Cellebrite

Cellebrite

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Rechtsform Limited Company
Gründung 1999
Sitz Petah Tikva (Israel)
Leitung Yossi Carmil
Mitarbeiterzahl 898[1]
Umsatz 246 Millionen US-Dollar[2]
Branche Digitale Forensik
Stand: 2021

Cellebrite ist ein israelisches Unternehmen für digitale Forensik. Die Tochterfirma des japanischen Computerspieleproduzenten Sunsoft produziert Hard- und Software für die Sammlung, Analyse und Verarbeitung von Daten. Bekannt wurde die Firma durch Produkte, die von Regierungen und Ermittlungsbehörden genutzt werden, um sich Zugang zu Mobilfunkgeräten zu verschaffen. Das israelische Techmagazin Ynetnews.com schätzte 2019, dass Cellebrite in seinem Marktsegment 50 % des Weltmarktes beherrschte.

Das „Universal Forensic Extraction Device“ (UFED, etwa universelles forensisches Extraktionsgerät) ist ein mobiles Gerät, mit dem sich an einem beliebigen Ort Daten von mobilen Endgeräten mit den Betriebssystemen Android oder iOS kopieren lassen.[3] Das Gerät funktioniert auch mit Smartwatches, GPS-Geräten und Drohnen und kann gelöschte und verschlüsselte Daten auslesen.

Neben Hard- und Software liefert Cellebrite auch Dienstleistungen in Form von automatisierten Analysen der gesammelten Daten (Data-Mining) mit Hilfe von KI-Techniken. Den Kunden wird dafür eine Onlineplattform bereitgestellt, auf die die Daten hochgeladen und auf der die aufbereiteten Ergebnisse einsehbar sind.[4] Die Analysen und Ergebnispräsentationen können auf konkrete Fallumstände zugeschnitten werden. Für die Analyse von Geschehnissen, die sich unter freiem Himmel zugetragen haben, werden beispielsweise unter anderem Bewegungsprofile von Mobiltelefonen, Fahrzeugen und anderen Geräten mit GPS-Erkennung, Daten aus automatischer Nummernschilderkennung und Daten von digitalen Überwachungskameras zusammengeführt. Im Rahmen dieser Datenanalysen trifft die Firma auch Vorhersagen über potenzielle zukünftige Verbrechen.

Neben Regierungen und Behörden stellt Cellebrite seine Produkte und Dienstleistungen auch Firmen zur Verfügung, um Industriespionage zu verhindern und Angestellte zu überwachen.[5] Cellebrite legt Wert auf die Feststellung, dass die Produkte der Firma nur funktionierten, solange sie mit dem Computernetzwerk der Firma verbunden seien, und dass die Firma die Produkte „ferngesteuert kontrolliere“.

Das Unternehmen wurde 1999 von Yuval Aflalo, Yaron Baratz und Avi Yablonka in Petach Tikwa gegründet.[3] Die ersten Produkte waren Geräte zur Datensicherung von und zum Datenaustausch zwischen mobilen Endgeräten.[3] 2007 wurde der Geschäftsbereich „Mobile Forensik“ gegründet, der sich auf Geräte und Techniken zum Auslesen von Daten auf mobilen Endgeräten spezialisierte.[6]

2009 wurde die Firma für 17 Millionen US-Dollar von Sunsoft aufgekauft. Die Gründer schieden aus dem Unternehmen aus, das seitdem von Yossi Carmil und Ron Serber geleitet wird.

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde das Unternehmen 2015 nach dem Terroranschlag in San Bernardino, als das FBI die Firma Apple vergeblich aufforderte, das Smartphone eines der Täter zu entsperren, woraufhin die Behörde Cellebrite mit der Entsperrung beauftragte. 2018 wurden 30 % der Anteile am Unternehmen vom israelischen Finanzinvestor IGP erworben. Der Börsenwert des Unternehmens wurde zu diesem Zeitpunkt auf 600 Millionen US-Dollar geschätzt. 2019 wurden die Produkte und Dienste der Firma weltweit für die Aufklärung von 2,5 Millionen Kriminalfällen genutzt. Bestätigte Kunden sind unter anderem die britische, französische und thailändische Polizei, die Polizei von Madrid sowie Polizei und Zoll in Deutschland.[7]

2020 erwarb das Unternehmen für 33 Millionen US-Dollar die US-amerikanische Digitale-Forensik-Firma BlackBag Technologies.[8] 2021 kündigte Cellebrite einen Börsengang mittels einer Special Purpose Acquisition Company an.[9]

Stand 2019 arbeitete Cellebrite an KI-gestützten Technologien, um anhand automatisierter Datenanalyse ein Risiko für zukünftig begangene Verbrechen voraussagen zu können. Stand August 2021 war die Firma weltweit mit 14 Büros vertreten, davon vier in den Vereinigten Staaten und drei in Europa.[10]

Mehrere deutsche Ausländerbehörden setzen Technologien von Cellebrite bei der Durchsuchung von Smartphones und anderen Datenträgern von Ausreisepflichtigen ein. Die Durchsuchung geschieht auf Basis von § 48 AufenthG.[11][12]
Im Januar 2023 wurde bekannt, dass 1,7 Terabyte interner Dokumente und Dateien des Unternehmens im Internet veröffentlicht wurden, da Journalisten mit der Software ausspioniert worden seien.[13]

Menschenrechtsorganisationen werfen dem Unternehmen vor, dass es seine Technologien an Regierungen verkaufe, die damit Oppositionelle bekämpften.[3] Gemäß 2017 an die Öffentlichkeit gelangter Unterlagen gehörten Behörden in Bahrain, Russland, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu den Kunden der Firma.[14]

Einzelnachweise

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  1. SeekingAlpha.com: Cellebrite DI Ltd. (CLBT) CEO Yossi Carmil on Q4 2021 Results. Abgerufen am 6. April 2022.
  2. GlobeNewswrire.com: Cellebrite Announces Fourth Quarter and Full Year 2021 Results. Abgerufen am 6. April 2022.
  3. a b c d Ynetnews.co: 'I sleep well at night because I know for whom I work and whom I serve'. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  4. United States Securities And Exchange Commission: Cellebrite's Business. In: Form F-4 Registration Statement Under The Securities Act Of 1933 – Cellbrite DI Ltd. 17. Mai 2021, S. 161 (sec.gov).
  5. United States Securities And Exchange Commission: Cellebrite's Business. In: Form F-4 Registration Statement Under The Securities Act Of 1933 – Cellbrite DI Ltd. 17. Mai 2021, S. 163 (sec.gov).
  6. BusinessWire.com: Cellebrite verbessert die Effizienz von Ermittlern mit neuer Version seiner mobilen Forensik-Software. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  7. Netzpolitik.org: Mit diesen sieben Programmen liest die Polizei Smartphone-Daten aus. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  8. 9to5Mac.com: Cellebrite expands to computers with $33M acquisition of BlackBag Technologies forensics firm. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  9. Globes.co.il: Cellebrite to list on Nasdaq at $2.4b valuation through SPAC. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  10. Cellebrite.com: About. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  11. Chris Köver: Cellebrite: Berliner Ausländerbehörde filzt Handys mit Überwachungs-Software. In: netzpolitik.org. 15. Juni 2022, abgerufen am 24. September 2022.
  12. Chris Köver: Cellebrite: Bayerische Behörde knackt Handys von Geduldeten. In: netzpolitik.org. 21. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
  13. Pierluigi Paganini: 1.7 TB of data stolen from digital intelligence firm Cellebrite leaked online. In: securityaffairs.com. 15. Januar 2023, abgerufen am 31. Januar 2023.
  14. Vice.com: Cellebrite Sold Phone Hacking Tech to Repressive Regimes, Data Suggests. Abgerufen am 15. Oktober 2021.