Vogelfrei (1949)

Film
Titel Vogelfrei
Originaltitel Colorado Territory
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1949
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Warner Bros.
Stab
Regie Raoul Walsh
Drehbuch
Produktion Anthony Veiller
Musik David Buttolph
Kamera Sid Hickox
Schnitt Owen Marks
Besetzung
Synchronisation

Vogelfrei (Originaltitel: Colorado Territory) ist ein US-amerikanischer Western unter Regie von Raoul Walsh aus dem Jahre 1949. Es ist eine Neuverfilmung von Walshs eigenem Film Entscheidung in der Sierra, den er acht Jahre zuvor gedreht hatte, die Handlung wird jedoch vom 20. Jahrhundert in den Wilden Westen verlegt. Beide Filme basieren auf dem Roman High Sierra von William Riley Burnett.

Im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts: Der berüchtigte Verbrecher Wes McQueen kann sich durch einen Trick seiner Freunde aus dem Gefängnis befreien. McQueen möchte nun eigentlich das Gaunerleben hinter sich lassen und sich als Farmer zur Ruhe setzen, doch das ist ihm nicht vergönnt: Er soll für seinen langjährigen Freund Dave Rickard, der McQueens Befreiung arrangiert hat, einen Überfall auf einen Zug begehen. Das soll für beide der letzte Coup werden, nach dem sie ihre Verbrecherlaufbahn beenden wollen. Rickard selbst ist allerdings schwer krank und kann nicht persönlich am Raub teilnehmen, er hat sich aber die Hilfe von anderen Banditen geholt.

Auf dem Weg nach Colorado, wo der Überfall stattfinden soll, lernt Wes den etwas weltfremden, aber freundlichen Fred Winslow und dessen schöne Tochter Julie Ann kennen. Der aus dem Osten der USA kommende Winslow hat, ohne diese vorher gesehen zu haben, eine Ranch in der Gegend gekauft. Während der Fahrt verteidigt Wes die Kutsche gegen einen bewaffneten Überfall, was ihm den Respekt der Winslows einbringt.

In der Geisterstadt Todos Santos trifft Wes seine Komplizen für den Überfall, Reno Blake und Duke Harris, die ihm sofort suspekt sind. Ebenfalls in der Geisterstadt anwesend ist Colorado Carson, eine von Reno mitgebrachte Frau, die von diesem brutal behandelt wird. McQueen will Colorado zunächst wegschicken, da Frauen schnell zu Streitigkeiten unter Männern führen könnten und das bei einem solchen Unternehmen gefährlich sei. Doch weiß sie nicht wohin, und so darf sie vorerst bleiben. Ebenfalls zur Bande gehören der ängstliche Zugschaffner Homer Wallace und ein schurkenhafter Mann namens Pluthner, mit dem McQueen früher schon einmal aneinandergeraten war. Bis auf den abwesenden Rickard vertraut McQueen keinem Mitglied der Bande recht.

Während man sich auf den Überfall vorbereitet, stattet McQueen den Winslows noch Besuche ab. Die erworbene Farm von Mr. Winslow hat sich als unwirtschaftlicher, öder Flecken Land herausgestellt. McQueen sieht in Julie Ann Winslow das Idealbild einer Frau, auch da sie ihn an eine verstorbene Jugendliebe von sich erinnert. Julie Ann wäre allerdings lieber wieder in ihrer Heimat an der Ostküste und zeigt sich unzufrieden mit ihrem neuen Leben. McQueen versucht ihr Herz zu gewinnen, indem er ihr ein Kleid schenkt.

Am Tag des Überfalls findet McQueen heraus, dass der Zugschaffner Wallace die Bande an den Sheriff verraten hat, um das Belohnungsgeld für die Festnahme einzukassieren. Er entkuppelt die Passagierwaggons (mit dem Marshal und seinen Männern drin) vom vorderen Teil des Zuges, in dem sich der große Geldtransport befindet. Duke und Reno, die das Sicherheitsschloss knacken, versuchen McQueen nun zu betrügen, doch der ist auch darauf vorbereitet. Er bindet sie mit Handschellen fest und überlässt die beiden dem Marshal, der sie später hängt. McQueen reitet zusammen mit Colorado, die sich inzwischen in ihn verliebt hat, und dem Geld zum Haus des alten Rickard. Der kranke Mann wurde jedoch inzwischen von Pluthner umgebracht. McQueen kann Pluthner töten, wird aber von ihm zuvor an der Schulter angeschossen.

Der so verwundete McQueen reitet zur Farm der Winslows, wo Colorado die Kugel aus McQueens Schulter entfernt. Mr. Winslow hilft ihnen, obwohl er inzwischen weiß, wer McQueen ist und dass er vom Marshal gesucht wird. Später bekommt McQueen mit, wie Julie Ann versucht, ihn für das Belohnungsgeld an den Marshal auszuliefern. Colorado und Mr. Winslow können das allerdings verhindern. Nun weiß McQueen, dass sein Herz nicht für Julie Ann, sondern für Colorado schlägt. Sie wollen heiraten und fortziehen, werden aber schon bald von den Männern des Marshals entdeckt. Er gibt Colorado das Geld und sagt, dass sie es begraben solle, und reitet davon. Die Männer des Marshals folgen ihm allerdings, sodass sich McQueen in einer verlassenen Indianerstadt an einer Klippe verschanzen muss. Nach vielen Stunden erreicht Colorado zu Fuß den Ort. Durch einen Trick des Marshals kommt McQueen schließlich aus dem Versteck und wird schwer verwundet. Colorado hilft ihrem Geliebten und beide sterben vereint im Kugelhagel.

Colorado hatte das Beutegeld in der Missionsstation von Todos Santos zurückgelassen, die seit Jahren verlassen ist, da es an der Finanzierung mangelte. In der Schlussszene öffnet die Mission dank des Beutegeldes wieder ihre Pforten.

Während Burnetts Roman und die erste Verfilmung Entscheidung in der Sierra (1941) im Gangstermillieu des 20. Jahrhunderts spielen, siedelte Walsh die Handlung in den Wilden Westen des 19. Jahrhunderts um. Beide Filme sind sich vom Verlauf der Handlung weitgehend gleich, ähneln sich ansonsten aber nur wenig. Der Stoff wurde 1956 zum dritten Mal von Stuart Heisler verfilmt unter dem Titel I Died a Thousand Times (Gegen alle Gewalten).[1][2]

James Mitchum, der Sohn von Robert Mitchum, hat gegen Anfang des Filmes eine kleine Rolle als Bauersjunge.

Die Kostüme stammten von Leah Rhodes, die Spezialeffekte wurden durch Hans F. Koenekamp und William C. McGann umgesetzt, Leslie G. Hewitt kümmerte sich um den Ton, und Ted Smith war für das Szenenbild verantwortlich.

Vogelfrei ist der erste amerikanische Film, dessen Aufführung in der jungen Bundesrepublik Deutschland die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft ablehnte. Begründet wurde dies damit, dass er ein „Musterbeispiel für diejenigen Gangsterfilme sei, durch die asoziale Elemente glorifiziert werden“.[3][4] Das Verbot wurde später aufgehoben.

Synchronisation

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Bei der Ultra-Film München entstand 1950 eine Synchronisation unter der Regie von Erich Kobler.[5]

Rolle Darsteller Synchronsprecher[5][6]
Wes McQueen Joel McCrea Wolf Ackva
Colorado Carson Virginia Mayo Tina Eilers
Mr. Fred Winslow Henry Hull Bum Krüger
U.S. Marshal Morris Ankrum Klaus W. Krause

Bosley Crowther von der New York Times verglich 1949 Colorado Territory mit der ersten Verfilmung und zog ein positives Fazit: „Lustigerweise“ sei die Remake-Idee von Entscheidung in der Sierra gar nicht falsch gewesen, denn „‚High Sierra‘ in Colorado und auf dem Pferderücken ist verdammt gut. Genau genommen sind die romantischen Anwandlungen und sentimentalen Freiheiten seiner Handlung in der Landschaft des Westens besser aufgehoben, als sie es in einer modernen Umgebung waren.“[7] Das Lexikon des internationalen Films befand: „Routiniert inszenierter Starwestern mit romantischer Glorifizierung eines Verbrechers.“[8]

Die Redaktion der Fernsehzeitschrift Cinema sah in Vogelfrei ein „[g]elungenes Remake eines Klassikers“ und gab dem Film die Höchstwertung.[9]

Die verbreitete Wertschätzung des Films belegen die Aussagen einiger prominenter Filmkritiker. So lobte Joe Hembus: „Die Western-Adaption des Gangsterromans High Sierra […] ist die beste Filmversion des Stoffes, und die Schlußszenen mit dem Tod des Liebespaares gehören zum Besten, was Walsh je gedreht hat“,[1] Hans C. Blumenberg prophezeite 1981 in seinem Nachruf auf Walsh: „Wer das Kino liebt, wird viele Figuren von Raoul Walsh nie vergessen: […] den kühnen Seefahrer Gregory Peck in ‚Captain Horatio Hornblower‘ so wenig wie den Westerner Joel McCrea in ‚Colorado Territory‘“,[10] Frieda Grafe meinte, die „lakonischen Bilderfolgen“ seien „Kino […] pur“,[11] Hans Schifferle äußerte, der Film sei „wie The Big Trail und Pursued ein Trip in eine amerikanische terrain vague, ein Road Movie durch innere und äußere amerikanische Welten, durch unschuldige Landschaften der Sehnsucht und der Unwägbarkeit“,[12] und Harald Eggebrecht umriss die Eigenart des düsteren Films 2011 folgendermaßen:

„Selten hat eine sonst so von Sonne glühende, ja, von Licht gleißende Landschaft so viel Schatten geworfen, Schatten, in denen niemand sich kühlen kann, sondern die wie das Verderben auf Handlungen und Gesichter fallen. […] [Der] Wilde Westen, dieses ‚gelobte Land‘ eines vermeintlich ewig neuen Anfangs für die Verfolgten und Verlorenen, […] [entpuppt sich] in Raoul Walshs dunkler, sich fatal, durch die Gefühle mitreißend steigernder Pferdeoper als erbarmungsloses Terrain für Gestrandete, Enttäuschte, dieses Lebens Müde – der Westen als Landschaft unausweichlichen Untergangs.“[13]

DVD-Veröffentlichungen

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Raoul Walsh: Vogelfrei (= Süddeutsche Zeitung Cinemathek Western, Nr. 6). Süddeutsche Zeitung, München 2011 [Lizenzausgabe], ISBN 978-3-86615-897-9, EAN 40 18492 24282 8 [mit einer filmhistorischen Würdigung von Harald Eggebrecht]. Diese Fassung ist nur 89 Minuten lang. Es fehlen ca. 3,5 Minuten gegenüber der Originalversion. Die Kürzungen kamen dadurch, weil die Süddeutsche Zeitung von der gekürzten TV-Version abtastete. Szenen vom Finale und Dialogszenen vielen der Schere zum Opfer. Die gepresste italienische DVD "Gli Amanti Della Citta' Sepolta DVD WCC201" beinhaltet die englische Originalfassung, mit Extras. Von Warner Archive ist bisher nur eine gebrannte DVD-R erschienen.

Einzelnachweise

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  1. a b Joe Hembus: Das Western-Lexikon. 1567 Filme von 1894 bis heute. Erweiterte Neuausgabe von Benjamin Hembus. Wilhelm Heyne Verlag, München 1995 [Erstausgabe 1976], ISBN 3-453-08121-8, S. 700.
  2. I Died a Thousand Times. In: AFI Catalog of Feature Films. des American Film Institute.
  3. Notizen. In: Die Zeit. 1. Juni 1950, abgerufen am 6. März 2017.
  4. Colorado Territory, Abschnitt Trivia. In: Internet Movie Database.
  5. a b Vogelfrei (1949). In: Synchrondatenbank, abgerufen am 6. März 2017.
  6. Vogelfrei. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 3. März 2017.
  7. Bosley Crowther: Colorado Territory', a Warner Film With Joel McCrea and Virginia Mayo, at Strand [Rezension]. In: New York Times. 25. Juni 1949, abgerufen am 6. März 2017: „And the funny thing is that the impulse of the Warners has not played them false. ‚High Sierra‘ in a Colorado setting and on horseback is pretty darned good. In fact, the romantic assumptions and the sentimental liberties of its plot are more suited to the Western landscape than they were to a modern-day scene.“ Deutsche Übersetzung nach: Raoul Walsh: Vogelfrei (= Süddeutsche Zeitung Cinemathek Western. Nr. 6). Süddeutsche Zeitung GmbH, München 2011 [Lizenzausgabe], ISBN 978-3-86615-897-9, EAN 40 18492 24282 8.
  8. Vogelfrei. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 6. März 2017.
  9. Vogelfrei. In: cinema. Abgerufen am 11. April 2022.
  10. Hans C. Blumenberg: Der alte Löwe. Zum Tode von Raoul Walsh. In: Die Zeit. 9. Januar 1981, abgerufen am 6. März 2017.
  11. Aus einem Text von 1986 zu Vogelfrei; zitiert nach: Worte tanzen lassen. Frieda Grafes gesammelte Filmtips. In: Die Zeit. 2. Dezember 1994, abgerufen am 6. März 2017.
  12. Hans Schifferle: Die große Fahrt. In: Bernd Kiefer, Norbert Grob unter Mitarbeit von Marcus Stiglegger (Hrsg.): Filmgenres. Western (= RUB. Nr. 18402). Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018402-9, S. 64–68, hier 64 f.
  13. Harald Eggebrecht: Der Film. [Begleittext zu:] Raoul Walsh: Vogelfrei (= Süddeutsche Zeitung Cinemathek Western, Nr. 6). Süddeutsche Zeitung, München 2011 [Lizenzausgabe], ISBN 978-3-86615-897-9.