Die Springkräuter (Impatiens) sind eine der zwei Gattungen innerhalb der Familie der Balsaminengewächse (Balsaminaceae). Es gibt etwa 1000 Arten in dieser Familie. Hydrocera, die zweite Gattung der Familie, beinhaltet dagegen nur eine Art.
Impatiens-Arten sind meist einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen von 5 cm bis 2,5 Metern Größe. Der Stängel ist meist fleischig bis sukkulent. Einige Arten bilden holzige Stämme[1]. Die Laubblätter sind einfach und meistens gezähnt, gesägt oder gebuchtet. Oft sind extraflorale Nektarien am Blattstiel und am Blattgrund vorhanden, Nebenblätter fehlen hingegen meist oder sind zu Drüsen reduziert.
Die zwittrigen und fünfzähligen Blüten sind zygomorph und oft resupinat. Der Kelch besteht aus fünf oder drei freien Kelchblättern, von denen zwei bei den meisten Arten stark reduziert sind oder ganz fehlen. Bei den meisten Arten ist ein Kelchblatt zu einem blütenblattartigen Sporn umgewandelt,[2] in dem der Nektar produziert wird. Nur eine Gruppe von madagassischen Arten hat den Sporn komplett reduziert. Die Krone besteht ebenfalls aus fünf Kronblättern, von denen jeweils die beiden seitlichen miteinander verwachsen sind. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden. Die Staubblätter sind miteinander verwachsen und bilden eine „Kappe“, die über dem oberständigen Fruchtknoten sitzt. Der Griffel ist kurz oder fehlt und endet in einer bis fünf Narben. Zu Beginn ist die Blüte in der männlichen Phase, also protandrisch, nach einem bis mehreren Tagen fallen die verwachsenen Staubblätter ab und die weibliche Phase beginnt. So wird bei den meisten Arten Selbstbestäubung verhindert.
Die Kapselfrüchte sind durch Zellsaftdruck gespannt und können bei Berührung an vorgebildeten Nähten explosionsartig aufreißen. Dabei werden die Samen in die Umgebung ausgeschleudert (Saftdruckstreuer). Daher kommt auch der botanische Name: Impatiens (lat.) bedeutet „ungeduldig, unduldsam“. Dieselbe Ursache hat auch der Name „Rühr-mich-nicht-an“ des Großen Springkrauts (Impatiens noli-tangere).
Die Gattung Impatiens zeichnet sich durch ihre große Vielfalt an Blütenformen aus. Traditionell werden zwei Blütentypen unterschieden, einer mit ausgesacktem (sacculaten) Sporn mit mehr oder weniger prominenter Unter- und Oberlippe, und einer mit fadenförmigem (filiformen) Sporn, bei dem die Kronblätter eine flache Ebene bilden und der Sporn gleichmäßig eng und recht lang ist. Allerdings existieren neben diesen beiden Typen eine Vielzahl von Zwischenformen. Hinzu kommt, dass auf Madagaskar mehr als 120 Arten[3] ganz ohne Sporn vorkommen, die zu keinem der beiden Typen gehören. Eine Reihe von Arten besitzt zudem zwei Sporne. Daher erscheint es sinnvoller, die Arten aufgrund ihrer Bestäubergruppen einzuteilen: wie Bienen und Hummeln, Tagfalter, Nachtfalter, Fliegen und Nektarvögel.[4] Bei einigen Arten aus Madagaskar ist außerdem obligate Kleistogamie verbreitet[5]. Die meisten Arten sind jedoch auf die Aktivität von Bestäubern zur ausreichenden Samenproduktion angewiesen. Allerdings sind viele Arten selbstkompatibel. Viele Arten der gemäßigten Breiten, wie auch einige tropische Arten, die unter normalen Umständen auf die Aktivität von Bestäubern zur ausreichenden Samenproduktion angewiesen sind, haben die Fähigkeit bei Licht- oder Nährstoffmangel kleistogame Blüten zu bilden.
Springkräuter sind in Afrika, Eurasien und Nordamerika heimisch. Zwei Arten (Impatiens turrialbana, I.mexicana) kommen in isolierten Gebieten in Zentralamerika vor. Die größte Artenvielfalt ist in den tropischen und subtropischen Bergländern Zentralafrikas, Madagaskars, dem Himalaya, den Western Ghats (SW Indien) und Südostasiens zu finden. In Europa ist nur eine einzige Art, das Große Springkraut (Impatiens noli-tangere) ursprünglich heimisch. Mehrere weitere Arten sind als Neophyten fest eingebürgert.
Balfours Springkraut (Impatiens balfouriiHook f.): Es kommt ursprünglich nur im West-Himalaja vor und ist in Europa besonders in Frankreich, Spanien, Italien und der Südschweiz gebietsweise eingebürgert.
Balsamine, Balsam-Springkraut (Impatiens balsaminaL.): Es kommt ursprünglich in Indien, China und auf der Malaiischen Halbinsel vor, vielfach gepflanzte Zierpflanze, ist stellenweise in Europa eingebürgert
Impatiens briartiiDe Wild. & T.Durand: Sie kommt in Tansania, Uganda, Angola, Sambia, Burundi und DR Kongo vor.[6]
Impatiens burtoniiHook.f.: Sie kommt in drei Varietäten in Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda, Burundi, DR Kongo und Kamerun vor.[6]
Orangerotes Springkraut (Impatiens capensisMeerb., Syn.: Impatiens bifloraWalter): Es ist ursprünglich im östlichen Nordamerika weit verbreitet und in Europa gebietsweise eingebürgert, beispielsweise entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse.
Impatiens chinensisL.: Sie kommt in zwei Varietäten in Indien, Bangladesch, Bhutan, Myanmar, Thailand, Vietnam, Malaysia und in China vor und ist ein Afrika ein Neophyt.[6]
Buntes Springkraut (Impatiens edgeworthiiHook.): Es ist in Indien, Bhutan und Nepal beheimatet.[6] Es kommt in kleinen Bereichen Thüringens und Sachsen-Anhalts als Neophyt vor.
Impatiens gesneroideaGilg: Sie kommt in zwei Varietäten in Uganda, Ruanda, Burundi und DR Kongo vor.[6]
Drüsiges oder Indisches Springkraut (Impatiens glanduliferaRoyle, Syn.: Impatiens royleiWalpers): Es kommt ursprünglich nur im Himalaya vor und ist in Europa und Nordamerika ein weit verbreiteter Neophyt, der in Massenbeständen auftreten und die heimische Flora verdrängen kann.
Impatiens gossweileriG.M.Schulze: Sie kommt in zwei Unterarten in Angola, Congo, Gabun und DR Kongo vor.[6]
Kleines Springkraut oder Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parvifloraDC.), kommt ursprünglich nur in Asien (Zentralasien) vor und ist in Europa seit 1830 eingebürgert.
Fleißiges Lieschen (Impatiens wallerianaHook.f.): Sie kommt ursprünglich nur in Tansania und in Mosambik vor. Aus ihr wurden viele Zierpflanzensorten gezüchtet. Die Art ist in vielen tropischen Gebieten Asiens, Australien und Mittel- und Südamerikas eingebürgert.
Yilin Chen, Shinobu Akiyama, Hideaki Ohba: Balsaminaceae: Impatiens, S. 43 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 12: Hippocastanaceae through Theaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-64-1
Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
↑Lens, F., Eeckhout, S., Zwartjes, R., Smets, E., Janssens, S.: The multiple fuzzy origins of woodiness within Balsaminaceae using an integrated approach. Where do we draw the line? In: Annals of Botany. Band109, 2012, S.783–799.
↑C. Grey-Wilson: Impatiens of Africa. A. A. Balkema, Rotterdam 1980, ISBN 90-6191-041-2.
↑Fischer, E., Rahelivololona, M. E., Abrahamczk, S.: Impatiens galactica (Balsaminaceae), a new spurless species of section Trimorphopetalum from Madagascar. In: Phytotaxa. Band298, 2017, S.269–276.
↑Abrahamczyk, S., Lozada-Gobilard, S., Ackermann, M., Fischer, E., Krieger, V., Redling, A., Weigend, M.: A question of data quality – Testing pollination syndromes in Balsaminaceae. In: PLoS One. Band12, Nr.10, 2017, S.e0186125.
↑Lozada-Gobilard, S., Weigend, M., Fischer, E., Janssens, S., Ackermann, M., Abrahamczyk, S.: Breeding systems in Balsaminaceae in relation to pollen/ovule ratio, pollination syndromes, life history and climate zone. In: Plant Biology. 2018, doi:10.1111/plb.12905.
↑Abrahamczyk, S., Fischer, E.: Impatiens elianae (Balsaminaceae), a new species from central Madagascar, with notes on the taxonomic relationship of I. lyallii and I. trichoceras. In: Phytotaxa. Band226 (1), 2015, S.83–91.