Alfred Duvaucel (* 4. Februar 1793 in Bièvres (Essonne); † August 1824 in Madras, Indien) war ein französischer Naturforscher. Er war der Stiefsohn von Georges Cuvier.
Im Dezember 1817 brach er nach Indien auf und kam im Mai 1818 in Kalkutta an, wo er sich mit Pierre-Médard Diard traf. Zusammen fuhren sie zur ehemaligen Handelsstation der Französischen Ostindienkompanie Chandernagore weiter, wo sie anfingen, Tiere und Pflanzen für das Pariser Muséum national d’histoire naturelle zu sammeln. Sie heuerten Jäger an, die ihnen täglich lebende und tote Exemplare brachten, die sie beschrieben, zeichneten und klassifizierten. Sie gingen auch selbst zur Jagd und erhielten Objekte von naturkundlichem Interesse von lokalen Rajas. Im Garten ihres angemieteten Grundstücks zogen sie einheimische Pflanzen und hielten Wasservögel in einem Becken. Im Juni 1818 schickten sie die erste Lieferung nach Paris, die unter anderem ein Skelett eines Gangesdelfin, den Kopf eines tibetischen Rinds, einige Arten wenig bekannter Vögel, mineralische Proben und eine Zeichnung eines Malaysischen Tapirs enthielt, die sie in der Menagerie des britischen Generalgouverneurs Hastings von einem dort gehaltenen Exemplar angefertigt hatten. Darauf folgende Lieferungen enthielten eine lebende junge Kaschmirziege, Fasane und verschiedene Vögel.[1][2]
Im Dezember 1818 lud Thomas Stamford Raffles sie ein, ihn auf seinen Reisen zu begleiten und ihre Sammlungen an den Orten fortzusetzen, die er offiziell aufsuchen musste. Er bot ihnen an, eine Menagerie in seiner Residenz in Bencoolen einzurichten. Sie verständigten sich darauf, die zoologische Sammlung zu teilen und brachen Ende Dezember auf. In Pulau Pinang sammelten sie zwei neue Fischarten und einige Vögel. In Achem sammelten sie nur ein paar Pflanzen, Insekten, Vögel, Schlangen, Fische und zwei Hirsche. In Malakka kauften sie einen Bär, einen Argusfasan und einige Vögel. In Singapur beschafften sie einen Dugong, von dem sie Zeichnungen und eine Beschreibung anfertigten, die Raffles an die Royal Society schickte und die 1820 in England veröffentlicht wurden. Nach ihrer Ankunft in Bencoolen nahm Raffles den größten Teil ihrer Sammlung in Beschlag und überließ ihnen Kopien ihrer Zeichnungen, Beschreibungen und Notizen. Duvaucel und Diard verabschiedeten sich, schickten ihren Anteil in ein Depot nach Kalkutta und trennten sich anschließend.[1]
Duvaucel reiste nach Padang, wo er noch einige Monate unterwegs war und Exemplare des Malaysischen Tapirs, Sumatra-Nashorn, mehrere Affen, Reptilien und Hirsche sammelte. Er kam mit 14 Kisten voller ausgestopfter Tiere, Skelette, Felle und einigen lebenden Affen in Kalkutta an.[1]
Duvaucel kehrte nach Chandernagore zurück und machte von dort aus einige Exkursionen. Im Juli 1821 schiffte er sich auf den Fluss Hooghly ein, besuchte die Städte Hooghly und Guptipara und fuhr weiter über den Ganges bis Dacca. Von dort aus reiste er nach Sylhet und bemühte sich um die Erlaubnis eines Häuptlings der Khasi, die nördlich von Sylhet gelegenen Berge von Cossya (Khasi-Berge) und Gentya (Jaintia-Berge) zu erforschen (heutiger indischer Bundesstaat Meghalaya). Im Dezember kehrte er mit einer großen zoologischen Sammlung nach Kalkutta zurück, aber litt seither unter dem Dschungelfieber. Dennoch hatte er vor, im September 1822 nach Tibet zu reisen.[3][4] Aber aufgrund politischer Umstände erhielt er keine Genehmigung, in Tibet einzureisen und musste seine Reisen auf die Territorien von Benares in Bengalen beschränken. Er hätte zwar auch nach Kathmandu in „Nepaul“ reisen können, aber ob er tatsächlich dort war, ist nicht belegt.[5]
Duvaucel starb im August 1824 in Madras. Erst im April 1825 wurde ein Nachruf veröffentlicht.[6]
Zehn Jahre nach seinem Tod waren in Frankreich Gerüchte in Umlauf, dass er von einem Tiger zerfleischt wurde.[7]
Im Februar 1820 veröffentlichte die Asiatick Society in Kalkutta einen von Duvaucel und Diard gemeinsam verfassten Artikel «Sur une nouvelle espèce de Sorex – Sorex Glis» einschließlich einer Zeichnung eines Spitzhörnchens.[8]
Nach Duvaucels Rückkehr aus Sylhet veröffentlichte die Asiatick Society seinen Artikel „On the Black Deer of Bengal“ mit seiner Zeichnung einer Hirschart, die Duvaucel in Bengalen, Sumatra und in den Bergen nördlich von Sylhet beobachtet hatte.[9]
Das Pariser Museum für Naturgeschichte erhielt nahezu 2000 Tiere, die Duvaucel und Diard während ihrer Reisen in Sumatra und Java in etwas mehr als einem Jahr gesammelt haben. Ihre Lieferungen umfassten 88 Arten von Säugetieren, 630 Arten von Vögeln, 59 Arten von Reptilien und enthielten ausgestopfte Tiere, Felle, Skelette, Zeichnungen und Beschreibungen von Sumatra-Nashorn, Java-Nashorn, Schabrackentapir, Gibbons, Schlank- und Stummelaffen, zwei bis dahin unbekannte Arten von Flughunden, Spitzhörnchen, Skunks, Binturong und Malaienbär.[10] Erstbeschreibungen von einigen dieser Arten wurden von französischen Zoologen veröffentlicht, die im Museum arbeiteten. Anselme Gaëtan Desmarest beschrieb den Schabrackentapir im Jahr 1819; den Sunda-Stinkdachs und Paradoxurus hermaphroditus bondar, eine Unterart des Fleckenmusang im Jahr 1820; das Malaiische Schuppentier, das Nacktfußwiesel und die Art Semnopithecus im Jahr 1822.
Im Jahr 1821 veröffentlichte Raffles Beschreibungen der Arten, die Duvaucel und Diard gemeinsam in Sumatra gesammelt haben, einschließlich Erstbeschreibungen von Malaienbär, Binturong, Krabbenesser, Sumatra-Langur, Siamang, Silbernem Haubenlangur, Großer Bambus-Ratte, Großem Spitzhörnchen und Blassem Riesenhörnchen.[11]
Unter den vielen Zeichnungen, Skeletten, Fellen und anderen Körperteilen von Tieren, die Duvaucel an das Museum für Naturgeschichte schickte, befanden sich auch Kopf, Fell und Pfoten eines bis dahin in Europa gänzlich unbekannten Tieres aus den Bergen nördlich von Indien, das Frédéric Cuvier 1825 als Ailurus fulgens beschrieben hat.[12][13]
In Gedenken an Alfred Duvaucel wurden wissenschaftliche Namen einiger Arten vergeben:
Personendaten | |
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NAME | Duvaucel, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Naturforscher |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1793 |
GEBURTSORT | Évreux, Eure |
STERBEDATUM | August 1824 |
STERBEORT | Madras, Indien |