Stadtgemeinde Trofaiach
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Steiermark | |
Politischer Bezirk: | Leoben | |
Kfz-Kennzeichen: | LN | |
Fläche: | 143,65 km² | |
Koordinaten: | 47° 26′ N, 15° 0′ O | |
Höhe: | 658 m ü. A. | |
Einwohner: | 11.007 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 77 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 8793 | |
Vorwahl: | 03847 | |
Gemeindekennziffer: | 6 11 20 | |
NUTS-Region | AT223 | |
UN/LOCODE | AT CH8 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Luchinettigasse 9 8793 Trofaiach | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister | Mario Abl (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (31 Mitglieder) |
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Lage von Trofaiach im Bezirk Leoben | ||
Blick auf Trofaiach von Süden | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Trofaiach ist eine österreichische Stadt in der Obersteiermark im Gerichtsbezirk bzw. Bezirk Leoben. Mit 1. Jänner 2013 wurde sie mit den Nachbargemeinden Hafning bei Trofaiach und Gai zusammengelegt. Die Gemeinde hatte am 1. Jänner 2024 11.007 Einwohner.
Trofaiach befindet sich etwa zehn Kilometer nördlich der Bezirkshauptstadt Leoben. Es liegt zirka 13 Kilometer südlich des Alpenhauptkamms an der österreichischen Eisenstraße. Es befindet sich im Vordernbergertal, und zwar dort, wo sich dieses zum Trofaiacher Becken weitet, das am Südrand der Eisenerzer Alpen liegt.
Ein beträchtlicher Bereich des Gemeindegebietes besteht aus Wald und Bergland über der Waldgrenze. Die Gemeindegrenzen reichen bis zu den Gipfeln, Graten und Übergängen der umliegenden Berge, wie z. B. Hochturm (Trenchtling), (2081 m ü. A.), Lamingegg, Lamingsattel, Leobner Mauer, Klammkogel, Barbarakreuz, Fahnenköpfl, Grüblzinken, Rottörl, Eisenerzer Reichenstein (2165 m ü. A.), Reichhals, Große Scharte, Hohe Lins (2028 m ü. A.), Stadelstein, Wildfeld, Reiting (Gößeck 2214 m ü. A.).
Das alte Ortszentrum von Trofaiach liegt am Vordernbergerbach. In Ortsgebiet münden vier Bäche in den Vordernbergerbach. Die vier Seitentäler Krumpen, Rötz(graben), Trofaiacher Gößgraben und Laintal gehören zum Gemeindegebiet.
Die Seehöhe von Trofaiach wird mit Höhenklasse 6 (500–600 m ü. A.) angegeben, die der Stadt mit 660 m ü. A. Dies entspricht der Lage der Pfarrkirche. Der geografisch niedrigsten Punkt der Stadt liegt in der Gmeingrube mit 645 m ü. A. der höchste Punkt auf dem Gößeck mit 2214 m ü. A.
Trofaiach hat eine Fläche von 143,65 km² und nimmt einen großen Teil des Trofaiacher Beckens ein.
Das Stadtgebiet gliedert sich in zehn Katastralgemeinden (Fläche: Stand 31. Dezember 2017[1]):
Der historische Beiname Freienstein beim Gößgraben dient dazu, ihn von anderen gleichnamigen Katastralgemeinden zu unterscheiden. Dieser Zusatz wird nur im Grundbuch verwendet. Im allgemeinen Sprachgebrauch heißt er einfach Trofaiacher Gößgraben.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 19 Ortschaften (Einwohner Stand 1. Jänner 2024[2]):
Trofaiach (Stadt) Ortschaft Katastralgemeinde Trofaiach | |
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Basisdaten | |
Pol. Bezirk, Bundesland | Leoben (LE), Steiermark |
Gerichtsbezirk | Leoben |
Pol. Gemeinde | Trofaiach |
Koordinaten | 47° 25′ 40″ N, 15° 0′ 29″ O |
Höhe | 658 m ü. A. |
Einwohner der Ortschaft | 7575 (1. Jän. 2024) |
Gebäudestand | 1652 (2001) |
Fläche d. KG | 502,33 ha (2018) |
Postleitzahl | 8793 Trofaiach |
Statistische Kennzeichnung | |
Ortschaftskennziffer | 15712 |
Katastralgemeinde-Nummer | 60362 |
Zählsprengel/ -bezirk | Trofaiach-Markt, -Nord, -Südost, -Südwest, -Kolonieg.-Kehrg., -Nordwest, -Bergmanngasse, -Tannenweg, -Montanstr.-Lagerg. (61120 000 – 008) |
Entspricht dem Umfang der Gemeinde bis Ende 2012 Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; GIS-Stmk |
Gemeindehauptort ist die Stadt Trofaiach, die auch eine Ortschaft und Katastralgemeinde darstellt, was dem Umfang vor der Gemeindezusammenlegung 2013 entspricht.
Der Ort liegt heute inmitten des Gemeindegebiets auf rund 660 m ü. A. Er erstreckt sich auf etwa 3½ Kilometer entlang des Vordernbergerbachs, von der St. Peter-Freiensteiner Gemeindegrenze im Süden bis unmittelbar an den Ort Hafning. Entlang des Tales beträgt die West-Ost-Ausdehnung bis etwa drei Kilometer.
Insgesamt umfasst die Ortschaft über 1600 Gebäude und knapp 8500 Einwohner.
Die eigentliche Stadtentwicklung setzte im Laufe des 20. Jahrhunderts, intensiv nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Durch die junge Struktur haben die Stadtteile keine alten Namen:
Kurzheim | Hafning bei Trofaiach (O u. KG) | Rötz (O u. KG)
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Gimplach (O u. KG) Untergimplach
(beide O Hafning) |
Treffning (O u. KG) Laintal (O u. KG) Wolkersdorf (O Laintal) | |
Gausendorf (O) Gai (KG) Edling (O)
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Hessenberg (O u. KG, Gem. St. Peter-Frst.) |
Gmeingrube (Gem. Trofaiach und St. Peter-Frst)
Sankt Peter-Freienstein (O, KG, u. Gem.) |
Trofaiach grenzt an zehn andere Gemeinden, davon gehören acht zum politischen Bezirk Leoben und zwei zum Bezirk Bruck-Mürzzuschlag.
Eisenerz | Vordernberg | Tragöß-Sankt Katharein (Bez. Bruck-Mürzzuschlag) |
Kalwang Mautern in Steiermark |
Tragöß-Sankt Katharein (Bez. Bruck-Mürzzuschlag) | |
Kammern im Liesingtal | Sankt Peter-Freienstein |
Proleb |
Anfang des Jahres 2012, anlässlich der Gemeindestrukturreform der Steiermark 2010–2015, begannen Gespräche zwischen den Nachbargemeinden Gai, Hafning, Trofaiach und Vordernberg, die einen Zusammenschluss dieser vier Gemeinden zum Ziel hatten. Am 30. September 2012 wurde über das Ergebnis dieser Verhandlungen eine Volksabstimmung abgehalten. Die Bewohner von Vordernberg (82 % von 62 % der Wahlberechtigten) stimmten gegen eine Gemeindefusion. In den drei übrigen Gemeinden gab es eine Mehrheit für den Zusammenschluss. Mit 78,8 % bzw. 79,8 % waren die Voten in Trofaiach und Gai deutlich, allerdings lag die Beteiligung in Trofaiach nur bei 41 %, in Gai bei 59 %. In Hafning war das Ergebnis mit 52,7 % Ja-Stimmen bei 56,9 % Beteiligung knapp für den Zusammenschluss. Zu den 2012 angekündigten Fusionsgesprächen mit der Nachbargemeinde Sankt Peter-Freienstein ist es dann doch nicht gekommen. Sankt Peter-Freienstein ist, nachdem auch über eine Zusammenlegung mit der Stadt Leoben nachgedacht worden war, selbständig geblieben.
Am 24. Oktober 2012 hat die Steiermärkische Landesregierung dem Antrag der Gemeinden Gai, Hafning und Trofaiach einstimmig zugestimmt, diese drei Kommunen mit 1. Jänner 2013 unter dem Namen Trofaiach zu vereinigen. Gleichzeitig wurde Trofaiachs Bürgermeister Mario Abl zum Regierungskommissär bestellt und als Beiräte die beiden Bürgermeister Bernhard Zechner (Gai) und Alfred Lackner (Hafning). Im Nachhinein wurden auch Vizebürgermeisterin Gabriele Leitenbauer (KPÖ) und Erich Temmel (ÖVP) zu Beiräten ernannt. Die Arbeit der Beiräte begann nach der Selbstauflösung der Gemeinderäte und dauerte bis zur Neuwahl des Gemeinderats, die am 14. April 2013 stattgefunden hat. (Wahlergebnis siehe übernächsten Absatz). Als Regierungskommissär hatte Abl hauptsächlich Verwaltungsaufgaben zu bewerkstelligen. Die konstituierende Sitzung des neuen Gemeinderates fand am 7. Mai 2013 statt.
Die Fläche der Stadtgemeinde Trofaiach nach der erfolgten Fusion deckt sich ungefähr mit jenem Gebiet, welches die Pfarre Trofaiach schon seit über 1000 Jahren umfasst.
Die freundliche Landschaft und vor allem der Erzreichtum der Grauwackenzone führten zu einer relativ frühen Besiedlung des geschützten Trofaiacher Beckens.
Trofaiach war ein Zentrum der Metallverarbeitung und des Rohstoffhandels. Dies bezeugen die Funde aus der mittleren Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Römerzeit und dem frühen Mittelalter, die im Stadtgebiet gefunden und im Stadtmuseum im Schloss Stibichhofen besichtigt werden können. Dazu kam noch der für unruhige Zeiten nicht unwesentliche Vorteil, dass das Gebiet etwas abseits der großen Durchzugswege Murtal–Liesingtal liegt.
Im 1. Jahrtausend v. Chr. – und vermutlich früher – war es das begehrte Kupfer, das in den Eisenerzer Alpen abgebaut und geschmolzen wurde. Von circa 900 bis 700 v. Chr. befand sich auf dem Kulm eine urnenfelderzeitliche Siedlung, in der schätzungsweise 200 bis 300 Menschen wohnten.
Im 11. Jahrhundert n. Chr. begann der Eisenerzabbau am Erzberg und an verschiedenen kleineren Lagerstätten, zum Beispiel in der Krumpen und beim Zölzboden, wo Spuren von alten Eisenschmelzen gefunden wurden.
Die nachhaltige Besiedlung des Gemeindegebietes begann im Mittelalter. Orts- und Gebietsnamen erinnern an die slawische Besiedlung im Frühmittelalter und die bayerische Besiedlung in darauf folgenden Jahrhunderten. Beispiele für Orts- bzw. Gegendnamen slawischer Herkunft sind:
Der Ortsname Gai hingegen leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort göu her, welches ein Gebiet bezeichnete, das im Einflussbereich einer bestimmten richterlichen Gewalt sowie gewisser Gewerbe lag. In vorliegenden Fall bezog sich das „Gai“ auf den Einflussbereich des Marktes Trofaiach und der von den dortigen Handwerkern ausgeübten Bannmeilenrechte. Der Ortsname Hafning kommt vom althochdeutschen Wort havanari, was Töpfer oder Hafner bedeutet und auf die Tätigkeit der ursprünglichen Siedler hinweist. Erhärtet wird diese Deutung des Ortsnamens durch die Ausgrabung einer frühzeitigen Hafnersiedlung nördlich der späteren Bahnstation Hafning. Für den Raum Trofaiach kann also durch die ergiebige Namensübernahme eine bayrisch-slawische Mischbevölkerung bis zum Ende des 12. Jahrhunderts als sicher angenommen werden. Danach verschwand der slawische Bevölkerungsanteil aufgrund der Assimilation durch die deutschsprachige Mehrheitsbevölkerung.
Ein Gräberfeld im Ortszentrum (heutige Roseggergasse), dessen Fundmaterial auf den Zeitraum zwischen 750 und 800 datiert wurde, weist auf eine intensivere frühmittelalterliche Besiedlung hin. Die urkundliche Überlieferung setzt erst später ein. Das Fundmaterial ist teilweise im Stadtmuseum Trofaiach ausgestellt.
Obwohl die entlang des Vordernbergerbaches entstehende Ansiedlung lediglich eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwas mehr als einen Kilometer hatte, war sie dennoch im Mittelalter dreigeteilt. Der spätere Kernbereich des Marktes lag um die Pfarrkirche. Südlich davon siedelten die Untertanen des Klosters Traunkirchen rund um die Salvatorkapelle, die spätere Dreifaltigkeitskirche. Daran schloss sich das Niedertrum an, dessen Häuser nie zum historischen Markt, sondern zu unterschiedlichen Grundherrschaften gehörten.
Im Jahre 982 bestätigte Kaiser Otto II. in einer Urkunde dem damaligen Erzbischof von Salzburg verschiedene Besitzungen. Darunter war auch das Gut Liubina, welches das Erzstift Salzburg vom Hochfreien Reginhart und seiner Frau Svanahild im Jahre 925 durch Tausch erhalten hatte. Die Hauptgebäude dieses Gutes lagen unmittelbar neben der Kirche zum Heiligen Rupert im oberen Teil der heutigen Trofaiacher Hauptstraße. Wenn der Heilige Rupert, der erste Bischof Salzburgs, als Titelheiliger einer Kirche aufscheint, kündet dies von einer engen Verbindung mit dem Salzburger Erzstift. Die Pfarre Trofaiach reichte in den ersten Jahrhunderten ihres Bestandes über Vordernberg, Eisenerz, Radmer bis nach Hieflau. Trofaiach war die erste Pfarre im Nahbereich des Steirischen Erzbergs.[3]
Bereits für das 10. Jahrhundert kann der Bestand der Trofaiacher Rupertikirche angenommen werden. Die Ursache für das Interesse des Erzbistums Salzburg an diesem Gut dürfte am Zugang zum Erzberg und somit zur Eisengewinnung gelegen sein.[4] Südlich des Siedlungskerns rund um die Rupertikirche bestand ein zweiter Siedlungskern mit der Salvatorkapelle, der späteren Dreifaltigkeitskirche, als Mittelpunkt. Grundeigentümer war hier das oberösterreichische Kloster Traunkirchen.
Im 13. Jahrhundert galt Trofaiach als Hauptmarktplatz des obersteirischen Eisenbezirks. Am 19. Jänner 1277 erwähnte König Rudolf I. auch die Befugnis zum Handel mit Trofaiacher Eisen (ferrum de Treviach), als er die Rechte und Freiheiten der Bürger der Handelsstadt Judenburg bestätigte.[5]
Knapp vier Jahrzehnte später, im Jahre 1314, verlor Trofaiach seine Vorrangstellung durch das landesfürstliche Gebot, dass das südlich des Präbichls erzeugte Eisen künftig nur noch nach Leoben zu liefern sei. Gleichzeitig räumte der sonst nicht sehr erfolgreiche Herzog Friedrich der Schöne aus dem Geschlecht der Habsburger der landesfürstlichen Stadt Leoben das alleinige Verlags- und Handelsrecht für Eisen ein. Die damit verbundenen Einbußen veranlassten viele Bewohner Trofaiachs nach Leoben oder in andere Orte abzuwandern. Die Eisenerzeugung südlich des Präbichls konzentrierte sich in Vordernberg und der Eisenhandel in Leoben.[6]
Der heutige Ortskern entwickelte sich seit dem 11. Jahrhundert durch das Zusammenwachsen der zwei Siedlungskerne am Vordernbergerbach, der im Mittelalter Leuben genannt wurde. Bereits 1379 erhielt der Ort das Marktrecht. Kaiser Friedrich III. bestätigte im Jahre 1455 dem seit 1448 landesfürstlichen Markt Trofaiach die verschollene Ersturkunde über die Marktprivilegien. Außerdem war es Friedrich III. nach zähem Ringen gelungen, die Admonter Pfarrrechte deutlich einzuschränken. Noch dazu kam das Nonnenkloster Traunkirchen den Wünschen des Kaisers entgegen: In Traunkirchen wurde am 21. Dezember 1448 der Kaufvertrag unterfertigt, wonach alle Holden (von einem Grundherrn abhängige Bauern), Gründe, Güter und Lehen zu Trofaiach samt der Salvatorkapelle sowie alle damit verbundenen Rechte des Benediktinerinnenklosters in landesfürstlichen Besitz übergingen.
Durch Jahrhunderte veränderte sich der Ort nur wenig. Im Markt Trofaiach waren vor allem Handwerker, Handelsbetriebe und Gastwirte ansässig, welche die in den umliegenden Dörfern, Gräben und auf den Waldbergen lebenden Bauern mit jenen notwendigen Dingen versorgten, die diese nicht selber erzeugen konnten. Die durch den Ort führende Straße war meist stark frequentiert, da das in Vordernberg erzeugte Roheisen mit Pferdefuhrwerken nach Leoben und die in Vordernberg benötigten Güter, insbesondere die Holzkohle, nach Vordernberg gebracht werden mussten. Trofaiach war lange Zeit das kirchliche Zentrum für die ganze Umgebung und Sitz eines Dekanats.
Im Jahr 1713 ist im Markt Trofaiach zum letzten Mal Pest aufgetreten. Mit seinen damals ungefähr 500 Einwohnern hatte man zwischen dem 24. September und dem 25. November die hohe Zahl von 70 Pesttoten zu beklagen.[7]
Die Marktgemeinde wurde vom ausgehenden Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts von den Bürgern verwaltet. Diese Bürger waren jeweils zirka 50 bis 70 Gewerbetreibende, Gastwirte und Kaufleute mit Hausbesitz im Ort. Jedes Jahr am Thomastag wählten die Bürger den Marktrichter und den Gemeindeausschuss, die für die Verwaltung der Gemeinde zuständig waren. König Ferdinand I. hatte 1542 befohlen, dass die Richterwahlen der steirischen Städte und Märkte, die bis dahin zu verschiedenen Terminen stattgefunden hatten, einheitlich auf die letzte Woche vor Weihnachten verlegt werden sollten.
Die Grenzen des Marktes wurden durch Burgfriedenskreuze gekennzeichnet. An vier Stellen des Ortes stehen diese Burgfriedenskreuze noch heute. Zwei davon stammen noch aus der Zeit des landesfürstlichen Marktes, die übrigen zwei wurden im 19. und 20. Jhdt. erneuert.
Die Fläche der Marktgemeinde Trofaiach betrug bis zum Jahre 1939 lediglich 2,5 km². Die übrigen heute zu Trofaiach gehörenden Gebiete unterlagen bis 1848 der Grundherrschaft und entsprechen über Jahrhunderte dem einer alpinen ländlichen Gegend mit bäuerlichen Strukturen und teilten die wechselvolle Geschichte der übrigen Steiermark. Durch die räumliche Nähe zu den Zentren der obersteirischen Eisenindustrie war zumeist eine gute Absatzlage für die landwirtschaftlichen Produkte gegeben. Andererseits wohnten viele Hüttenarbeiter und Bergleute in den Dörfern und Gräben der heutigen Gemeinde Trofaiach.
Von Zeit zu Zeit war der Ort von Katastrophen und Kriegsfolgen betroffen: Überschwemmungen, Feuersbrünste, die Pest (zuletzt 1714), durchziehende Türken, Knappenaufstände und die Besetzung durch die napoleonische Armee waren die schlimmsten Heimsuchungen.
Von 1805 bis ungefähr 1840 bestand im Trofaiacher Rötzgraben in der Nähe des Gehöftes Höller eine Erzgrube, wo Magneteisenstein abgebaut wurde, der in St. Stefan ob Leoben verhüttet wurde.
Um 1840 war der Raum Trofaiach schon durchwegs gewerblich-industriell, auf 180 Landwirte und Viehzuchttreibende kamen im seinerzeitigen Bezirk Trofaiach schon 242 Gewerbetreibende.[8]
Als Folge der Revolution von 1848 kam es zur Aufhebung der Grundherrschaft, die bis dahin auf dem Lande die bestimmende Kraft gewesen war, und zur Gründung von Landgemeinden. Das am 15. März 1849 beschlossene provisorische Gemeindegesetz sowie das am 2. März 1862 beschlossene Reichsgemeindegesetz brachten die Neuordnung der regionalen Verwaltungseinheiten. Autonome Gemeinden wurden der Grundstein des neu gestalteten Staates. Neben den bestehenden Stadt- und Marktgemeinden entstanden viele Landgemeinden.
Aus der Zusammenfassung der vier ursprünglich zum seinerzeitigen Steuerbezirk Freienstein gehörenden Katastralgemeinden Gai, Schardorf, Gimplach und Gössgraben-Freienstein entstand die Landgemeinde Gai. Die fünf ursprünglich zum Bezirk Freienstein gehörenden Katastralgemeinden Hafning, Krumpen, Rötz, Treffning und Laintal wurden zur Gemeinde Hafning zusammengefasst.[9]
Im Jahre 1873 ließ Fürst Johann Adolf II. zu Schwarzenberg, der auch im nahe gelegenen Vordernberg ein Radwerk besaß, im Ortsteil Niedertrum den damals größten Hochofen Europas errichten, der 1875 in Betrieb genommen wurde. Dieser Hochofen wurde noch mit Holzkohle betrieben, während im acht Kilometer entfernten Donawitz die Hochöfen mit Koks betrieben wurden. 1897 wurde noch ein Siemens-Martin-Stahlwerk in Betrieb gesetzt. Die Unternehmensgeschichte dauerte jedoch nur 37 Jahre. Nachdem das Werk 1899 zunächst durch Richard von Schoeller von den Schoeller-Stahlwerke gepachtet und 1905 gekauft wurde, ist diese Hüttenanlage bereits 1911 stillgelegt worden. Am 2. Dezember 1911 erwarb der Wirtschaftsverein Trofaiach das gesamte Werksgelände samt den Arbeiterwohnhäusern und verkaufte die stillgelegte Industrieanlage am 31. Juli 1913 an den Wiener Johann Gottfried Henschel. Von diesem wurde ein Sensenwerk errichtet, das von der Firma Weiß & Co. bis in die Mitte der 1920er Jahre in Betrieb gehalten wurde.[10]
Am 18. Mai 1872 wurde die Erzbergbahn Leoben – Vordernberg eröffnet. Damit wurde auch Trofaiach, wie die Lokalpresse damals schrieb, dem „Weltverkehr angeschlossen“. Am 10. Juni 2001 stellten die Österreichischen Bundesbahnen den Personenverkehr auf dieser Strecke ein.
Durch die leichtere Erreichbarkeit der ländlichen Gegenden durch den Ausbau der Eisenbahn entstand der Tourismus. Ein rühriger Fremdenverkehrsverein sorgte dafür, dass auch Trofaiach für einige Jahrzehnte eine gern besuchte Sommerfrische wurde. Es wurde ein Park errichtet sowie Alleen und Spazierwege. Weiters baute man einen Tennisplatz, der noch heute im Park besteht, und um 1895 das Schwimmbad. Wie man den zum Teil noch vorhandenen Gästebüchern entnehmen kann, kamen die Erholung suchenden Gäste vorwiegend aus dem Wiener Raum, aus Graz, Westungarn, Böhmen und Mähren.
Während des Ersten Weltkrieges wurde im Westen des Ortes auf einer Fläche von zirka 45 Hektar eine Schwarzpulverfabrik errichtet. Aus strategischen Gründen wurde nach dem Muster der in Kamnik (Stein) bei Ljubljana (Laibach, heute in Slowenien), der heutigen Partnerstadt Trofaiachs, bestehenden k.k. Pulverfabrik eine Fabrik gebaut, die vom Frontverlauf weit genug entfernt war. Innerhalb von wenigen Monaten wurde ab Sommer 1915 die komplette Fabriksanlage unter Einsatz von rund 5000 Kriegsgefangenen errichtet. Diese Kriegsgefangenen waren in einem im heutigen Siedlungsgebiet Goldbachgasse – Untergimplach errichteten Barackenlager untergebracht. Für die zum Teil aus Kamnik übersiedelten Fabriksarbeiter wurde die Pulverkolonie gebaut und für die leitenden Mitarbeiter und Offiziere in der Gössgrabenstraße eine aus mehreren Gebäuden bestehende Wohnanlage im Jugendstil. Diese Wohnanlage wurde mit dem Pulverfabriksgelände durch einen Weg mit zwei Jugendstilbrücken verbunden.
Die Errichtung der Pulverfabrik führte zu einem Niedergang des Fremdenverkehrs, der sich in den vorhergehenden Jahrzehnten durchaus gut entwickelt hatte. 1926 wurde die Pulverfabrik geschlossen. Nach Stilllegung der Pulverfabrik blieb das Fabrikgelände bis 1945 eingezäuntes Sperrgebiet im Besitz des Staates oder staatsnaher Unternehmungen. Mit 1. April 1939 wurden die zur damaligen Nachbargemeinde Hafning gehörenden Glögglhofgründe und das Pulvergelände, das größtenteils zur damaligen Gemeinde Gai gehört hatte, nach Trofaiach eingemeindet. Auf dem der Gemeinde Gai verbliebenen Schlagfeld wurde ab 1940 ein Lager errichtet, das zeitweise aus über 50 Baracken bestand und in dem maximal 2000 Personen untergebracht werden konnten.
Zuerst wurden volksdeutsche Umsiedler aus der Bukowina einquartiert, die in der Folge des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages zwangsweise umgesiedelt und später anderenorts angesiedelt wurden. Von 1941 bis 1945 war es ein Lager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus den von Nazi-Deutschland besetzten Ländern, die in den Rüstungsbetrieben im Raum Leoben arbeiten mussten. Nach Kriegsende bis Anfang Jänner 1946 quartierte die britische Militärverwaltung für einige Monate bis zu 1500 jüdische Flüchtlinge ein, so genannte Displaced Persons, die mehrheitlich aus Ungarn stammten und nach Palästina auswanderten.
Ab Jänner 1946 wurden im DP-Lager Trofaiach[11] neue Vertriebene – ausgewiesene und vor der Verfolgung geflüchtete Volksdeutsche aus Kroatien, Serbien, Slowenien, Rumänien und Tschechien – eingewiesen. Ab 1948 wurden eher mehr fremdsprachige Flüchtlinge einquartiert. Ab 1952 konnte das Lager verkleinert werden. Nach dem Volksaufstand 1956 wurden kurzfristig Ungarnflüchtlinge untergebracht, 1960 wurde das Lager abgerissen. In den 20 Jahren seines Bestandes diente das Lager Trofaiach tausenden Verfolgten, Gefangenen und Vertriebenen als notdürftige und unfreiwillige zwischenzeitliche Unterkunft.[12]
In den Jahren 1939 bis 1943 entstand im Norden von Trofaiach, großteils auf den ehemaligen Glögglhofgründen, eine große Wohnsiedlung für die Arbeiter und Angestellten des nahen Hüttenwerkes Donawitz, die ursprünglich Hermann-Göring-Siedlung und nach 1945 Gladensiedlung, dies nach der im Westen an die Siedlung angrenzenden Hochterrasse, genannt wurde.
Im Bereich Kehrgasse – Gössbachau bestand ab 1940 ein weiteres Lager aus 13 Baracken, das für französische Kriegsgefangene eingerichtet worden war, und daher Franzosenlager geheißen hat. Nach dem Krieg dienten die Baracken als Substandardwohnungen, ab 1970 wurden sie abgetragen. 2009 entstand in diesem Gelände ein Fachmarktzentrum, nachdem sich schon ab 1990 rund um dieses Gebiet mehrere Supermärkte und Diskonter niedergelassen hatten.
Ab 1960 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Pulverfabrik im Westen Trofaiachs, das damals allgemein Pulvergelände genannt wurde, eine weitere große Wohnsiedlung errichtet. Außerdem wurden in allen Teilen des Ortes neue Einfamilienwohnhäuser gebaut. Durch diese rege Bautätigkeit hat sich innerhalb von 40 Jahren (1934–1974) die Einwohnerzahl vervierfacht.
1979 wurde Trofaiach zur Stadt erhoben. Am 20. Oktober 1984 übersiedelte die Stadtverwaltung aus dem alten Rathaus (Hauptstraße 67), das über 400 Jahre der Sitz der Gemeindeverwaltung war, in das neue Amtsgebäude in der Luchinettigasse 9. In diesem Gebäude sowie im angrenzenden Haus Nr. 11 sind jetzt die Stadtverwaltung, die Stadtwerke, die Polizei, der Gemeinderatssaal, die Gemeindebücherei und ein Veranstaltungssaal untergebracht. Am 11. Dezember 1985 wurde die Umfahrungsstraße eröffnet, was die bisher als Eisen-Bundesstraße benützte enge Ortsdurchfahrt durch die Hauptstraße entlastete.
Seit 16. Jänner 2015 wird die in Trofaiach bis dahin mit Erdgas gespeiste Fernheizung mit Industrieabwärme der Voestalpine Donawitz betrieben. Dadurch konnte der CO2-Ausstoß in Trofaiach deutlich verringert werden. Dazu war der Bau einer 8,2 km langen Wärmeleitung von Donawitz bis zum Heizhaus in Trofaiach-West erforderlich. Über diese werden etwa 32 Millionen Kilowattstunden Wärme transportiert. Das entspricht dem Wärmebedarf von 6500 Wohnungen.[13]
Unter den Einwohnern Trofaiachs dominieren die Arbeiter und Angestellten des nahen Voestalpine-Stahlwerkes in Leoben-Donawitz. Seit in der Stahlindustrie immer weniger Mitarbeiter benötigt werden, sinkt auch die Einwohnerzahl Trofaiachs langsam, aber kontinuierlich.
Im statistisch-topographischen Landesschematismus des Herzogthums Steiermark aus dem Jahre 1818 von Joseph Marx Freyherrn von Liechtenstern wird auf Seite 489 die Bevölkerungszahl von Trofaiach mit 620 Bewohnern angegeben, wobei aber nur die alte Marktgemeinde gemeint ist. In den heute zu Trofaiach gehörenden Dörfern und Gräben wohnten laut dieser Aufzeichnung insgesamt 1185 Menschen, sodass es insgesamt 1805 Einwohner gab. Der genannte Landesschematismus wurde vor kurzem unter ISBN 978-0-266-64252-7 neu aufgelegt.
Im Ort befindet sich eine Polizeiinspektion der Bundespolizei, welche dem Stadt- und Bezirkspolizeikommando Leoben unterstellt ist.
Durch das Stadtgebiet führen die Landesstraßen B 115 und B 115a (Eisenstraße). Von Trofaiach nach Westen führt die Bundesstraße 115 ins westlich gelegene Liesingtal und zum Anschluss an die vom Ortszentrum sieben Kilometer entfernte Pyhrn Autobahn. Vom Ortsteil Edling kann man auch über die Russenstraße nach Sankt Peter-Freienstein und weiter in die Bezirkshauptstadt Leoben gelangen. Der Name kommt daher, dass diese Straße während des Ersten Weltkriegs 1915 von russischen Kriegsgefangenen errichtet wurde. Vorher bestand nur eine einfache Wegverbindung. Im Sommer 2017 wurde bei der Abbiegung der Russenstraße und der Seizerstraße in Edling ein Kreisverkehr errichtet. Die elektrifizierte Erzbergbahn Vordernberg-Markt – Leoben Hbf wurde 2002 eingestellt. Seitens des Projektes S-Bahn Steiermark gab es Pläne einer S-Bahnverbindung nach Leoben im Stundentakt. Neuerdings hörte man vom Land Steiermark, dass an Stelle einer S-Bahnverbindung ein Busverkehr im Stundentakt geplant wäre.
Das Stadtmuseum Trofaiach gehört zum Verbund der Museen an der steirischen Eisenstraße.[18] Das Stadtmuseum macht regelmäßig Sonderausstellungen im Schloss Stibichhofen – Rebenburggasse 2, so zum Beispiel
Volkskultur Gai – ein jeweils Mitte April stattfindendes steirisches Sänger- und Musikantentreffen in der im Ortsteil Töllach gelegenen Mehrzweckhalle.
Aufgrund der Gemeindezusammenlegung von Hafning und Gai mit Trofaiach fanden am 14. April 2013 Gemeinderatswahlen statt, die folgende Verteilung der Mandate erbrachte: 15 SPÖ, 7 KPÖ, 4 ÖVP, 2 Bürgerliste, 2 FPÖ und 1 Grüne.
Trofaiach hat zwei Partnerstädte:
Das Wappen wurde 1535 (Privilegium vom 6. Oktober 1535) von Erzherzog Ferdinand, dem späteren Kaiser Ferdinand I., verliehen.[24]