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Begründung: Lemma und Abgrenzung zu anderen Artikeln schwierig --Fan (Diskussion) 17:36, 20. Apr. 2022 (CEST)
Soziale Ökologie ist eine philosophische Theorie über die Beziehung zwischen ökologischen und sozialen Problemen.[1][2] Mit dem Sozialtheoretiker Murray Bookchin in Verbindung stehend, ging sie aus den 1960er-Jahren hervor; unter der Verbreitung globaler Umwelt- und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und spielte eine weitaus sichtbarere Rolle seit der Aufwärtsbewegung gegen Kernkraft in den 1970ern.[3] Sie stellt ökologische Probleme als hauptsächlich aus sozialen Problemen hervorgehend dar, insbesondere von verschiedenen Formen der Hierarchie und Herrschaft und zielt darauf ab, diese nach dem Modell einer an den Menschen angepassten Gesellschaft und seine Biosphäre zu lösen. Sie ist eine Theorie der radikalen politischen Ökologie und basiert auf dem libertären Kommunismus, welcher das derzeitige kapitalistische Produktionssystem und seinen Konsum ablehnt. Sie sieht vor, eine moralische, dezentralisierte, vereinte Gesellschaft, welche der Logik folgt, zu etablieren. Während Bookchin sich in seinem späteren Leben vom Anarchismus distanziert hat, wird die philosophische Theorie der Sozialen Ökologie als eine Form des Öko-Anarchismus angesehen.
Bookchins Theorie stellt eine Vision der menschlichen Entwicklung dar, welche die Natur der Biologie und der Gesellschaft zu einer dritten „Denknatur“, die über die Biochemie und Physiologie hinaus reicht, kombiniert. Die Menschheit ist laut dieser Art des Denkens die jüngste Entwicklungsstufe der langen Geschichte organischer Entwicklung auf der Erde. Bookchins Soziale Ökologie beabsichtigt, die gesellschaftliche Neigung nach Hierarchie und Herrschaft mithilfe ethischer Mittel mit Demokratie und Freiheit zu ersetzen. Er schrieb über die Konsequenzen der Verstädterung für das menschliche Leben in den frühen 1960ern während seiner Teilnahme an den Bürgerrechts- und anderen sozialen Bewegungen. Bookchin begann daraufhin die Verbindungen zwischen ökologischen und sozialen Missständen ausfindig zu machen, was er in seinem bekanntesten Buch, Die Ökologie der Freiheit, das er über ein Jahrzehnt verfasst hatte, festhielt. Sein Argument, dass menschliche Herrschaft und die Zerstörung der Umwelt aus sozialer, zwischenmenschlicher Herrschaft hervorgehe, war eine Durchbruchsposition in dem wachsenden Bereich der Ökologie. Er schreibt, dass sich Leben durch Selbst-Organisation und evolutionärer Kooperation (Symbiose) weiterentwickelt. Bookchin schreibt von Gesellschaften ohne schriftliche Zeugnisse, die sich um ihre gegenseitige Bedarf organisiert hatten, jedoch letztlich von Institutionen der Hierarchie und Herrschaft überrannt wurden, wie von Stadtstaaten und kapitalistischer Wirtschaft, welche er den Gesellschaften der Menschen als einzigartiges Merkmal zuschreibt entgegen der Gemeinschaften der Tiere. Er schlägt Zusammenschlüsse zwischen Gemeinschaften von Menschen vor, die durch Demokratie organisiert werden und nicht durch administrative Logistik.
Bookchins Werke, die mit anarchistischen Schriften in den 1960ern anfingen, haben sich bis heute kontinuierlich weiterentwickelt. Gegen Ende der 1990er integrierte er zunehmend das Prinzip des libertären Kommunismus, mit dem Bestreben nach kommunaler Demokratie, welche sich von bestimmten Entwicklungen des Anarchismus distanzierte. Bookchins Werke wurden von Anarchismus (hauptsächlich Kropotkin) und Kommunismus (einschließlich der Schriften von Marx und Engels) inspiriert. Soziale Ökologie lehnt die Probleme der neo-malthusischen Ökologie ab, welche soziale Beziehungen missachtet und durch „natürliche Kräfte“ ersetzt, aber auch die technokratischer Ökologie, welche besagt, dass ökologische Fortschritte von technologischen Durchbrüchen abhängen und dass der Staat eine wesentliche Rolle in dieser technologischen Entwicklung spielen wird. Nach Bookchin würden diese zwei Ströme der Ökologie diese entpolitisieren und die Vergangenheit wie auch die Zukunft verklären.
Somit wird die Soziale Ökologie durch folgende Hauptprinzipien definiert:
Mai 2016 wurden die ersten „International Social Ecology Meetings“ in Lyon veranstaltet, die hunderte radikaler Umweltschützer und Libertäre, von denen die meisten aus Frankreich, Belgien, Spanien und der Schweiz als auch von den USA, Guatemala und Kanada kamen, zusammenbrachte. Der Hauptfokuspunkt der Debatten: libertärer Munizipalismus als Alternative zum Nationalstaat und den Muss, Aktivismus neu zu denken.
Das zweite Treffen fand Oktober 2017 in Bilbao statt.
Bookchins Gedankengänge über Soziale Ökologie und libertären Munizipalismus haben auch den historischen Führer der Kurdenbewegung, Abdullah Öcalan dazu inspiriert, das Konzept eines demokratischen Konföderalismus zu entwickeln, der die Menschen des Nahen Ostens mithilfe einer Konföderation demokratischer, multikultureller und ökologischer Kommunen zusammen bringen soll. Das Öcalan'sche Projekt, was von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) seit 2005 übernommen wurde, hat für einen großen ideologischen Wechsel in der kurdischen Nationalistenbewegung gesorgt, der im bewaffneten Kampf für einen unabhängigen Staat weit über die marxistisch-leninistische Idee des Nationalstaates hinausgeht. Zusätzlich zur PKK wurde das Öcalan'sche internationalistische Projekt von ihrem syrischen Gegenstück, der Partei der Demokratischen Union (PYD), positiv aufgefasst, welche zur ersten Organisation der Welt werden würde, die tatsächlich eine Gesellschaft errichtet hat, welche auf den Prinzipien des demokratischen Konföderalismus basiert. Am sechsten Januar 2014 schlossen sich die Kantons Rojavas, im syrischen Kurdistan, zu einer autonomen Gemeinde zusammen, in der sie einen sozialen Vertrag übernahmen, der die dezentralisierte, nicht-hierarchische Gesellschaft festlegte, welche auf den Prinzipien der Direktdemokratie, des Feminismus, der Ökologie, des kulturellen Pluralismus, der Beteiligungspolitik und des ökonomischen Kooperativismus basierte.