Caulerpa lentillifera

Caulerpa lentillifera

Caulerpa lentillifera

Systematik
ohne Rang: Chlorophyta
Klasse: Bryopsidophyceae
Ordnung: Caulerpales
Familie: Caulerpaceae
Gattung: Caulerpa
Art: Caulerpa lentillifera
Wissenschaftlicher Name
Caulerpa lentillifera
J. Agardh 1837

Caulerpa lentillifera ist eine Grünalgenart aus der Gattung Caulerpa. Sie wächst im tropischen Indopazifik und wird vor allem in Ostasien, Südostasien und Ozeanien als Lebensmittel verzehrt. Deutsche, allerdings nicht eindeutige Bezeichnungen für diese Art sind „Meerestraube“ und „Grüner Kaviar“.[1]

Die leicht durchscheinende, bräunlich-grüne Alge zeigt sich als langer, gebogener Stängel mit mehreren abzweigenden Stängelchen, an denen wie aus kleinen Kugeln zusammengesetzte Blätter wachsen.
Museumsexemplar von Caulerpa lentillifera mit gut erkennbarer Wuchsform

Der Thallus von Caulerpa lentillifera besteht aus einer einzigen Zelle mit mehreren Zellkernen, ist also siphonal, zeigt aber dennoch Strukturen, die analog zu Blättern oder Phylloiden, Stängeln oder Cauloiden und Wurzeln oder Rhizoiden sind. In den „Blättern“ und „Stängeln“ ist die Genexpression jeweils unterschiedlich.[2] Aus den langen horizontalen Stolonen wachsen unten wenige rhizoidale Ausläufer und oben viele aufrechte Rispen[3] mit kugelförmigen Auswüchsen, die in ihrem Aussehen an grüne Weintrauben erinnern. Wie einige andere siphonale Algen auch kann Caulerpa lentillifera meterlang werden.[4] Der Abstand zwischen Stolon und Rispenspitze beträgt etwa 10 bis 30 Zentimeter.[5] Je nach Herkunftsgebiet kann das Aussehen leicht variieren, so erwiesen sich indische Exemplare im Vergleich mit philippinischen als kleiner und weniger dicht mit den „Trauben“ bestanden.[3]

Caulerpa lentillifera wächst in warmem Wasser und wurde in zahlreichen Ländern von Süd- und Ostafrika über den Nahen Osten, den Indischen Ozean, Südwest-, Südost- und Ostasien bis Australien, Neuseeland und dem Pazifik gefunden.[6] In Indien wurde Caulerpa lentillifera erstmals 1955 gefunden, danach aber erst wieder 2004.[7]

Auf den Philippinen wird Caulerpa lentillifera seit den 1950er Jahren[8] während der Trockenzeit in Fischteichen kultiviert[7] (Ende der 1990er Jahre auf 400 Hektar Teichflächen auf Mactan[9] mit einem Ertrag von über 4000 Tonnen Frischgewicht[10]), aber auch wild gesammelt und in offenen Lagunen oder in Wassertanks angebaut.[11] 1982 wurden 827 Tonnen Caulerpa lentillifera aus den Philippinen exportiert.[10] 1990 war Caulerpa lentillifera eine von drei auf den Philippinen kommerziell angebauten Seetang-Arten.[12]

Der kommerzielle Anbau in Japan begann 1986.[10] Caulerpa lentillifera wird in Wassertanks in Okinawa in großen Mengen für den Handel angebaut.[13]

1998 empfahl die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen die Einführung von Caulerpa lentillifera an geeigneten Orten in Indien zum Zwecke der Kultivierung als Lebensmittel.[14]

In den 2000er Jahren wurde mit dem Anbau von Caulerpa lentillifera in Vietnam begonnen, wobei diese Algenart hauptsächlich nach Japan exportiert wird.[15] Später kamen auch Taiwan sowie Fujian und Hainan als Anbauregionen hinzu.[16]

Auf einem weißen Teller ist ein Salat aus Meerestrauben mit in Streifen geschnittenen roten Zwiebeln und Tomatenstücken sowie einem wässrig aussehenden Dressing angerichtet.
Philippinischer Lato-Salat
Ein Glasbecher ist zu etwa drei Vierteln mit glänzenden, knackig aussehenden Meerestrauben gefüllt, die mit etwas Kresse und einem weißen Stück einer nicht erkennbaren Zutat garniert sind.
„Meerestrauben“ (umibudō) auf Ishigaki-jima (Japan)

In der subtropischen bis tropischen Asien-Pazifik-Region gehört Caulerpa lentillifera zu den wichtigsten essbaren Algen.[2][17] Die Art wird unter anderem in Japan, Korea und den Philippinen[7] sowie in Malaysia, Vietnam, Thailand, Papua-Neuguinea und Indonesien verzehrt.[11]

Caulerpa lentillifera wird frisch oder in Salz konserviert zum Verzehr angeboten.[7] Die Dehydrierung durch Salz ist eine gängige Methode für den längeren Transport; beispielsweise können die frisch geernteten Algen über Nacht in einer dreißigprozentigen Salzlösung eingeweicht und am Zielort mit frischem Wasser gewaschen werden, sodass sie innerhalb kurzer Zeit ihr ursprüngliches Aussehen wiedererlangen, allerdings sind sie dann tot und können nicht mehr nachwachsen.[3] Caulerpa lentillifera ist aufgrund ihrer weichen, saftigen Konsistenz, aber auch wegen ihres Gehalts an Iod, Vitamin C und A sowie Mineralien beliebt.[18] Der Antioxidantien-Gehalt kann durch hohe Lichteinstrahlung beim Anbau verdoppelt werden.[19] Üblicherweise werden die Rispen mit den Trauben gegessen, nicht aber die Stolonen.[11]

Auf den Philippinen (unter anderem auf Cebu und Bohol) ist Caulerpa lentillifera ein beliebtes Lebensmittel; in der Region Visayas ist die Art als lato bekannt.[11] Sie gehört zu den nahezu täglich auf Frischmärkten in Manila gehandelten Seetang-Arten.[20] Die übliche Zubereitung als Salat umfasst das gründliche Putzen und Waschen der Algen und anschließend das Garnieren mit in Scheiben geschnittenen Tomaten, Zwiebeln, grünen Mangos und Fischsauce oder einem Dressing aus Süß-Sauer-Sauce, Essig oder Zitronensaft, oft mit Salz oder gemahlenem schwarzen Pfeffer gewürzt.[10]

Auf Japanisch werden diese Algen als 海ぶどう umi-budō („Meerestrauben“, allerdings kann damit auch Caulerpa sertularioides[21] oder Coccoloba uvifera[22] gemeint sein) bezeichnet und als Salat gegessen.[7]

Auf Vietnamesisch wird die Art Rong nho genannt[23] und in Salaten und Functional Food genutzt.[24]

Caulerpa lentillifera ist auch ein effizienter Biofilter und kann Schwermetalle anreichern, die in ihrem Lebensraum vorkommen.[11]

Forschungsgeschichte

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Erstbeschrieben wurde die Art 1837 durch Jacob Georg Agardh; das Typusexemplar stammte von der Südküste des Roten Meeres (heute Eritrea).[25] Synonyme für Caulerpa lentillifera sind Caulerpa kilneri J. Agardh (1873) und Caulerpa longistipitata (Weber Bosse) Sved. (1906).[10] 2019 wurde das Genom von Caulerpa lentillifera sequenziert.[26]

Commons: Caulerpa lentillifera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • M. D. Guiry: Caulerpa lentillifera. In: AlgaeBase. M. D. Guiry und G. M. Guiry, 14. Mai 2024; (englisch).

Einzelnachweise

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  1. Nadja Podbregar: Seegurken und grüner Kaviar. Neues Superfood aus dem Meer. In: scinexx.de. 3. Dezember 2021, abgerufen am 20. November 2024.
  2. a b Asuka Arimoto, Koki Nishitsuji, Haruhi Narisoko, Eiichi Shoguchi und Noriyuki Satoh: Differential gene expression in fronds and stolons of the siphonous macroalga, Caulerpa lentillifera. In: Development, Growth & Differentiation. Band 61, Nr. 9, 2019, S. 475, doi:10.1111/dgd.12634 (englisch).
  3. a b c Avelin Mary, Vitalina Mary, Araceli Lorella und Jonathan R. Matias: Rediscovery of naturally occurring seagrape Caulerpa lentillifera from the Gulf of Mannar and its mariculture. In: Current Science. Band 97, Nr. 10, 2009, S. 1419 (englisch, online auf Researchgate).
  4. Asuka Arimoto, Koki Nishitsuji, Yoshimi Higa, Nana Arakaki, Kanako Hisata, Chuya Shinzato, Noriyuki Satoh und Eiichi Shoguchi: A siphonous macroalgal genome suggests convergent functions of homeobox genes in algae and land plants. In: DNA Research. Band 26, Nr. 2, 2019, S. 183, doi:10.1093/dnares/dsz002 (englisch).
  5. Asuka Arimoto, Koki Nishitsuji, Haruhi Narisoko, Eiichi Shoguchi und Noriyuki Satoh: Differential gene expression in fronds and stolons of the siphonous macroalga, Caulerpa lentillifera. In: Development, Growth & Differentiation. Band 61, Nr. 9, 2019, S. 476, doi:10.1111/dgd.12634 (englisch).
  6. M. D. Guiry: Caulerpa lentillifera. In: AlgaeBase. M. D. Guiry und G. M. Guiry, 14. Mai 2024, abgerufen am 17. November 2024 (englisch).
  7. a b c d e Avelin Mary, Vitalina Mary, Araceli Lorella und Jonathan R. Matias: Rediscovery of naturally occurring seagrape Caulerpa lentillifera from the Gulf of Mannar and its mariculture. In: Current Science. Band 97, Nr. 10, 2009, S. 1418 (englisch, online auf Researchgate).
  8. Gavino C. Trono, Jr.: Production of economically important seaweeds through culture and harvesting of natural stocks. In: Report on the training course on seaweed farming. 1988, Lecture 8, Kap. 1.1 (PDF).
  9. The algal industry. In: W.F. Prud’homme van Reine und G.C. Trono Jr. (Hrsg.): Cryptogams: Algae (= Plant Resources of South-East Asia. Band 15 (1)). Backhuys, Leiden 2001, S. 44 (PDF).
  10. a b c d e Alphabetical treatment of genera, species and groups: Caulerpa lentillifera. In: W.F. Prud’homme van Reine und G.C. Trono Jr. (Hrsg.): Cryptogams: Algae (= Plant Resources of South-East Asia. Band 15 (1)). Backhuys, Leiden 2001, S. 117 (englisch, PDF).
  11. a b c d e Gloria G. Delan, Julieto A. Legados, Ador R. Pepito, Venerando D. Cunado, Rachel Luz Rica, Hector C. Abdon und Anthony S. Ilano: The Influence of Habitat on the Quality Characteristics of the Green Macro Alga Caulerpa lentillifera Agardh (Caulerpaceae,Chlorophyta). In: Tropical Technology Journal. Band 19, Nr. 1, 10, doi:10.7603/s40934-015-0010-4 (englisch).
  12. Gavino C. Trono, Jr.: Seaweed resources in the developing countries of Asia: Production and socio-economic implications. In: I. J. Dogma Jr., G. C. Trono Jr. und R. A. Tabbada (Hrsg.): Culture and use of algae in Southeast Asia: Proceedings of the Symposium on Culture and Utilization of Algae in Southeast Asia, 8-11 December 1981, Tigbauan, Iloilo, Philippines. Aquaculture Department, Southeast Asian Fisheries Development Center, Tigbauan 1990, S. 2 (englisch, online).
  13. Dani Ellenby: Bursting the bubble: Revealing tasty genetic secrets of gigantic single-celled creatures. Okinawa Institute of Science and Technology, 15. November 2019, abgerufen am 17. November 2024 (englisch).
  14. V.S.K. Chennubhotla: Status of Seaweed Culture in India. FAO, abgerufen am 17. November 2024 (englisch).
  15. Nguyen Van Tu: Seaweed diversity in Vietnam, with an emphasis on the brown algal genus Sargassum. Universiteit Gent, 2015, S. 14, 18 (englisch, Dissertation).
  16. Xiaolin Chen, Yuhao Sun, Hong Liu, Song Liu, Yukun Qin und Pengcheng Li: Advances in cultivation, wastewater treatment application, bioactive components of Caulerpa lentillifera and their biotechnological applications. In: PeerJ. 2019, 6118, doi:10.7717/peerj.6118 (englisch).
  17. Asuka Arimoto, Koki Nishitsuji, Yoshimi Higa, Nana Arakaki, Kanako Hisata, Chuya Shinzato, Noriyuki Satoh und Eiichi Shoguchi: A siphonous macroalgal genome suggests convergent functions of homeobox genes in algae and land plants. In: DNA Research. Band 26, Nr. 2, 2019, S. 183–184, doi:10.1093/dnares/dsz002 (englisch).
  18. Vgl. Nicholas A. Paul, Nicolas Neveux, Marie Magnusson und Rocky de Nys: Comparative production and nutritional value of “sea grapes” — the tropical green seaweeds Caulerpa lentillifera and C. racemosa. In: Journal of Applied Phycology. Band 26, 2014, S. 1833–1844, doi:10.1007/s10811-013-0227-9 (englisch).
  19. Lara Elisabeth Stuthmann, Revathi Achuthan, Mia Pribbernow, Hoang Trung Du, Karin Springer und Andreas Kunzmann: Improving the nutritional value of edible Caulerpa lentillifera (Chlorophyta) using high light intensities. A realistic tool for sea grape farmers. In: Algal Research. Band 66, 2022, 102785, doi:10.1016/j.algal.2022.102785 (englisch).
  20. Rhodora Azanza-Corrales: An introduction to the seaweeds: their characteristics and economic importance. In: Report on the training course on seaweed farming. 1988, Kap. 5.1 (PDF).
  21. Satoko Gunji, Joko Santoso, Yumiko Yoshie-Stark und Takeshi Suzuki: Effects of Extracts from Tropical Seaweeds on DPPH Radicals and Caco-2 Cells Treated with Hydrogen Peroxide. In: Food Science and Technology Research. Band 13, Nr. 3, 2007, S. 275 (englisch, online auf Researchgate).
  22. Akira Murakami, Hisashi Ishida, Kimie Kubo, Ikuyo Furukawa, Yasutaka Ikeda, Megumi Yonaha, Yohko Aniya und Hajime Ohigashi: Suppressive Effects of Okinawan Food Items on Free Radical Generation from Stimulated Leukocytes and Identification of Some Active Constituents: Implications for the Prevention of Inflammation-associated Carcinogenesis. In: Asian Pacific Journal of Cancer Prevention. Band 6, 2005, S. 440 (englisch).
  23. Nguyen Van Tu: Seaweed diversity in Vietnam, with an emphasis on the brown algal genus Sargassum. Universiteit Gent, 2015, S. 9 (englisch, Dissertation).
  24. Nguyen Van Tu: Seaweed diversity in Vietnam, with an emphasis on the brown algal genus Sargassum. Universiteit Gent, 2015, S. 19–22 (englisch, Dissertation).
  25. Vgl. Jacob G[eorg] Agardh: Novae Species Algarum, quas in itinere ad oras maris rubri collegit Eduardus Rüppell; cum observationibus nonnullis in species rariores antea cognitas. In: Museum Senckenbergianum. Abhandlungen aus dem Gebiete der beschreibenden Naturgeschichte. Band 2, 1837, S. 173 (Latein, digitalisiert in der Biodiversity Heritage Library).
  26. Asuka Arimoto, Koki Nishitsuji, Yoshimi Higa, Nana Arakaki, Kanako Hisata, Chuya Shinzato, Noriyuki Satoh und Eiichi Shoguchi: A siphonous macroalgal genome suggests convergent functions of homeobox genes in algae and land plants. In: DNA Research. Band 26, Nr. 2, 2019, S. 183–192, doi:10.1093/dnares/dsz002 (englisch).