Dimethylnitrosamin

Strukturformel
Strukturformel von Dimethylnitrosamin
Allgemeines
Name Dimethylnitrosamin
Andere Namen
  • Dimethylnitrosoamin
  • N-Nitrosodimethylamin
  • N,N-Dimethylnitrosamin
  • N-Methyl-N-nitrosomethanamin
  • DMN[1]
  • DMNA
  • NDMA
Summenformel C2H6N2O
Kurzbeschreibung

gelbe Flüssigkeit mit schwach charakteristischem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 62-75-9
EG-Nummer 200-549-8
ECHA-InfoCard 100.000.500
PubChem 6124
Wikidata Q409367
Eigenschaften
Molare Masse 74,08 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,0048 g·cm−3[2]

Siedepunkt

151–153 °C[2]

Dampfdruck

3,6 mbar (20 °C)[2]

Löslichkeit

leicht löslich in Wasser[2]

Brechungsindex

1,4368 (20 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 350​‐​330​‐​301​‐​372​‐​411
P: 201​‐​260​‐​273​‐​284​‐​301+310​‐​310[5]
MAK

Schweiz: 0,001 mg·m−3[6]

Toxikologische Daten

37 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Dimethylnitrosamin (auch bekannt als DMN) ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Nitrosamine.

Dimethylnitrosamin kommt in Lebensmitteln wie gepökeltem Fleisch und alkoholischen Getränken vor.[7] Es entsteht in Tieren bei der Fütterung von Futter mit Nitrit-Zusätzen.[8] Es kommt auch als Abbauprodukt von Aminophenazon vor. Im Menschen findet man die Verbindung bei einigen Erkrankungen wie Bilharziose.[9]

Trinkwasser-Ozonierung

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Die Ozonierung von Trinkwasser in Wasserwerken, ein gängiges Verfahren zur Desinfektion oder auch zum Abbau von chemischen (v. a. medikamentösen) Verunreinigungen, führt bei Vorhandensein des Ausgangsstoffs Dimethylsulfamid, einem Fungizid-Metaboliten, der durch Aktivkohlefiltration oder bekannte Verfahren nicht ausreichend eliminiert werden kann[10], zur Bildung von Dimethylnitrosamin.[11]

Verunreinigung von Valsartan

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Anfang Juli 2018 führte eine beim chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical[12] bekanntgewordene, vermutlich bereits seit 2012 bestehende Verunreinigung des pharmazeutischen Wirkstoffs Valsartan zu zahlreichen Arzneimittelrückrufen.[13][14] Anfang August 2018 wurden Verunreinigungen mit DMNA auch in Valsartan-Chargen des indischen Wirkstoffproduzenten Hetero Labs Limited[15] und des chinesischen Hersteller Zhejiang Tianyu[16] festgestellt.

Verunreinigung von Metformin

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Am 6. Dezember 2019 informierte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über Spuren von N-Nitrosodimethylamin (NDMA) in einigen Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Metformin.[17] Infolge startete die Streuli Pharma AG aus der Schweiz, mit Schreiben vom 11. Dezember 2019 und in Zusammenarbeit mit Swissmedic, eine Rückrufaktion der betroffenen Chargen bis auf Stufe Detailhandel (Einzelhandel).[18] Ob noch weitere Hersteller von der Verunreinigung betroffen sind, war mit Stand Mitte Dezember 2019 nicht bekannt.[19]

Gewinnung und Darstellung

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Dimethylnitrosamin kann durch Reaktion von sekundären Aminen mit Natriumnitrit in Gegenwart von Salzsäure gewonnen werden.[20]

Dimethylnitrosamin ist eine gelbe Flüssigkeit mit schwachem Geruch und leicht löslich in Wasser. Es zersetzt sich allmählich beim Lagern (vor allem unter Lichteinwirkung) und beim Erhitzen, wobei Stickstoff, Wasserstoff, Ethen, Methan, Dimethylamin und Stickstoffoxide entstehen.[2]

Dimethylnitrosamin kann zur Herstellung anderer chemischer Verbindungen (z. B. Daminozid) verwendet werden.[21]

Sicherheitshinweise

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Die Dämpfe von Dimethylnitrosamin können mit Luft ein explosionsfähiges Gemisch (Flammpunkt 61 °C) bilden. In einer Reihe von Experimenten an Nagetieren löste die orale Aufnahme von Dimethylnitrosamin vor allem Lebertumoren und nach Inhalation auch zusätzlich Tumoren in Lunge und Nieren aus. Auch an zahlreichen anderen Tierarten erwies sich die Substanz als kanzerogen. Sie war sogar ein diaplazentar wirksames Kanzerogen, wenn trächtige Nager exponiert wurden. Für den Menschen sind keine validen Angaben verfügbar. Ähnlichkeiten im Metabolismus in Geweben von Ratten bzw. Menschen sind jedoch erwiesen, sodass die Substanz trotz fehlender epidemiologischer Daten als kanzerogen für den Menschen angesehen werden sollte.[2] Eine orale Aufnahme von Dimethylnitrosamin in hohen Mengen ist für den Menschen tödlich.

Die karzinogene Wirkung kommt durch Verstoffwechselung zustande, das Endprodukt wirkt erbgutschädigend (genotoxisch).[22]

Einzelnachweise

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  1. Gefahrstoffdatenbank der Uni Hamburg Abgerufen am 12. August 2015
  2. a b c d e f g h i Eintrag zu Dimethylnitrosamin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 1. Februar 2016. (JavaScript erforderlich)
  3. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Physical Constants of Organic Compounds, S. 3-396.
  4. Eintrag zu Dimethylnitrosoamine im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Datenblatt N-Nitrosodimethylamine, analytical standard bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. August 2011 (PDF).
  6. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 62-75-9 bzw. Dimethylnitrosamin), abgerufen am 2. November 2015.
  7. Jan Murken: Humangenetik. 2006, ISBN 3-13-139297-5, S. 60 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Lutz Hein: Pharmakologie und Toxikologie. 2010, ISBN 978-3-13-368517-7 (Seite 593 in der Google-Buchsuche).
  9. Jan Lehmann: Blasenkarzinom: Neue Perspektiven in Diagnostik und Behandlung. 2004, ISBN 3-540-20504-7 (Seite 21 in der Google-Buchsuche).
  10. S. Hauswirth: Dimethylsulfamid im Grund- und Trinkwasser – der Schadstoff des Jahres? In: Das Gesundheitswesen. Band 70, Nr. 3, 2008, 38, doi:10.1055/s-2008-1076545.
  11. Identifizierung und Bewertung ausgewählter Arzneimittel und ihrer Metaboliten (Ab- und Umbauprodukte) im Wasserkreislauf: 3.4.5 N,N-Dimethylnitrosamin-Problematik Umweltbundesamt 2009, S. 23 bzw. 39 (PDF)
  12. tagesschau.de: Wirkstoff Valsartan: Krebsgefahr durch Blutdrucksenker. Abgerufen am 22. Juli 2018.
  13. Valsartan: chargenbezogener Rückruf valsartanhaltiger Arzneimittel, deren Wirkstoff von dem chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical produziert wurde Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte am 5. Juli 2018, abgerufen am 9. Juli 2018.
  14. Rückruf von Arzneimitteln mit Wirkstoff Valsartan vom chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical, Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (Memento vom 8. Januar 2019 im Internet Archive), AGES Österreich am 5. Juli 2018, abgerufen am 10. Juli 2018.
  15. NDMA in Valsartan: Weiterer Wirkstoffproduzent betroffen, online 10. August 2018, Abruf am 29. August 2018.
  16. Rapid Alert des BfArM zu Valsartan (Memento vom 29. August 2018 im Internet Archive), Stand 24. August 2018, Abruf am 29. August 2018.
  17. Information zu metforminhaltigen Arzneimitteln. In: bfarm.de. 6. Dezember 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Dezember 2019; abgerufen am 23. Dezember 2019.
  18. Chargenrückruf – Metformin Streuli, Filmtabletten. In: swissmedic.ch. 16. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019.
  19. Celine Müller: Swissmedic/BfArM: Folgen weitere Metformin-Rückrufe? In: deutsche-apotheker-zeitung.de. 18. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019.
  20. Paul Margaretha: Chemie für Mediziner. 2002, ISBN 3-540-42892-5 (Seite 115 in der Google-Buchsuche).
  21. Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR), Monograph für Daminozide, abgerufen am 9. Dezember 2014.
  22. Mona Abdel-Tawab u. a.: Valsartan: ZL findet NDMA in Tabletten, Ausgabe 30/2018, Abruf am 29. August 2018.