Marktgemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Wiener Neustadt (Land) | |
Kfz-Kennzeichen: | WB | |
Hauptort: | Winzendorf | |
Fläche: | 16,16 km² | |
Koordinaten: | 47° 49′ N, 16° 7′ O | |
Höhe: | 327 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.869 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 116 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 2722, 2723 | |
Vorwahl: | 02638 | |
Gemeindekennziffer: | 3 23 36 | |
NUTS-Region | AT122 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 50 2722 Winzendorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Peter Mayer (UBL) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (19 Mitglieder) |
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Lage von Winzendorf-Muthmannsdorf im Bezirk Wiener Neustadt (Land) | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Winzendorf-Muthmannsdorf ist eine Marktgemeinde mit 1869 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Wiener Neustadt-Land in Niederösterreich.
Winzendorf-Muthmannsdorf liegt im Industrieviertel in Niederösterreich am Rande des Steinfeldes. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 16,16 Quadratkilometer. 53,93 Prozent der Fläche sind bewaldet. Durch das Gemeindegebiet verlaufen die Fischauer Vorberge mit einer Höhe von bis zu 600 m. Charakteristisch für diese Hügel sind die Föhrenwälder mit Schwarzkiefern.
Winzendorf auf 350 m ü. A. ist der südliche Teil der Gemeinde auf der Wiener Neustadt zugewandten Seite der Fischauer Berge. Muthmannsdorf auf 400 m ü. A., der nördliche Teil der Gemeinde, liegt in der „Neue Welt“ am Fuße der Hohen Wand. Die Neue Welt ist ein ca. 9 Kilometer langes und bis zu 4 Kilometer breites nach allen Seiten abgeschlossenes Tal, das durch die Prosseth-Schlucht (auch Emmerberger-Klause) entwässert, in der sich der mittlere Teil der Gemeinde, die Ortschaft Emmerberg befindet. Winzendorf und Muthmannsdorf sind durch die hier durchführende Landesstraße L87 verbunden.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende drei Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Emmerberg, Muthmannsdorf und Winzendorf.
Die Gegend um Winzendorf-Muthmannsdorf ist – archäologisch belegt – seit mindestens 6000 Jahren besiedelt. 1975 wurden auf einem Acker Silices gefunden, aus der frühen Bronzezeit stammt ein Bronzeflachbeil und Hallstattscherben wurden auf dem Weg zur Ruine Dachenstein gefunden.[2] Die Funde im westlichen und nördlichen Teil der Neuen Welt reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Die vielen Höhlen im Kalkstock der Hohen Wand sowie in den Fischauer Vorbergen boten den Menschen einen sicheren natürlichen Zufluchtsort. Zu den bekanntesten Fundplätzen gehört die Schwarzgrabenhöhle bei Maiersdorf (Gemeinde Hohe Wand). In den 1920er Jahren wurden dort vom Franz Mühlhofer Knochenwerkzeuge sowie die Knochen der Beutetiere der steinzeitlichen Jäger wie Höhlenbär, Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Mammut, Riesenhirsch, Wollnashorn, Rentier, Eisfuchs oder Schneehase gefunden.[3] In einer weiteren Höhle am Fuße der Hohen Wand, in der „Rauchlukn“ fand man eine neolithische Schicht mit Tonscherben und einem Bruchstück eines Tonlöffels.[4] Reste einer sehr alten Behausung (Wohnringe) gibt es unweit der Kirche in Maiersdorf. Außergewöhnlich ist der Depotfund von Stollhof aus dem Jahre 1864.[5] Die zwei Goldscheiben (aus Südosteuropa) sind der zweitältesten Goldfund der Welt und namensgebend für ähnlichen Schmuck (Typ Stollhof). Kupferschmuck und Goldscheiben beeindrucken nicht nur als Schmuckstücke, sondern zeigen die frühe Nutzung von Bodenschätzen der Gegend. Im Bereich der Malleiten, ca. 7 km nordöstlich in den Fischauer Vorbergen bei Dreistetten reichen die ältesten Funde bis ins 5. Jahrtausend vor Christus zurück. Später in der Urnenfelderkultur und Hallstattzeit (ca. 1300–450 v. Chr. v. Chr.) gab es dort eine Höhensiedlung. Das bekannteste Fundstück ist ein Feuerbock (Mondidol) von ca. 800 Chr. v. Chr.[6] Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg. In der Römerzeit lagen die heutigen Orte Winzendorf und Muthmannsdorf in der Provinz Pannonia. Auf Basis von Funden aus der Römerzeit konnte im Raum Wiener Neustadt ein Netz von Straßen und lokalen Verkehrswegen rekonstruiert werden, das auch die Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf einschloss.[7] Noch heute erinnert der „Römerweg“, der von Brunn nach Willendorf führte, daran. Für Winzendorf kann man aufgrund der vielen Funde von einer Siedlung (vicus) ausgehen. In Muthmannsdorf gibt es weniger Funde, die auf eine römische Siedlung hindeuten. Es ist aber wahrscheinlich, dass durch die „Neue Welt“ eine Römerstraße von Vösendorf / Sollenau kommend über Dreistetten, Muthmannsdorf, Würflach weiter nach Neunkirchen ging. Ein Stiertötungs-Relief aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, das um 1886 in Winzendorf gefunden wurde, zeugt vom römischen Mithraskult in der Gegend.[8] Mit der Durchsetzung des Christentums im Römischen Reich verschwand diese nur von Männern an meist abgelegenen Orten wie Höhlen praktizierte Religion innerhalb weniger Generationen. Neben den Reliefplatten[9] wurde in einem Weingarten auch eine Votivara aus Kalkstein gefunden, die dem Mithras von einem Stallmeister der 10. Legion geweiht war.[10]
Bis zum 12. Jahrhundert liegen bisher keine schriftlichen Aufzeichnungen vor. Orts-, Gewässer- und Siedlungsnamen zeigen, dass sich im Gebiet der Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf Slawen und vorbayerisch-germanische Stämme niedergelassen hatten.
Muthmannsdorf wurde zwischen 1107 und 1122 erstmals urkundlich erwähnt. In der Gründungsurkunde für die ca. 9 km entfernte Pfarre Waldegg scheint 1136 ein gewisser „Hiltegrunn de Mutinesdorf“ als Zeuge auf. Sein Amtssitz könnte der so genannte „Burgstall“ östlich im Wald oberhalb von Muthmannsdorf gewesen sein. Die erstmalige urkundliche Erwähnung von Winzendorf fällt in den Zeitraum von 1157 bis 1163. Sie findet sich in einer Urkunde, mit der der Bischof Konrad von Passau anlässlich eines Rechtsstreits den Besitz der Weingärten geregelt hatte.
Bereits im 13. Jahrhundert waren die Bewohner von Muthmannsdorf Untertanen der Herrschaft Starhemberg. Im ältesten „Urabar“ wird 1438 das „amt ze Mutmanntarff“ mit 19 behausten Untertanen verzeichnet. 1422 wird in einem Lehensbrief für Heinrich Wolfsohler eine Anzahl von Bewohnern des Dorfes Winzendorf als Untertanen des „Stubenbergischen Lehens“ namentlich angeführt. Für das 15. Jahrhundert ist für Winzendorf ein Bestand von 13 Häusern nachzuweisen. In diesem Jahrhundert ging der Besitz der Stubenberger an das ritterliche Geschlecht der Teufel über, die bereits 1377 die Stiftung einer Wochenmesse für die „capella beatae virginis Mariae in Winssendarff“ tätigten. Die Familie der Teufel hatte spätestens im 14. Jahrhundert Eigentumsrechte über Untertanen in Winzendorf und sich nach dem Ort benannt.[11] Das Bereitungsbuch des Jahres 1580–1891 führt für Muthmannsdorf 30 Häuser der Herrschaft Starhemberg neben 18 Häusern anderer Herrschaften an.
Nachdem bis ins 18. Jahrhundert das Schulwesen vor allem als Aufgabe der Kirche gegolten hatte, maß man zur Zeit Maria Theresias und Kaiser Josephs II. dem Schulwesen im ländlichen Raum große Bedeutung bei. Die bestehenden Pfarrschulen wurden in Trivialschulen umgewandelt. Während in Muthmannsdorf eine Pfarrschule bestand, mussten die Kinder aus Winzendorf die Volksschule in St. Egyden besuchen, was jedoch auf Grund der schlechten Wegverhältnisse oft nur selten oder gar nicht möglich war.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Muthmannsdorf 52 Häuser, während in Winzendorf lediglich 19 Häuser verzeichnet waren. Für die weitere räumliche Entwicklung der beiden Ortschaften hatte sich jedoch die Verteilung des Gemeindegrundes als sehr wesentlich erwiesen. Während dieser in Winzendorf sehr günstig entlang der heutigen Hauptstraße und der Weikersdorfer Straße lag, gab es im geschlossenen Muthmannsdorfer Ortsgebiet keinen Gemeindegrund. Daraus resultierend kam es in den nächsten Jahrzehnten in Winzendorf zu einer beachtlichen Ortserweiterung. Das war sicher mit ein Grund, dass Winzendorf noch vor Erbauung der Schneebergbahn bis 1890, was die Häuserzahl anbelangte, mit Muthmannsdorf gleichziehen konnte und in der Einwohnerzahl Muthmannsdorf sogar übertraf.
Im Jahr 1840 verzeichnete ein pfarrliches Verzeichnis 60 Häuser in Muthmannsdorf.[12] Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hielt die Industrialisierung Einzug, als neben dem Frauenbach in Winzendorf das erste Fabriksgebäude errichtet wurde. 1842 baute es Carl Fruhmann als Furnierschneidemühle aus.
Im Jahre 1854 wurden Winzendorf, Muthmannsdorf und Emmerberg als jeweils selbständige Ortsgemeinden eingerichtet. Emmerberg erwies sich als jedoch nicht lebensfähig und wurde bereits 1865 mit der Ortsgemeinde Muthmannsdorf wiedervereinigt. 1880 schied Emmerberg jedoch aus der Ortsgemeinde Muthmannsdorf wieder aus und schloss sich Winzendorf an.
1881 wurde von Schulleiter Josef Herzog die Freiwillige Feuerwehr Winzendorf gegründet.[13] Nur zwei Jahre später wurde von Alfred Simic (Reichsritter von Hohenblum) und Bergverwalter Pawlowitsch die Feuerwehr Muthmannsdorf gegründet.
Durch die Eröffnung der Schneebergbahn am 14. April 1897 entwickelte sich Winzendorf auch zur Fremdenverkehrsgemeinde.
Im Jahre 1914 wurden 300 Sommergäste gezählt. Die Verkehrsanbindung mit der Eisenbahn und die Nähe zu den Wöllersdorfer Werken und den Pulverfabriken am Steinfeld führten auch dazu, dass der Wiener Zündmaschinenfabrikant Schaffler 1920 in Winzendorf ein Zweigwerk für die Produktion elektrischer Minenzünder errichtete. Mit der Firma Schaffler & Co. hatte Winzendorf einen wichtigen Arbeitgeber für die Region. Die Fabrik wurde 2008 an die Firma Hirtenberger verkauft.
Ebenfalls zu einem wichtigen Arbeitgeber der Region wurde das Genesungsheim Felbring, das in den Jahren ab 1910 als „Erholungsheim der registrierten Hilfskasse 'Einigkeit', Wien I, Johannesgasse 4“ entstand. Das später auch als Heilstätte für Kriegsinvalide geführte Sanatorium war eine kleinere der Lungenheilanstalten im östlichen Alpenvorland, zu denen auch weltbekannte Sanatorien wie das Sanatorium Wienerwald oder das feudale Privatsanatorium am Hochegg zählten. Ursprünglich aus mehreren kleinen Pavillons bestehend, erlebte das von der Bevölkerung „die Felbring“ genannte Genesungsheim eine Blütezeit als „Genesungsheim Felbring der Allgemeinen Invaliden Versicherungsanstalt“ (später „Genesungsheim Felbring der Versicherungskasse für Industrie Angestellte“), in den späten Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, die 1926 im Bau eines architektonisch interessanten Haupthauses gipfelte, das auch die Pavillons in ein einheitliches Erscheinungsbild integrierte. In den späten Jahren des Zweiten Weltkrieges diente die Lungenheilanstalt als Fliegerlazarett und wurde 1971, nach der Eröffnung des Herz-Kreislauf-Zentrums 1968, bis auf ein heute noch erhaltenes Fragment abgebrochen und neu gebaut. Ebenfalls noch existent ist die Einfriedungsmauer mit dem imposanten Einfahrtstor, das bis dato eine kleine Ahnung von der architektonischen Qualität der ehemaligen Lungenheilanstalt vermittelt.
Dessen ungeachtet hatte auch Winzendorf in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg schwere Zeiten zu überstehen. Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs hatte auch Winzendorf-Muthmannsdorf zahlreiche Verluste in der Bevölkerung erlitten. Zu Ostern 1945 marschierten sowjetische Truppen zuerst in Winzendorf und einen Tag später in Muthmannsdorf ein. Durch die Kampfhandlungen wurden in Winzendorf 32 Häuser eingeäschert. In Muthmannsdorf wurden 17 Häuser total und 45 schwer beschädigt. Nach Kriegsende wurde in Muthmannsdorf auf Wunsch der Bevölkerung der Maurer Johann Zwickl als Bürgermeister eingesetzt, der jedoch am 17. Oktober 1945 von russischen Soldaten erschlagen wurde.
Erst 1947 konstituierten sich in beiden Gemeinden auf Grund der tatsächlichen Stimmenverhältnisse die Gemeindeführungen. Bereits 1948 war es in Winzendorf möglich, das durch Brand zerstörte Volksschulgebäude wieder aufzubauen und 1953–1954 eine vierklassige Hauptschule einzurichten. Muthmannsdorf hatte dagegen damit zu kämpfen, dass die sowjetische Besatzung nach Kriegsende alle Maschinen im Steinbruch auf dem Engelsberg beschlagnahmt und verschleppt hatte. Ein weiterer Tiefschlag war, dass 1951 der Steinkohlenbergbau „Gute Hoffnung“ stillgelegt werden musste.
Das einschneidendste Ereignis der kommunalen Entwicklung war der 1969 erfolgte freiwillige Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Winzendorf und Muthmannsdorf zur neuen Gemeinde „Winzendorf-Muthmannsdorf“. Der Winzendorfer Bürgermeister Johann Geiger wurde in seinem Amt bestätigt. Neuer Vizebürgermeister wurde der Muthmannsdorfer Gemeinderat Franz Mahrer. Nachdem in Winzendorf bereits seit 1959 eine Ortswasserleitung bestanden hatte, war es vordringlichste Aufgabe der neuen Gemeindeführung, auch in Muthmannsdorf die Wasserversorgung sicherzustellen. Der Schulstandort wurde 1974 mit einer Erweiterung der Hauptschule und 1977 mit dem Neubau der Volksschule verbessert.
Mit Beschluss des Niederösterreichischen Landtages vom 8. Juli 1976 wurde Winzendorf-Muthmannsdorf über Ansuchen der Gemeinde der Titel Marktgemeinde verliehen. Die offiziellen Feierlichkeiten der Markterhebung fanden am 19. Mai 1977 statt.
Im Jahr 1982 wurde eine Mutterberatungsstelle ins Leben gerufen, 1983 eine Schulsportanlage ihrer Bestimmung übergeben und 1990 ein Kinderspielplatz angelegt. 2005 wurde ein neuer größerer Kinderspielplatz angelegt.
Für die Pfarre Muthmannsdorf ist zunächst kein genaues Pfarrgründungsdatum überliefert – eine erste urkundliche Erwähnung findet die Pfarre 1220, welche damals zum Dekanat Steinfeld gehörte. Umstritten ist eine Urkunde aus dem Jahr 1136, welche sowohl als Gründungsurkunde der Pfarre Muthmannsdorf[14], als auch der Pfarre Waldegg[15] beansprucht wird. Richtig scheint jedoch zu sein, die Urkunde als Gründungsurkunde der Pfarre Muthmannsdorf anzusehen, wie dies nicht zuletzt auch die Überlieferungsgeschichte der Urkunde im Stift Seckau spiegelt[16]. Als Gründer der in der Urkunde nicht namentlich genannten Pfarre, erscheint Adalram von Waldeck, der aus dem Geschlecht der Herren von Traisen (Niederösterreich), einem Zweig der Aribonen, stammte, Besitzungen in der Gegend von Waldeck hatte und Gründer des Chorherrenklosters Seckau war. Muthmannsdorf scheint von Beginn an eine salzburgische Pfarrgründung gewesen zu sein, wovon zunächst das Patronat St. Peter zeugt. Des Weiteren scheint Muthmannsdorf im Liber decimationis 1285 als Salzburger Pfarre auf.
Nach dem Tod des Pfarrgründers Adalram von Waldeck, der ohne berechtigte Erben gestorben war, geht das Patronatsrecht der Pfarre höchstwahrscheinlich an die Traungauer und von ihnen dann an die Babenberger über. Durch die Heirat mit Margarete erhält schließlich Ottokar II. Přemysl die Pfarre, der sie 1254 dem Bischof von Seckau übergibt. 1269 wird diese Schenkung durch Ottokar von Znaim bestätigt, wodurch das Patronatsrecht über Muthmannsdorf nun dem Bistum Seckau gehörte. Bereits weniger als hundert Jahre später kam es erneut zu einer Veränderung: durch einen Pfarrtausch ging Muthmannsdorf 1358 vom Bistum zur Abtei Seckau über[17]. In diese Zeit fällt auch die Ausgestaltung der Kirche mit romanischen Fresken, welche 1939 wiederentdeckt wurden.
1662 verkaufte die Abtei Seckau aus unbekannten Gründen – möglicherweise spielten durch Bautätigkeiten hervorgerufene finanzielle Probleme oder der Wunsch, sich von weit entfernten Pfarren zu trennen, eine Rolle – die Pfarre samt dem dazugehörigen Gut Strelzhof an das Stift Neukloster in Wiener Neustadt. Der erste in der Pfarrchronik genannte Pfarrer von Muthmannsdorf aus dem Stift Neukloster war Edmund Quiquet.
Unter Joseph II. kam es 1782 erneut zu einer Änderung für die Pfarre, da Muthmannsdorf nun der Diözese Wiener Neustadt zugeordnet wurde, und zwar ab 1783 als Hauptpfarre mit der Filiale Maiersdorf, die nach Wunsch der dortigen Pfarrgemeinde von der Pfarre Muthmannsdorf getrennt und zu einer Lokalkaplanei erhoben wurde. Hatte das Pfarrgebiet von Muthmannsdorf ursprünglich die gesamte „Neue Welt“, mit den Ortschaften Muthmannsdorf, Gaaden, Stollhof, Maiersdorf, Zweiersdorf und Netting mit Dachstein und Emmerberg umfasst, so gehörten nach dieser Abspaltung nur noch Muthmannsdorf selbst, Stollhof, Gaaden und Emmerberg zum Pfarrsprengel. Die Diözese Wiener Neustadt wurde jedoch 1785 aufgelöst; Muthmannsdorf und Umgebung kam zum Erzbistum Wien.
Ab 1796 wurde die Lokalkaplanei Maiersdorf aufgrund eines akuten Personalmangels des Stifts Neukloster wieder vom Pfarrer von Muthmannsdorf mitbetreut, was zu jahrzehntelangen Protesten der Pfarrgemeinde beim Wiener Erzbischof führte. 1817 konnte die Gemeinde erreichen, dass sie einen eigenen Provisor aus dem Säkularklerus für ihren Ort gestellt bekam. Von einem Pfarrer aus dem Stift Neukloster konnte die Lokalkaplanei erst ab 1837 wieder betreut werden[18].
Nachdem das Stift Neukloster stets unter einer schwachen finanziellen Grundlage gelitten hatte, wurden die wirtschaftlichen Probleme im 19. Jahrhundert so groß, dass es 1881 zu einer Vereinigung mit dem Stift Heiligenkreuz kam. Dies hatte natürlich auch für die Pfarre Muthmannsdorf zur Folge, dass sie von nun an vom Stift Heiligenkreuz betreut wurde: nachdem mit Johann Nepomuk Schlögl (1885–1889) zum letzten Mal ein Konventuale des Stifts Neukloster die Pfarre geleitet hatte, übernahm mit Friedrich Hlawatsch 1889 der erste Pfarrer aus Heiligenkreuz die Pfarrseelsorge.
Zur letzten pfarrlichen Veränderung kam es schließlich 1970, als durch die Gemeindezusammenlegungen die Pfarre Muthmannsdorf auf zwei politische Gemeinden aufgeteilt wurde.
Was den Kirchenbau und den Pfarrhof an sich betrifft, so kam es über die Jahrhunderte des Öfteren zu Überschwemmungen bei Hochwässern oder Regenfällen des in einer feuchten Wiese liegenden Pfarrhofes und der Kirche. 1683 wurde der Pfarrhof außerdem im Zuge der osmanischen Einfälle zerstört, die Kirche scheint unversehrt geblieben zu sein. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Pfarrgebäude bereits in einem sehr schlechten Zustand, nach jahrelangen Beschwerden konnte unter Pfarrer Martin Hebau (1859–1861) endlich eine Renovierung des Pfarrhofes erreicht werden. Auch ab 1986 liefen – nach der Innenrenovierung 1939 – wieder Vorbereitungen für eine größere Kirchenrenovierung an, bei der man einen romanischen Karner in der nördlichen Seitenkapelle entdeckte. Durch Grabungen unter dem Kirchenfußboden konnte außerdem festgestellt werden, dass die romanische Kirche 1437 durch einen gotischen Zubau vergrößert worden war.
Nach den Daten der Volkszählung 2001 sind 77,6 % der Einwohner römisch-katholisch und 2,9 % evangelisch. 3,7 % sind Muslime, 0,7 % gehören orthodoxen Kirchen an. 12,7 % der Bevölkerung haben kein religiöses Bekenntnis.
Zu den Festspielen Winzendorf gehören:
Im Jahr 2001 gab es 73 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten; 46 land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug 777 nach der Volkszählung 2001. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 46,81 Prozent.
Größter Wirtschaftsfaktor der Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf ist die am Fuße der Hohen Wand gelegene Sonderkrankenanstalt Felbring.[22] Das Rehabilitationszentrum wird von der Pensionsversicherungsanstalt betrieben und weist 106 Einzelzimmer auf. In Felbring werden vorwiegend Herz-/Kreislauferkrankungen behandelt und therapiert.
Die Marktgemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf weist eine bemerkenswerte Gastronomie auf. Mit dem „Gasthaus auf dem Lande“ Schmutzer (zwei Hauben nach Gault Millau Österreich) und dem „Puchegger Wirt“ (eine Haube nach Gault Millau Österreich) weist der Ort gleich zwei Restaurants der Spitzenklasse auf. Das Gasthaus Schmutzer wurde im Februar 2007 darüber hinaus mit dem Prädikat „Top Wirt des Jahres“ vom Land Niederösterreich ausgezeichnet. Darüber hinaus stehen den Gästen drei weitere Restaurants, eine Pizzeria und ein Café zur Verfügung.
Erwähnenswert ist auch die „Erste Öko-Bierbrauerei“ Österreichs, die in einem mittelalterlich anmutenden Sudhaus das beliebte naturtrübe „Emmerberg-Bräu“ herstellt.
In der Gemeinde gibt es eine Volksschule und eine Mittelschule.[23]
Der Gemeinderat hat 19 Mitglieder.
Die Blasonierung des Wappens der Marktgemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf lautet wie folgt:
„Schrägrechts geteilt von Rot und Blau; in Rot ein silbernes Hifthorn mit grüner Schnur, in Blau ein silberner Eimer.“
Zur Gestaltung des Gemeindewappens wurden zwei Familienwappen als Grundlage herangezogen.
Die Wappenverleihung erfolgte 1977 anlässlich der Feierlichkeiten zur Markterhebung.