Christa Ludwigs Vater Anton Ludwig (1888–1957) war Sänger und Opernintendant (unter anderem in Aachen, Hanau, Gießen), ihre Mutter Eugenie Besalla-Ludwig (1899–1993) war Altistin und Gesangspädagogin. Die Mutter war die einzige Gesangslehrerin ihrer Tochter; bis weit hinein in den Verlauf der Karriere ihrer Tochter beobachtete und förderte sie deren stimmliche Entwicklung. Im Alter von 17 Jahren hatte Christa Ludwig ihren ersten öffentlichen Auftritt in Gießen. Ein Jahr später wechselte sie an die Oper Frankfurt und debütierte als Prinz Orlowsky (Die Fledermaus). Bis 1952 blieb sie in Frankfurt am Main. Es folgten Engagements an die Landestheater Darmstadt (1952 bis 1954) und Hannover (1954 bis 1955).
1955 verpflichtete Karl Böhm sie an die Wiener Staatsoper.[2] Sie wurde dort eine der wichtigsten Sängerinnen und 1962 zur Kammersängerin ernannt. Fast 40 Jahre war sie Mitglied des Ensembles. In dieser Zeit sang sie in 769 Aufführungen 42 verschiedene Partien. Ebenfalls 1955 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen und sang dort bis 1993 (Liederabend am 9. August).[3] Ab den 1960er Jahren sang sie bei den Bayreuther Festspielen (Brangäne und Kundry)[4] sowie an der Mailänder Scala[5] (mit Maria Callas) und am Royal Opera House in Covent Garden, London.
Mit der Fricka (Die Walküre) hatte Christa Ludwig 1993 ihren letzten Auftritt an der Metropolitan Opera in New York. 1993 und 1994 gab sie weltweit ihre Abschiedstournee mit einem Liedprogramm. Am 14. Dezember 1994 verabschiedete sie sich nach einer fast fünfzigjährigen Bühnenkarriere in der Wiener Staatsoper als Klytämnestra von ihrem Bühnenpublikum.
Von 1957 bis 1970 war sie mit dem Sänger Walter Berry (1929–2000) verheiratet, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn, Wolfgang Marc Berry (1959–2022), hatte. 1972 heiratete sie den französischen Schauspieler und Regisseur Paul-Émile Deiber (1925–2011). Sie lebte in Klosterneuburg in der Nähe von Wien.[8] Zu ihrem 90. Geburtstag gab sie Jürgen Kesting in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Interview,[7] und zu ihrem 90. Geburtstag erschien auch ihre Autobiografie Leicht muss man sein. Erinnerungen an die Zukunft (aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer).
Christa Ludwig starb im April 2021 im Alter von 93 Jahren in Klosterneuburg.
Ludwig van Beethoven: Fidelio (Leonore, unter Otto Klemperer, EMI 1962; unter Herbert von Karajan, DG 1962; unter Arthur Rother, Arthaus 1963, nur als DVD; unter Karl Böhm, OPD 1969)
Vincenzo Bellini: Norma (Adalgisa, unter Tullio Serafin, EMI 1960)
Leonard Bernstein: Candide (Old Lady, unter Leonard Bernstein, DG 1989, auch als DVD)
Georges Bizet: Carmen (Carmen, unter Horst Stein, EMI 1961; unter Lorin Maazel, Orfeo 1966)
Richard Wagner: Parsifal (Kundry, unter Herbert von Karajan, RCA 1961; unter Sir Georg Solti, Decca 1971)
Richard Wagner: Das Rheingold (Fricka, unter James Levine, DG 1988, auch als DVD)
Richard Wagner: Rienzi (Adriano, unter Josef Krips, Melodram 1960)
Richard Wagner: Die Walküre (Fricka, unter Sir Georg Solti, Decca 1965; unter James Levine, DG 1987, auch als DVD)
Richard Wagner: Tannhäuser (Venus, unter Herbert von Karajan, DG 1963; unter Sir Georg Solti, Decca 1971)
Richard Wagner: Tristan und Isolde (Brangäne, unter Karl Böhm, DG 1966; unter Herbert von Karajan, DG 1972)
Highlights 1955–1974. Auszüge aus Aufführungen der Salzburger Festspiele, mit Werken von R. Strauss, Mozart, Gluck, Beethoven. (Orfeo)
Live Recordings 1955–1994. Auszüge aus Aufführungen der Wiener Staatsoper, mit Werken von Mozart, Beethoven, Rossini, Bizet, Wagner, Verdi, Tschaikowsky, Pfitzner, R. Strauss, Berg, Debussy, von Einem. (Orfeo)
The Legendary 1964 Recordings (R. Strauss, Gluck, Rossini, Wagner, unter Heinrich Hollreiser; RCA)
Meine Dirigenten. Auszüge aus Aufnahmen mit Karl Böhm, Herbert von Karajan, Leonard Bernstein (DG 2007)
Rarities, Auszüge aus La Cenerentola, Lohengrin, Don Carlos, Aida; Live-Aufnahmen aus der Wiener Staatsoper und der Metropolitan Opera New York 1959–1970 (Gala 2004)
Die ersten Aufnahmen – Die größten Welterfolge, Live- und Studio-Aufnahmen seit 1950 (Documents)
Joseph Haydn: Die Schöpfung (unter Herbert von Karajan, DG 1966)
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll (unter Zubin Mehta, Decca 1975; unter Leonard Bernstein, DG 1987, auch als DVD; unter James Levine, Orfeo 1989)
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 3 d-Moll (unter Václav Neumann, Supraphon 1981; unter Leonard Bernstein, DG 1987, auch als DVD)
Gustav Mahler: Das Lied von der Erde (unter Fritz Reiner, Archipel 1958; unter Otto Klemperer, EMI 1964; unter Carlos Kleiber, Wiener Symphoniker 1967; unter Leonard Bernstein, CBS 1972, auch auf DVD; unter Herbert von Karajan, DG 1973; unter Václav Neumann, Praga 1983)
Gustav Mahler: Kindertotenlieder (unter André Vandernoot, EMI 1958; unter Lorin Maazel, Gala 1968; unter Karl Böhm, Orfeo 1972; unter Herbert von Karajan, DG 1974)
Wolfgang Amadeus Mozart: Messe c-Moll KV 427 (unter Ferdinand Grossmann, Preiser 1956)
Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll KV 626 (unter Carlo Maria Giulini, EMI 1979)
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem (unter Herbert von Karajan, EMI 1958, Gala 1970 und DG 1972; unter Hans Schmidt-Isserstedt, Archipel 1961; unter Carlo Maria Giulini, EMI 1963)
Paul Lorenz: Christa Ludwig, Walter Berry. Bergland, Wien 1968.
Christa Ludwig oder Wer singt am schönsten im ganzen Land. In: Joachim Kaiser: Erlebte Musik von Bach bis Strawinsky. Hoffmann und Campe, Hamburg 1977, ISBN 3-455-08942-9, S. 642 f.
Bilanz einer Karriere. In Oper 1993 (Jahrbuch der Zeitschrift Opernwelt), ISBN 3-617-52997-6, S. 4–25
Wer schweigt, singt besser. In: Berliner Lektionen 1994. Bertelsmann, Gütersloh 1995, ISBN 3-570-12193-3, S. 31–58.
Christa Ludwig unter Mitarbeit von Peter Csobádi: „… und ich wäre so gern Primadonna gewesen“ – Erinnerungen. Henschel-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89487-337-X.
Sinnenzauber. In: Jürgen Kesting: Die großen Sänger des 20. Jahrhunderts. Cormoran, München 1998, ISBN 3-517-07987-1, S. 526–530.
Platten hören mit Christa Ludwig. In: Fono-Forum. Nr. 8/1998, S. 34–37.
Christa Ludwig: Opfern für den Schönklang. In: Dieter David Scholz: Mythos Primadonna. Parthas, Berlin 1999, ISBN 3-932529-60-X, S. 139–157.
Christine Dobretsberger: Was ich liebe, gibt mir Kraft. Bühnenstars aus Oper und Theater erzählen. U.a. mit einem Interview mit Christa Ludwig, Styria Premium, Wien 2015, ISBN 978-3-222-13517-0.