Tuviah Friedman (* 23. Januar 1922 in Radom, Polen; † 13. Januar 2011 in Haifa, Israel)[1] war ein polnisch-israelischer Autor, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod dem Aufspüren ehemaliger Nationalsozialisten widmete, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hatten. Außerdem trug er durch seine zahlreichen Dokumentationen dazu bei, das insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren in Deutschland und Österreich weitgehend verdrängte Kapitel der unbehelligt gebliebenen Naziverbrecher in die öffentliche Diskussion zu bringen.
Friedmans gesamte Familie mit Ausnahme seiner Schwester wurde nach der Räumung des Ghettos von Radom im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Er selbst überlebte als Zwangsarbeiter. Unmittelbar nach seiner Befreiung begann er im nun polnischen Danzig – angeblich als Oberleutnant des polnischen Geheimdienstes – untergetauchte Naziverbrecher zu jagen.[2]
1946 gründete er die „Wiener Dokumentation“, die bis 1952 unter seiner Leitung Nazis, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hatten, suchte und entlarvte. 1952 übergab Friedman die Archivunterlagen dem Yad Vashem.
Von 1955 bis Juni 1957 leitete Friedman in Haifa ein Büro des Yad Vashem. In Haifa gründete Friedman das „Institute of Documentation for the Investigation of Nazi War Crimes“ (dt.: Dokumentationsinstitut über die Untersuchungen von Nazi-Kriegsverbrechen). Es ist u. a. ein Ergebnis seiner Arbeit, dass der Deutsche Bundestag 1965 die Verjährung von Nazi-Verbrechen stoppte.[2] Die schriftliche Anerkennung der israelischen Regierung für die Bemühungen von Lothar Hermann und Tuviah Friedman zur Auffindung des ehemaligen SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann und der Überführung nach Israel, um ihn vor Gericht zu stellen, wurde erst am 7. Juli 1992 bestätigt.
In der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig befinden sich derzeit (August 2006) 143 Dokumentenbücher, die von Tuviah Friedman zusammengestellt wurden.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Friedman, Tuviah |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Gründer der „Wiener Dokumentation“ |
GEBURTSDATUM | 23. Januar 1922 |
GEBURTSORT | Radom, Polen |
STERBEDATUM | 13. Januar 2011 |
STERBEORT | Haifa, Israel |