Die Universität des Saarlandes (lateinische Bezeichnung Universitas Saraviensis[6], kurz: Saar-Uni oder UdS; früher auch Universität Saarbrücken genannt) ist mit etwa 17.000 Studierenden und etwa 4800 Mitarbeitern die größte Hochschule des Saarlandes.
Der Campus Saarbrücken, dessen Kernstück die ehemalige Below-Kaserne bildet, liegt mitten im Stadtwald innerhalb des Stadtteils St. Johann. Am Campus Homburg, 30 km von Saarbrücken entfernt, befinden sich die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum des Saarlandes.
Die Universität ist international bekannt durch die Informatikforschung und Teil vom Spitzencluster Software-Cluster. Im „NanoBioMed“-Bereich arbeiten Natur- und Materialwissenschaftler mit Medizinern und Pharmazeuten zusammen. Die engen Beziehungen zu Frankreich und der Europa-Schwerpunkt sind weitere Markenzeichen.
Die Universität wurde 1948 mit französischer Unterstützung im damals politisch teilautonomen und wirtschaftlich mit Frankreich verbundenen Saarland gegründet. Sie ging aus dem zunächst der Universität Nancy angegliederten Institut d’études supérieures de Hombourg hervor; am 8. März 1947 wurde in Homburg das erste Institut der saarländischen Hochschule als Zweigstelle der Universität Nancy eingeweiht.[7] Am 9. April 1948 nahm dann in Homburg die Universität des Saarlandes ihren Lehrbetrieb auf (Campus Homburg).[8] Am 15. November 1948 fand die Aufnahme des Lehrbetriebs in der ehemaligen Below-Kaserne im Saarbrücker Stadtwald statt (Campus Saarbrücken).
Dank ihres zweisprachigen Lehrkörpers vereinte die Universität des Saarlandes deutsche und französische Bildungstraditionen und besitzt seit ihrer Gründung ein internationales Profil, das 1950 mit der Proklamation zur „europäischen Universität“ und 1951 mit der Einrichtung des Europa-Instituts als „Krone und Symbol“ der Universität seinen sichtbaren Ausdruck fand.
2020 wurde die Fachrichtung Geographie in die neu geschaffene Fachrichtung Gesellschaftswissenschaftliche Europaforschung überführt
Medizinische Fakultät (M)
Bereiche: Klinische Medizin, Theoretische Medizin und Biowissenschaften
Die Medizinische Fakultät befindet sich auf dem Gelände des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg (Campus Homburg). Mit 30 Fachkliniken und 20 Instituten sind hier alle großen medizinischen Fachrichtungen vertreten. Die Fakultät besitzt einen biomedizinischen Schwerpunkt (mit Sonderforschungsbereichen und klinischen Forschergruppen). Grundlagenforschung auf hohem Niveau sorgt dafür, dass Ärzte zukünftig mit neuen Diagnoseverfahren und Therapien Krankheiten besser erkennen und behandeln können.
Rund 800 Wissenschaftler erforschen in sechs weltweit angesehenen Forschungsinstituten das gesamte Themenspektrum der Informatik, unter anderem die IT-Sicherheit und der Künstlichen Intelligenz. Laut CHE-Hochschulranking zählt die Informatik der Saar-Uni zu den bundesweit besten Universitäten (Top 4 (2009), Top 2 (2012), Top 5 (2018)).
Inhaltliche Schwerpunkte sind zukunftsträchtige Bereiche wie die Biotechnologie oder Hightech-Werkstoffe, zudem geht es beispielsweise um die Entwicklung neuer medizinischer Wirkstoffe, die Optimierung von Materialoberflächen oder die physikalischen Grundlagen von Prozessen in Zellen und Organismen. Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät trägt die NT-Fakultät das Zentrum für Human- und Molekularbiologie (ZHMB). Es stellt die Basis dar für biomedizinische Forschungsverbünde innerhalb des universitären Schwerpunkts NanoBioMed – Leben und Materie.
Das Frankreich-Zentrum fasst fächerübergreifend alle Aktivitäten, die sich auf Frankreich beziehen, zusammen und betont somit die besondere Bedeutung Frankreichs und auch die Stellung des Saarlandes als Mittler zwischen Frankreich und Deutschland im europäischen Kontext. Laut CHE-Hochschulranking zählt die Romanistik der Saar-Uni zu den bundesweit besten Universitäten (Top 2 (2010), Top 6 (2013)).
Mit dem Europa-Institut und dem Centre juridique franco-allemand besitzt die Fakultät mehrere Alleinstellungsmerkmale: Neben den Saarbrücker Professoren und Gastprofessoren lehren hier EU-Spitzenbeamte aus den verschiedenen Institutionen der Europäischen Union sowie Führungskräfte aus Justiz, Verwaltung und Wirtschaft. Eine weitere Besonderheit der Fakultät ist das Saarbrücker Institut für Rechtsinformatik mit den Themenschwerpunkten IT-Sicherheit und Datenschutz.
Das Studienangebot umfasst rund 130 Studienfächer (davon jeweils rund 50 Bachelor- und Masterstudiengänge, vier Staatsexamens-Fächer, 20 mit Lehramtabschluss sowie ein Dutzend Aufbaustudiengänge). Zum Angebot gehören auch rund 30 internationale Studienfächer, wovon mehr als die Hälfte einen Doppelabschluss vorsehen.
Im Rahmen der Exzellenzinitiative wurden an der Universität des Saarlandes ab November 2007 das Exzellenzcluster M2CI – Cluster of Excellence on Multimodal Computing and Interaction und die Graduiertenschule Graduate School of Computer Science gefördert, bei beiden war auch der Fortsetzungsantrag ab November 2012 erfolgreich. Seit Januar 2019 wird die Universität nicht mehr durch die Exzellenzstrategie gefördert.[13]
Die Universität des Saarlandes ist Teil des Spitzenclusters Software-Cluster, welches im Rahmen des Spitzencluster-Wettbewerbs von 2010 bis 2015 durch das BMBF gefördert wurde. Ziel des Clusters ist es, die Transformation von Unternehmen zu digitalen Unternehmen zu ermöglichen. Es besteht aus den Zentren Darmstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe, Saarbrücken und Walldorf.[14][15]
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft verleiht einmal pro Jahr den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis an herausragende deutsche Wissenschaftler und würdigt damit ihre Arbeit. Folgende Forscher an der Universität des Saarlandes erhielten den Leibniz-Preis:
Das Bibliothekssystem an der Universität des Saarlandes befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess, in dem kleinere Bibliotheken zu größeren Verwaltungseinheiten zusammengefasst wurden. Zur Zentralbibliothek der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) gehört auch die Medizinische Abteilung in Homburg/Saar. Weitere große Bibliotheken sind die Campus-Bibliothek für Informatik und Mathematik, gemeinsam mit den Bibliotheken des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und der Max Planck-Institute für Informatik und für Softwaresysteme, die Naturwissenschaftlich-Technische Bereichsbibliothek einschließlich Leibniz-Institut für Neue Materialien, die Bereichsbibliothek 1 der Philosophischen Fakultät, die Bereichsbibliothek Empirische Humanwissenschaften sowie die Bibliotheken der Wirtschaftswissenschaften und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die einen zusätzlichen Schwerpunkt auf dem Europarecht hat. Nach der Sanierung des Gebäudes der Zentralbibliothek ist dort die Philologische Bibliothek integriert, die die Bereiche Anglistik/Amerikanistik, Germanistik, Romanistik und ab 2020 auch Angewandte Sprachwissenschaft beinhaltet. Neben den Mitgliedern und Angehörigen der Saar-Universität sind alle Bibliotheken zudem dem allgemeinen, wissenschaftlich interessierten Publikum zugänglich.
Zusätzlich betreibt die Bibliothek drei Dokumentenserver (Jahresbibliographie der Universität des Saarlandes, Scidok als Dokumentenserver der Universität des Saarlandes, Saardoc als Archivserver für Dokumente mit Bezug zum Saarland).
Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek versorgt ihre rund 12.500 aktiven Entleiher mit Literatur aus allen Fachgebieten. Gemäß ihrem Sammelauftrag als Landesbibliothek sammelt sie zudem relevante Literatur zum Saarland und dem Saar-Lor-Lux-Raum. Der Bestand umfasst derzeit rund 1,6 Millionen Einheiten. Elektronische Zeitschriften aus großen Paketen haben inzwischen die Druckerzeugnisse fast völlig verdrängt: Im Jahr 2017 standen neben 560 Einzelabonnements ca. 48.000 Zeitschriften in digitaler Form über Pakete zur Verfügung.
Für Seniorstudierende ab dem 55. Lebensjahr fallen zusätzliche Semestergebühren von 400 Euro an[17].
Eingeschriebene Studierende anderer Hochschulen (Zweithörer) zahlen grundsätzlich 315,65 Euro, wobei dies nicht für Studierende der TU Kaiserslautern, der Universität Koblenz-Landau und der Universität Trier (Universitätsverbund Südwest) gilt, die gegenseitig von Gebühren bzw. Beiträgen befreit sind. Das Semesterticket ist in diesem Betrag nicht enthalten und kann optional von Zweithörern erworben werden.[18]
Zwischen 2003 und 2010 wurden zusätzlich zum obligatorischen Semesterbeitrag auch Langzeitstudiengebühren bzw. allgemeine Studiengebühren erhoben.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) unterstützt mit einer Vielzahl von Referaten das Studium und gesellschaftliche Leben auf dem Campus. Neben Beratungsmöglichkeiten und Veranstaltungen zur studentischen Kultur organisiert der AStA auch UNIFILM, das Kino im Audimax.
Die Saar-Uni unterhält zahlreiche Kooperationen mit ausländischen Universitäten in aller Welt, Austauschprogramme für Studierende bestehen mit über 550 Partnerhochschulen.[19] Mit einem Ausländeranteil von rund 21 % gehört sie zu den internationalsten Universitäten in Deutschland.[20]
Der Hochschulsport steht allen Universitätsangehörigen offen und bietet sowohl für den Breiten- als auch den Spitzensport ein umfangreiches Angebot an. Durch die Nähe zur Hermann-Neuberger-Sportschule steht eine Vielzahl von erstklassigen Sportstätten zur Verfügung.[21]
Die Universität bietet Studierenden außerdem die Mitwirkung im Orchester, Chor oder Bigband an. Das Semester wird meist mit einem Konzert abgeschlossen, zu einigen Veranstaltungen wie zum Beispiel der Semestereröffnung im Audimax tritt die Bigband der Universität auf.
Die Universität des Saarlandes hat insgesamt vier aktive studentische Theatergruppen: Thunis[22] (deutschsprachig), ACT (englisch), Le Pont (französisch) und Los Mutantes (spanisch).
Die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) ist seit 1985 die Anlaufstelle für Gründungsinteressierte und Start-Ups.[23]
Orga-TV war von 1999 bis 2018 das studentische Uni-Fernsehen der Universität. Während des Semesters sendeten Studierende im Rahmen des Vertiefungsfaches Medien- und Kommunikationsmanagement jeden Mittwoch um 18:18 Uhr live über das Internet.[24]
Die Universität des Saarlandes bietet seit 2005 mit der Kinder-Uni jedes Semester Vorlesungen für Kinder von 8 bis 12 Jahren an. Darin beantworten Professoren der Universität Fragen zu Themen des Alltags.
Seit 2008 gibt es mit dem Zertifikat Europaicum an der Universität des Saarlandes ein bundesweit einzigartiges europabezogenes Studienangebot. Hierbei handelt es sich um eine studienbegleitende Zusatzqualifikation zum Erwerb von Europakompetenzen.[25]
Seit 2009 wird der Richard-van-Dülmen Preis vom HOK-Alumni-Verein (Ehemalige und Studierende der Historisch orientierten Kulturwissenschaften der Universität des Saarlandes) für die innovativste Abschlussarbeit in Studiengängen der Historisch orientierten Kulturwissenschaften vergeben.[26][27][28]
Armin Heinen und Rainer Hudemann (Hrsg.): Universität des Saarlandes 1948–1988. O/D Buch- u. Kunstverlag, Saarbrücken 1989, ISBN 3-923755-23-6.
Regina Paquet: Ab ovo – aus den Anfängen der Universität des Saarlandes. Erinnerungen und Impressionen einer Studentin 1948–1952. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 1996, ISBN 3-86110-039-8.
Thilo Offergeld: 75 Jahre Universität des Saarlandes: Themen, Akteure, Orte ihrer Geschichte. Geistkirch-Verlag, Saarbrücken 2023, ISBN 978-3-949983-11-5.
↑Dominik Groß, Wolfgang Müller: Die Diskussion um die Errichtung eines Ordinariats im Fach Geschichte der Medizin an der Universität des Saarlandes (1948–1977). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 248–262, hier: S. 248 f.
↑Rainer Hein, Darmstadt: IT-Branche in Darmstadt: Im Silicon Valley von Südhessen. 21. April 2015, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 6. Oktober 2019]).