Der Volksdeutsche Selbstschutz war eine paramilitärische Organisation. Sie wurde 1939 im Zweiten Weltkrieg aus Angehörigen der Volksdeutschen in verschiedenen Gebieten Osteuropas gebildet.
Die Anzahl der Mitglieder des Selbstschutzes in Polen wird zu Kriegsbeginn auf bis zu 100.000[2] geschätzt. Zur gleichen Zeit lebten in Polen etwa 740.000 Deutsche.[3] Somit war etwa jeder zehnte Deutsche in Polen Mitglied in einer Organisation, die dem polnischen Staat feindlich gesinnt und an Verbrechen gegen die polnische Zivilbevölkerung beteiligt war. Bei einer ausschließlichen Berücksichtigung des männlichen Bevölkerungsanteils im wehrfähigen Alter vergrößert sich dieser Anteil entsprechend. Dieser Umstand diente unter anderem nach dem Krieg den neuen kommunistischen Machthabern als Rechtfertigung für die Vertreibung großer deutscher Bevölkerungsteile.
Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939 (= Fischer 16307 Die Zeit des Nationalsozialismus). Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-16307-2 (Rezension von Armin Nolzen in: literaturkritik.de Nr. 3, März 2007).
Jerzy Kochanowski, Maike Sach (Hrsg.): Die „Volksdeutschen“ in Polen, Frankreich, Ungarn und der Tschechoslowakei. Mythos und Realität (= Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau, Band 12). fibre-Verlag, Osnabrück 2006, ISBN 3-929759-84-5 (Aufsatzsammlung; s. v. Selbstschutz).
Christian Jansen, Arno Weckbecker: Eine Miliz im „Weltanschauungskrieg“. Der „Volksdeutsche Selbstschutz“ in Polen 1939/40. In: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz. Herausgegeben im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Seehamer, Weyarn 1997, ISBN 3-932131-38-X, S. 482–500 (Aufsatzsammlung; Lizenzausgabe des Piper-Verlages, München).