Die Familie der Umberfische (Sciaenidae), auch Schattenfische und Trommler genannt, besteht aus 70 Gattungen und 270 Arten. Den Namen „Trommler“ erhielten sie, weil die Männchen bei der Balz trommelartige Laute erzeugen. Umberfische leben im Atlantik, Pazifik und Indischen Ozean, in Küstennähe, oft in der Mangrove und in Seegraswiesen, einige in Korallenriffen, viele dringen ins Brackwasser vor, etwa 28 Arten leben sogar nur im Süßwasser, vor allem in Südamerika. Umberfische fehlen im zentralen Pazifik. Die meisten Umberfische leben nahe der Oberfläche, sehr wenige unter 200 m. Fast alle sind wichtige, wohlschmeckende Speisefische.
Umberfische werden neun Zentimeter bis 2,30 Meter lang. Ihr Körper ist für gewöhnlich langgestreckt, hochrückig und seitlich etwas abgeflacht. Charakteristisches Kennzeichen ist die steil aufragende, kurze erste Rückenflosse. Sie ist von der zweiten durch eine tiefe Grube getrennt, selten stehen sie völlig auseinander. Die erste Rückenflosse wird von sechs bis 13 Stachelstrahlen gestützt, die zweite durch einen Stachelstrahl und 0 bis 35 Weichstrahlen. Die Afterflosse hat für gewöhnlich ein oder zwei weiche Stacheln, von denen der zweite recht groß sein kann, und sechs bis 13 Weichstrahlen.
Die Männchen geben ihre Trommellaute von sich, indem sie mit speziellen Muskeln die Schwimmblase in Schwingung versetzen. Zudem regen sie dabei Blindsäcke zum Aussenden von Eigenfrequenzen an.
Die Otolithen, mit deren Hilfe die Umberfische die arteigenen Laute hören, können je nach Art und Alter über 30 mm groß sein. Ihre Kopfkanäle sind meist gut entwickelt (oft mit besonderen Poren) – hinzu kommen oft (eine bis viele) Unterkieferbarteln. Die Schuppen sind mittelgroß (zwei pro Segment) bis sehr klein (5), und zwar Ctenoidschuppen, auf Kopf und Brust aber oft (kleinere) Cycloidschuppen. Die Schnauze ist abgerundet, das Maul end- oder unterständig.
Die ventralen Pharyngealia sind verwachsen und tragen quetschende Mahlzähne. Hingegen kann die Kieferbezahnung schwach sein (Vomer- und Palatinzähne fehlen stets). Der Operkularknochen ist dorsocaudal gespalten; darüber sitzt ein knochengestützter Hautlappen. Das geschwungen verlaufende Seitenlinienorgan erstreckt sich auf die nie symmetrisch zweilappige, oft aber hinten S-förmig begrenzte Schwanzflosse. Die Fische schwimmen gewöhnlich amiiform, d. h. den Vortrieb erzeugt nicht der Schwanz, sondern die (weiche) Rückenflosse und die Brustflossen.
Benthische Umberfische halten sich tagsüber meist versteckt und gehen erst nachts auf Nahrungssuche (Augen groß, Tastsinn wichtig).
Wie viele andere Fischfamilien aus der Gruppe der Stachelflosser (Acanthopterygii) wurden die Umberfische für einen langen Zeitraum der Ordnung der Barschartigen (Perciformes) zugeordnet,[1] die allerdings in der damaligen Zusammensetzung eine polyphyletische Sammelordnung war. Bei der zwischen 2013 und 2017 erfolgten umfangreichen Revision der Knochenfischsystematik durch den kolumbianischen Ichthyologen Ricardo Betancur-R und seine Mitarbeiter wurden keine näheren Verwandtschaften der Umberfische gefunden und sie verblieben als Familie ohne Zuordnung zu einer Ordnung (incertae sedis) innerhalb der Barschverwandten (Percomorphaceae).[2] In einer 2023 veröffentlichten, auf umfangreichen morphologischen Vergleichen basierenden Untersuchung der inneren und äußeren Systematik der Fadenflosser (Polynemidae), wurden diese als Schwestergruppe der Umberfische ermittelt.[3] Schwestergruppe der von beiden Taxa gebildeten Klade sind die Plattfische (Pleuronectoideo).[4] Da die Plattfische und die Fadenflosser zur Ordnung Carangiformes gehören wären entsprechend auch die Umberfische als Familie dieser Ordnung anzusehen. Genetische Befunde zeigen jedoch, dass die Umberfische bei den Doktorfischartigen (Acanthuriformes) einzuordnen sind.[5][6][7]
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Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
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Ricardo Betancur-R, Edward O. Wiley, Gloria Arratia, Arturo Acero, Nicolas Bailly, Masaki Miya, Guillaume Lecointre und Guillermo Ortí: Phylogenetic classification of bony fishes. BMC Evolutionary Biology, BMC series – Juli 2017, DOI: 10.1186/s12862-017-0958-3
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Paulo Presti, G.David Johnson & Aléssio Datovo: Untangling the threads: phylogenetic relationships of threadfins (Percomorphacea: Perciformes: Polynemidae). Zoological Journal of the Linnean Society, Volume 199, Issue 1, September 2023, S. 156–205, doi: 10.1093/zoolinnean/zlad020
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Matthew G. Girard, Matthew P. Davis, W. Leo Smith: The Phylogeny of Carangiform Fishes: Morphological and Genomic Investigations of a New Fish Clade. Copeia, 108(2):265-298 (2020). doi: 10.1643/CI-19-320
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Alex Dornburg und Thomas J. Near: The Emerging Phylogenetic Perspective on the Evolution of Actinopterygian Fishes. Annual Review of Ecology, Evolution, and Systematics, Vol. 52:427-452 (November 2021), doi: 10.1146/annurev-ecolsys-122120-122554
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Ava Ghezelayagh, Richard C. Harrington, Edward D. Burress, Matthew A. Campbell, Janet C. Buckner, Prosanta Chakrabarty, Jessica R. Glass, W. Tyler McCraney, Peter J. Unmack, Christine E. Thacker, Michael E. Alfaro, Sarah T. Friedman, William B. Ludt, Peter F. Cowman, Matt Friedman, Samantha A. Price, Alex Dornburg, Brant C. Faircloth, Peter C. Wainwright, Thomas J. Near: Prolonged morphological expansion of spiny-rayed fishes following the end-Cretaceous. Nature Ecology & Evolution (Juli 2022), doi: 10.1038/s41559-022-01801-3
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Thomas J. Near, Christine E. Thacker: Phylogenetic classification of living and fossil ray-finned fishes (Actinopterygii). Bulletin of the Peabody Museum of Natural History 65. https://zenodo.org/record/8352027