Spanisches Münzwesen behandelt das spanische Geldwesen zwischen der Reichseinigung durch die Eroberung Granadas und der im selben Jahr erfolgten Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus bis zum Verlust der amerikanischen Kolonien (1820er). Die aus der neuen Welt in den folgenden Jahrhunderten nach Europa und Ostasien fließenden Edelmetallmengen – vor allem Silber – hatten weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen. Das Ansteigen der verfügbaren Menge an Münzmetall ermöglichte in der Neuzeit in Europa erstmals einen allgemeinen Geldverkehr. Von Bedeutung war auch die Entdeckung des Amalgamationsverfahrens zur Abscheidung von Edelmetallen durch Bartholomeus de Medina[1] 1557. Die amerikanischen Edelmetallexporte bewirkten, ebenso wie die zunehmende mitteleuropäische Gewinnung, langfristig auch einen Wertverfall des Silbers gegenüber dem Gold um rund 50 % (von knapp unter 10:1 auf fast 13:1 seit 1609, schon 1641 dann 14:1, Anfang des 19. Jahrhunderts 14,9:1 bis 15,5:1 um 1870).
Die Ausprägungen bildeten die Basis für Währungen deren Namen heute noch gebräuchlich sind. In den ersten 30 Jahren nach der Eroberung Mexikos (1519) wurden im spanischen Amerika keine Münzen geprägt, das grob durch Schmelzen gereinigte Metall wurde bis in die 1560er Jahre nach Gewicht (Peso, als „Mark“ und Unzen) verwendet. Zwar wurde im 16. Jahrhundert in Neu-Granada (Kolumbien) viel Gold gefunden oder geplündert, der Wert der Ausbeute blieb im Vergleich zum Silber der anderen Kolonien geringer.[2]
Der Maravedí war eine in Spanien und seinen Besitzungen übliche Geldeinheit, dessen Qualität sich progressiv verschlechterte. Es wurden deshalb in späteren Zeiten verschiedene Qualitäten unterschieden: de vellón, de plata antiqua und de plata mexicana.
Aus einer kastilischen Mark Bronze (vellón) mit (7/288 Silber) sollten, nach der Vorschrift von 1497, 192 Blancas (zu 1,2 g) ausgebracht werden, wobei 2 Blancas einem Maravedí entsprachen. Die Gesamtmenge war auf 10 Millionen Blancas begrenzt. Zu Zeiten Carlos’ I. wurde 1552 der Silberanteil auf 11/576 verringert. Die nächste Verschlechterung erfolgte 1566 auf 1/72 Silberanteil und 220 Blanca pro Mark. 1603 ließ man das Silber ganz fort, ein (neuer) Maravedi wurde einer im Gewicht verringerten Blanca (rund 560 Stück/Mark) gleichgesetzt. Diese effektive Verdoppelung des Kupferpreises führte zur Verknappung von Gold- und Silbermünzen in Spanien. Das Agio für Silber erreichte bald 40 %.
In Spanien, wie überall zu Beginn der Neuzeit, lief eine Menge fremder Münzen um. Dazu kam noch, dass Aragón, Valencia und Katalonien im 16. Jahrhundert gesonderte Münzen besaßen.
Die alte (gesetzliche) kastilische Mark (marco) hatte ein Gewicht von 230,06 g. Eine in Medina del Campo erlassene Münzordnung (Elogio[3]) der Königin Isabella bestimmte, dass die Mark Gold (23,75 Karat = 95/96 fein) im Wert von 24.500 Maravedís auszuprägen war. Sie war in 50 Castellanos als Rechnungseinheit geteilt; 1 Castellano, mit 4,553 g Feingold, entsprach also 490 Maravedís. Aus der Mark Silber (67/72 fein) waren 11⅙ Dineros im Wert von 2278 Maravedís zu prägen. Auf die Mark Silber kamen 67 Reales mit 3,195 g Feinsilber à 34 Maravedís, woraus sich eine gesetzliche Wertrelation von Gold zu Silber von 10,114 zu 1 ergab. Aus dem Real entwickelte sich im arabischen Raum der Riyal.
Gemünzt worden sind zu dieser Zeit meist halbe und ganze Reales, jedoch noch keine größeren Stücke. Als Goldmünze wurden aus einer Mark 65⅓ Dukaten (ducado, 95/98 fein, 3,495 g Gold) geprägt, so dass er der venezianischen Zechine und dem ungarischen Dukaten entsprach. Die Rechnungseinheit Castellano entsprach 490 Maravedís, die geprägten Dukaten 375 Maravedís, auf einen Gold-Dukaten kamen also rund 11 Silber-Reales. In den Kolonien wurde Peso d'oro denn auch als Synonym für den Castellano verwendet. Zu Beginn der mexikanischen und peruanischen Silbergewinnung[4] (ab 1546 in Potosí) galt als Anhaltspunkt: eine Silbermark gleich 5 Castellanos. Die mexikanische Bezeichnung Peso de minas (Silber) bezog sich auf den entsprechenden Wert eines Peso de oro entsprach also 13⅖ Reales. Zeitgenössische Literatur nennt im alltäglichen Gebrauch Entsprechungen zwischen 12 und 14 Reales, was mit den unzureichenden Möglichkeiten der Reinigung des Silbers zu tun hat. Goldmünzen wurden zunehmend weniger gebräuchlich.
Die Zunahme der Silbergewinnung führte zur Ausprägung größerer Silbermünzen, die im Wert den gewöhnlichen Goldstücken entsprachen. Die Silbermünze zu 8 Reales ergab, bei unverändertem Münzfuß, 8⅜ Stück pro Mark Münzsilber, bzw. 9 Stück pro Mark Feinsilber. Dies entsprach dem Deutschen Reichstaler (Joachimstaler, 9 Stück pro Kölner Mark Feinsilber).[5]
1537 wurde für Kastilien eine neue Gold-Münzordnung erlassen. Statt der Ducados sollten in Gold coronas i escudos geprägt werden. Auf die Mark Gold mit 22 Karat (d. h. 11/12 fein) kamen 68 Stück im Wert von 350 Maravedís. Die um 2,9 % schwereren Münzen enthielten also 4,6 % weniger Feinsilber als vorher. Der Wert des Escudo wurde 1566 auf 400 Maravedís erhöht. Er entsprach 16 Silber-Reales. Zugleich kam es zur Einführung von Bronzemünzen (mit 62/288 Silber), von denen 80 pro Mark – im Gegenwert von ¼ Real – geprägt wurden.
Ab 1537 in Mexiko und später in Peru wurden massenhaft sehr rohe, aber handliche, „Stücke von Acht“ (8 Reales) aus Silber hergestellt. Die Besteuerung der Edelmetallgewinnung[6] und die Prägegebühr von drei Real pro Mark waren für die Krone einträglich. Im 16. Jahrhundert konnte jedermann Metalle zur Ausprägung in die Münzstätten bringen, das Umschmelzen von Münzen war, ebenso wie die Ausfuhr von Bronzemünzen aus Spanien, jedoch verboten. Auf amerikanisches Silber wurde ein Ausfuhrzoll von 6 % erhoben.
Seit 1642 gab es auch verschlechterte reales de vellón, die nur den halben Wert der reales de plata hatten. Aufgrund der großen Ausgabemenge von Vellón-Münzen wurden Gold- und gute Silbermünzen zunehmend gehortet. Das Dekret vom 14. Oktober 1686 führte zu einer Abwertung von Silber gegenüber Gold um ≈20 % im Mutterland (plata nueva). Für die amerikanischen Kolonien blieb es beim bisherigen Standard (plata vieja). Das neue kontinentalspanische Stück von Acht wurde auch als peso sencillo bezeichnet.
Von Mexiko gingen große Mengen des gewonnenen Silbers mit dem einmal jährlichen Konvoi nach Manila (1545–1813). Genaue Mengenangaben sind nicht überliefert, jedoch befand sich auf der von Lord Anson 1743 gekaperten Galeone über 1,3 Millionen geprägte Pesos und weitere 35.000 Unzen Silber, was über zehn Prozent der mexikanischen Jahresproduktion entsprach.[7] Die hohe Akzeptanz erklärt sich aus der Bequemlichkeit. Japan prägte in der Zeit vor der Abschließung praktisch keine eigenen Münzen aus. Silber wurde in kleine Barren („Schiffchen“) gegossen und nach Bedarf hergeschnitten. Der chinesische Tael, unterteilt in 1000 Käsch, hatte in fast jeder Provinz anderes Gewicht und Reinheit. Bereits Elisabeth I. ließ 1601 im Tower von London spezielle Münzen (mit dem Fallgatter) für Indien dem spanischen Vorbild nach prägen.[8]
Die seit 1732 in Mexiko maschinell geprägten Münzen mit den charakteristischen „Säulen des Herkules“ und dem Motto PLUS ULTRA verbreiteten sich schnell als universelle Handelsmünze.[9] Der teilweise durch Gegenstempel umgewidmete Real, in Asien oft als „Piaster,“ „spanischer Dollar“ oder „mexikanischer Dollar“ (M$) bezeichnet, wurde – und blieb bis weit ins 20. Jahrhundert – im chinesischen Kulturkreis eine allgemein akzeptierte Währung.
Der mexikanische Dollar war auch Vorbild für den seit 1845 geprägten Straits-Dollar (zu 100 ¢), der, nachdem sein Wert durch die feste Bindung[10] an das goldgedeckte Pfund 1906 stabilisiert worden war, zum gesetzlichen Zahlungsmittel in den Straits Settlements, Federated Malay States und bis 1912 auch in den Unfederated Malay States wurde. Etwa zu dieser Zeit wurde er auch durch Maßnahmen der Verwaltung von Niederländisch-Indien auf Sumatra verdrängt.
Die 1707[11] erlassene Münzordnung, die bis 1728 in Kraft blieb, bestätigte die Bestimmungen von 1497, wonach 8⅜ Pesos zu 8 Reales aus der Mark Feinsilber zu schlagen waren, also 67 Reales pro Mark 67/72 fein. Bei der Neuordnung des Münzfußes für Silber-Peso (Peso duro[12]) wurde dieser auf 8½ Stück pro Mark (131/144 fein) festgesetzt. Der Wert dieser ab 1732 geprägten Münzen betrug nun 2½ reales de vellón (als solcher erstmals 1808 ausgeprägt) oder 85 Maravedís. In Spanien wurde die Prägung des Silber-Real 1837 eingestellt.
Das Gesetz vom 29. Mai 1772 führte zu einer geringfügigen Verschlechterung. Auf die Mark Silber kamen 8½ Pesos bei einem Feingehalt von 65/72. Nach der Unabhängigkeit behielt man diesen Münzfuß in Mexiko bei. Für Goldprägungen wurde 1772 bestimmt, dass 8½ Quadrupel oder onzas de oro pro Mark Gold mit einer Feinheit von 43/48 auszuprägen waren. Das Verhältnis von Gold zu Silber betrug auf Basis dieses Gesetzes 16 zu 1. Diese verschlechterten Münzen zeigen nicht mehr die Säulen des Herkules, sondern die Büste des spanischen Königs. 1782 kam es zur Gründung der ersten Notenbank.[13]
Der spanisch-mexikanische Dollar sowie die gleichwertigen Münzen der südamerikanischen Staaten waren bis 1857 gesetzliche Zahlungsmittel in den USA.[14] Die südamerikanischen Staaten stellten nach ihrer Unabhängigkeit bald auf einen Münzfuß analog dem des französischen Fünffrancsstück (22,5 g Feinsilber) um, so dass sich ihre Währungen, unter verschiedenen Namen (peruanischer Nuevo Sol, Boliviano, chilenischer Peso usw.), an die lateinische Münzunion anlehnten. Bei der Einführung der Pesete (Pta.) im politisch instabilen Spanien (1850/68) wurde ein Real (de vellón) einer Viertel Pta. gleichgesetzt. Die Banco de España hat seit 1874 die Funktion einer zentralen Notenbank.