Steffen Schleiermacher entstammt einer Lehrerfamilie[2] und ist ein Nachfahre des evangelischen Theologen Friedrich Schleiermacher.[3] Er wuchs mit einem älteren Bruder in Halle/Saale auf,[4] sein Neffe ist der Jazzmusiker Johannes Schleiermacher (* 1984). Steffen Schleiermacher erhielt mit sechs Jahren seinen ersten Klavierunterricht,[1] außerdem wurde er in Gehörbildung und Musiktheorie unterwiesen, zeitweise an der städtischen Musikschule. Nach eigenen Angaben hat er „ca. 10 Klavierlehrer verschlissen“.[4] Von 1968 bis 1978 sang er im Stadtsingechor zu Halle unter der Leitung von Dorothea Köhler.[1] Nach dem Abitur 1978 wollte er ursprünglich Architektur studieren, wurde allerdings „nicht genommen“. Anstatt sich für die Alternative Maschinenbau zu entscheiden, bewarb er sich erfolgreich um einen Studienplatz an der Musikhochschule im benachbarten Leipzig.[5]
Schleiermacher schuf zahlreiche Auftragswerke: Gewandhauskapellmeister Kurt Masur verhalf ihm 1986 zum kompositorischen Durchbruch,[13] als er mit dem Solisten Karl Mehlig und dem Leipziger Gewandhausorchester seine Musik für Pauken und Orchester (1984/85) uraufführte. Später setzte sich Riccardo Chailly am Gewandhaus für Schleiermachers Musik ein, so brachte er 2006 GegenBild (2006), 2009 Das Leuchten der singenden Kristalle (2008) und 2011 Bann. Bewegung – mit Beethovens Erster (2010) zur Uraufführung.[14] In seinem Antrittskonzert 2018 als Gewandhauskapellmeister dirigierte Andris Nelsons erstmals das Auftragswerk Relief für Orchester (2017).[15] Auch in Dresden konnte Schleiermacher Fuß fassen: Der junge Komponist wurde in den 1980er Jahren durch die Spezialabteilung für zeitgenössische Musik des VEB Edition Peters gefördert.[16] Unmittelbar nach Gründung[17] des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik 1986 erhielt er einen Auftrag für das Kammerorchesterwerk Kreon – Hommage à Varèse (1987), das 1987 durch das musica-viva-ensemble dresden unter Hans-Peter Richter zur Uraufführung gebracht wurde. Die Dresdner Philharmonie bestellte das Orchesterwerk Puls, Farbe, Schatten (1994; UA mit Kurt Masur 1995).[18] Als Schleiermachers Hauptwerk gilt die KammeroperKokain (2004; Auftragswerk der Oper Bonn) nach der expressionistischen Novelle von Walter Rheiner.[8]
Schleiermacher war Mitglied der Konstituierenden Sitzung der Freien Akademie der Künste zu Leipzig, der er seitdem angehörte.[19] 1998 wurde er ordentliches Mitglied der Klasse Musik der Sächsischen Akademie der Künste.[8] Im Mai 2018 wurde Schleiermacher als neues Mitglied in die Sektion Musik der Berliner Akademie der Künste gewählt.[20] Schleiermacher ist Vorsitzender der Jury des Hanns-Eisler-Stipendiums der Stadt Leipzig.[21]
Schleiermacher, Steffen. In: Brockhaus-Riemann Musiklexikon. CD-Rom, Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-89853-438-3, S. 14265.
Schleiermacher, Steffen. In: Peter Hollfelder: Klaviermusik. Internationales chronologisches Lexikon. Geschichte. Komponisten. Werke. Supplement, Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 3-7959-0855-8, S. 191.
Gregor Willmes: Steffen Schleiermacher. In: Ingo Harden, Gregor Willmes: Pianistenprofile: 600 Interpreten: ihre Biografie, ihr Stil, ihre Aufnahmen. Bärenreiter, Kassel 2008, ISBN 978-3-7618-1616-5, S. 645–647.
↑ abcdefghGregor Willmes: Steffen Schleiermacher. In: Ingo Harden, Gregor Willmes: Pianistenprofile: 600 Interpreten: ihre Biografie, ihr Stil, ihre Aufnahmen. Bärenreiter, Kassel 2008, ISBN 978-3-7618-1616-5, S. 645–647, hier: S. 645.
↑ Hochinteressantes Konzert mit und von dem Komponisten Steffen Schleiermacher in der Klosterkirche in Grimma. In: Leipziger Volkszeitung, 7. September 1998.
↑ abSteffen Schleiermacher: Mangelnde Begabung! (?). In: Marion Saxer (Hrsg.): Anfänge. Erinnerungen zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten an ihren frühen Instrumentalunterricht. Wolke, Hofheim 2003, ISBN 3-936000-08-5, S. 147–150, hier: S. 147.
↑ abcdeSteffen Schleiermacher: Mangelnde Begabung! (?). In: Marion Saxer (Hrsg.): Anfänge. Erinnerungen zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten an ihren frühen Instrumentalunterricht. Wolke, Hofheim 2003, ISBN 3-936000-08-5, S. 147–150, hier: S. 149.
↑Jonathan L. Yaege: Friedrich Schenker and the Third Way. In: Kyle Frackman, Larson Powell (Hrsg.): Classical Music in the German Democratic Republic: Production and Reception (= Studies in German Literature Linguistics and Culture). Camden House, Rochester 2015, ISBN 978-1-57113-916-0, S. 219–240, hier: S. 230, 239.
↑Marcus Erb-Szymanski: Die hohe Kunst der Moderne jenseits des Spektakulären. Das Leipziger Ensemble Avantgarde feiert sein zehnjähriges Bestehen. In: Neue Musikzeitung. Nr.9, 2000 (nmz.de [abgerufen am 26. Februar 2019]).
↑Armin Köhler: Die Spezialabteilung für zeitgenössische Musik des VEB Edition Peters (1980–1986). In: Matthias Herrmann, Hanns-Werner Heister (Hrsg.): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Bericht über das vom Dresdner Zentrum für Zeitgenössische Musik und vom Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden veranstaltete Kolloquium. Teil 3: 1966–1999, vom 9. bis 11. Oktober 2000 in Dresden. Laaber, Laaber 2004, ISBN 3-89007-511-8, S. 87–95, hier: S. 89 (= Musik in Dresden, Band 6).
↑Marion Demuth: Das Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik (1986–1999) aus eigener Sicht. In: Matthias Herrmann, Hanns-Werner Heister (Hrsg.): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Bericht über das vom Dresdner Zentrum für Zeitgenössische Musik und vom Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden veranstaltete Kolloquium. Teil 3: 1966–1999, vom 9. bis 11. Oktober 2000 in Dresden. Laaber, Laaber 2004, ISBN 3-89007-511-8, S. 97–112, hier: S. 103 (= Musik in Dresden, Band 6).
↑Dieter Härtwig: Von Horst Förster zu Michel Plasson. Neue Musik bei der Dresdner Philharmonie 1964–1999. In: Matthias Herrmann, Hanns-Werner Heister (Hrsg.): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Bericht über das vom Dresdner Zentrum für Zeitgenössische Musik und vom Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden veranstaltete Kolloquium. Teil 3: 1966–1999, vom 9. bis 11. Oktober 2000 in Dresden. Laaber, Laaber 2004, ISBN 3-89007-511-8, S. 211–242, hier: S. 117 (= Musik in Dresden, Band 6).
↑Ingrid Sonntag: Die Freie Akademie der Künste in Leipzig 1992–2003. Nur aus einer Prägung des sächsischen Kulturraumes hervorgegangen? In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Deutschland Archiv. Nr.5, 18. Mai 2011 (bpb.de [abgerufen am 18. Februar 2019]).
↑Preisträger 2013. Kammermusikeinspielung des Jahres. In: ECHO Klassik 2013. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2013; abgerufen am 26. Februar 2019.
↑Preisträger 2015. Solistische Einspielung des Jahres. In: ECHO Klassik 2015. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2015; abgerufen am 26. Februar 2019.