Dieser Artikel befasst sich mit dem Schriftsteller Carl Zuckmayer. Zu seinem Vater, dem Unternehmer gleichen Namens, siehe Carl Zuckmayer (Unternehmer).
Nach 1933 stand er in politischer Opposition zu den Nationalsozialisten und floh zunächst nach Österreich, nach dessen „Anschluss“ an das Deutsche Reich dann 1938 in die Schweiz. Im Jahr darauf emigrierte er in die Vereinigten Staaten. 1946 kehrte er, nunmehr als amerikanischer Staatsbürger, wieder nach Europa zurück. Sein im gleichen Jahr in Zürich aufgeführtes Drama Des Teufels General wurde sein größter Erfolg in der Nachkriegszeit. 1957 ließ sich Zuckmayer in Saas-Fee in der Schweiz nieder, wo er 1977 starb. Seine AutobiografieAls wär’s ein Stück von mir erschien 1966. Er war der jüngere Bruder des Konzertpianisten, Komponisten und Dirigenten Eduard Zuckmayer.
Carl Zuckmayer war der zweite Sohn von Amalie (1869–1954), geborene Goldschmidt, und Carl Zuckmayer (1864–1947), Fabrikant für Weinflaschenkapseln in Nackenheim. Seine Großeltern mütterlicherseits waren assimilierteJuden: Der Großvater, Eduard Goldschmidt (1842–1919), war zum Lutheranismus konvertiert und anschließend zum evangelischen Kirchenrat aufgestiegen. Seine Frau, Rosalia (1843–1917), geborene Canstadt, war ebenfalls zum lutherischen Christentum übergewechselt.[1][2]
Zuckmayer schilderte später seinen Großvater, Kirchenrat Goldschmidt, als einen Mann, der dem Judentum – als dem Milieu seiner eigenen sozialen und religiösen Herkunft – äußerst kritisch, ja feindselig, gegenüberstand:
„Manchmal in jungen Jahre wollte ich ihn [Eduard Goldschmidt] seines Renegatentums, seiner entschiedenen und heftigen Ablehnung alles Jüdischen wegen innerlich verachten, später wurde mir klar, wie falsch, vermessen und ahnungslos eine solche Betrachtung war, ich lernte die menschliche und historische Notwendigkeit seines Verhaltens begreifen […]“
– Carl Zuckmayer: Pro Domo, Bermann Fischer Verlag, Stockholm 1938, zit. n. Ludwig Emanuel Reindl: Zuckmayer. Eine Bildbiographie, Kindlers Bildbiographien, München 1962, S. 9
Carl Zuckmayer jr. selbst wurde römisch-katholisch getauft, gemäß der Konfession seines Vaters. Er wuchs von 1900 an in Mainz auf, besuchte mit wenig Begeisterung die Schule und hatte oft Ärger mit seinen Lehrern. In der Oberprima entging er nur knapp einem Schulverweis. 1914 machte er das Notabitur am damaligen Neuen Gymnasium (heute: altsprachliches Rabanus-Maurus-Gymnasium) in Mainz und meldete sich als Kriegsfreiwilliger.
Zuckmayer trat dem (berittenen) Kgl. preuß. Feldartillerie-Regiment Oranien (1. Nassauisches) Nr. 27 (FAR 27) bei und kam an die Westfront. Dort wechselte er mehrmals die Einheit: Im Herbst 1915 diente er innerhalb der 35. Division (17. Armeekorps) als Unteroffizier in der Batterie 470, im Frühjahr 1916 stand er als Vizefeldwebel in der Batterie 462. Im Frühjahr war er der schweren 15-cm-Marine-Kanonen-Batterie 32 zugeteilt, seit Sommer 1917 als Leutnant der Reserve,[3] als der er auch das Kriegsende erlebte. Als „Spezialist für Sturmabwehr“ war Zuckmayer zunächst für die riskante Aufgabe bestimmt, als „Drahtflicker“ die Telefonverbindungen zwischen der vordersten Linie und der rückwärtigen Artilleriestellung, auch und gerade unter Beschuss, zu reparieren. Als Offizier diente er dann als Vorgeschobener Beobachter, wobei er mehrfach in Gefahr geriet, von feindlicher Infanterie überrannt zu werden.[4] Im letzten Kriegsjahr wurde er noch zum Artilleriebeobachter ausgebildet, der von einem Fesselballon oder vom Rücksitz eines Flugzeuges aus seiner Tätigkeit nachging. Wegen der Luftüberlegenheit des Gegners wurden diese Einsätze bald abgebrochen.[5] Bis 1918 wurde er mehrmals ausgezeichnet und war zuletzt Inhaber des Eisernen Kreuzes beider Klassen, des badischen Ordens vom Zähringer Löwen mit Eichenlaub und Schwertern sowie der Hessischen Tapferkeitsmedaille.[6]
Nach dem Krieg studierte Zuckmayer bis 1920 unter anderem Jura, Literaturgeschichte und Soziologie in Frankfurt am Main und Heidelberg. Im Dezember 1920 wurde sein Drama Kreuzweg am Staatstheater Berlin uraufgeführt, aber bereits nach drei Aufführungen wieder abgesetzt. Lobende Besprechungen erhielt es lediglich von Herbert Ihering und Siegfried Jacobsohn. Im Rückblick schrieb Zuckmayer:
„,Berlin, Berlin – Du z’mentne Rose!‘‚ hatte Johannes R. Becher gedichtet. In diesem Winter zeigte sie mir die Stacheln.“
– Zuckmayer, Carl: Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft, Frankfurt a. M. 1966, S. 385.
1920 heiratete er seine Mainzer Jugendliebe Anne Marie Clara Ganz (1898–1988, ab 1933 verheiratet mit dem Bankier Rudolf Kaulla), von der er sich 1921 wieder scheiden ließ, nachdem er eine leidenschaftliche Liebesaffaire mit der Schauspielerin Annemarie Seidel, genannt Mirl, begonnen hatte. Bis 1922 schlug er sich als Bänkelsänger in Kneipen und mit Gelegenheitsarbeiten durch. So arbeitete er als Statist beim Film, als Anreißer für illegale Vergnügungslokale in Berlin und kurzzeitig auch als Drogendealer, wobei er nur durch Glück der Verhaftung entging.
1922 wurde Zuckmayer vom Intendanten Curt Elwenspoek an das Kieler Stadttheater geholt. Gemeinsam wollten sie im Frühjahr 1923 eine aktualisierte Fassung der Komödie Eunuch des antiken Dichters Terenz auf die Bühne bringen. Die zuständige Theaterkommission setzte jedoch die geplante Uraufführung unmittelbar nach der Generalprobe ab und entließ Zuckmayer und Elwenspoek fristlos.
Nach dem Kieler Theaterskandal war Zuckmayer als Dramaturg in München und (zusammen mit Bertolt Brecht) am Deutschen Theater Berlin tätig. Dort lernte er die Wiener Schauspielerin Alice Frank (1901–1991), geborene von Herdan, kennen, die er 1925 heiratete und mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Aus einer vorangegangenen Ehe mit dem kommunistischen Funktionär Karl Frank hatte sie eine Tochter (Michaela), deren Stiefvater Zuckmayer nun wurde. 1926 wurde seine leibliche Tochter Maria Winnetou geboren. Sie heiratete später den Schriftsteller Michael Guttenbrunner.
Der literarische Durchbruch gelang Zuckmayer mit der Komödie Der fröhliche Weinberg, die im Dezember 1925 im Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt wurde. Zuvor war das Stück von Paul Fechter für den Kleist-Preis vorgeschlagen worden, den Zuckmayer im gleichen Jahr erhielt. Sie führte vor allem wegen der parodistischen Darstellung eines Corpsstudenten zu zahlreichen Skandalen, wurde aber dennoch das meistgespielte Theaterstück in den 1920er Jahren. Von seinen Tantiemen kaufte sich Zuckmayer 1926 das Landhaus „Wiesmühl“ in Henndorf am Wallersee bei Salzburg. Dort entstanden in den Jahren vor seinem Exil viele seiner Stücke. Häufige Gäste in Henndorf waren Emil Jannings, Werner Krauß, Paula Wessely, Ewald Balser oder Thomas Mann.[8]
Berlin blieb aber weiterhin sein berufliches Zentrum, und dort feierte er im Oktober 1927 mit der Uraufführung von Schinderhannes im Lessing-Theater den nächsten Theatererfolg. Dieses Stück wollte er als expliziten Gegenentwurf zum politischen Theater von Erwin Piscator verstanden wissen:
„Im Fröhlichen Weinberg war es mir gelungen, die Leute so von Herzen zum Lachen zu bringen, wie sie selten im Theater lachen können. Nun lag es mir am Herzen, die Leute auch einmal flennen zu lassen. Ich wollte wieder Menschen vom Gefühl her auf dem Theater ansprechen, gegen die sogenannte neue Sachlichkeit, gegen das lehrhaft-politische Theater, das in dieser Zeit begann.“[9]
Im Dezember 1928 folgte das Volksstück Katharina Knie, eine Seiltänzerkomödie, das wieder großen Publikumszuspruch fand. Bei der Kritik fiel es allerdings durch – wie die meisten seiner Stücke nach dem Fröhlichen Weinberg. Zu dieser Zeit arbeitete er auch am Drehbuch zu dem Film Der blaue Engel mit, der nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann gedreht wurde und im Frühjahr 1930 in die Kinos kam. Im September 1931 dramatisierte Zuckmayer zusammen mit Heinz Hilpert die Erzählung In einem anderen Land von Ernest Hemingway für das Deutsche Theater in Berlin.[10]
An dem stark musisch orientierten reformpädagogischen Landschulheim Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist erarbeitete Zuckmayer 1929 den Text zu dem 1931 in der Theaterhalle der Schule am Meer uraufgeführten Kinderbühnenstück Kakadu – Kakada seines dort als Musikdirektor wirkenden Bruders Eduard. Dadurch lernte er Schulgründer und -leiter Martin Luserke kennen, zu dem er eine Antipathie entwickelte, die sich später womöglich in seinem 1943/44 für den CIA-Vorläufer Office of Strategic Services (OSS) verfassten Dossier niederschlug.[11][12] Das gemeinsame Bühnenstück wurde ab demselben Jahr auch auf Profibühnen erfolgreich.[13]
Seinen größten Erfolg in den Jahren der Weimarer Republik hatte er mit der 1931 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführten Komödie Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen. 160.000 Mark an Tantiemen (damals das Lebenseinkommen eines Schwerstarbeiters) trug sie ihm allein im ersten Jahr nach der Uraufführung ein, aber auch den Hass der Nationalsozialisten, denen die antimilitaristische Tendenz des Stücks zuwider war.
Als 1933 die nationalsozialistische Machtergreifung Zuckmayers Arbeit in Deutschland immer mehr erschwerte, verlegte er seinen Lebensmittelpunkt vollständig ins österreichische Exil in Henndorf am Wallersee. Sein Landhaus „Wiesmühl“, wo sich von Anfang an Schriftsteller und andere Künstler eingefunden hatten („Henndorfer Kreis“), entwickelte sich nun auch zur Zuflucht vor politischer Verfolgung.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs am 13. März 1938 sah sich Zuckmayer zur Flucht gezwungen. Er hatte öffentlich gegen die Nazis Stellung bezogen, und seine Werke waren schon seit 1933 in Deutschland verboten. Zudem drohte ihm gemäß der 1935 verabschiedeten Nürnberger Gesetze die Verfolgung als „Halbjude“. Sein älterer Bruder, der Musiker Eduard Zuckmayer, war, aufgrund der jüdischen Herkunft der christlich getauften Mutter, 1934 aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen worden, was einem Berufsverbot gleichkam. Im Jahr darauf war Eduard in die Türkei emigriert.[Anmerkung 1] Buchstäblich im letzten Moment, schreibt Carl Zuckmayer in seinen Memoiren Als wär’s ein Stück von mir, als Rollkommandos bereits das Haus in Henndorf besetzt hatten, um ihn festzunehmen, und bevor sie am folgenden Tag in seiner Wiener Wohnung erschienen und diese plünderten, entkam er unter Mithilfe von Alfred Ibach am 15. März 1938 mit dem Zug nach Zürich.[15]
Dort konnte am 17. November 1938 die Uraufführung seines Schauspiels Bellman stattfinden, zu der es in Wien nach einer ersten Probe am 11. März nicht mehr gekommen war. Nachdem 1939 das Haus in Henndorf schließlich beschlagnahmt und die ganze Familie ausgebürgert worden war, emigrierte man über Paris, von wo man am 28. Mai 1939 mit dem Zug zur Einschiffung nach Rotterdam weiterreiste, auf Einladung der Journalistin Dorothy Thompson in die USA.
Zuckmayers Lebenssituation war dort naturgemäß schwierig. In der deutschen Exilantengemeinde galt er zunächst als Prototyp des „Halbemigranten“ (Alfred Döblin). Zeitweise konnte er in Hollywood als Drehbuchautor arbeiten. Als er jedoch seine „innere Unabhängigkeit“ und „Produktivität“ bedroht sah, kehrte er nach New York zurück und wurde Dozent an der von Erwin Piscator geleiteten Theaterschule der Exil-Universität der New School for Social Research. Da ihn diese Tätigkeit nicht befriedigte und er sich und die Familie damit auch nicht ernähren konnte, entschlossen er und seine Frau sich im Frühjahr 1941, sich als Farmer zu versuchen. Man gab die New Yorker Wohnung auf, pachtete bei Barnard,[16]Windsor County (Vermont), wo Dorothy Thompson und ihr Mann Sinclair Lewis den Landsitz „Twin Farms“ unterhielten, für 50 Dollar im Monat die „Backwoods Farm“ und bewirtschaftete sie die folgenden Jahre. Zuckmayers Tochter Winnetou besuchte in der Nähe die von dem deutschen Emigrantenehepaar Max und Gertrud Bondy gegründete Windsor Mountain School.
1943 schrieb Zuckmayer für den ersten amerikanischen Auslandsgeheimdienst, das Office of Strategic Services (OSS), Dossiers über Schauspieler, Regisseure, Verleger und Journalisten, die während der Zeit des „Dritten Reiches“ in Deutschland erfolgreich waren. Dabei machte er die ganze Spannbreite der Verhaltensmöglichkeiten in einer Diktatur von Anpassung bis hin zu Renitenz anhand von 150 exemplarischen Lebensläufen sichtbar. Diese Dossiers wurden erst 2002 als Geheimreport veröffentlicht.
1946, ein Jahr nach Kriegsende, kehrte Zuckmayer als ziviler Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums erstmals nach Europa zurück. Nach einer fünfmonatigen Inspektionsreise schrieb er einen umfangreichen Deutschlandbericht, in dem er zahlreiche besatzungspolitische Maßnahmen kritisierte und eine Reihe konkreter Änderungsvorschläge machte. Er wurde 2004 erstmals publiziert.
Im Januar 1946 erhielt er die 1943 von ihm beantragte US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Noch bis 1957 behielt Zuckmayer seinen Wohnsitz in Woodstock (Vermont), USA. Er lehnte es ab, einen Antrag auf Wiedereinbürgerung in Deutschland zu stellen.
Sein 1946 in Zürich uraufgeführtes Stück Des Teufels General, das er unter dem Eindruck des Todes von Ernst Udet begonnen hatte, wurde sein größter Nachkriegserfolg auf dem westdeutschen Theater. Allein in der Spielzeit 1948/49 wurde es 2069 Mal gespielt. Resigniert musste Zuckmayer später feststellen, dass sein Bühnenerfolg weniger auf der antifaschistischen Tendenz beruhte, was sich etwa in der Kreation des Begriffs Völkermühle Europas als Metapher für das Rheinland ausdrückte, sondern dass das Stück wegen des Identifikationsangebots mit einem schneidigen Kriegshelden Beifall fand. Mit Dramen wie Der Gesang im Feuerofen (1950) über Widerstand und Kollaboration in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs und Das kalte Licht (1955) über einen Fall von Atomspionage war Zuckmayer im Westen auch in den 1950er Jahren der erfolgreichste deutsche Dramatiker. Das führte auch zu zahlreichen Verfilmungen, unter anderem durch Helmut Käutner. Mit Beginn der 1960er Jahre sank das Interesse an seinen Stücken rapide, weil ihr formaler Traditionalismus nicht mehr dem Zeitgeschmack von Regisseuren und Intendanten entsprach. Über die Gründe für diese Entwicklung verständigte sich Zuckmayer in den 1970er Jahren in einem ebenso kurzen wie aufschlussreichen Briefwechsel mit Tankred Dorst.
Im selben Jahr veröffentlichte er seine Autobiografie Als wär’s ein Stück von mir, die ein „long time seller“ wurde und sich bis heute weit über eine Million Mal verkaufte.
1967 nahm Zuckmayers Freundschaft mit dem damals weltbekannten evangelisch-reformierten Basler Theologen Karl Barth ihren Anfang, die für Zuckmayer eine späte und vertiefte Auseinandersetzung mit theologischen Fragen mit sich brachte. Zuckmayer selbst sah sich in dieser Zeit als einen gläubigen, aber kritischen Katholiken:
„Aber wenn ich einem meiner literarischen Kollegen gestehen würde, daß für mich die Eucharistie ein echter Trost ist – ich habe am letzten Sonntag daran teilgenommen und werde es an diesem wieder tun – so würden die mich für hirnverbrannt halten […]“
– Brief an Barth vom 10. April 1968
Er starb nach kurzer Krankheit am 18. Januar 1977 im Alter von 80 Jahren in Visp. Seine Beisetzung fand am 22. Januar 1977 auf dem Friedhof in Saas-Fee statt.[18] Der Friedhofsteil, auf dem Zuckmayer und seine Frau begraben waren, wurde 2012 aufgelöst. Das Grab des Ehepaars wurde als einziges verlegt und dann neugestaltet.
Zuckmayers Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Teile davon sind dort im Literaturmuseum der Moderne in der Dauerausstellung zu sehen, unter anderem das Drehbuch zu Der blaue Engel.[19]
Einige Materialien über die Emigrationszeit befinden sich im Privatarchiv von Richard Albrecht. Im Andenken an Carl Zuckmayer wird seit 1979 vom Land Rheinland-Pfalz die Carl-Zuckmayer-Medaille alljährlich an seinem Todestag verliehen. Dieser Literaturpreis ehrt die „Verdienste um die deutsche Sprache und um das künstlerische Wort“. Marcel Reich-Ranicki bewertete Zuckmayers Position in der Literaturgeschichte auf folgende Weise:
„Für die Kritik galt er oft als zu volkstümlich und für das Volk bisweilen als zu kritisch. Die Linken hielten ihn für konservativ und die Konservativen für allzu links. So saß er oft zwischen allen Stühlen. Das jedoch ist für einen Schriftsteller kein schlechter Platz.“[20]
Der Eunuch (1922). Erstdruck (mit einem Beitrag von Gunther Nickel zur Entstehungs- und Aufführungsgeschichte) in: Jahrbuch zur Literatur der Weimarer Republik, Bd. 3 (1997), S. 47–122
Kiktahan, oder Die Hinterwäldler. Ein Stück aus dem fernen Westen in drei Akten (Pankraz erwacht oder Die Hinterwäldler). Potsdam (Gustav Kiepenheuer) 1925. UA 15. Februar 1925 an der Berlin (Junge Bühne)
Der Schelm von Bergen. Schauspiel in einem Vorspiel und drei Akten. Berlin (Propyläen) 1934. UA 21. Oktober 1934 Wien (Burgtheater)
Rembrandt. Drehbuch (1936; zusammen mit Lajos Biró und June Head). Buchausgabe: Rembrandt. Ein Film. Frankfurt/Main (Fischer) 1980
Bellman. Schauspiel in drei Akten. Chur (A.G. für Verlagsrechte) 1938. UA 14. November 1938 Zürich (Schauspielhaus). Buchausgabe: Ulla Winblad oder Musik und Leben des Carl Michael Bellman. Drama in Prosa. Frankfurt/Main und Berlin (S. Fischer) 1953 (mit Noten)[Anmerkung 2]
Das Leben des Horace A. W. Tabor. Ein Stück aus den Tagen der letzten Könige (1962–64). Frankfurt/Main (S. Fischer) 1964. UA 18. November 1964 Zürich (Schauspielhaus; Regie: Werner Düggelin)
Hörspielfassung unter dem Titel: Midas der schimmernden Berge
Der Rattenfänger. Eine Fabel. Frankfurt/Main (S. Fischer) 1975. UA 22. Februar 1975 Zürich (Schauspielhaus; Regie: Leopold Lindtberg)
Bearbeitung für die Opernbühne: Der Rattenfänger (1984–87). Libretto:?. Musik: Friedrich Cerha. UA 1987 Graz
Mainzer Umzug. Volksvergnügen für Singstimmen, gemischten Chor und Orchester. Mainz (B. Schott’s Söhne) 1962. Musik: Paul Hindemith. UA 23. Juni 1962 Mainz (Stadttheater; Dirigent: Paul Hindemith)
Ein Sommer in Österreich. Erzählung. Wien (Bermann-Fischer) 1937
Pro Domo. Autobiographischer Bericht Stockholm (Bermann-Fischer) 1938 (in der Reihe Ausblicke)
Herr über Leben und Tod. Roman. Stockholm (Bermann-Fischer) 1938
Second Wind. Autobiographie. Übersetzung ins Englische: E. R. Hapgood. Vorwort: Dorothy Thompson. New York (Doubleday, Doran) 1940; London (Harrap) 1941
Der Seelenbräu. Erzählung. Stockholm (Bermann-Fischer) 1945
Engele von Loewen. Erzählungen Zürich (Classen) 1955 (in der Reihe Vom Dauernden der Zeit, Bd. 72)
Ein Blick auf den Rhein. Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn am 10. Mai 1957. Einführung: Benno von Wiese. Bonn (Hanstein) 1957 (Bonner akademische Reden, Bd. 18)
Ein Weg zu Schiller. Eine Rede. S. Fischer, Frankfurt am Main 1959
Das Ziel ist Klasse. Humanistisches Gymnasium in Anekdote und Reflexion. Festrede zum vierhundertjährigen Bestehen des Humanistischen Gymnasiums in Mainz am 27. Mai 1962. Zabern, Mainz 1962
Ein voller Erdentag. Zu Gerhart Hauptmanns hundertstem Geburtstag. Festrede. S. Fischer, Frankfurt 1962
Scholar zwischen gestern und morgen. Vortrag in der Universität Heidelberg anlässlich der Ernennung zum Ehrenbürger am 23. November 1967. Brausdruck, Heidelberg 1967
K. O. Paetel: Deutsche innere Emigration. Anti-nationalsozialistische Zeugnisse aus Deutschland. Mit Originalbeiträgen von Carl Zuckmayer und Dorothy Thompson. New York (Krause) 1946 (Dokumente des anderen Deutschlands, Bd. 4)
Fülle der Zeit. Carl Zuckmayer und sein Werk. Frankfurt/Main (S. Fischer) 1956
Carl Zuckmayer in Mainz. Redaktion Walter Heist. Mainz (Krach) 1970
Späte Freundschaft in Briefen. Briefwechsel mit Karl Barth, Herausgegeben von Hinrich Stoevesandt, Zürich (Theologischer Verlag), 1977
Carl Zuckmayer – Paula Wessely, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 4, H. 4 vom 1. November 1978, S. 124–128
Carl Zuckmayer und Gustaf Gründgens, mitgeteilt von Rolf Badenhausen, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 5, H. 4. vom 1. November 1979, S. 214–243
Carl Zuckmayer und sein Bibliograph. Aus dem Briefwechsel mit Arnold J. Jacobius 1953–1976, mitgeteilt von Gerald P. R. Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 6, H. 3 vom 1. August 1980, S. 117–157
Einmal, wenn alles vorüber ist. Briefe an Kurt Grell. Gedichte, Dramen, Prosa aus den Jahren 1914–1920. Frankfurt am Main (S. Fischer) 1981
Carl Zuckmayer und die Lindemanns. Aus seiner Korrespondenz mit Louise Dumont und Gustav Lindemann 1926–1931, mitgeteilt von Winrich Meiszies, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 8, H. 1 vom 1. Februar 1982, S. 34–48
„Ganz neu aus meiner Phantasie“. Der Weg zum Rattenfänger, dargestellt an Carl Zuckmayers Briefwechsel mit Günther Niemeyer in den Jahren 1964–1975, zusammengestellt von Gerald Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 8, H. 4 vom 1. November 1982, S. 173–211
„Wir sind noch dem Wunder begegnet …“ Der Briefwechsel zwischen Carl Zuckmayer und Fritz Usinger 1919–1976, zusammengestellt von Gerald P. R. Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 10, 1984, H. 1, S. 7–58
Carl Zuckmayer, Gottfried von Einem. Aus der Korrespondenz des Autors mit dem Komponisten der Rattenfänger-Musik. Zusammengestellt von Gerald Martin. In: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, Jg. 8, H. 4 vom 1. November 1982, S. 212–222
Carl Zuckmayer, Paul Hindemith: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel und Giselher Schubert, in: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 1, 1998, S. 9–118
Carl Zuckmayer, Max Frisch: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Walter Obschlager, in: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 3, S. 247–279
Carl Zuckmayer und Friedrich Dürrenmatt – eine Dokumentation, ediert, eingeleitet und kommentiert von Rudolf Probst und Ulrich Weber, in: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 3, S. 273–297
„Ihnen bisher nicht begegnet zu sein, empfinde ich als einen der größten Mängel in meinem Leben“. Der Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Carl Zuckmayer. Deutsch und Französisch. In: Les Carnets Ernst Jünger (Montpellier), Nr. 2 (1997), S. 139–165 (dt.) und 167–195 (frz.); erweiterte dt. Fassung in: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 2, 1999, S. 515–547
Carl Zuckmayer – Carl Jacob Burckhardt, Briefwechsel, ediert eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel und Claudia Mertz-Rychner, in: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 3, 2000, S. 11–243
Carl Zuckmayer, Geheimreport, hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Göttingen (Wallstein) 2002, ISBN 3-89244-599-0. (Dossiers über deutsche Künstler, Journalisten und Verleger im „Dritten Reich“)
„Ich bange um die Eiszeit ‚als wärs ein Stück von mir‘“. Der Briefwechsel zwischen Carl Zuckmayer und Tankred Dorst, ediert, eingeleitet und kommentiert von Heidrun Ehrke-Rotermund. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 5, 2002, S. 11–73
Carl Zuckmayer, Briefe an Hans Schiebelhuth 1921–1936, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 6, 2003, S. 9–85
Alice und Carl Zuckmayer – Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Hans Wagener. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 6, 2003, S. 89–218
Carl Zuckmayer, Gottfried Bermann Fischer: Briefwechsel, hrsg. von Irene Nawrocka. Göttingen (Wallstein) 2004
Carl Zuckmayer, Annemarie Seidel: Briefwechsel, hrsg. von Gunther Nickel. Göttingen (Wallstein) 2003
Carl Zuckmayer, Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika (1947), hrsg. von Gunther Nickel, Johanna Schrön und Hans Wagener. Göttingen (Wallstein) 2004, ISBN 3-89244-771-3.
Carl Zuckmayer, Alexander Lernet-Holenia: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 8, 2006, S. 9–185
Carl Zuckmayer, Albrecht Joseph: Briefwechsel, hrsg. von Gunther Nickel. Göttingen (Wallstein) 2007
Carl Zuckmayer, Josef Halperin: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 10, 2010, S. 9–182
Carl Zuckmayer, Theodor Heuss: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Bd. 11, 2012, S. 9–177
Richard Albrecht: Persönliche Freundschaft und politisches Engagement: Carl Zuckmayer und Erich Maria Remarques ‚Im Westen nichts Neues‘ 1929/30. In: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, 10, 1984 2, 7, S. 5–86
Richard Albrecht: Literarische Prominenz in der Weimarer Republik – Carl Zuckmayer. In: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, 12, 1986, 2/3, S. 127–135
Richard Albrecht: Das FBI-Dossier Carl Zuckmayer. In: LILI, 19, 1989 73, S. 114–121
Richard Albrecht: No Return – Carl Zuckmayers Exil. Aspekte einer neuen Biografie des deutschen Erfolgsdramatikers. Ein dokumentarischer Essay (Theater- und kulturwissenschaftliche Studien/TKWS I) 1995, ISBN 3-921384-00-1
Walter Fähnders: Volksstück mit letalem Ausgang. Carl Zuckmayers Schinderhannes in der Theaterkritik. In: Gunther Nickel (Hrsg.): Carl Zuckmayer und die Medien. Beiträge zu einem internationalen Symposion. Teil 1. St. Ingbert 2001, S. 155–178
Helmut Kreuzer: Schinderhannes – ein Räuber um 1800 bei Clara Viebig, Carl Zuckmayer und Gerd Fuchs. In: Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr. 423. Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 2004 [2005], S. 179–197
Michaela Krützen: „Gruppe 1: Positiv“ Carl Zuckmayers Beurteilungen über Hans Albers und Heinz Rühmann. In: Zuckmayer-Jahrbuch, Band 5, 2002, S. 179–227
Gunther Nickel, Ulrike Weiß: Carl Zuckmayer 1896–1977. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach a. N. 1996
Gunther Nickel: Zuckmayer und Brecht. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft, Jg. 41, 1997, S. 428–459
Gunther Nickel: Carl Zuckmayer und seine Verleger von 1920 bis zur Rückkehr aus dem Exil. In: Buchhandelsgeschichte. Aufsätze, Rezensionen und Berichte zur Geschichte des Buchwesens 1998/2, S. B84–B91. Nachdruck in: Zuckmayer-Jahrbuch, Band 3, 2000, S. 361–376
Christian Strasser: Carl Zuckmayer. Deutsche Künstler im Salzburger Exil 1933–1938, Wien, Köln, Weimar 1996
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 794 f.
↑Beide Eltern blieben allerdings bis zu ihrem Tod nach dem Krieg in Deutschland. Nach der Ausbombung ihres Hauses in Mainz 1941 übersiedelten sie nach Oberstdorf, wo der Ortsgruppenleiter die Mutter durch Vertuschung ihrer jüdischen Herkunft geschützt haben soll.
↑Wolfgang Mertz (Hrsg.): Carl Zuckmayer – Eine Auslese. Ueberreuter, Wien / Heidelberg 1968, S. 225.
↑Aufruf der Antinationalen Sozialisten-Partei (A. S. P.) Gruppe Deutschland, in: Die Aktion. 8. Jahrgang, Heft 45/46, 16. November 1918, Spalte 583–586 Internet Archive
↑Hannes Reinhardt (Hrsg.): Das bin ich. Ernst Deutsch, Tilla Durieux, Willy Haas, Daniel-Henry Kahnweiler, Joseph Keilberth, Oskar Kokoschka, Heinz Tietjen, Carl Zuckmayer erzählen ihr Leben. Piper München 1970, S. 239 Google Books
↑Menschen, die vorüberziehen. In: Schweizer Film = Film Suisse : offizielles Organ des Schweiz. Lichtspieltheater-Verbandes, deutsche und italienische Schweiz. Band7, Nr.104, S.9, doi:10.5169/seals-734891 (e-periodica.ch).
↑Carl Zuckmayer. In: knerger.de. Abgerufen am 12. Mai 2023 (Das Grab von Carl Zuckmayer).
↑Die Seele des Archivs. In die "Seele" des Deutschen Literaturarchivs führt die neu gestaltete Dauerausstellung im Marbacher Literaturmuseum der Moderne: also zu den faszinierenden Dingen, hauptsächlich zum beschriebenen Papier. In: Südwest Presse. 5. Juni 2015, archiviert vom Original; abgerufen am 12. Mai 2023.