Zusammen mit Karl Lehmann, Joseph Ratzinger, Karl Rahner und anderen plädierte er im Februar 1970 mit dem Memorandum zur Zölibatsdikussion für eine eindringliche Überprüfung und differenziertere Betrachtung des Zölibatsgesetzes der lateinischen Kirche.[7]
Ab 1970 lehrte Kasper Dogmatik an der Universität Tübingen und war 1979/80 an dem kirchlichen Streit um Hans Küngs Lehrerlaubnis beteiligt, wobei er sich am Ende für dessen Ausschluss aus der Fakultät aussprach.[8] 1983 war er Gastprofessor an der Catholic University of America (CUA) in Washington, D.C. Er war Spezialsekretär der außerordentlichen Bischofssynode 1985, außerdem Mitglied der Kommission Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK und der Internationalen Theologenkommission in Rom. In den Jahren 1993 bis 2001 gab er die dritte Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche heraus.
Am 4. April 1989 wurde Kasper als Nachfolger von Bischof Georg Moser zum Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart gewählt, am 17. April durch PapstJohannes Paul II. ernannt und am 17. Juni 1989 in Rottenburg zum Bischof geweiht. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof von Freiburg im Breisgau, Oskar Saier. Mitkonsekratoren waren der Mainzer Bischof Karl Lehmann und Franz Josef Kuhnle, Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart. Sein Wahlspruch lautet Veritatem in caritate („Wahrheit in Nächstenliebe“). Bischof Kasper war Vorsitzender der Kommission Weltkirche und Stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Am 16. März 1999 ernannte Papst Johannes Paul II. Bischof Kasper zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Kasper trat daher mit Wirkung vom 31. Mai 1999 als Bischof von Rottenburg-Stuttgart zurück. Mit der Aufnahme der Tätigkeit im Dienst des Heiligen Stuhls erhielt er die vatikanische Staatsbürgerschaft, die funktionsbezogen und in der Regel auf die Dauer der Funktion im Vatikan beschränkt ist. Da sie grundsätzlich kumulierbar ist, wird sie zusätzlich zu einer bereits vorhandenen erworben.
2005 wurde zu Ehren von Walter Kardinal Kasper das Kardinal-Walter-Kasper-Institut an der Vinzenz-Pallotti-Universität Vallendar gegründet, das sich besonders der Forschung zur Ökumene und Einheit der Kirchen widmet.[15]
Am 1. Juli 2010 nahm Papst Benedikt XVI. sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch vom Amt des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen – nach zweimaliger Ablehnung 2008 und 2009 – an und ernannte den Basler Bischof Kurt Koch zu seinem Nachfolger.[16][17]
Kasper nahm als Kardinal an dem Konklave teil, das am 19. April 2005 Joseph Ratzinger zum Papst wählte. Da er erst nach dem Beginn der Sedisvakanz am 28. Februar 2013 das 80. Lebensjahr vollendete, konnte er noch am Konklave zur Wahl des Nachfolgers Franziskus teilnehmen.
An Palmsonntag 2017 feierte Walter Kasper in der römischen Kirche Santa Maria dell’Anima sein diamantenes (60-jähriges) Priesterjubiläum.
Bei seinem ersten Angelus-Gebet meinte der neue Papst Franziskus, Kasper sei ein großartiger Theologe, sein Buch zur Barmherzigkeit[18] habe ihm in diesen Tagen sehr gut getan.[19] In seinem ersten Kardinalskonsistorium am 21. Februar2014 erklärte Franziskus, er habe in der Arbeit Kardinal Kaspers tiefe Theologie und unbeschwertes Denken gefunden. Dies bedeutete es, „Theologie auf den Knien zu machen“.[20]
Kasper gehörte zu den Kritikern des Synodalen Wegs der Katholischen Kirche in Deutschland. Insbesondere kritisierte er die Haltung der deutschen katholischen Kirche zum Zölibat und zur Priesterweihe für Frauen als nicht katholisch.[21]
Stand 2023 lebt Kardinal Kasper weiterhin in Rom.[22]
Theologie und Kirche. Matthias-Grünewald-Verlag, Band 1, Mainz 1987; Band 2, Mainz 1999.
Leadership in the Church. New York 2003.
Sakrament der Einheit. Eucharistie und Kirche. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2004, ISBN 3-451-28568-1.
Wege in die Einheit. Perspektiven für die Ökumene. Freiburg im Breisgau 2005.
Wo das Herz des Glaubens schlägt. Die Erfahrung eines Lebens. Mit Daniel Deckers. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2008, ISBN 978-3-451-29873-8.
Katholische Kirche: Wesen – Wirklichkeit – Sendung. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2011, ISBN 978-3-451-30499-6.
Barmherzigkeit: Grundbegriff des Evangeliums – Schlüssel christlichen Lebens. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2012, ISBN 978-3-451-30642-6.
Das Evangelium von der Familie. Die Rede vor dem Konsistorium. Herder, Freiburg im Breisgau 2014.
Die Botschaft von Amoris Laetitia. Ein freundlicher Disput. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2018, ISBN 978-3-451-38101-0.
(mit Wolfgang Huber) Auf welchen Wegen wollen wir gehen? Ökumene heute, hier und in Zukunft. St. Benno Verlag, Leipzig 2021, ISBN 978-3-7462-5881-2
Ein Großteil des Werkes Walter Kaspers wird im Verlag Herder in der auf 18 Bände angelegten Buchreihe Gesammelte Schriften neu ediert. Bislang (Stand 28. Juni 2021) sind 18 Bände erschienen:
Biografische Notiz zu Kardinal Kasper In: Presseamt des Heiligen Stuhls: Documentation – The College of Cardinals, abgerufen am 28. März 2023 (englisch)
↑Jan Peter Steppat: Kardinal Kasper: Ein Kosmopolit, der immer Wangener blieb. In: Schwäbische Zeitung, Ausgabe Wangen im Allgäu. Verlag Schwäbische Zeitung Rudolf Drexler GmbH & Co. KG, Leutkirch im Allgäu, 1. April 2013, abgerufen am 7. Oktober 2024.
↑Ludwig Berg, Alfons Deissler, Richard Egenter, Walter Kasper, Karl Lehmann, Karl Rahner, Joseph Ratzinger, Rudolf Schnackenburg, Otto Semmelroth: Memorandum zur Zölibatsdiskussion. 9. Februar 1970, abgerufen am 6. Mai 2024.
↑Hans Küng: Umstrittene Wahrheit. Erinnerungen. München 2007, S. 640–642.
↑Vgl. u. a. das gemeinsame Werk: Arno Schilson/Walter Kasper, Christologie im Präsens. Kritische Sichtung neuer Entwürfe. Herder, Freiburg i. Br. 1974
↑Kardinal Walter Kasper-Institut e..V.: Das Kardinal Walter Kasper-Institut. In: Kardinal-Walter-Kasper-Stiftung für Theologie, Ökumene, Spiritualität. Kardinal-Walter-Kasper-Stiftung für Theologie, Ökumene, Spiritualität, 12. Oktober 2020, abgerufen am 7. Oktober 2024.