Syrena war eine polnische Automarke. Der Name Syrena (polnisch für Meerjungfrau) lässt sich auf die Warschauer Seejungfer im Warschauer Stadtwappen zurückführen.
Fabryka Samochodów Osobowych, kurz FSO, aus Warschau entwickelte die Wagen und präsentierte 1955 auf der Industrieausstellung in den Gebäuden der Internationalen Messe Poznań in Posen die ersten Fahrzeuge. Die Serienfertigung bei FSO lief von 1957 bis 1972. Anschließend übernahm das Unternehmen Fabryka Samochodów Małolitrażowych, kurz FSM, aus Bielsko-Biała die Produktion. Am 30. Juni 1983 endete die Fertigung.[1] Ursprünglich waren die Fahrzeuge nur als Zwischentyp eingeplant.[2]
Die Basis der Fahrzeuge bildete ein Kastenrahmen. Darauf wurde eine zweitürige Karosserie montiert. Es war eine Limousine mit Stufenheck. Der Zweitaktmotor mit Wasserkühlung war vorne im Fahrzeug eingebaut und trieb die Vorderräder an. Das Vierganggetriebe wurde über einen Schalthebel am Lenkrad betätigt. Der Radstand betrug 230 cm.
Die Prototypen aus der Zeit ab 1955 hatten einen Lufteinlass mit acht vertikalen Streben. Oberhalb davon befanden sich die Großbuchstaben SYRENA auf dem Frontblech. Darüber folgte die Motorhaube. Der Zweizylinder-Reihenmotor hatte 76 mm Bohrung und 82 mm Hub. Das ergab 744 cm³ Hubraum und 27 PS Leistung. Der Tank war vorne im Fahrzeug untergebracht. Die Türen waren an der B-Säule angeschlagen. Die Scheibenwischer verliefen nicht gleichlaufend, was später geändert wurde.
1957 erschien die Serienausführung. Der Lufteinlass hatte drei waagerechte Chromstreben, von denen die obere an den Seiten abgerundet war und bis unten ging. Darüber kam sofort die Motorhaube, auf der das FSO-Logo prangte. Für März 1960 ist angegeben, dass der dritte und vierte Gang des Getriebes synchronisiert waren, wobei unklar bleibt, wie es vorher war. Die Spurweite betrug zumindest ab 1960 einheitlich 120 cm. Zu der Zeit sind 408 cm Länge, 155 cm Breite und 152 cm Höhe angegeben. Als Leergewicht sind Werte von 880 kg und 874 kg überliefert. Am Heck befanden sich übereinander ein rundes und ein rechteckiges Rücklicht, beide in rot. Der Kofferraumdeckel reichte bis an die hintere Stoßstange.
Laut einer Quelle entstanden 4895 Fahrzeuge zwischen 1957 und 1960.[3]
1960 folgte der 101. Die Daten änderten sich nicht. Viele Fahrzeuge hatten nun eine seitliche Zierleiste je Fahrzeugseite, wobei unklar bleibt, ob sie serienmäßig war. Sie verlief unterhalb des Türgriffs, machte hinter der Tür einen Abwärtsschwung und verlief dann horizontal weiter. Das runde Rücklicht war nun gelb, war also offensichtlich der Blinker. Der Kofferraumdeckel war in den meisten Fällen gekürzt und reichte nicht mehr bis an die Stoßstange. Dazwischen war Platz für das Kraftfahrzeugkennzeichen. Für März 1962 sind in einer Quelle 30 PS und 870 kg Leergewicht angegeben.
Laut einer Quelle entstanden 8347 Fahrzeuge zwischen 1960 und 1962.[3]
101 (Baujahr 1960–1962) | |
---|---|
Bauzeit | 1960–1962 |
Motor | Zweizylinder-Zweitakt-Ottomotor, wassergekühlt |
Bohrung × Hub | 76 × 82 mm |
Hubraum | 744 cm³ |
Verdichtung | ?:1 |
Leistung | 27 PS / 3800 min−1 |
Drehmoment | ? kpm / ? min−1 |
Getriebe | 4-Gang-Schaltgetriebe |
Fahrgestell | Rahmenbauweise |
Federung vorn | Querblattfeder |
Federung hinten | Querblattfeder |
Bremsen | Trommeln vorn/hinten |
Bereifung | |
Radstand | ? mm |
Länge × Breite × Höhe | 4085 mm × 1560 mm × 1530 mm |
Leergewicht | 910 kg |
Bodenfreiheit | ? cm |
Höchstgeschwindigkeit | 100–105 km/h |
Stückzahl | ? |
1962 folgte der 102. Die hintere Spurweite betrug nun 124 cm. Als Höhe sind nur noch 145 cm angegeben und als Leergewicht 900 kg. Der Motor leistete laut einer Quelle wieder 27 PS. Am Heck befanden sich nun einteilige Rückleuchten, die im oberen Bereich gelb und im unteren Bereich rot waren. Auf verschiedenen Fotos sind Rückstrahler zu erkennen.
Es gab auch eine Variante als 102 S. Er hatte einen Dreizylinder-Reihenmotor vom Wartburg 311. Er hatte 73,5 mm Bohrung, 78 mm Hub, 993 cm³ Hubraum und 45 PS Leistung. Kühlergrill und Zierleiste waren Unterscheidungsmerkmale.[5]
Laut einer Quelle entstanden 11.141 Fahrzeuge zwischen 1962 und 1963 sowie 141 vom 102 S nur 1963.[3]
1963 folgte der 103. An der Front befand sich nun ein Kühlergitter mit 15 vertikalen und 10 horizontalen Streben. Der Motor leistete 30 PS. Als Fahrzeughöhe sind 151 cm angegeben. Zwischen der Heckscheibe und dem Kofferraumdeckel befand sich auf der rechten Seite der Tankstutzen.
Zeitgleich gab es den 103 S.[6][7][8] Er hatte den bereits erwähnten Wartburg-Motor, der hier mit 40 PS angegeben war. Das Getriebe mit Synchronisation in den Gängen zwei bis vier stammte ebenfalls vom Wartburg. Als Leergewicht sind 950 kg angegeben. Eine Abbildung zeigt eine breitere Zierleiste.[9]
Laut einer Quelle entstanden 29.767 Fahrzeuge zwischen 1963 und 1966 sowie 391 vom 103 S nur 1964.[3]
1966 erschien der 104. Er hatte einen anderen Dreizylindermotor. 70 mm Bohrung und 73 mm Hub ergaben 843 cm³ Hubraum und 40 PS Leistung. Das Vierganggetriebe war vollsynchronisiert. Die vorderen Blinker waren wesentlich größer als vorher. Die seitliche Zierleiste befand sich auf Höhe des Türgriffs. Sie machte hinter der Tür nur einen kleinen Schwung nach unten, um dann bis hinten leicht abzufallen. Es gibt aber auch Fotos von Fahrzeugen ohne Zierleiste. Für dieses Modell sind 404 cm Länge, 156 cm Breite und 151,5 cm Höhe angegeben. Das Leergewicht betrug 910 kg.
Laut einer Quelle entstanden 113.689 Fahrzeuge zwischen 1964 und 1972, wobei die Serienfertigung erst 1966 begann.[3] Im Jahr 1970 betrug der Jahresausstoß 18 000 Fahrzeuge.[10]
1972 folgte der 105. Die Türen waren an der A-Säule angeschlagen. Der Türgriff war höher angebracht als beim Vorgänger, befand sich somit oberhalb der Zierleiste. Die ersten Fahrzeuge wurden noch bei FSO gebaut, hatten also das FSO-Emblem auf der Motorhaube. Nachdem FSM im gleichen Jahr die Montage übernommen hatte, wurde das FSM-Logo auf der Motorhaube angebracht.
Laut einer Quelle entstanden 3571 Fahrzeuge bei FSO 1972.[3]
105 (Baujahr 1972–1983) | |
---|---|
Bauzeit | 1972–1983 |
Motor | Dreizylinder-Zweitakt-Ottomotor, wassergekühlt |
Bohrung × Hub | 70 × 73 mm |
Hubraum | 842 cm³ |
Verdichtung | ?:1 |
Leistung | 40 PS / 4300 min−1 |
Drehmoment | ? kpm / ? min−1 |
Getriebe | 4-Gang-Schaltgetriebe |
Fahrgestell | Rahmenbauweise |
Federung vorn | Querblattfeder |
Federung hinten | Querblattfeder |
Bremsen | Trommeln vorn/hinten |
Bereifung | |
Radstand | 2300 mm |
Länge × Breite × Höhe | 4040 mm × 1560 mm × 1515 mm |
Leergewicht | 850 kg |
Bodenfreiheit | ? cm |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h |
Stückzahl | 344.077 (zwischen 1975 und 1980 35.500 bis 38.000 pro Jahr) |
Bosmal fertigte auf Basis des 105 einen Kleintransporter. Der Wagen wurde 105 B bzw. 105 Bosto genannt. Das Reserverad war auf dem Dach der Fahrerkabine montiert. Der Laderaum hatte im vorderen Bereich Seitenfenster. Das Fahrzeug war auch mit Rücksitzen erhältlich. Es gibt Bilder von Fahrzeugen mit diesem Aufbau, aber an der B-Säule angeschlagenen Türen.[12] Eine Quelle nennt diese Fahrzeuge 104 B.[13]
Der Pick-up auf Basis des 105 wurde R-20 genannt.
Besonderheit war ein Coupé. Es wurde auf einer Automobilausstellung in Brüssel präsentiert. Auf einen Plattformrahmen wurde eine zweisitzige Karosserie aus Kunststoff montiert. Der Radstand von 230 cm und die vordere Spurweite von 120 cm entsprach der Limousine. Die hintere Spurweite betrug 124 cm. Das Leergewicht war mit 710 kg angegeben. Abweichend war der Motor. Es war ein Zweizylinder-Boxermotor mit hängenden Ventilen, der im Viertakt arbeitete. Der Hubraum von 744 cm³ entsprach dem Motor der Limousine, wobei Bohrung und Hub nicht bekannt sind. Auch die Motorleistung ist nicht überliefert. Eine Quelle gibt das Jahr 1960 an.[14] Die Automobil Revue listete das Fahrzeug in den Jahren 1961 und 1962 in ihren Katalogen.
Außerdem wurde ein Minivan im Stile des Lloyd LT entworfen. Bekannt sind Fotos von Fahrzeugen mit zwei unterschiedlichen polnischen Kennzeichen.[15]
Der 110 von etwa 1966 war eine Kombilimousine mit großer Heckklappe. Eine Quelle gibt einen Vierzylinder-Viertaktmotor an.[16] Hiervon existieren noch mindestens zwei Fahrzeuge, die sich im Bereich der Frontgestaltung, der seitlichen Positionsleuchten und der Außenspiegel unterscheiden.[17]
Darüber hinaus gibt es Fotos eines 607 mit Schrägheck und Heckklappe. Die Seitenlinie ähnelt dem Glas 1004 als CL. Die Front mit den großen Blinkern entspricht den 104 und 105. Die Türen sind vorne angeschlagen. Es gibt Hinweise auf die Jahre 1970 und 1971.[18]
Laut einer Quelle wurden bis 1972 bei FSO 177.234 Fahrzeuge hergestellt.[19] Für die Zeit bei FSM werden 344.077 Fahrzeuge genannt.[1] In der Summe sind das 521.311. Im Jahr 1957 wurden 200 Syrena hergestellt.[20] Für das Jahr 1965 sind die Produktionszahlen mit 11.800 Fahrzeugen angegeben. Die Modellüberarbeitung erzielte im Jahr 1966 die Stückzahl von 6000 Fahrzeugen. 1978 lag die Produktionszahl bei 38.000 Fahrzeugen.[21] Eine andere Quelle gibt für die Montage bei FSO die Anzahl je Modell an und kommt auf eine Summe von 171.942.[3]
In der Literatur gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob Syrena wirklich der Markenname war. Es gibt auch die Variante, dass der Markenname 1972 von Syrena auf FSM geändert wurde.
Viele Quellen geben an, dass die Fahrzeuge zumindest bis 1972 als Syrena vermarktet wurden.[16][22][23][24][25][26][27][28][29][30] Dazu gehören die Kataloge der Schweizer Automobil Revue.[31][32][33][34][35][36][37][38][39][40][41] In den deutschen Autokatalogen ist von Modelljahr 1958 bis 1967 ausschließlich von der Marke Syrena die Rede.[42][43][44][45][46][47][48][49][50][51]
Eine Quelle meint, dass Syrena nur eine Modellbezeichnung war.[1][19] Dieser These nach wurde das Herstellerkürzel vorangestellt und die Fahrzeuge als FSO Syrena angeboten.
Es gibt auch Mischformen. So haben Harald H. Linz und Halwart Schrader in ihrer neueren Enzyklopädie einen Eintrag zur Marke Syrena, in dem sie mehrfach von Syrena und einmal von FSO Syrena schreiben, und der 1972 endet.[14]
Der Autokatalog des Modelljahrs 1968 schreibt FSO Syrena 104, aber auch FSO Warszawa,[52] obwohl Warszawa der Markenname des ebenfalls bei FSO gebauten Wagens war, sodass klar ist, dass hier alle Modelle des Herstellers FSO unabhängig von ihrer Marke zusammengefasst wurden.
Für die Modelljahre von 1969 bis 1972 haben die deutschen Autokataloge einen Sammeleintrag für den Hersteller FSO, der den Syrena 104, den Polski Fiat 125p und den Warszawa enthält.[53][54][55][56]
Klar ist, dass die ersten Prototypen den Schriftzug SYRENA an der Fahrzeugfront trugen. In den Serienausführungen befand sich das runde Emblem von FSO auf der Motorhaube. Am Heck war oftmals ein Schriftzug für das genaue Modell (100 bis 105) angebracht.
Einige Quellen geben an, dass die Fahrzeuge auch nach 1972 als Syrena vermarktet wurden.[16][24][25][28][29][30][57][58]
Andere Quellen meinen, dass Syrena nur eine Modellbezeichnung war.[1][19][59][60][61][62][63][64][65] Dieser These nach wurde das Herstellerkürzel vorangestellt und die Fahrzeuge als FSM Syrena angeboten.
Für die Modelljahre von 1973 bis 1974 haben die deutschen Autokataloge einen Sammeleintrag für den Hersteller FSO, der den Syrena 104, den Polski Fiat 125p und den Warszawa enthält.[66][67] Diese Angaben sind aber falsch, weil FSO zu der Zeit gar nicht mehr der Hersteller war.
Für das Modelljahr 1978 hat der deutsche Autokatalog den Text unter der Marke Syrena und die technischen Daten im Abschnitt FSM.[68]
Klar ist, dass sich ab 1972 das Emblem von FSM auf der Motorhaube befand. Am Heck war oftmals ein Schriftzug für das Modell 105 angebracht.
2014 stellte das Unternehmen AMZ-Kutno in Kutno den Prototyp eines Retromodells vor, das als „Syrena des 21. Jahrhunderts“ entwickelt wurde und als „modernes Äquivalent“ gedacht war.[69]