Der Sohn des Tabakhändlers Richard Sedlmayr und der Hausfrau Maria Rott wechselte aufgrund schlechter Noten mehrmals die Schule, bevor er 1945 am SchwabingerGisela-Gymnasium ein Notabitur ablegte.
Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg spielte Sedlmayr an mehreren Münchner Theatern. Den Münchner Kammerspielen blieb er über 25 Jahre lang treu, obwohl er dort nie eine Hauptrolle spielte. In den 1940er und 1950er Jahren spielte er in zahlreichen Heimatfilmen, hauptsächlich in kleinen Nebenrollen an der Seite von Heinz Rühmann, Liselotte Pulver, O. W. Fischer u. a.
Seit den 1980er Jahren arbeitete Sedlmayer auch beim Bayerischen Rundfunk und hatte auf Bayern 1 die wöchentliche RadiosendungBeehren Sie uns bald wieder. Zudem spielte er in der Hörfunkreihe Er und Sie zusammen mit Ruth Kappelsberger. 1990 moderierte er eine wöchentliche Sendung beim privaten Klassiksender Radio Belcanto.
Durch Film- und Werbeeinnahmen, Erbschaften, An- und Verkauf von Antiquitäten und Kunstgegenständen sowie Immobilienhandel war Sedlmayr mehrfacher Millionär.[2] Er eröffnete im Februar 1989 die GastwirtschaftBeim Sedlmayr (vormals Fischerwirt) an der Westenriederstraße 14 nahe dem Viktualienmarkt in München, deren Leitung er seinem Ziehsohn Wolfgang Werlé anvertraute. Mit diesem kam es im Mai 1990 zu einem schweren Zerwürfnis, weil Sedlmayr ihm vorwarf, ihn geschäftlich betrogen zu haben.[3]
Am 15. Juli 1990 wurde Sedlmayr von seinem Privatsekretär tot im Schlafzimmer seiner Wohnung in der Elisabethstraße 5 in München-Schwabing aufgefunden. Er war mit mehreren Messerstichen an Hals und Nieren verletzt und mit einem Hammer erschlagen worden.
Durch die Ermittlungen erfuhr die Öffentlichkeit erstmals vom Privatleben des Volksschauspielers. Sedlmayr stand zeitlebens im Spannungsfeld zwischen seinem bürgerlich-konservativen Image eines „Vorzeige-Bayern“ und seiner heimlichen Homosexualität. Er hatte stets versucht, seine sexuellen Präferenzen zu verbergen.[4]
Die Ermittlungen der Polizei, die auch V-Männer einsetzte, konzentrierten sich zunächst auf die Stricherszene. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die Auffindesituation am Tatort massiv gestellt gewesen war, weshalb auch der Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wilfling, die angebliche Vorliebe Sedlmayrs für sadomasochistische Praktiken bestritt.[5][6] Zwischenzeitlich geriet der Privatsekretär durch ein dilettantisch gefälschtes Testament in Verdacht, seinen Arbeitgeber getötet zu haben; später wurde er wegen Urkundenfälschung verurteilt.[3]
Am 21. Mai 1991 wurden Sedlmayrs Ziehsohn Wolfgang Werlé und dessen Halbbruder Manfred Lauber festgenommen und 1993 in einem Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt; bei Werlé wurde eine besondere Schwere der Schuld festgestellt. Die Verlobte eines der Täter hatte einem V-Mann gestanden, dass die Tatwaffe aus ihrem Haushalt stamme, dies aber später widerrufen. Der Haupttäter wurde durch ein Geständnis vor Mithäftlingen belastet, das diese später widerriefen.[3] Die Halbbrüder bestritten die Tat weiterhin, Versuche einer Wiederaufnahme des Verfahrens scheiterten jedoch, zuletzt im Jahr 2005, als die Verteidiger sich auf die Aussagen einer Putzfrau und die an einem Türpfosten gefundenen Fingerabdrücke eines vorbestraften Mannes beriefen, der sich in Sedlmayrs Wohnung aufgehalten hatte und nach dem Mord nach Spanien geflüchtet war.
Werlé wurde im August 2007,[7] Lauber im Januar 2008 auf Bewährung aus der Haft entlassen.[8] Da bei Werlé die besondere Schwere der Schuld festgestellt worden war, wäre eine Bewährung nach 15 Jahren nicht möglich gewesen, aber bereits nach 16 Jahren wurde sie aufgrund einer positiven Sozialprognose gewährt.[9]
Beide versuchten mit zahlreichen Unterlassungsverfügungen gegen Onlinearchive die Löschung ihrer Namen zu erreichen. Im November 2009 legte der Bundesgerichtshof die Klage eines der Täter auf Nichtnennung seines Namens im Internet-Angebot eines österreichischen Medienunternehmens dem Europäischen Gerichtshof vor, um unter anderem die Zuständigkeit deutscher Gerichte zu klären.[10][11] Der Bundesgerichtshof entschied am 15. Dezember 2009, dass die Verurteilten keinen Anspruch auf Entfernung ihrer Namen hätten, da dies eine unzulässige Einschränkung der Meinungs- und Medienfreiheit bedeuten würde.[12][13] Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bestätigte die Sichtweise des Bundesgerichtshofes im Juni 2018,[14] wonach die Medien die Aufgabe hätten, sich an der Meinungsbildung zu beteiligen, indem sie der Öffentlichkeit die in ihren Archiven verwahrten Informationen zur Verfügung stellten. Dies überwiege gegenüber dem Recht verurteilter Straftäter auf Vergessen.[15]
In der ZDF-Doku Aufgeklärt - Spektakuläre Kriminalfälle(Falsche Fährten: Der Fall Walter Sedlmayr) wird die Mordermittlung durch die Psychologin Katinka Keckeis und den ehemaligen Profiler Axel Petermann neu aufgerollt.[19]
1973: Die Schießübung, Politkomödie, ausgestrahlt am 8. Januar 1975 um 22:05 vom ZDF, Spieldauer 95 Minuten. Regie Norbert Kückelmann, Kamera Jürgen Jürges, Darsteller neben Sedlmayr u. a. noch Wilfried Klaus und Maximilian Raab[20][21][22][23]
Ingeborg Pils: Beim Sedlmayr : Eine Münchner Wirtshausgeschichte, garniert mit 60 Rezepten von Rudi Färber. Buchendorfer Verlag, München 2002, ISBN 3-934036-85-6.
Petra Cichos: Mordakte Walter Sedlmayr. Cichos Press, München 2018, ISBN 3-9818678-4-X.
Karl Häusler: Justiz-Irrtum?: Der Mordfall Walter Sedlmayr Einer der spektakulärsten und rätselhaftesten Mordfälle in der deutschen Kriminialgeschichte. Verlagshaus Schlosser, Pliening 2020, ISBN 978-3-96200-321-0.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 238.
↑Walter Sedlmayr Internationales Biographisches Archiv 39/1990 vom 17. September 1990, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 14. November 2013 (Artikelanfang frei abrufbar)
↑Gisela Friedrichsen: „Bescheißt du mich eigentlich?“ In: Der Spiegel. Nr.49, 1992 (online – 30. November 1992).
↑ abcMord an Rudolph Moshammer: Erinnerungen an den Fall Sedlmayr. In: FAZ.NET. 14. Januar 2005, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 20. Januar 2024]).
↑Vergleiche Rudolf Schröck: Die großen Kriminalfälle, Tod eines Volksschauspielers. Campus, Danuta Harrich-Zandberg und Frank Fux
↑John Schwartz: Two German Killers Demanding Anonymity Sue Wikipedia’s Parent. In: The New York Times. 13. November 2009, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 20. Januar 2024]).