Schmucklilien (Agapanthus) sind die einzige Pflanzengattung der Unterfamilie der Schmuckliliengewächse (Agapanthoideae) in der Familie Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) innerhalb der Ordnung der Spargelartigen (Asparagales). Der TrivialnameLiebesblumen ist die wörtliche Übersetzung des botanischen Gattungsnamens Agapanthus (altgriechischἀγάπηagápē „Liebe“ und ἄνθοςánthos „Blüte, Blume“).
Agapanthus-Arten sind ausdauerndekrautige Pflanzen. Die zwei Arten Agapanthus africanus, Agapanthus praecox sind immergrün und die vier Arten Agapanthus campanulatus, Agapanthus caulescens, Agapanthus coddii, Agapanthus inapertus sind laubabwerfend. Sie bilden Rhizome als Überdauerungsorgane. Die grundständig, wechselständig und mehr oder weniger zweizeilig angeordneten Laubblätter sind einfach, ungestielt und parallelnervig. Der Blattrand ist glatt.
Der hohle, blattlose Blütenstandsschaft weist eine Länge von 50 bis 100 Zentimetern auf. Der endständige, doldige Gesamtblütenstand ist aus zymösen Teilblütenständen zusammengesetzt, er ist von spathaähnlichenHüllblättern umgeben und enthält viele Blüten. Die Blütenstiele sind 5 bis 8 Zentimeter lang.
Die zwittrigen Blüten sind dreizählig und radiärsymmetrisch. Die sechs gleichgestaltigen Blütenhüllblätter sind meist blau, violett oder weiß und an ihrer Basis verwachsen. Es sind zwei Kreise mit je drei fertilenStaubblättern vorhanden, die in der Form mehr oder weniger gleich sind. Die Staubfäden sind mit der Basis der Blütenhüllblätter verbunden und untereinander frei. Die Staubbeutel öffnen sich mit einem Längsschlitz. Die drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen. Jede Fruchtknotenkammer enthält 20 bis 50 meist campylotrope oder selten anatrope Samenanlagen. Der Griffel endet in einer kopfigen Narbe. Es sind Septalnektarien vorhanden. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie).
Die Gattung Agapanthus wurde 1788 durch Charles Louis L’Héritier de Brutelle aufgestellt. Synonyme für AgapanthusL’Hér. sind: TulbaghiaHeist. nom. rej., AbumonAdans., MauhliaDahl.[2] Der Gattungsname Agapanthus ist von den griechischen Wörtern agapé für Liebe und anthos Blüte abgeleitet.
Ein Synonym für Agapanthoideae Endl. ist Agapanthaceae F.Voigt.
Nach Snoeijer 2004 werden die von ihm akzeptierten sechs Arten der Gattung Agapanthus in zwei Sektionen (Zonneveld & Duncan 2003) gegliedert:[1]
Sektion LilacinipolliniZonn. & G.D.Duncan: Der Pollen ist purpurfarben. Sie enthält 2004 die drei Arten Agapanthus campanulatus, Agapanthus caulescens, Agapanthus coddii.[1]
Sektion OchraceipolliniZonn. & G.D.Duncan: Der Pollen ist gelb. Sie enthält 2004 die drei Arten Agapanthus africanus, Agapanthus inapertus, Agapanthus praecox.[1] Hinzu käme Agapanthus walshii falls sie nicht als Unterart von Agapanthus africanus bewertet wird.
Es gibt etwa sieben Agapanthus-Arten (bei manchen Autoren werden auch mehr oder weniger unterschieden):[2][3]
Afrikanische Schmucklilie[4] (Agapanthus africanus(L.) Hoffmanns., Syn.: Agapanthus umbellatusL'Hér., Agapanthus tuberosusL. ex Redouté pro syn., Agapanthus minorG.Lodd.): Sie kommt nur in der südafrikanischen Provinz Westkap vor.[3]
Agapanthus campanulatusF.M.Leight. subsp. campanulatus: Sie gedeiht in niedrigeren Höhenlagen in Lesotho und in den südafrikanischen Provinzen Ostkap, Free State sowie KwaZulu-Natal.[3]
Agapanthus campanulatus subsp. patens(F.M.Leight.) F.M.Leight. (Syn.: Agapanthus patensF.M.Leight.): Sie gedeiht in Höhenlagen bis zu 2400 Metern Lesotho und in den südafrikanischen Provinzen Ostkap, Free State, Gauteng, KwaZulu-Natal, Limpopo sowie Mpumalanga.[3]
Agapanthus caulescensSpreng. subsp. caulescens: Sie kommt in Eswatini vor.
Agapanthus caulescens subsp. angustifoliusF.M.Leight.: Sie kommt in Eswatini und in den südafrikanischen Provinzen KwaZulu-Natal sowie Mpumalanga vor.[3]
Agapanthus caulescens subsp. gracilis(F.M.Leight.) F.M.Leight. (Syn.: Agapanthus gracilisF.M.Leight., Agapanthus nutansF.M.Leight.): Sie ist in den südafrikanischen Provinzen Ostkap, Free State, KwaZulu-Natal, Limpopo sowie Mpumalanga verbreitet.[3]
Agapanthus coddiiF.M.Leight.: Dieser seltene Endemit kommt nur einem sehr kleinen Gebiet in der südafrikanischen Provinz Limpopo vor.[3]
Agapanthus inapertus subsp. hollandii(F.M.Leight.) F.M.Leight. (Syn.: Agapanthus hollandiiF.M.Leight.): Sie kommt nur in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga vor.[3]
Agapanthus inapertusP.Beauv. subsp. inapertus (Syn.: Agapanthus weilligiiH.B.May): Sie kommt in den südafrikanischen Provinzen Limpopo sowie Mpumalanga vor.
Agapanthus inapertus subsp. intermediusF.M.Leight. (Syn.: Agapanthus dyeriF.M.Leight.): Sie ist in voneinander isolierten Gebieten im südwestlichen Mosambik (nahe Namaachas) und Eswatini, KwaZulu-Natal, Limpopo sowie Mpumalanga verbreitet.[2][3]
Agapanthus inapertus subsp. parviflorusF.M.Leight.: Sie kommt nur in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga vor.[3]
Agapanthus inapertus subsp. pendulus(L.Bolus) F.M.Leight. (Syn.:Agapanthus pendulusL.Bolus): Sie kommt nur in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga vor.[3]
Agapanthus praecoxWilld.: Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist Südafrika; sie ist beispielsweise auf Madeira ein Neophyt. Es gibt drei Unterarten:
Agapanthus praecox subsp. minimus(Lindl.) F.M.Leight. (Syn.: Agapanthus umbellatus var. minimusLindl., Agapanthus longispathusF.M.Leight., Agapanthus comptoniiF.M.Leight.): Sie ist in den südafrikanischen Provinzen KwaZulu-Natal, Ost- sowie Westkap verbreitet.[3]
Agapanthus praecox subsp. orientalis(F.M.Leight.) F.M.Leight. (Syn.: Agapanthus orientalisF.M.Leight., Agapanthus umbellatus var. maximusLindl.): Sie ist in den südafrikanischen Provinzen KwaZulu-Natal, Ost- sowie Westkap verbreitet.[3]
Agapanthus praecoxWilld. subsp. praecox (Syn.: Agapanthus multiflorusWilld., Agapanthus mediusLodd. ex Steud., Agapanthus variegatusSteud., Agapanthus giganteus auct.): Sie ist in den südafrikanischen Provinzen KwaZulu-Natal, Ost- sowie Westkap verbreitet.[3]
Agapanthus walshiiL.Bolus (Syn.: Agapanthus africanus subsp. walshii(L.Bolus) Zonn. & G.D.Duncan): Dieser Endemit kommt nur an höchstens fünf Standorten an Hängen des Elgin-Tales über Sandstein in Westkap vor. Sie wird 2004 als einzige Agapanthus-Art in der Roten Liste der gefährdeten Arten als „Endangered“ = „stark gefährdet“ gefährdet bewertet, da die wenigen Bestände durch Ausdehnung von Siedlungen zurückgehen.[3]
In der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Südafrikas werden fast alle Arten und Unterarten als „Least Concern“ = „nicht gefährdet“ bewertet. Eine Art ist zwar selten, aber da der Fundort geschützt ist, gilt sie nicht als bedroht. Nur eine Art wird als „Endangered“ = „stark gefährdet“ gefährdet bewertet. Eine Unterart wird in dieser Liste nicht bewertet, da sie nicht in Südafrika vorkommt.
Die immergrünen Arten sind weniger winterhart als solche, die im Winter zurückgehen, letztere gelten in Großbritannien als winterhart.[5]
Viele Sorten einiger Arten, beispielsweise Agapanthus africanus, Agapanthus campanulatus, Agapanthus inapertus (siehe auch Sortengruppen), werden als Zierpflanzen für Parks, Gärten und Schnittblumen verwendet. Da sie in den gemäßigten Gebieten nicht winterhart sind, werden sie dort als Kübelpflanzen kultiviert. Es gibt viele Hybriden.[6][7]
Die gezüchteten Sorten werden je nach botanischer Zugehörigkeit in Gruppen eingeteilt:
Africanus-Gruppe
Praecox-Gruppe
Campanulatus-Gruppe
Inapertus-Gruppe
Headburne-Hybriden
Es gibt einige Sorten, die sich als Schnittblumen eignen (hier eine Auswahl in alphabetischer Auflistung ohne Rücksicht auf die botanische Zugehörigkeit zu den einzelnen Arten): ‘Albus’, ‘Blue Giant’, ‘Blue Globe’, ‘Blue Perfection’, ‘Blue Triumphator’, ‘Donau’, ‘Josephine’, ‘Goliath’, ‘Intermedia’, ‘Wolga’.[7]
↑ abcAgapanthus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 2. Oktober 2014.
↑ abc
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.