Endler war der Sohn eines Handelskaufmanns. Nach einer abgebrochenen Buchhändlerlehre war er Transportarbeiter und Kranfahrer und arbeitete er an linksgerichteten Zeitungen und Zeitschriften mit. Als er aufgrund seiner Aktivität in der Friedensbewegung wegen „Staatsgefährdung“ angeklagt wurde, übersiedelte Endler 1955 in die DDR. Er studierte 1955 bis 1957 am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Seitdem lebte er als freier Autor. Er galt als Vertreter der von Georg Maurer beeinflussten Sächsischen Dichterschule. Anfangs versuchte er sich mit Lobgesängen auf die FDJ, didaktisch-missionarischen Hymnen auf das kommunistische System und Agit-Prop. Er beteiligte sich an dem FDJ-Jugendobjekt „Wische“ und veröffentlichte dazu 1960 einen Band von Reportagen und Gedichten. Später folgte in der künstlerischen Entwicklung von Endler eine ideologische Befreiung, die sich durch selbständige Gedichte, engagierte Differenzierung und Lust an der Destruktion bemerkbar machte.
Von 1955 bis 1959 war er mit der Schriftstellerin Jutta Bartus[1] und von 1967 bis 1978 mit der Schriftstellerin und ÜbersetzerinElke Erb verheiratet. Erb und Endler besaßen in dieser Zeit ein Haus in Wuischke in der Oberlausitz und lebten vorwiegend dort.[2]
Er schrieb in den 1980er Jahren für verschiedene Berliner Untergrundzeitschriften und wurde zu einer essentiellen Figur der Literaturszene im Prenzlauer Berg.[3] In der DDR wurden fortan seine Bücher kaum noch gedruckt, selten besprochen. In der Bundesrepublik wiederum kannten ihn nur wenige, das lag unter anderem daran, dass er sich damit begnügte, in einer Berliner Handpresse seine Bücher in einer Auflage von 300 Exemplaren zu veröffentlichen. Seine damals entstandenen Tagebuchnotizen lobte Matthias Biskupek: „Er vermengt die Offizialrede und das Hinterhofgekreisch und vor allem seine unerhörte Einzelmeinung zu einem witzigen Gemisch, das bekömmlich und höchst lebensbejahend ist.“[4] Von 1991 bis 1998 leitete er mit seiner Frau, Brigitte Schreier-Endler, die Lesungen „Orplid & Co“ im Café Clara Berlin-Mitte. Er gehörte zu den Initiatoren der „Gesellschaft zur Pflege und Förderung der Poesie Orplid e. V.“, die diese Lesereihe ins Leben rief.
Zu dem erfolgreichsten Werk von Endler gehörte Tarzan am Prenzlauer Berg, seine Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1981 bis 1983, die ihn nach dem Mauerfall einem breiten Publikum bekannt machten.[5] 2005 erschien Nebbich. Eine deutsche Karriere, ein Band mit autobiographischen Dokumenten und Prosafragmenten. Vor seinem Tod wurde 2007 sein vielbeachtetes Buch Krähenüberkrächzte Rolltreppe. Neunundsiebzig kurze Gedichte aus einem halben Jahrhundert veröffentlicht.
Posthum erschien 2010 unter dem Titel Dies Sirren ein Band mit Gesprächen, die Renatus Deckert mit Adolf Endler über dessen Leben und Schreiben geführt hat. Ebenfalls nach seinem Tod wurde 2020 Die Gedichte veröffentlicht, das gesamte lyrische Werk in einem Band, das bisher in zwölf Gedichtbänden in der DDR und in der Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung publiziert wurde.[6]
Von Adolf Endlers Kindern ist Julius Endler heute als der Rapper Hiob bekannt,[7]Konrad Endler ist Autor und aktiv in der Berliner und Potsdamer Lesebühnenszene.[8]
Erwacht ohne Furcht. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1960
Weg in die Wische. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1960
Die Kinder der Nibelungen. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964
Vorwort zu: In diesem besseren Land. Gedichte der Deutschen Demokratischen Republik seit 1945. Ausgewählt, zusammengestellt und mit einem Vorwort versehen von Adolf Endler und Karl Mickel. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1966
Das Sandkorn. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1974
Nackt mit Brille. Gedichte. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1975, ISBN 3-8031-0074-7
Das Sandkorn. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976.
Zwei Versuche, über Georgien zu erzählen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976
Verwirrte klare Botschaften. Gedichte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1979, ISBN 3-499-25120-5
Nadelkissen. Aus den Notizzetteln Bobbi Bergermanns. Im Auftrag der geschiedenen Witwe herausgegeben von Adolf Endler. Mit 10 sechsfarbigen Original Linolschnitten von Wolfgang Jörg und Erich Schönig. Berliner Handpresse, Berlin 1979. Erschien auch im Walter Verlag, Freiburg im Breisgau 1980, ISBN 3-530-18910-3
Akte Endler. Gedichte aus 25 Jahren. Herausgegeben von Peter Gosse. Reclam, Leipzig 1981. 2. Auflage: Akte Endler. Gedichte aus 30 Jahren. Reclam, Leipzig 1988, ISBN 9783379002769
Ohne Nennung von Gründen. Vermischtes aus dem poetischen Werk des Bobbi „Bumke“ Bergermann. Rotbuch Verlag, Berlin 1985, ISBN 9783880223042
Schichtenflotz. Papiere aus dem Seesack eines Hundertjährigen. Rotbuch Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-88022-721-7
Nächtlicher Besucher, in seine Schranken gewiesen. Eine Fortsetzungszüchtigung. Berliner Handpresse, Berlin 1989. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0331-7
Vorbildlich schleimlösend. Nachrichten aus einer Hauptstadt 1972–2008. Rotbuch Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-88022-752-7
Den Tiger reiten. Aufsätze, Polemiken und Notizen zur Lyrik der DDR. Luchterhand, Frankfurt/M. 1990, ISBN 9783630618982
Die Antwort des Poeten. Roman. [Hrsg. von Albert Kapr und Roland Opitz], Gemeinschaftsarbeit des Reclam Verlages Leipzig, der Büchergilde Gutenberg Frankfurt a. M. und der Offizin Haag-Drugulin Leipzig (= Gutenberg-Presse 11), Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-7632-4129-9
Tarzan am Prenzlauer Berg. Sudelblätter 1981–1983. Reclam Leipzig, Leipzig 1994, ISBN 3-379-01565-2
Warnung vor Utah, Momente einer USA-Reise. Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1996, ISBN 9783378005938
Der Pudding der Apokalypse. Gedichte 1963–1998. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-518-41056-3
Trotzes halber. Gedichte 1999
Das Greisenalter, voilà. Neue poetische Texte. Obergrabenpresse, Dresden 2001.
↑Andrea Jäger: Bartus, Jutta. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2008, Bd. 1, S. 344.
↑Anne-Marie Pailhès: Regionale Identität in der DDR: Heinz Czechowski und Sachsen – auf der Suche nach der verlorenen Heimat in der Autobiographie, in: Ostdeutsche Erinnerungsdiskurse nach 1989: Narrative kultureller Identität, hrsg. von Elisa Goudin-Steinmann und Carola Hähnel-Mesnard, Berlin 2013, S. 227–244, hier S. 238.
↑Kurt Drawert: Aufrechte und Gespaltene. Auch das war ein Widerstandsort in der DDR: Eine große Dokumentation zur Geschichte des 1978 begründeten Literarischen Salons von Ekke Maaß. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. September 2017, S. 12.
↑Rezension zu Tarzan am Prenzlauer Berg. In: Eulenspiegel. 41. Jg., Nr. 12/94, S. 53.
↑Falko Hennig: Zum Tod von Adolf Endler: Der Prenzlauer Bergarbeiter. In: FAZ.NET. ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 8. März 2020]).