Wympel R-77 | |
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R-77 an der MAKS 2009 | |
Allgemeine Angaben | |
Typ | Luft-Luft-Lenkwaffe |
Heimische Bezeichnung | R-77, K-77 |
NATO-Bezeichnung | AA-12 Adder |
Herkunftsland | Sowjetunion, Ukraine, Russland |
Hersteller | Molnija OKB, Artem, Wympel |
Entwicklung | 1982 |
Indienststellung | 1991 |
Einsatzzeit | im Dienst |
Technische Daten | |
Länge | 3,60 m |
Durchmesser | 200 mm |
Gefechtsgewicht | 175 kg |
Spannweite | 700 mm |
Antrieb | Feststoffrakete |
Geschwindigkeit | Mach 4 |
Reichweite | 80–>193 km[1][2] |
Dienstgipfelhöhe | 25 km |
Ausstattung | |
Lenkung | Trägheitsnavigation & Datenlink |
Zielortung | aktive Radarzielsuche, SARH oder HOJ |
Gefechtskopf | 22,5 kg Continuous Rod |
Zünder | Aufschlagzünder & Laser Annäherungszünder |
Listen zum Thema |
Die Wympel R-77 (NATO-Codename: AA-12 „Adder“; Exportbezeichnung: RWW-AE oder AAM-AE) ist ein mit Aktivradar gelenkter russischer Luft-Luft-Flugkörper mittlerer Reichweite, der noch in der Sowjetunion entwickelt wurde.
Die Entwicklung des R-77 begann im Jahre 1982 beim „Molnija OKB“ in der Ukraine und trug dort die Bezeichnung „Isdelije 170“. Mit den Flugtests wurde bereits 1984 begonnen. Erstmals wurde die R-77 im Februar 1991 in der belarussischen Hauptstadt Minsk der Öffentlichkeit präsentiert. Die westliche Fachpresse gab der Waffe den Spitznamen „AMRAAMSki“, da ihr Einsatzprofil als BVR-Luftkampfflugkörper mit aktiver Radarsuche dem des amerikanischen AIM-120 AMRAAM ähnelte. Bis Ende 1994 wurden von der Firma Artem in der Ukraine ein erstes Los von 200 Lenkwaffen produziert und an die Russischen Luftstreitkräfte ausgeliefert. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine wurde die R-77-Produktion für Russland eingestellt.[3] Bei Artem wurde daraufhin die R-77 nur noch für den Export produziert. In Russland begann man bei Wympel (heute KTRW) erst in den 2000er Jahren mit der Produktion einer abgeänderten Ausführung der R-77. Die ersten dieser R-77-1-Lenkwaffen („Isdelje 170-1“) wurden im Jahr 2016, zusammen mit der Suchoi Su-35 an die Russischen Luftstreitkräfte ausgeliefert.[3][4] Die Exportbezeichnung der R-77 lautet RWW-AE. Dies bedeutet Wosduch-Wosduch, Aktiwnaja, Eksportnaja (Luft-Luft-Lenkflugkörper, Aktivradar, Exportversion).
Die Versionsgeschichte der R-77 ist relativ undurchsichtig, da viele Varianten nur das Entwurfs- oder Prototypstadium erreicht haben. Es folgt eine Aufzählung einiger bekannter Modifikationen und Modernisierungen.
Der R-77 ist im Wesentlichen wie eine konventionelle Lenkwaffe aufgebaut: Er besteht aus einem Suchsystem, einer Steuerungseinheit, einem Gefechtskopf und einem Triebwerk. Er ist allerdings die erste russische Lenkwaffe, die über ein bordeigenes aktives Radarsystem verfügt. Daher zählt sie zu den Fire-and-Forget-Waffen. Ein besonderes Merkmal sind die vier Gitterflossen am Heck, die ein wenig an einen Kartoffelstampfer erinnern. Durch diese Struktur konnte die Lenkwirkung gegenüber konventionellen Steuerflächen deutlich erhöht werden, was zu einer Steigerung der Wendigkeit führte. Allerdings erzeugt diese Konstruktion auch einen erheblich größeren Luftwiderstand, wodurch sich die Reichweite gegenüber Flugkörpern mit normalen Kontrollflächen zwangsläufig verringerte.
Das Radarsystem wird von dem russischen Konzern Agat hergestellt. Es arbeitet auf Basis des Doppler-Monopuls-Konzepts im Frequenzbereich von 10 bis 20 GHz und kann Ziele mit einem Radarquerschnitt von 5 m² auf eine Distanz von 16 km erfassen. Der angebundene Datenlink für den Empfang von Korrektursignalen besitzt eine Reichweite von bis zu 50 km, wenn die Daten von dem Feuerleitsystem der MiG-29 stammen. Das System ist ohne Radom 60,4 cm lang und wiegt ohne diesen etwa 16 kg. Der Radom selbst kann hohen Temperaturen nur unzureichend widerstehen, weshalb die Höchstgeschwindigkeit des Flugkörpers auf etwa Mach 3 limitiert ist, um so die Reibungshitze entsprechend zu reduzieren.[8] Das Radarsystem besitzt einen sogenannten „look-down“ (dt. etwa: „nach unten schauen“) Modus, wodurch es auch Ziele vor dem Hintergrund von Bodencluttern orten kann, wobei sich diese höchstens zehn Kilometer unter der Flughöhe des Flugkörpers befinden dürfen.
Der R-77 navigiert während der Marschflugphase mittels seines Trägheitsnavigationssystems, das die vermutete Position des Zieles anfliegt. Das Radar der Trägerplattform kann dem Flugkörper auch kontinuierlich aktualisierte Kursdaten zur Verfügung stellen, wenn es noch auf das Ziel aufgeschaltet ist und der Pilot weiterhin auf dieses zufliegt. Bei einer vorausberechneten Entfernung von 20 bis 25 km aktiviert der Flugkörper dann sein eigenes Radarsystem, um das Ziel aufzufassen und autonom zu bekämpfen.
An einer AKU-170E-Startschiene kann der R-77-Lenkflugkörper von folgenden Kampfflugzeugen aus eingesetzt werden:
Das System wird genutzt von:[9][10][11]
Kenngröße | Daten |
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Hersteller | Wympel NPO |
Länge | 3,6 m |
Startmasse | 175 kg |
Durchmesser | 0,2 m |
Spannweite | 0,7 m |
Maximale Geschwindigkeit | ca. Mach 4[8][12][7] |
Antrieb | einstufiger Feststoff-Raketenmotor |
Maximale Flugzeit | 100 s[8] |
Reichweite | 80 bis >193 km[12][13][8][14][15][7] |
Minimale Einsatzdistanz | 0,3 km[8][12] |
Maximale Flughöhe | 25[12]–30[8] km |
Minimale Flughöhe | 0,02 km[8][12] |
Maximale Ziel-Manöver | 40g[12] |
Lenkung | INS, Datenlink, Aktiv, HOJ |
Gefechtskopf | 22,5 kg HE-FRAG, Continuous Rod[8][12] |
Zündung | Laser-Annäherungs- und Aufschlagzünder |