Vladimir Genin (russisch Владимир Миха́йлович Генин/Wladimir Michailowitsch Genin; * 31. März 1958 in Moskau, Sowjetunion) ist ein russisch-deutscher Komponist, Pianist und Musikpädagoge. Seit 1997 lebt er in München.
Vladimir Genin wuchs in einer Künstlerfamilie in Moskau auf. Sein Vater, Michail Genin, war Schriftsteller und Musiker, seine Mutter die Musikpädagogin Elena Spinel. Sein Großvater, Jossif Spinel, war Maler und Bühnenbildner[1] und wirkte unter anderem bei den Filmen Iwan der Schreckliche und Alexander Newski von Sergej Eisenstein mit.
1977/78 studierte er an der Staatlichen Pädagogischen Universität Klavier bei Aliza Kezeradze, danach am Moskauer Staatlichen Tschaikowski-Konservatorium in der Komposition bei Roman Ledenev[2] und Klavier bei Kljachko[3] und erhielt 1983 ein Abschlussdiplom mit Auszeichnung. Seine kompositorische Entwicklung wurde durch die langjährige Freundschaft mit Georgi Sviridov beeinflusst, der ein bedeutender Komponist und Schüler von Dmitri Schostakowitsch war.
Er komponiert Werke für Sinfonieorchester, Kammerensembles und Chöre, die in Europa, Russland und in den USA aufgeführt werden, darunter das Sinfonieorchester des Mariinsky Operntheaters St. Petersburg und Rotterdams Philharmonic Orchestra unter Valery Gergiev, Grazer Philharmoniker und Orchestra del Teatro Comunale di Bologna unter Oksana Lyniv, das Sinfonieorchester der Moskauer Operntheaters „Neue Oper“, The Menuhin Academy Soloists Schweiz. Musikverlage in Deutschland und Russland publizieren seine Werke, darunter Sikorski Music Publishers, Hamburg;[4] Verlag Neue Musik, Berlin;[5] Ries & Erler, Berlin;[6] Wolfgang Haas Classic Cologne, Köln;[7] Enter Media Publishing, München;[8] Musikverlag Kompozitor, Moskau.
Sie erklangen auf dem International Review of Composers in Belgrad (Serbien),[9] auf dem Internationalen Festival Moskauer Herbst und auf dem Internationalen Gori Chorfestival (Georgien), als auch beim Musikfest der Münchner Gesellschaft für Neue Musik.
Das Mysterienspiel Klage um Andrei Bogolubski, den Großen Fürsten von Vladimir wurde während der Feier zum Millennium des Christentums in Russland und bei einer Konzerttournee in den USA[10] aufgeführt und erlebte seitdem über 70 Darbietungen. Über 20.000 Exemplare dieses Werks wurden auf Schallplatten und CDs verkauft.
Aufführungen seiner Orchestrierungen der Vokalzyklen von Modest Mussorgski Lieder und Tänze des Todes und Ohne Sonne im Auftrag vom Bariton Dmitri Hvorostovsky fanden unter der Leitung von Valery Gergiev in St. Petersburg (Sinfonieorchester des Kirov-Mariinsky-Theaters), Rotterdam und Brüssel (Rotterdams Philharmoniker) statt.
Der Spielfilm Der Brief des Kosmonauten (D, 2001)[11] mit Originalmusik Genins wurde im Kino präsentiert und von Premiere TV ausgestrahlt. Die Suite aus der Filmmusik wurde von Camerata Nova im Carl-Orff-Saal der Münchner Philharmonie unter der Leitung von Vladimir Genin und bei der Nacht der Filmmusik[12] vom Münchner Rundfunkorchester unter Frank Zacher im Großen Konzertsaal der Münchner Musikhochschule aufgeführt.
Im Auftrag von der Musikbibliothek Sonoton (Creative Sound Solutions, München) komponierte er 2001 zusammen mit Roman Raithel sechs Stücke für Kammerensemble, die auf der CD „Abstract Images“ herausgegeben und seitdem als Hintergrundmusik von Fernsehsendern in Europa, Australien, Japan und den USA ausgestrahlt wurden.
Der für die Pianistin Olga Domnina komponierte Klavierzyklus Seven Melodies for the Dial (Sieben Melodien für das Zifferblatt) wurde 2012 von Challenge Records International (Niederlande) auf einer CD[13] veröffentlicht, die für eine positive Kritik[14][15] gesorgt hat. Ein Blick in den Pressespiegel verrät den Erfolg der Aufführungen von diesem Zyklus in Concertgebouw Amsterdam,[16][17] in dem Internationalen Haus der Musik Moskau[18] und im Moskauer Stanislavski Musik Theater.
Eine neue CD von Vladimir Genin mit dem großen Vokalzyklus Les Fleurs du Mal, inspiriert von Charles Baudelaire, wurde im Januar 2015 vom Portal MusicWeb International zur CD des Monats ernannt.[19]
Malafemmina, or Awful Beauty Tragedia Buffa (Oper in zwei Akten) wurde 2013 im Auftrag von einem anonymen Mäzen der Künste komponiert. Die 2019 in Auftrag komponierte Kammeroper Das Knabenherz von Pyrmont wurde 2020 als Filmoper auf DVD veröffentlicht und 2021 in Bad Pyrmont uraufgeführt.
Ein multimediales Projekt von Vladimir Genin zusammen mit dem Nodelman-Quartett Threnody for the Victims in Ukraine (Trauergebet für die Opfer in der Ukraine)[20] zum Gedenktag an die Toten der Proteste auf dem Kiewer Majdan-Platz im Februar 2014 (Euromajdan) hat für eine große Aufmerksamkeit[21] in Deutschland gesorgt.
Außerdem orchestrierte Genin gelegentlich Filmpartituren für deutsche Filmkomponisten, wie zu dem ZDF-Zweiteiler „Die Pilgerin“ (2014), zu den Kinofilmen „Insoupçonnable“ (Schweiz/Frankreich 2010), „Lippels Traum“ (D 2009).
Seit 2015 arbeitet Genin eng mit dem ukrainischen Geiger Valeriy Sokolov zusammen. In seinem Auftrag wurden Sonate für Violine und Klavier (2015) und Kammerkonzert „Pietà“ (2017) geschaffen.
2022 - 2023 gewann Genin (zusammen mit dem deutschen Filmemacher Stefan Nacke) zahlreiche Preise bei den International Music Video Awards "Best Jazz Track", "Best Music Video" "Best Musical Short Film" für die Filme Dreams, Punto Coronata, Coronata In Blue und Ukrainian Madonna.
Zu den jüngsten Uraufführungen von Vladimir Genins Musik gehören seine beiden Opern nach Texten von R.M. Rilke, Alkestis und Orpheus. Eurydike. Hermes im Pierre-Boulez-Saal in Berlin (2023), Passacaglia in Yellow-Blue mit Orchestra del Teatro Comunale Bologna in Auditorium Teatro Manzoni Bologna und Teatro Claudio Abbado Ferrara (2023) unter der Leitung von Oksana Lyniv, und Akkordeonkonzert in der Berliner Philharmonie (2024), von Marko Ševarlić interpretiert.
The New Grove Dictionary of Music and Musicians widmete einen Artikel dem Schaffen von Vladimir Genin.
Als Initiator und künstlerischer Leiter des Projektes Die MusikerZunft der Zukunft unterrichtet er Klavier, Kammermusik, Komposition, Orchestrierung und bereitet junge Künstler auf Wettbewerbe und für ein Studium an der Musikhochschule vor. Unter seinen Schüler sind Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe in Deutschland, Frankreich und in der Schweiz. Seine pädagogischen Prinzipien verwirklicht er seit 2002 als Fachbereichsleiter Musik an der Musikschule Hallbergmoos[22] und seit 2012 ständiger Dozent an den Austrian Master Classes im Schloss Zell an der Pram.[23] Zudem ist er künstlerischer Leiter der Konzertreihe erstKlassiK die er 2008 ins Leben gerufen hat.[24]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Genin, Vladimir |
ALTERNATIVNAMEN | Genin, Vladimir Michajlovič; Генин, Владимир; Генин, Владимир Миха́йлович |
KURZBESCHREIBUNG | russisch-deutscher Komponist und Pianist |
GEBURTSDATUM | 31. März 1958 |
GEBURTSORT | Moskau, Sowjetunion |