Attila Zoller

Attila Cornelius Zoller (* 13. Juni 1927 in Visegrád, Ungarn; † 25. Januar 1998 in Townshend, Vermont) war ein ungarischer Jazzmusiker.

Zunächst lernte Zoller Geige, Kontrabass und Flügelhorn zu spielen, bevor er sich der Gitarre zuwandte. Seine Live-Karriere begann in den Jazzclubs von Budapest nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

1948 verließ er Ungarn kurz vorm Schließen des Eisernen Vorhangs mit dem Ziel Wien. Nach Zusammenspiel mit der Pianistin und Akkordeonistin Vera Auer (bis 1954) und Tourneen mit Joe Zawinul kam er in die Bundesrepublik Deutschland, wo er zunächst mit Dave Amram, Albert Mangelsdorff und Jutta Hipp, später mit Hans Koller, Oscar Pettiford und Rudi Sehring (Rhythm and Something More, Mod, 1956) arbeitete.

1959 siedelte er in die Vereinigten Staaten von Amerika über, wo er gemeinsam mit Ornette Coleman und Don Cherry die Lenox School of Jazz besuchte. Dort kam Zollers Kontakt mit freierem Jazz zustande. In den Combos von Benny Goodman, Chico Hamilton, Stan Getz und Herbie Mann spielte Zoller, bevor er eigene Gruppen mit Don Friedman, Dave Pike, Herbie Hancock, Ron Carter und Lee Konitz gründete. Daneben standen Plattenaufnahmen mit Klaus Doldinger. Seit 1965 widmete Zoller sich verstärkt dem freien Jazz, nicht ohne auch andere Strömungen der späteren Jahre mit zu übernehmen. Stets schwang ein folkloristisch-ungarischer Einfluss mit. Daneben machte Zoller sich einen Namen mit Filmmusiken für die Verfilmungen von Das Brot der frühen Jahre (Heinrich Böll) und von Katz und Maus (Günter Grass) sowie mit dem Jazz & Lyrik-Projekt Heinrich Heine: Lyrik und Jazz von Joachim Ernst Berendt (mit Emil Mangelsdorff, Peter Trunk und Klaus Weiss) sowie mit dem Rezitator Gert Westphal. 1979 und 1980 spielte er drei Platten mit Duo-Aufnahmen mit Jimmy Raney ein, Zollers Vorbild auf der Gitarre. In den Jahren zwischen 1989 und 1998 spielte er vermehrt mit dem deutschen Vibraphonisten Wolfgang Lackerschmid im Duo. Die beiden nahmen zusammen Tonträger auf.[1]

1972 gründete er das Vermont Jazz Center, wo er Sommerkurse gab[2] und mit anderen Musikern wie Andrei Ryabov auftrat.

Attila Zoller entwickelte einen Tonabnehmer für die elektrische Gitarre für die Marke Shadow sowie Gitarren in Zusammenarbeit mit den Marken Framus und Höfner. Er spielte von ca. 1958 bis ca. 1980 verschiedene Framus-Gitarren, zuletzt sein Signature-Modell AZ-10 5/67E, das bis Anfang der 1970er-Jahre produziert wurde[3]. Framus hatte nach Zollers Tod (ab 2004) wieder ein Attila-Zoller-Signature-Gitarrenmodell mit der Bezeichnung Framus AZ im Programm,[4] angelehnt an das alte AZ-10-Modell von 1970, das noch von Zoller selbst gespielt wurde.[5] Die Höfner-AZ-Modelle wurden in den Jahren 1982–1991 produziert[6] und sind auf späten Aufnahmen von Zoller oder Jimmy Raney zu hören. Insgesamt existierten fünf verschiedene AZ-Modelle von Höfner; Attila Zoller selbst spielte in seinen letzten Jahren meist eine Höfner-AZ-Standard in Brown-Sunburst-Finish[7].

Zollers letzter Auftritt war am 6. Januar 1998. Drei Wochen später starb er an Dickdarmkrebs.[8]

  • Down Beat Poll als Gitarrist – “Talent deserving wider recognition”, 1964 und 1973
  • Bundesfilmpreis für die Musik zu Das Brot der frühen Jahre
  • Achievement in Jazz Award der New England Foundation for the Arts, 1995 (für seine Verdienste in der Jazzerziehung)
  • ,Message to Attila', Tributealbum, koordiniert und produziert von Gitarrist David Becker. Überwiegend von Zoller stammende Kompositionen werden interpretiert von Gitarristen wie John Abercrombie, Gene Bertoncini, Peter Bernstein, Pat Metheny und Mike Stern.

Auswahldiskografie

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Auswahlbibliografie

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  • Anleitung zur Improvisation für Jazz-Gitarre. Schott, Mainz (= Edition Schott. Band 5048).
  • Géza Gábor Simon: Mindhalálig gitár - Zoller Attila élete és művészete. Budapest, 2002. ISBN 963-204-716-8
  • Géza Gábor Simon: Immens gut. Attila Zoller. Sein Leben und seine Kunst. Budapest 2003. ISBN 963-206-928-5.
  • Heinz Protzer: Attila Zoller. Sein Leben, seine Zeit, seine Musik. Erftstadt 2009. ISBN 978-3-00-026568-6.
  • Géza Gábor Simon: Guitar Forever - Attila Zoller Discography. Budapest 2011.

Einzelnachweise

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  1. Attila Zoller & Wolfgang Lackerschmid: Live Highlights '92 (remastered) (LP) – jpc. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
  2. vtjazz.org: Attila Zoller, Founder (Memento des Originals vom 2. August 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vtjazz.org
  3. Lothar Trampert: Framus & Free Jazz. Attila Zollers AZ-10. In: Stromgitarren. Das Gitarre & Bass Special, 2004, S. 108–110.
  4. Franz Holtmann: Masterpiece: Framus AZ-10 Custom Shop Edition. In: Gitarre & Bass, 12/2008, S. 114–116.
  5. framus-vintage.de (Memento des Originals vom 30. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.framus-vintage.de 5/67 AZ-10. Framus Vintage-Archiv, abgerufen am 24. April 2015
  6. Gordon Giltrap/Neville Martin: The Hofner Guitar - A History. 2009, New York: Hal Leonard, S. 15
  7. Lothar Trampert: Attila Zoller. Gitarren-Jazz, Jazz-Gitarren. In: Gitarre & Bass, 04/2008, S. 89–100.
  8. Tod, allmusic.com, abgerufen am 28. September 2012