Grall wuchs in der Bretagne auf und genoss eine streng katholische Erziehung. Er verbrachte lange Jahre im katholischen Kreizker-Internat von Saint-Pol-de-Léon. Als Wehrpflichtiger war er in Marokko stationiert. Den Algerienkrieg erlebte er als Soldat an der Front, was sein Bild vom französischen Vaterland nachhaltig geprägt hat. Der Respektverlust gegenüber Frankreich als Grande Nation, wurde von einer Rückbesinnung auf seine bretonischen Wurzeln kompensiert. Nach dem Krieg arbeitete Grall als Journalist in Paris und engagierte sich – auch und besonders in seiner Rolle als Schriftsteller – intensiv für die bretonischen Separatisten, die eine Sezession anstrebten. Grall erlag schon mit fünfzig Jahren einem Lungenemphysem, welches ihn sein Erwachsenenleben hindurch gequält hatte.[1]
Die literarische Arbeit von Xavier Grall wurde entscheidend geprägt durch seine Erfahrungen im Algerienkrieg. Das nachhaltig zerstörte Bild der französischen Nation und die Wiederentdeckung seiner bretonischen Identität, schlagen sich in seinen Texten nieder und führten zu einer Parteinahme für die bretonische Autonomiebewegung. Die mystische Verklärung der Bretagne ist wesentliches Merkmal seiner Arbeit. Bekannte Liedermacher wie Dan Ar Braz intonieren noch heute Gralls Gedichte. Er schrieb kämpferisch und wenig bescheiden über seine Heimat, die sich in der Tradition des keltischen Erbes neu definieren und positionieren sollte.
Hingegen schlagen die Werke, die kurz vor seinem Tod entstanden, sanftere Töne an; ihnen fehlt jegliche Polemik.[2]