Weschnitz | ||
Der Verlauf der Weschnitz | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 2394 | |
Lage | Deutschland | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Rhein → Nordsee | |
Quelle | Weschnitz-Quelle nördlich von Grasellenbach-Hammelbach im hessischen Odenwald[1] 49° 38′ 22″ N, 8° 49′ 43″ O | |
Quellhöhe | 455 m ü. NHN [1] | |
Mündung | beim Kernkraftwerk Biblis in den RheinKoordinaten: 49° 42′ 39″ N, 8° 24′ 16″ O 49° 42′ 39″ N, 8° 24′ 16″ O | |
Mündungshöhe | 84,9 m ü. NHN [1] | |
Höhenunterschied | 370,1 m | |
Sohlgefälle | 6,3 ‰ | |
Länge | 58,9 km[2] | |
Einzugsgebiet | 435,725 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Lorsch[3] AEo: 383 km² Lage: 16 km oberhalb der Mündung |
NNQ (05.07.1976) MNQ 1956/2009 MQ 1956/2009 Mq 1956/2009 MHQ 1956/2009 HHQ (22.02.1970) |
500 l/s 1,17 m³/s 3,23 m³/s 8,4 l/(s km²) 24,6 m³/s 48,7 m³/s |
Abfluss[2] AEo: 435,725 km² an der Mündung |
MNQ MQ Mq |
1,29 m³/s 3,584 m³/s 8,2 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Kröckelbach, Steinbach, Zotzenbach, Weschnitzmühlenkanal, Mörlenbach, Mumbach, Schimbach, Hornbach, Grambach, Kallstädter Bach, Grundelbach, Alte Weschnitz | |
Rechte Nebenflüsse | Krumbach, Schlierbach, Linnenbach, Wiesentalbach, Ederbach, Liebersbach, Stadtbach, Meerbach, Neuer Graben | |
Die Weschnitz ist ein 58,9 Kilometer langer, rechter Nebenfluss des Rheins im Süden Hessens und Norden Baden-Württembergs.
Der Name „Weschnitz“ wird auf Visucius zurückgeführt, den Namen eines keltischen Flussgottes. Näheres ist an der Walpurgiskapelle in Fürth erläutert. Diese Kapelle steht an einem einstigen Kultort der Kelten, in der Nähe schürfte man damals Erz. Derartige Kapellen an alten vorchristlichen Kultstätten sind nicht selten, man denke an die Michaeliskapelle auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. Große Steinkreuze im Odenwald sind oft ein Hinweis auf eine heidnische Stätte, denn mancher Menhir wurde nach der Christianisierung zu einem Kreuz umgemeißelt.
Auf die Weschnitz wird mit Wiscoz, Wisgots[4] oder ähnlichen Schreibweisen in zahlreichen Urkunden des Lorscher Codex als Referenz für die Lage des Klosters Lorsch Bezug genommen. Auch in anderen lateinischen Publikationen erscheint dieser Name.[5]
Die Weschnitz entspringt im Odenwald, im Ortsteil Hammelbach der Gemeinde Grasellenbach, östlich des 536 Meter hohen Wagenbergs der Weschnitz-Quelle. Ihre gefasste Quelle liegt auf einem ausgeschilderten Freizeitgelände mit See und Grillhütte.
Sie fließt zunächst ein kleines Stück bis zur Ortschaft Weschnitz nach Norden und wendet sich dann in einem U-Bogen, dem die B 460 folgt, nach Südwesten, bricht dabei auf zwei Kilometer Länge in einem engen Kerbtal zwischen dem 399 Meter hohen Krehberg im Süden und dem 435 Meter hohen Kohlwald im Norden durch den Tromm-Odenwald, um weiter über Fürth und später entlang der B 38 über Rimbach, Mörlenbach und Birkenau Weinheim zu erreichen. Zwischen Fürth und Birkenau weitet sich der Vordere Odenwald zur Weschnitzsenke. Das Gebiet des hier vorherrschenden relativ weichen und verwitterungsanfälligen Granodioritgesteins hat nach dem Fluss die Bezeichnung Weschnitzpluton erhalten. In Weinheim, wo die Weschnitz den Odenwald verlässt und in die Oberrheinische Tiefebene eintritt, knickt sie in einem neuen Bogen in Richtung Nordwesten ab. Dabei teilt sie sich in zwei Arme auf, die Alte Weschnitz und die Neue Weschnitz und bildet so die etwa zehn Kilometer lange Weschnitzinsel, unterquert die B 3 und bei Hemsbach die A 5. Sie fließt weiter nach Lorsch, wo ihre beiden Arme sich wieder vereinen, verläuft ein kleines Stück wiederum entlang der B 460 und kreuzt danach die B 47 sowie die A 67.
Danach erreicht sie die Gemeinden Einhausen und Biblis, um schließlich in der Nähe des abgeschalteten Kernkraftwerkes Biblis in den Rhein zu münden.
Im Odenwälder Abschnitt zwischen Fürth und Weinheim verläuft die nach dem Fluss benannte Weschnitztalbahn.
Von der Quelle zur Mündung. Auswahl, insbesondere ab der Flussteilung in Weinheim. Nach dieser laufen den Zweigen bzw. dem wiedervereinten Lauf viele fast parallele Kunstgräben zu, die oft ohne rechten Eigennamen sind („Neugraben“ u. ä.). Längen- und Einzugsgebietsflächen wo aufgeführt nach LUBW-FG10 bzw. LUBW-GEZG.
Im Altertum nutzte die Weschnitz im Hessischen Ried das Flussbett des Ur-Neckars und mündete bei Trebur in den Rhein, also wesentlich weiter nördlich als heute. Erst in historischer Zeit bekam sie den jetzigen Verlauf, indem sie die Dünenhügel bei Lorsch durchbrach. An ihrer Mündung lag die Burg Stein.
Nach den großen Hochwassern mit Dammbrüchen 1882/83, 1922 und 1955 an Weschnitz und Winkelbach wurde 1958 der Weschnitz-Verband gegründet. Bereits 1956 wurden auf Veranlassung der hessischen Landesregierung alle Entwürfe zu einem geregelten Hochwasserabfluss zunächst der Weschnitz und anschließend der Lauter und des Winkelbaches zusammengestellt. In der Trägerschaft des Weschnitz-Verbandes wurde in den Jahren 1958 bis 1970 ein Bündel von Baumaßnahmen verwirklicht. Dieses reichte von Dammerhöhungen bis zum Bau von sechs Hochwasserrückhaltebecken, davon fünf im Odenwald und eines im Ried. Aus den beiden Wasserregulierungsverbänden Weschnitz und Lauter-Winkelbach entstand am 1. Januar 2001 der „Gewässerverband Bergstraße“.[6] Zum Schutz des großen Brachvogels wurde das Naturschutzgebiet Weschnitzinsel 1979 ausgewiesen.
In den Jahren 2006/2007 gestaltete man im Bereich des Ortes Einhausen den Weschnitzgraben etwas um. Man beließ es zwar beim früher vertieften Bachbett und dem vorgefundenen Bachlauf, weitete den aber etwas auf und legte dem Bach hier größere Felsbrocken als Hindernisse in den Weg. Auch Dämme wurden teilweise neu bepflanzt, um den Wasserlauf und seine unmittelbare Umgebung zu verschönern. Absicht bei diesen Veränderungen war es also nicht so sehr, dem Bach seine ursprüngliche Gestalt wiederzugeben, als vielmehr an ihm einen Erlebnisraum zu schaffen, weshalb man auch an manchen Stellen das Bachufer zugänglich machte. Seitdem kann man im Sommer Kinder am Wasser spielen sehen.
Im März 2007 begann dann die Stadt Lorsch im Bereich unterhalb der Wattenheimer Brücke damit, die Weschnitz zu renaturieren.[7] Dazu wurden ca. 30.000 Kubikmeter Erde bewegt. Der nördliche Weschnitzdamm wurde zurückgebaut, damit sich ein Biotop bilden konnte.[8] Die Renaturierung, deren Kosten bei 470.000 Euro lagen, geschah zum Ausgleich für die Erschließung des Lorscher Gewerbegebietes „Daubhart“. Die Weschnitz erhielt deutlich mehr Platz, um Mäander ausbilden zu können. Es wurden Ablaichplätze für die Nasen-Fische geschaffen, die sich dort angesiedelt haben. Am Flussufer pflanzte man Schwarz-Pappeln neu an. Archäologen begleiteten die Bauarbeiten rund um die Wattenheimer Brücke. Sie hofften auf Funde aus der Keltenzeit, wie etwa Tonscherben und Reste von Speerspitzen.[9]
Die Wasserqualität der Weschnitz hat sich in den vergangenen Jahren merklich verbessert. Inzwischen wird an der Wattenheimer Brücke nahezu die Gewässergüte eins erreicht.[10]
Im Jahr 2017 wurde im Naturschutzgebiet Weschnitzinsel (Polder Lorsch) der Fluss auf rund 5 km Länge renaturiert. Es entstand zwischen den beiden eng eingedeichten, kanalisierten Flussarmen ein neues, naturnahes Flussbett. Die Weschnitz kann hier bei hohem Wasserstand nun im Gebiet des Polder Lorsch frei über die Ufer treten. Ziel der Großmaßnahme war es, die Lebensbedingungen für auf Feuchtgebiete spezialisierte Vogelarten im Schutzgebiet zu verbessern. Neben den heimischen Arten sollen auch Zugvögel bessere Bedingungen für eine Rast vorfinden.[11]