigkeit, dass Anands 54. Zug einen Fehler darstellt, sie waren aber vorsichtig mit der Beurteilung, ob die vorherige Stellung remis gewesen wäre oder ob Topalow das Endspiel hätte gewinnen können.[33] Experten sahen Topalow nach der achten Partie im Vorteil. Antoaneta Stefanowa lobte das Spiel des Bulgaren. Als Fehler wurde Anands 22. Zug benannt.[34]
Nach der Partie verlautbarte Topalow, er werde in den restlichen Partien auf Sieg spielen, um die Weltmeisterschaft für sich zu entscheiden.[2]
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Anand konnte laut welt.de ab dem 40. Zug mindestens dreimal die Partie gewinnen, fand jedoch nicht die Gewinnwege.[35] ChessBase gibt hingegen eine Möglichkeit an, im 40. Zug in klaren Vorteil zu kommen, und zwei Gewinnmöglichkeiten durch 57. Thh6 und 62. Tdd7. Der Zug 46. h5 wurde dort als „trickreich“ gelobt.[36]
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Die Partie begann mit einer Schweigeminute für den tags zuvor verstorbenen ungarischen Großmeister Andor Lilienthal.[37]
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Topalow verlor die letzte Partie, wodurch Anand den Zweikampf für sich entschied.
Zu seinem Fehler im 31. Zug sagte Topalow: „Ich habe es riskiert und wurde bestraft.“ Anand bezeichnete die Weltmeisterschaft in der anschließenden Pressekonferenz als härtesten Zweikampf, den er je gespielt habe.[38]
Anand bezeichnete die vierte Partie als seine beste in dem Wettkampf. Seinen größten Fehler habe er in der achten Partie begangen. Die Niederlage in der ersten Partie sei nicht auf seine Schwierigkeiten bei der Anreise zurückzuführen. Er äußerte sich erstaunt darüber, dass sein Gegner auch nach den Niederlagen in der zweiten und vierten Partie nicht der Katalanischen Eröffnung ausgewichen sei. Nachdem Topalow in der sechsten und siebten Partie jeweils ein Remis erreicht hatte, sah sich Anand selbst gezwungen, eine andere Eröffnung zu spielen. Er wolle nun zunächst in sein Heimatland Indien reisen und sich erholen.
Topalow äußerte sich trotz seiner Niederlage zufrieden mit der gezeigten Leistung, jede Partie sei ein großer Kampf gewesen. Seine beste Partie sei die erste gewesen, in der er eine brillante Eröffnungsvorbereitung anbringen konnte. Siegchancen habe er in der dritten, fünften und zehnten Partie ausgelassen, während Anand alle seine Möglichkeiten genutzt habe. Die Niederlage in der entscheidenden zwölften Partie bereue er nicht, da er auf jeden Fall einen Tiebreak vermeiden wollte und dafür ein Risiko eingehen musste.[39]
Nach Beendigung des Wettkampfs enthüllte Anand, dass er auch von Magnus Carlsen, Garri Kasparow, Wladimir Kramnik und Anish Giri unterstützt wurde.[40] Topalow dagegen konnte für Analysen auf einen BlueGene-Supercomputer mit 8192 Prozessoren der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften zugreifen.[41]
Der Manager Topalows, Silvio Danailow, hob die gute Vorbereitung seines Teams hervor und lobte insbesondere Iwan Tscheparinow. Der Weltmeister habe mit Weiß mit Ausnahme der vierten Partie keine Eröffnungsvorteile erzielt und sei in seinen Schwarzpartien stark unter Druck gewesen. Topalow habe kämpferisches und kreatives Schach gezeigt, Anands Wettkampfsieg sei vor allem seinen Defensivqualitäten zuzuschreiben.[42]
In der Schachpresse wurde Anands Sieg als verdient bezeichnet. Er habe sich als der flexiblere Spieler erwiesen und es sei ihm gelungen, durch unerwartete Eröffnungen den Vorbereitungen seines Gegners weitgehend auszuweichen.[43]