Waldvöglein | ||||||||||||
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Rotes Waldvöglein (Cephalanthera rubra) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cephalanthera | ||||||||||||
Rich. |
Die Waldvöglein (Cephalanthera) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Orchideen (Orchidaceae).
Die Waldvöglein-Arten sind schlanke, ausdauernde krautige Pflanzen. Das Rhizom ist kurz, kriechend und oft verzweigt. Die Wurzeln stehen gebüschelt, sind bei den autotrophen Arten zahlreich und teilen sich in senkrecht stehende, dickere Speicherwurzeln und waagrecht stehende verpilzte Wurzeln auf.[1][2]
Der Stängel ist aufrecht, unverzweigt, zylindrisch, gerillt,[3] bei den autotrophen Arten grün,[3] beblättert, kahl oder am oberen Ende behaart,[3] mit einer oder wenigen etwa kahnförmigen bis zylindrischen Blattscheiden am Grund. Die sitzenden Laubblätter sind grund- und wechselständig in spiraliger Anordnung. Die einfachen Blattspreiten sind eiförmig bis lanzettlich oder linealisch, längs gefaltet, längsnervig ohne erkennbare Quernerven, ganzrandig, grün, ungefleckt,[3] mit verschmälerter Spreitenbasis,[3] die den Stängel umscheidet; bei den mykotrophen Arten sind Blätter weiß[4] und zu häutigen Scheiden zurückgebildet.[2]
Der endständige, traubige Blütenstand mit gerader, aufrechter, in etwa zylindrischer Achse enthält locker angeordnet[1] viele bis wenige Blüten, selten nur eine Blüte.[3] Die Tragblätter der unteren Blüten sind meist blattähnlich, aber nicht scheidig[3], und überragen die Blüten meist, die der oberen Blüten sind viel kürzer.[2]
Die Blüten sind um 180° verdreht, ziemlich aufrecht, mehr oder weniger sitzend.[3] Die zwittrigen Blüten sind zygomorph, wenig geöffnet und glockenförmig, selten weit geöffnet. Die Blütenfarben sind weiß, rosafarben oder gelb. Der Fruchtknoten ist leicht verdreht und kahl.[2] Die Kelchblätter (Sepalen) sind frei, einander ähnlich und etwa gleich groß. Die seitlichen Kronblätter (Petalen) sind etwas kürzer als die Sepalen und neigen mit diesen mehr oder weniger stark nach vorne zu einem Helm zusammen. Die Lippe ist am Grund der Säule angewachsen; sie ist zweigliedrig, selten einfach. Der hintere Abschnitt (Hypochil) ist konkav[3] und besitzt zwei aufrechte Seitenlappen, die die Säule umhüllen. Es ist am Grunde ausgesackt oder hat einen kurzen Sporn; Nektar wird nicht angeboten.[3] Der vordere Abschnitt (Epichil) ist von fester Struktur,[3] ausgebreitet, eiförmig-elliptisch mit stumpfem oder spitzem oberen Ende, die Oberseite besitzt drei bis sieben Längslamellen. Die Säule ist aufrecht, meist mit zwei schmalen, seitlichen Flügeln. Das Staubblatt ist aufrecht, herabklappbar, zweifächerig, mit zwei jeweils zweiteiligen, körnig-mehligen, ungestielten Pollinien, denen die Klebdrüsen (Viscidien) fehlen. Die Narbe ist konkav und gerundet, ohne ausdifferenziertes Rostellum.[2]
Die Kapselfrüchte sind aufrecht, länglich und enthalten viele Samen.[3] Die Samen sind flach und netznervig mit verbreiterten Maschen.[2][3]
Bei Cephalanthera-Arten handelt es sich um autotrophe oder voll myko-heterotrophe Rhizom-Geophyten. Über Adventivknospen kann eine vegetative Vermehrung erfolgen.[1]
Einige Arten sind selbstbestäubend.[2]
Die Gattung Cephalanthera wurde im Jahr 1818 durch den französischen Botaniker Louis Claude Marie Richard in Mémoires du Museum d'Histoire Naturelle, Band 4, Seite 51 aufgestellt.[5][6] Der Gattungsname Cephalanthera setzt sich aus den altgriechischen Wörtern κεφαλή kephalē für „Kopf“ und ἀνθηρός anthērós für „blühend“ zusammen und weist darauf hin, dass die Anthere der Columna wie ein Kopf aufsitzt. Synonyme für Cephalanthera Rich. sind: Callithronum Ehrh., Dorycheile Rchb., Eburophyton A.Heller, Lonchophyllum Ehrh., Tangtsinia S.C.Chen, Xiphophyllum Ehrh.[5]
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich hauptsächlich in Nordafrika und Eurasien. Eine von drei mykotrophen Arten kommt aus dem westlichen Nordamerika.
Die Gattung Cephalanthera enthält seit 2023 etwa 20 Arten:[5]