Nachdem er 1896 die Akademie verlassen hatte, gründete er in München eine private Mal- und Zeichenschule, die er bis 1921 leitete. Walter Thor gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Luitpold-Gruppe und wurde später Präsident des Münchner Künstlerbundes Der Bund. Er war zudem Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend, die einige seiner Werke auf ihren Titelblättern veröffentlichte.
Walter Thor wirkte hauptsächlich als Porträtist, wobei er Menschen aller Gesellschaftsschichten mit großem psychologischem Einfühlungsvermögen abbildete. Der Einfluss des Impressionismus zeigt sich in seiner lockeren Pinselführung und in der fein abgestuften, niemals grellen Farbigkeit.[1]
Die Qualität seiner Bildnisse führt vielfach zu Vergleichen mit Wilhelm Leibl.
Von der hohen Wertschätzung, die man Walter Thors Malerei entgegenbrachte, zeugen die zahlreichen Auszeichnungen, mit denen seine Werke auf Kunstausstellungen im In- und Ausland bedacht wurden.
Seit 1904 wohnte Walter Thor und seine Familie – die mit dem Tiermaler Otto Gebler befreundet waren – im zweiten Stock des Hauses Ainmillerstraße 10 in München-Schwabing, ab 1910 befand sich im Dachgeschoss desselben Hauses auch sein Atelier.
Walter Thor verstarb im 59. Lebensjahr. Sein Grab befindet sich auf dem Münchner Nordfriedhof.[2] Vom 15. November bis 31. Dezember 1929 veranstaltete die Münchner Künstlergenossenschaft eine Ausstellung seiner nachgelassenen Werke.[3]
Hermann Alexander Müller, Hans Wolf Singer: Allgemeines Künstlerlexikon. Band 6, Frankfurt am Main 1922, S. 280.
Wilhelm Zils (Hrsg.): Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. Kellerer, München 1913, S. 370 (Digitalisat).
Sonja Baranowa: Walter Thor. In: Horst Ludwig: Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst. Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Band 4: Saffner-Zwengauer, München 1983, S. 262–264.
Lothar Altmann: Walter Thor. Ein vergessener Münchner Porträtmaler der Jahrhundertwende. In: Die Weltkunst, 61. Jg., Nr. 3 (1991), S. 248.
Gerhard J. Bellinger, Brigitte Regler-Bellinger: Schwabings Ainmillerstraße und ihre bedeutendsten Anwohner. Ein repräsentatives Beispiel der Münchner Stadtgeschichte von 1888 bis heute. Norderstedt 2003.