Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 48′ N, 10° 21′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Kitzingen | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Wiesentheid | |
Höhe: | 249 m ü. NHN | |
Fläche: | 33,37 km2 | |
Einwohner: | 4992 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 150 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97353 | |
Vorwahlen: | 09325, 09383 | |
Kfz-Kennzeichen: | KT | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 75 178 | |
Marktgliederung: | 10 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Balthasar-Neumann-Str. 14 97353 Wiesentheid | |
Website: | www.wiesentheid.de | |
Erster Bürgermeister: | Klaus Köhler (Freie Wähler) | |
Lage des Marktes Wiesentheid im Landkreis Kitzingen | ||
Wiesentheid ist eine Marktgemeinde im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Wiesentheid.
Wiesentheid liegt in der Planungsregion Würzburg (Bayerische Planungsregion 2). Durch den Ort fließen der Sambach (Castellbach) und der Fasanenbach.
Es gibt zehn Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
Historisch war Wasenmeisterei ein Gemeindeteil.
Gemarkungen sind Feuerbach, Geesdorf, Reupelsdorf, Untersambach und Wiesentheid.[4]
Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Volkach, Prichsenstadt, Geiselwind, Abtswind, Rüdenhausen, Kleinlangheim und Schwarzach am Main.
Naturräumlich liegen Wiesentheid und seine Gemeindeteile im Steigerwaldvorland. Wiesentheid selbst ist in der sogenannten Keuperlandstufe zu verorten, die von mehreren 10 bis 20 m tiefen Taleinschnitten geprägt wird. Im Osten beginnt der Anstieg in Richtung des Steillands.[5] Weite Teile des Gemeindegebietes sind im Schwanbergvorland mit seinen kleinen Hügeln zu finden. Um Reupelsdorf schließt sich westlich das Dimbacher Flugsandgebiet an, das wesentlich flacher in Richtung des Mains orientiert ist.
Im Jahre 918 wurde der Ort als „wiesenheida“ erstmals urkundlich erwähnt. Wiesentheid war ehemals Sitz der reichsunmittelbaren Herrschaft Wiesentheid. Sie wurde 1681 von Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach zu Bamberg und Würzburg mit Unterstützung des Kaisers Leopold gegründet. Erster Inhaber der Herrschaft war der Neffe des Fürstbischofs, Johann Otto von Dernbach († 1697). Seine beiden ersten Ehefrauen starben und auch die gemeinsamen Kinder. Seinen Tod ahnend, setzte er seine erst 17-jährige dritte Ehefrau, Eleonore Charlotte geb. Gräfin von Hatzfeld-Gleichen, als Alleinerbin ein. Über sie kam die Herrschaft Wiesentheid an den Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn, den sie 1701 heiratete. Die Herrschaft lag im Fränkischen Reichskreis und wurde mit der Rheinbundakte 1806 durch Bayern mediatisiert, von diesem im Zuge von Grenzbereinigungen an das Großherzogtum Würzburg abgetreten, mit dem es 1814 endgültig an das Königreich Bayern zurückfiel.
In den Jahren von 1614 bis 1617 war Wiesentheid Schauplatz von 91 Hexenprozessen, wobei 1617 vier Frauen und ein Mann auf dem dortigen Trudenplätzlein hingerichtet wurden. Einer der größten Hexenbrenner von Franken, Johann Georg II. Fuchs von Dornheim, wurde im Schloss Wiesentheid geboren.
Im Zuge der Verwaltungsreformen im Königreich Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die Gemeinde. Bis zum 30. Juni 1972 gehörte Wiesentheid zum Landkreis Gerolzhofen, den man bei der Kreisreform auflöste. Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Reupelsdorf eingegliedert.[6] Am 1. Januar 1977 kam die Gemeinde Geesdorf hinzu. Die Gemeinde Feuerbach folgte am 1. Januar 1978 und die Gemeinde Untersambach am 1. Mai 1978.[7] Das gemeindefreie Gebiet Obersambacher Wald wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1980 in die Gemeinde Wiesentheid eingegliedert.[8]
Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 3888 auf 4820 um 932 Einwohner bzw. um 24 %. Quelle: BayLfStat
Erster Bürgermeister ist seit Mai 2020 Klaus Köhler (Bürgerblock), er wurde am 15. März 2020 mit 50,2 % der gültigen Stimmen gewählt.[9] Sein Vorgänger war von Mai 2008 bis April 2020 Werner Knaier (CSU).
Die 16 Sitze im Marktgemeinderat (ohne Bürgermeister) sind nach der Gemeinderatswahl vom 15. März 2020 wie folgt verteilt:
Die Steuereinnahmen betrugen im Jahr 2014 6.322.639,07 €, davon waren 3.040.199,87 € Gewerbesteuereinnahmen.
Für das Jahr 2014 beträgt der Gesamthaushalt 14.144.904,74 €, mit enthaltenem Investitionsvolumen von rund 5.406.527,23 Euro.[10]
Blasonierung: „Vor blauem Himmel auf grüner Wiese drei Stängel roten Heidekrauts, aus einem silbernen Hügel wachsen; davor ein goldener Löwe, doppelgeschwänzt und mit blauer Krone.“[11] | |
Wappenbegründung: Die Figuren Heidekraut und Wiese sollen den Ortsnamen Wiesentheid symbolisieren. Der Löwe verweist dagegen auf die Grafen von Schönborn, die noch heute in Wiesentheid wohnen. Ihr Wappen zeigt ebenfalls einen schreitenden Löwen.
Das Wappen der Gemeinde Wiesentheid ist ein Hoheitszeichen, dessen Nutzung ausschließlich dem amtierenden Bürgermeister zusteht. Durch diesen werden ebenfalls weitere Nutzungsrechte vergeben z. B. für Vereinswappen etc. |
Das Wiesentheider Gemeindegebiet wird von mehreren kleinen Bächen durchzogen, die alle dem Castellbach zufließen. Sie eigneten sich besonders gut für die Anlage von Mühlen. Insgesamt zwölf Mühlen säumten die Ufer im heutigen Gebiet der Marktgemeinde. Die ältesten Mühlen versorgten Wiesentheid selbst mit Getreide, wobei mit der sogenannten Klesenmühle bereits seit dem 14. Jahrhundert nachweislich ein Betrieb bestand. Die meisten Mühlenanlagen datieren allerdings auf das 16. Jahrhundert.
Da die Schüttung der Bäche Sambach, Fasanenbach und Schirnbach zu stark für die Mühlräder waren und man auch die fischreichen Gewässer nicht aufstauen wollte, entstanden vor den Mühlen oftmals Mühlbäche, die von den Hauptflüssen abgezweigt wurden. Im Laufe der Zeit differenzierte sich auch die Nutzung der Mühlen. In Feuerbach spezialisierten sich zwei Betriebe auf die Herstellung von Papier, daneben richtete man Sägewerke ein, die mit der Wasserkraft angetrieben wurden. Loh- und Ölmühlen bestanden ebenfalls.
Im 19. Jahrhundert gerieten die kleinen Mühlbetriebe um Wiesentheid zunehmend durch größere in wirtschaftliche Bedrängnis. Man begann die Mühlen mit neueren Antriebsarten auszustatten, um die Rentabilität zu erhöhen. Zu dieser Zeit entstanden auch meist die heute noch vorhandenen Bruchsteinhäuser als Hauptgebäude. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann das große Mühlensterben um Wiesentheid. Die kleinen Betriebe gingen nach und nach ein, heute besteht lediglich noch in der Reupelsdorfer Fuchsenmühle ein Sägewerk.[13] Mehrere ehemalige Mühlen sind heute Wiesentheider Gemeindeteile.
Name | Gewässer | Gemarkung | Zustand | Eckdaten |
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Dornmühle | Schirnbach | Feuerbach | abgegangen | Entstehung um 1800, Stromversorgung bis um 1950 |
Erlachsmühle | Sambach | Wiesentheid | stark verändert | Ersterwähnung 1691, Aufgabe 1941 |
Freundsmühle | Mühlgraben, Fasanenbach | Wiesentheid | erhalten | Ersterwähnung 1548, besteht bereits vorher, Namen: Untere Mühle, Hirschenmühle, Gärtnersmühle, Aufgabe 1964 |
Fuchsenmühle | Schwarzach | Reupelsdorf | stark verändert | Ersterwähnung 1543, als Sägewerk in Betrieb |
Hahnsmühle | Mühlbach, Fasanenbach | Geesdorf | abgegangen | Aufgabe in den 1960er Jahren |
Klesenmühle | Mühlgraben, Sambach | Wiesentheid | stark verändert | Ersterwähnung 1327, Namen: Obere Mühle, Glasermühle, Herrenmühle, Kläsenmühle, Aufgabe unklar |
Linsenmühle | Schirnbach | Feuerbach | stark verändert | Entstehung um 1810, Namen: Linzenmühle, Dorfmühle, Aufgabe um 1980 |
Lohmühle | Mühlbach, Fasanenbach | Wiesentheid | stark verändert | Ersterwähnung 1686, Aufgabe vor 1950 |
Mühle in der Gartenstraße | Fasanenbach | Wiesentheid | stark verändert | wohl in den 1930er Jahren erbaut, Aufgabe nach 1945 |
Obere Papiermühle | Sambach | Feuerbach | stark verändert | Papiermühle gegründet 1773, Aufgabe 1862 |
Untere Papiermühle | Sambach | Feuerbach | erhalten | Ersterwähnung 1406, Namen: Frühwaldsmühle, Heinrichsmühle, Johannitermühle, Aufgabe um 1978 |
Untersambacher Mühle | Sambach | Untersambach | stark verändert | Ersterwähnung 1589, Namen: Sambachermühle, Aufgabe vor 1962 |
Viele Sagen in Wiesentheid drehen sich um den sogenannten Heim- oder Hainbach, der zwischen dem Markt und Rüdenhausen verläuft und dabei auch den sogenannten Heimbachtannig durchquert.
Im nahen Dettelbach lebten vor langer Zeit die edelfreien Mattonen, die viele Klöster in der Umgebung stifteten und so die Christianisierung vorantrieben. So hatten sie auch Mönche im Ort „Wisenhaida“ angesiedelt. Nichtsdestotrotz war der alte Glauben in der einfachen Bevölkerung noch tief verwurzelt, die zauberkundigen Waldfrauen mussten sich allerdings immer tiefer in die Wälder und so auch in den Heimbachtannig zurückziehen.
Der Mattone aus Dettelbach hatte nur einen einzigen Sohn, der plötzlich erkrankte und in kurzer Zeit sein Augenlicht verlor. Der Vater versuchte alles, um dem Sohn zu helfen. Nachdem nichts geholfen hatte, erinnerte sich ein Knecht an die weise Frau im Heimbachtannig, die das Augenwasser des Baches anzuwenden wisse. Also brachte der Christ sein Kind vor die Heidin, die ihm einen Trank aus Krötenhaut und Kräutern mit dem Wasser des Heimbachs zubereitete.
Das Kind gesundete durch die Behandlung mit dem Gebräu zusehends und konnte nach wenigen Wochen gesund in die Burg in Dettelbach zurückkehren. Der Mattone zog daraufhin eine Bannmeile um den Wald. Obwohl er nun überall in der Umgebung gegen die letzten Vertreter des Heidentums kämpfte und das Christentum sich schnell verbreitete, blieb die alte Frau im Wald unbehelligt und durfte den Glauben an die alten Götter behalten.[14]
In den Gärten in der Nähe der Feuerbacher Straße soll den Gärtnern immer wieder ein großes Feuer erschienen sein. Daneben sollen mehrere mysteriöse Männer mit Büchern gestanden haben. In einem der Gärten sollte ein Brunnen gegraben werden. Als man bereits sehr tief vorgestoßen war, entdeckte man wunderschöne Asche. Als man sie auffangen wollte, um mit ihr zu düngen, verwandelte sie sich in Geld.
Das Flurstück Lag im Westen der Abtswinder Straße besteht aus einem kleinen Wald und mehreren Feldern an der Straße. Hier sollen sich viele Sagen zugetragen haben. So erzählte man sich, dass dort der sogenannte Lagfuchs umging. Die Jäger schossen nicht auf ihn, weil sie Angst vor den Flüchen des Fuchses hatten. Der Lagfuchs fraß auch den Mädchen, die hier die Tiere weideten, die Brotzeit aus den Körben.
Als ein Mädchen einmal sein Vieh in der Lag grasen ließ, kam plötzlich ein Reiter ohne Kopf aus dem Wald geritten. Er umkreiste die Viehherde und war bald darauf wieder verschwunden. Ein Bauer verlor seine Kuhherde in der Lag. Als er aus Wiesentheid Leute geholt hatte, die Kühe zu suchen, waren die Tiere wieder zurückgekehrt. Manchmal erschien in der Lag auch ein verwunschener Siebener, der ohne Kopf die Schäfer heimsuchte.[15]
Im Ortsteil Geesdorf ist der 1. FC Geesdorf beheimatet. Die Herren-Fußballmannschaft spielte in der Saison 2022/23 in der Nord-Staffel der Fußball-Bayernliga.
1998 gab es nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 83, im produzierenden Gewerbe 598 und im Bereich Handel und Verkehr 360 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren es 444 Personen. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 1554. Im verarbeitenden Gewerbe gab es 80, im Bauhauptgewerbe fünf Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 58 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2016 Hektar, davon waren 1720 Hektar Ackerfläche und 246 Hektar Dauergrünfläche. Des Weiteren ist eine der Hauptstellen der Raiffeisenbank Volkacher Mainschleife - Wiesentheid ansässig.
Die Kräuter Mix GmbH hat ihren Zweitsitz in Wiesentheid. Dort werden das Küchenkraut gereinigt, geschnitten, gemahlen und gemischt. Durch eine umfassende Lagerhaltung wird eine hohe Produktverfügbarkeit für alle saisonalen Kräuter erreicht. Die Göpfert Maschinen GmbH ist ein weltweit führendes Unternehmen im Maschinenbau für die Verarbeitung von Wellpappe.
Wiesentheid liegt an der Ausfahrt Wiesentheid-Rüdenhausen der Bundesautobahn 3.
Östlich wird der Markt von der Bundesstraße 286 tangiert. Sie ist von hier bis Schweinfurt kreuzungsfrei ausgebaut, als Autobahnzubringer zwischen der A 3 und der Bundesautobahn 70 und als Zufahrt nach Schweinfurt für die Berufspendler.
Busverbindungen im ÖPNV stellt die Omnibusverkehr Franken GmbH im Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken her: Ab Kitzingen mit den beiden werkstags regelmäßig verkehrenden Linien 8111 (über Rödelsee) und 8150 (über Gerolzhofen), teilweise einbezogen in den DB-Tarif, sowie ab Bimbach (8217), Ebrach (8163), Münsterschwarzach (8115) und Volkach (8287) mit einer Handvoll weiterer, selten verkehrender Linien.
Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert erhielt Wiesentheid einen Anschluss an das bayernweite Eisenbahnnetz. 1893 wurde der Abschnitt Kitzingen–Gerolzhofen der sogenannten Steigerwaldbahn (auch Untere Steigerwaldbahn) fertiggestellt, Wiesentheid wurde mit einem Bahnhof ausgestattet. Die Nebenbahn verband ab 1903 Kitzingen mit dem Schweinfurter Hauptbahnhof und war damit eine der längeren Nebenstrecken in Deutschland.
Seit den 1980er Jahren begann man den Verkehr auf der Strecke zu reduzieren. 1981 fuhren zwischen Gerolzhofen und Kitzingen nur noch Personenbusse, der Güterverkehr wurde Mitte 2006 aufgegeben. Seit längerer Zeit gibt es Initiativen zur Reaktivierung des Personenverkehrs auf der stillgelegten Strecke. Anfang 2019 entbrannte die politische Diskussion um eine mögliche Wiederinbetriebnahme der Strecke.[16][17]
Durch Wiesentheid verläuft der Fränkische Marienweg.
2015 gab es folgende Einrichtungen:
Mit Wiesentheid stehen die Mitglieder des Grafengeschlechts Schönborn in enger Verbindung, weil hier seit dem 18. Jahrhundert der fränkische Stammsitz des Hauses eingerichtet worden war. Ganz besonders förderten die Landesherren über die Herrschaft Wiesentheid den Ort. Insgesamt standen vier Herrscher und eine Herrscherin dem Fürstentum vor.
Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die Grafen in ihrem Schloss mehrere Unterkünfte für Künstler und Kulturschaffende ein, deren Ateliers und Büros durch Kriegseinwirkungen zerstört worden waren. In Wiesentheid wurde der Droemer-Verlag nach dem Krieg neu gegründet, zog aber bald nach München um.
Weitere Persönlichkeiten, die mit Wiesentheid in Verbindung stehen: