Das Zhanguo Ce (chinesisch 戰國策 / 战国策; Pinyin: Zhànguó Cè ; Wade-Giles: Chan-kuo Ts'e; „Strategien der Streitenden Reiche“) ist ein bekanntes klassisches Werk der chinesischen Literatur über die Zeit der Streitenden Reiche, welches in der Zeit der Westlichen Han-Dynastie von Liu Xiang zusammengestellt wurde. Es ist unter anderem für die Erforschung der Zeit der Streitenden Reiche von großer Bedeutung. Es berichtet von den Strategien und politischen Ansichten der „Schule der Verhandlungen“ und vermittelt ein Bild der damaligen historischen und gesellschaftlichen Verhältnisse.
Der Verfasser des Zhanguo Ce kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. In der Zeit der Westlichen Han-Dynastie wurden während seiner redaktionellen Arbeit an der kaiserlichen literarischen Sammlung von Liu Xiang sechs Versionen der Texte der „Schule der Verhandlungen“ entdeckt, die in sehr schlechtem Zustand und lückenhaft waren. Liu Xiang überarbeitete diese Texte und fasste sie in einem neuen Werk, dem Zhanguo Ce zusammen. Es handelt sich also nicht um das Werk eines einzelnen Autors.
In den folgenden Jahrhunderten gingen Teile des Zhanguo Ce verloren. Zur Zeit der Nördlichen Song-Dynastie gab Zeng Gong an, einige der verlorenen Kapitel gefunden zu haben und edierte die „moderne“ Version. 1973 wurden bei einer Ausgrabung an einer Grabstätte aus der Zeit der Han-Dynastie bei Mawangdui in der Nähe von Changsha einige Texte auf Textilien gefunden, die 1976 in Peking unter dem Titel Zhanguo Zonghengjia Shu (Wade-Giles: Chan-kuo Tsung-heng-chia Shu; „Texte der Schule der Verhandlungen aus der Zeit der Streitenden Reiche“) herausgegeben wurden. Das Buch enthält 27 Kapitel, von welchen elf eine starke Ähnlichkeit mit entsprechenden Kapiteln des Zhanguo Ce und des Shiji aufweisen. Die Veröffentlichung erschien 1977 in Taiwan unter dem Titel Boshu Zhanguo Ce (Wade-Giles: Po-shu Chan-kuo Ts'e).
Das Zhanguo Ce ist eine Chronik der Geschichte der Zeit der Streitenden Reiche vom Eroberungszug der Familie Zhi im Jahr 490 v. Chr. bis zum fehlgeschlagenen Attentat auf Qin Shi Huangdi durch Gao Jianli im Jahr 221 v. Chr.
Das Buch enthält ungefähr 120.000 Wörter und ist in 33 Kapitel (chinesisch 卷; juàn) bzw. 497 Abschnitte unterteilt. Es umfasst Ereignisse aus zwölf Staaten:
Das Zhanguo Ce beschreibt gesellschaftliche Verhältnisse und vermittelt einen Eindruck vom Gelehrtentum zur Zeit der Streitenden Reiche. Es ist nicht nur von historischer Bedeutung, sondern zugleich ein ausgezeichnetes literarisches Werk. Wichtige Ereignisse und geschichtliche Informationen werden in für die damalige Zeit ausgesprochen objektiven und lebendigen Schilderungen wiedergegeben. Detaillierte Berichte von Reden und Taten der Anhänger der Schule der Verhandlungen vermitteln ihre Geisteshaltung und intellektuellen Leistungen deutlich. Auch über die Rechtschaffenheit, den Mut und die Entschlossenheit zahlreicher Charaktere wird berichtet. Die intellektuellen Neigungen der Schule der Verhandlungen werden dargelegt und die multikulturellen Aspekte und die Blüte des Geisteslebens der damaligen Zeit geschildert.
In literarischer Hinsicht steht das Zhanguo Ce am Beginn einer neuen Epoche der klassischen chinesischen Literatur. Unter verschiedenen Aspekten zeugen besonders die Darstellung der Charaktere, der Sprachgebrauch und die metaphorischen Berichte von einer hohen und klaren literarischen Qualität. Das Zhanguo Ce beeinflusste das Shiji stark.
Ungeachtet dessen wurden die intellektuellen Aspekte des Werkes kontrovers diskutiert. Hauptgrund war seine starke Betonung von Ruhm und Profit und sein Konflikt mit der konfuzianistischen Ideologie. Das Werk neigt zu einer Überbewertung der historischen Bedeutung der Schule der Verhandlungen, was seinen historischen Wert schmälert.
Das chinesische Sprichwort „Wenn drei Leute einen Tiger gesehen haben wollen, glauben es bald alle.“ (chinesisch 三人成虎) stammt aus dem Zhanguo Ce.
In Auszügen wurde es bereits 1912 von Franz Hübotter ins Deutsche übertragen und unter dem Titel Aus den Plänen der kämpfenden Reiche nebst den entsprechenden Biographien des Se-ma Ts'ien veröffentlicht. (Berlin, 1912)