Barraux

Barraux
Barraux (Frankreich)
Barraux (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Isère (38)
Arrondissement Grenoble
Kanton Haut-Grésivaudan
Gemeindeverband Le Grésivaudan
Koordinaten 45° 26′ N, 5° 59′ OKoordinaten: 45° 26′ N, 5° 59′ O
Höhe 241–950 m
Fläche 11,13 km²
Einwohner 1.998 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 180 Einw./km²
Postleitzahl 38530
INSEE-Code
Website mairie-barraux.fr

Mairie und Kirche Saint-Martin

Barraux ist eine französische Gemeinde mit 1998 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Isère in der Region Auvergne-Rhône-Alpes; sie gehört zum Arrondissement Grenoble und zum Kanton Haut-Grésivaudan.

Die Gemeinde Barraux liegt an der Isère im Tal des Grésivaudan. Das Ortszentrum liegt drei Kilometer von Pontcharra entfernt, 22 Kilometer von Chambéry und 35 Kilometer von Grenoble. Nachbargemeinden sind: Sainte-Marie-du-Mont, La Buissière, La Flachère, Pontcharra und Chapareillan. Ortsteile von Barraux sind außer dem Ortszentrum, La Cuiller, Beauregard, La Frette, Le Fayet (mit dem Château Le Fayet) und La Gache. Das Gemeindegebiet liegt teilweise im Regionalen Naturpark Chartreuse.

Das Fort Barraux[1] wurde 1598 von Lesdiguières dem Herzog von Savoyen abgenommen, der die Festung im Jahr zuvor errichtet hatte. Vauban ordnete 1692 Baumaßnahmen an, um die Grenze zu Savoyen weiter zu verstärken. Die Arbeiten dauerten bis 1770.[2] 1793 wurde das Fort in ein Gefängnis umgewandelt.

1914–1918 gab es in Barraux ein Kriegsgefangenenlager für deutsche Offiziere. Dort interniert war unter anderem:

Ab 1939 wurde Fort Barraux für unterschiedliche Zielgruppen als Internierungslager benutzt, in dem sich zeitweilig mehr als 800 Menschen aufhalten mussten.[3]

  • Vom 11. September bis zum 9. Oktober 1939 wurden hier spanische Bürgerkriegsflüchtlinge untergebracht.[3]
  • Unter dem Vichy-Regime wurde Fort Barraux am 24. Juli 1940 offiziell ein Centre de séjour surveillé (CSS, Zentrum für überwachten Aufenthalt).[4] Während dieser bis zum Dezember 1942 dauernden Periode waren nach der Fondation pour la mémoire de la déportation (FMD) nur Politiker im Fort interniert (Kommunisten, Gewerkschafter). Andere Quellen sprechen dagegen auch von Straffälligen[4], und Peschanski beschreibt das Fort-Barraux dank seiner Insassen gar als ein Schwarzmarktzentrum. „Es [waren] die Internierten, die einen riesigen Schwarzhandel leiteten. Sie verfügten über die nötige Kompetenz, denn das Lager beherbergte zur Hälfte Strafgefangene und zur Hälfte Schwarzmarktspezialisten.“[5][6] Das rührte vermutlich daher, dass in dem „zu einem der ersten für Franzosen reservierten Internierungslager“ gewordenen Fort[7] von Beginn an eine spezielle Gruppe von Männern interniert wurde, nämlich Angehörige der Compagnies spéciales de travailleurs exclus, „in denen mehrfach vorbestrafte Wehrpflichtige zusammengefasst“ waren.[7] Diese Kompanien existierten noch bis zum 30. Oktober 1940, ihre Angehörigen blieben aber danach ohne offizielle Anordnung weiterhin interniert. Für die meisten war der 1. November 1940 „der Beginn eines langjährigen Lageraufenthalts.“[7]
    Peschanski beschreibt ausführlich, wie sehr das Bewachungspersonal des Forts von den Schwarzmarktgeschäften seiner Insassen profitierte[5], und darüber hinaus war das Lager aufgrund der legalen und illegalen Geschäfte in seinem Umfeld auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde Barraux. „Das Lager mit maximal etwa 850 Internierten unterstützte buchstäblich Dutzende von Händlern, Handwerkern und Ärzten, die offizielle oder inoffizielle Versorger von Fort-Barraux wurden.[8][4]
  • Das Zahlenverhältnis zwischen politischen Internierten und gewöhnlichen Straftätern scheint sich 1942 immer mehr in Richtung der Internierung von Kriminellen verschoben zu haben, und vom 31. Oktober 1942 an wurde Fort Barraux von der Verwaltung als Lager für „Sträflinge und Zuhälter“ eingestuft.[9] Ob das Fort darüber hinaus bis zum 19. August 1944 weiterhin Lager für aus politischen Gründen Internierte blieb[3], ist unklar. Sicher ist dagegen, dass vom 16. bis 27. August 1942 nach Razzien in der freien Zone Frankreichs ausländische Juden im Fort Barraux interniert wurden. 119 von ihnen wurden am 28. August nach Lyon gebracht und dann nach Auschwitz deportiert.[10]
  • Ende 1943 verließen 210 Internierte das Fort, die von der Organisation Todt angeworbenen worden waren.[3]
  • Am 22. Juni 1944 wurden etwa 400 Internierte aus dem Fort Barraux von den Deutschen deportiert.[10] Unter den Deportierten befanden sich auch mehrere Nomaden (nomades).[11] Am 6. August 1944 gab es einen Angriff des Maquis auf das Fort Barraux.
  • Nach der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten wurde das Fort Barraux von den Franzosen zur Internierung von Deutschen genutzt. Der 15. Dezember 1944 in Internierungshaft genommene Wilhelm Scheuermann kam zunächst in das Lager Natzweiler-Struthof und dann ins Fort Barraux, wo er am 13. August 1945 an Unterernährung starb.

Auf der offiziellen Webseite über das Fort, in der die Geschichte des Internierungslagers nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, heißt es: „Das Fort diente während der beiden Weltkriege als Gefängnis und wurde 1947 in ein Munitionslager umgewandelt. Das Fort wurde 1988 stillgelegt und die Gemeinde Barraux kaufte es. Es wird 1990 als historisches Monument eingestuft.“[15]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2010 2017
Einwohner 800 800 871 939 1214 1474 1862 1918
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

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  • Kirche Saint-Martin
  • Fort Barraux
  • Schloss Le Fayet
Schloss Le Fayet

Persönlichkeiten

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Gemeindepartnerschaft

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Commons: Barraux – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. In der französischsprachigen Wikipedia existiert dazu ein eigener Artikel: fr:Fort Barraux
  2. Robert Bornecque, « Par monts et par Vauban », in L’Alpe, Citadelles d’altitude, no 37, juin 2007, p 14
  3. a b c d Fondation pour la mémoire de la déportation: Camp d'internement Fort-Barraux
  4. a b c Camps d'Internement en Isère: Le Centre de Séjour Surveillé de Fort-Barraux
  5. a b Denis Peschanski: Les camps français d’internement (1938-1946), S. 497 - Doctorat d’Etat. Histoire. Univer-sité Panthéon-Sorbonne - Paris I, 2000. (Online1 oder Online2)
  6. Peschanski, S. 497: „À Fort-Barraux (Isère), ce furent les internés qui dirigèrent un vaste trafic. Il est vrai qu'ils avaient pour eux la compétence puisque le camp accueillait pour moitié des repris de justice et pour moitié des spécialistes du marché noir.“
  7. a b c Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940 – 1942, Metropol Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-932482-62-X, S. 62 f.
  8. „Le camp, fort d’un effectif d’environ 850 internés à son maximum, a littéralement fait vivre des dizaines de commerçants, artisans, médecins, devenus prestataires officiels ou officieux de Fort-Barraux.“
  9. Fort-Barraux, camps et prisons de Vichy, 1940-1944 (Chronologie) (Fiche Pédagogique - extraite des livrets pédagogiques de la Conservation du Patrimoine de l'Isère)
  10. a b AJPN - anonymes, Justes et persécutés durant la période nazie dans les communes de France (AJPN - Namenlose, Gerechte und Verfolgte während der NS-Zeit in den Gemeinden Frankreichs): Fort-Barraux durant la Seconde Guerre mondiale
  11. Mémorial des Nomades de France: Camp de Fort-Barraux (Isère) 1940-1944. Nomades, Tsiganes und Manouches sind im Französischen auch aktuell benutzte Begriffe für Menschen, die im Deutschen zumeist als Sinti und Roma bezeichnet werden.
  12. Die Schlusszeilen lauten: „A.R.D.I.E.P. EN AFRIQUE DU NORD 28 SEPTEMBRE 1991“.
  13. „Im Sommer 1942 wurden jüdische Männer, Frauen und Kinder im Lager Fort-Barraux interniert. Im August 1942 wurden 119 von ihnen von der französischen Polizei auf Befehl der Vichy-Regierung an die Nazis ausgeliefert und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.“
  14. In Erinnerung an den Inspektor//Ernest Loth//Gefallen am 6. August 1944//Während des Angriffs auf Fort Barraux//Von G. F. Dax und Henry//Vom Maquis du Grésivaudan.
  15. Histoire du Fort-Barraux. „Le Fort servira de prison pendant les 2 guerres mondiales, puis en 1947, il sera reconverti en dépôt de munitions. Le Fort est désaffecté en 1988 et la commune de Barraux l’achète. Il sera classé au titre des Monuments Historiques en 1990.“