Die Ortschaft liegt im ehemaligen Ostpreußen, im historischen Oberland, an der Baude, etwa 90 Kilometer südwestlich von Königsberg, 22 Kilometer nordnordöstlich von Preußisch Holland (Pasłęk) und sechs Kilometer nordöstlich von Młynary(Mühlhausen i. Ostpr.).
Ortseingang (2020)Ebersbach, südsüdwestlich von Königsberg, nordnordöstlich der Stadt Preußisch Holland und südlich der Stadt Braunsberg, auf einer Landkarte von 1910
Die Ortschaft Ebersbach wird als villa Ebersbach erstmals urkundlich erwähnt, und zwar in einem Dokument des Deutschen Ordens, das der Elbinger Komtur Hermann von Oettingen am 10. Juli 1329 zu Mühlhausen ausgefertigt hatte.[1][2] Ebersbach war zu diesem Zeitpunkt also bereits ein Dorf (villa). Dem Dokument zufolge hatte ein Lokator Helbing aus Thüringen die Ortschaft mit ungefähr 80 Hufen zur Besiedlung verliehen bekommen und das Dorf dann an Martin von Truntcz weiterverkauft. Die Geschichte des Dorfs, das später in den Besitz eines Zweigs der Familie Dohna kam,[3] ist eng mit der Geschichte des ehemaligen Ritterguts Lauck verknüpft und lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Noch im 19. Jahrhundert befanden sich an Häusern Ebersbachs mittelalterliche Hausmarken.[4]
Lauck mit Ebersbach im Oberland gehörte seit der Neuzeit zum Hauptamt Preußisch Holland.[5][6]
Durch Erbschaft kam der Gesamtbesitz der Dohnaschen Güter 1688 an den einzigen Sohn von Fabian III., Christoph Friedrich Graf von Dohna. Durch eine vom Landesherrn bestätigte Urkunde vom 24. Juli 1731 bildete dieser daraus die beiden Fideikommiss-Stiftungen Dohna-Lauck und Dohna-Reichertswalde. Zum Fideikommiss Dohna-Lauck wurden geschlagen: 1) Lauck, 2) Ebersbach, 3) Kagenau, 4) Sepoten, 5) das Vorwerk Lipperode und 6) vier Hufen Bauholz in Groß Scharnitten.[7]
Im Jahr 1785 wird Ebersbach als ein zur Gutsherrschaft Lauck gehöriges adliges Gut und Vorwerk, mit einer Kirche, die eine Filiale von Lauck ist, und 41 Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben.[8]
Anlässlich der nach 1818 vollzogenen Separation der bäuerlichen und gutsherrlichen Verhältnisse entstand ein eigenständiges Dorf Ebersbach; auf dem von Ebersbach der Gutsherrschaft zugefallenen Terrain entstand das Vorwerk Friedrichshof.[9]
Das Dorf Ebersbach hatte am 1. Dezember 1913 eine Flächengröße von 1117,6 Hektar und 88 viehhaltende Haushaltungen; gezählt wurden unter anderem 301 Pferde, 567 Stück Rindvieh, 31 Schafe, 496 Schweine und 82 Ziegen. Auf der Gemarkung des Dorf standen 721 Apfelbäume, 271 Birnbäume, 252 Pflaumen- und Zwetschgenbäume sowie 242 Kirschbäume.[10]
Im Frühjahr 1945 wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde die südliche Hälfte Ostpreußens mit Ebersbach von der Sowjetunion dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Ebersbach wurde in Stare Siedlisko umbenannt. Soweit die deutschen Einwohner nicht vor Kriegsende geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben; sie durften später nicht in ihren Besitz zurückkehren.
adliges Dorf, zum adligen Gut Lauck gehörig, davon 427 Evangelische und 27 Katholiken, in 50 Wohngebäuden auf einer Gemarkungsfläche von 4777 Morgen[14]
Dorfkirche (2020), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Pfarrgemeinde Ebersbach
Die Ebersbacher Kirche war bis 1945 eine Filiale der evangelischen Mutterkirche in Lauck, die am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde und von der nur noch eine Ruine erhalten ist. Die Ebersbacher Kirche wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Beide Gebäude hatten die gleiche Größe und Bauart mit Feldsteinen und Ziegeln und einem hölzernen Turm, doch befindet sich die Sakristei der Kirche in Ebersbach nicht an der Südseite, sondern an der Nordseite. Außerdem wurde ihr später ein Abputz hinzugefügt. Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte sie Glocken von 1784 und 1794; die Orgel war vom Baujahr 1805.[22]
Das Kirchengebäude, das zuvor der evangelischen Pfarrgemeinde Ebersbach als Gotteshaus gedient hatte, wurde 1945 zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet.
Ebersbach, Dorf, an der Baude, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Ebersbach (meyersgaz.org)
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 3: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Oberlandes. Königsberg 1893, S. 50 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 143–144 (Google Books).
Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 386–387 (Google Books).
Ludwig Fedemir Rhesa: Kurzgefasste Nachrichten von allen seit 1775 an den evangelischen Kirchen in Ostpreußen angestellten Predigern, Königsberg 1834, S. 91 (Google Books).
↑Monumenta Historiæ Warmiensis oder Quellensammlung zur Geschichte Ermlands, Band 1, Mainz 1860, Kapitel Diplomata, S. 404–406, No. 242 (Google Books).
↑Georg Conrad: Regesten ausgewählter Urkunden des reichsburggräflich und gräflich Dohnaschen Majoratsarchivs in Lauck (Ostpr.), in: Altpreußische Monatsschrift, Band 32, Königsberg i. Pr. 1895, S. 519–554, insbesondere S. 531–532, Fußnote 2) (Google Books[).
↑Lexikoneintrag Dohna, in_ Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaft und Künste, Erste Section: A – G, Sechsundzwanzigster Theil: DIR – DOMINIUM MUNDI, Brockhaus, Leipzig 1835, S. 299–312 (Google Books).
↑Franz Dittrich: Das alte ermländische Wohnhaus. In: Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands. Band 5, Braunsberg / Leipzig 1874, S. 510–536, insbesondere S. 524 (Google Books).
↑Michael Lilienthal: Erleutertes Preußen – Oder Auserlesene Anmerckungen ueber verschiedene, zur Preußischen Kirchen-Civil- und Gelehrten-Historie gehörige besondere Dinge. Band 43, Königsberg 1727, S. 498 (Google Books).
↑Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha 1858, S. 279 (Google Books).
↑Siegmar Friedrich von Dohna: Die Dohna’s. Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna. Band 1. Berlin 1877, S. 70 (books.google.de).
↑ abJohann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen, Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1785, S. 41 (Google Books).
↑Georg Conrad: Regesten ausgewählter Urkunden des reichsburggräflich und gräflich Dohnaschen Majoratsarchivs Lauck (Ostpr.), in: Altpreussische Monatsschrift. Band 32, Königsberg i. Pr. 1895, S. 519–554, insbesondere S. 525 (Google Books).
↑Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat. Band 1: Ostpreußen. S. 102, Ziffer 21 (Google Books).
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 316, Ziffer 21 (Google Books).
↑Georg Friedrich Krause: Handbuch zu dem Atlas von Preußen in 27 Karten; oder: geographisch-statistisch-topographische Beschreibung der preußischen Mönarchie. Zweite Hälfte: Verzeichniß sämmtlicher Städte, Flecken, Dörfer, Weiler, Vorwerke etc. der Monarchie. Band I: A – E, Müller, Erfurt 1835, S. 775 (Google Books).
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 117, Ziffer 48 (Google Books).
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg, 9. Kreis Pr. Holland, Berlin 1966, S. 2–9, Ziffer 40 (Google Books).
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 174–175, Ziffer 26 (Google Books).
↑Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888, S. 196–197, Ziffer 23 (Google Books).
↑Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Band 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1898, S. 194–195, Ziffer 22 (Google Books).
↑Ebersbach, Dorf, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Ebersbach (meyersgaz.org)
↑ abMichael Rademacher: Prholland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 143–144 (Google Books).