Wassyl Barwinskyj kam als Sohn des Historikers und ukrainischen Politikers Oleksandr Barwinskyj im damals österreichischen Ternopil zur Welt. Sein Onkel war der Verleger, Historiker, Soziologe und Schriftsteller Wolodymyr Barwinskyj. Wassyl Barwinskyj erhielt 1905/06 seine musikalische Ausbildung unter der Leitung von Vilém Kurz am Konservatorium von Lemberg. Anschließend studierte er an der juristischen Fakultät der Universität Lemberg und im Jahr darauf zog er nach Prag, um dort seine musikalische Ausbildung fortzusetzen. Dort studierte er zwischen 1907 und 1914 an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität und besuchte unter der Leitung von Professor Vítězslav Novák Vorlesungen renommierter tschechischer Musiker.[1] In den 1920er Jahren tourte er mit weiteren Musikern durch den Westen der Ukraine.[2] Zwischen 1915 und 1939 unterrichtete er am Höheren Musikinstitut Lyssenko in Lwiw und war dort später auch Direktor. Eine seiner Schülerinnen dort war Stefanija Turkewytsch, die bei ihm klassische Komposition studierte. 1938 ernannte man ihn zum Ehrendoktor der Ukrainischen Freien Universität in Prag. In den Jahren 1939 bis 1941 und 1944 bis 1948 lehrte er als Professor am Konservatorium von Lwiw.[1] Im Frühjahr 1940 nahm er am Komponistenkongress der UdSSR in Kiew teil. Am 29. Januar 1948 wurde er verhaftet und gemeinsam mit seiner Frau in ein Straflager nach Mordowien[3] deportiert. Nachdem er 1958 entlassen worden war, kehrte er zurück nach Lwiw und versuchte seine vom MGB vernichteten Manuskripte zu rekonstruieren. Er wurde 1964 posthum rehabilitiert.[2] Wassyl Barwinskyj starb 75-jährig in Lwiw und wurde dort auf dem Lytschakiwski-Friedhof bestattet.[3]
Barwinskyj war ein neoromantischer Komponist, der sich dem Impressionismus zuwandte. Sein Werk war stets von einer sanften Lyrik geprägt.[4] Zu seinen Werken gehören unter anderem Kunstlieder zur Poesie von Iwan Franko,[4] die Ukrainische Rhapsodie für Orchester (1911), die Ukrainische Hochzeit in 2 Teilen (1914), die Kantaten Vermächtnis nach dem gleichnamigen Gedicht von Taras Schewtschenko sowie die Feierliche Kantate zu Ehren des Metropoliten Andrej Scheptyzkyj (1917) und Unser Lied, unsere Sehnsucht nach einem Text von Spyrydon Tscherkassenko (1933).[2]