Schmalflügelige Schilfeule

Schmalflügelige Schilfeule

Schmalflügelige Schilfeule (Chilodes maritima),
ockerfarbene Form

Systematik
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Überfamilie: Noctuoidea
Familie: Eulenfalter (Noctuidae)
Unterfamilie: Xyleninae
Gattung: Chilodes
Art: Schmalflügelige Schilfeule
Wissenschaftlicher Name
Chilodes maritima
(Tauscher, 1806)

Die Schmalflügelige Schilfeule (Chilodes maritima), zuweilen auch Wasserröhricht-Schilfeule genannt,[1] ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae). Das Artepitheton leitet sich vom lateinischen Wort maritimus mit der Bedeutung „zum Meere gehörig“ ab, weil die Art auch an der Meeresküste vorkommt.[2]

Mit einer Flügelspannweite von 28 bis 35 Millimetern[3] zählen die Falter zu den kleineren Eulenfaltern. Auffällig sind die schmalen Vorderflügel, die am Apex sehr spitz auslaufen. Sie sind farblich außerordentlich variabel. So gibt es nahezu zeichnungslose ockerfarbene bis zart rötlich braune Formen, außerdem einfarbig dunkelbraune, solche mit gleich großen, runden, schwarzbraunen Nieren- und Ringmakeln sowie Exemplare mit einem breiten schwarzen Mittelstreifen, der die Makel überdeckt und von der Wurzel bis zum Saum verläuft. Eine weitere Form zeigt eine dunkle Zeichnung zwischen den Adern. Die äußere Querlinie ist in schwarze Punkte aufgelöst. Auch längs des Saums verläuft eine Reihe kleiner schwarzer Punkte. Die Hinterflügeloberseite ist weißlich gefärbt, wobei sich die Adern sowie ein halbmondförmiger Diskoidalfleck dunkler abheben.

Die Raupen sind gelblich bis ockerfarben, haben eine schlanke, gestreckte Form und verjüngen sich im Vorderteil. Rücken- und Nebenrückenlinien heben sich schwach hell ab und sind zuweilen unterbrochen. Die Stigmen sind schwarz, der Kopf ist rötlich braun.

Ähnliche Arten

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Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zur Striemen-Schilfeule (Senta flammea), die ebenfalls schmale Vorderflügel sowie eine generell ockerfarbene Tönung besitzt. Der dunkle Mittelstreifen ist bei dieser Art jedoch breiter und erreicht den Saum nicht, auch fehlen ihr stets die Makel.

Verbreitung und Lebensraum

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Schilfrohr,
die Hauptnahrung der Raupen

Die Verbreitung der Schmalflügeligen Schilfeule erstreckt sich durch die Mitte Europas bis nach Sibirien. Sie kommt auch in Kleinasien sowie in West- und Zentralasien vor.[3][4] Hauptlebensraum sind Küstengebiete, mit Schilf bewachsene Ufer an Flüssen, Teichen und Seen sowie feuchte Wiesen, Sumpfgebiete und Moore.[5]

In nördlichen Regionen zeigt die Art ein univoltines Verhalten und die Falter fliegen von Juni bis August. Sofern noch Exemplare im September gefunden werden, dürften sie einer partiellen zweiten Generation angehören.[6] Sie sind überwiegend nachtaktiv und erscheinen an künstlichen Lichtquellen. Die Raupen leben ab September, überwintern und verpuppen sich im Mai des folgenden Jahres in Rohrstoppeln. Hauptfutterpflanze der Raupen vor der Überwinterung ist das Schilfrohr (Phragmites australis Syn.: Phragmites communis). Sie verbringen ihre Entwicklungszeit im Inneren der Schilfhalme, wo sie das Mark fressen.[7] Im Frühjahr werden zuweilen auch verschiedene im Schilf lebende Insektenlarven vertilgt.[8][9] Unter Zuchtbedingungen nehmen die Raupen sogar geschabtes, rohes Fleisch als Futter an.[1]

Die Art kommt in Deutschland in unterschiedlicher Anzahl vor. Sie ist wegen der Raupennahrung an Schilfrohrbestände gebunden und wird auf der Roten Liste gefährdeter Arten in Kategorie 3 („gefährdet“) eingestuft.[10] Aufgrund der Reduzierung der Schilfbestände durch Kultivierung und Grundwasserabsenkung hat sich gebietsweise eine bedrohliche Bestandssituation ergeben. Die Schmalflügelige Schilfeule wird deshalb in Baden-Württemberg „auf der Vorwarnliste“ geführt.[7]

Einzelnachweise

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  1. a b Arno Bergmann: Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands. Band 4/2: Eulen. Verbreitung, Formen und Lebensgemeinschaften. Urania-Verlag, Jena 1954, S. 809/810
  2. Arnold Spuler: Die Schmetterlinge Europas. Band 1. E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1908, S. 218.
  3. a b Michael Fibiger und Hermann Hacker: Noctuidae Europaeae Volume 9 Amphipyrinae, Condicinae, Eriopinae, Xyleninae (part)., Entomological Press, Sorø 2007 ISBN 87-89430-11-5, S. 129/130
  4. Markku Savela: Verbreitung. In: Lepidoptera and some other life forms. Abgerufen am 15. Januar 2020 (englisch).
  5. Manfred Koch: Wir bestimmen Schmetterlinge. Band 3: Eulen. 2., erweiterte Auflage. Neumann Verlag, Leipzig/Radebeul, 1972, S. 214/215
  6. Walter Forster, Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band 4: Eulen. (Noctuidae). Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1971, ISBN 3-440-03752-5, S. 164/165
  7. a b Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. 1. Auflage. Band 6. Nachtfalter IV. Noctuidae 2. Teil. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1997, ISBN 3-8001-3482-9, S. 319–322
  8. Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. 1. Auflage. Band 10: Ergänzungsband Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2005, ISBN 3-8001-4383-6, S. 32
  9. Karl Eckstein: Die Schmetterlinge Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung ihrer Biologie, Band 3, Die eulenartigen Falter, K. G. Lutz’ Verlag 1920, S. 48
  10. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. , Landwirtschaftsverlag, Münster, 1998, ISBN 3-89624-110-9
  • Michael Fibiger und Hermann Hacker: Noctuidae Europaeae Volume 9 Amphipyrinae, Condicinae, Eriopinae, Xyleninae (part)., Entomological Press, Sorø 2007 ISBN 87-89430-11-5
  • Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. 1. Auflage. Band 6. Nachtfalter IV. Noctuidae 2. Teil. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1997, ISBN 3-8001-3482-9
  • Walter Forster, Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band 4: Eulen. (Noctuidae). Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1971, ISBN 3-440-03752-5
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