Erich Ponto

Erich Ponto (1945)
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Erich Johannes Bruno Ponto (* 14. Dezember 1884 in Lübeck; † 4. Februar 1957 in Stuttgart) war ein deutscher Schauspieler und Intendant.

Erich Ponto wurde als jüngstes von vier Kindern des Kaufmanns Heinrich Ludwig Ponto und dessen Frau Ida, geb. Albers, in Lübeck geboren.[1] Seine Mutter stammte aus dem holsteinischen Reinfeld;[2][3] sein Vater stammte aus einer norddeutschen Kaufmannsfamilie und führte in Lübeck in zweiter Generation einen Manufakturwarenladen. Die wohnte zunächst in Lübeck und zog später nach Hamburg-Eimsbüttel. Erich Ponto besuchte die Schule in Altona.

Zunächst begann Ponto ein Studium der Pharmazie. Unter seinen Hochschullehrern war Wilhelm Conrad Röntgen. Doch hatte Ponto von Jugend an einen Drang zur Schauspielerei; mit Freunden probte er Klassiker, beteiligte sich an Literaturzirkeln und entwickelte die Charaktere in den Stücken, die er spielte. Im Jahr 1905 legte er sein Provisorexamen ab und arbeitete bis 1907 in der Hirschapotheke in Beuel bei Bonn.[4] Seine Ausbildung zum Schauspieler erhielt er 1908 bei Hans Lackner.

Der Bühnen- und Filmschauspieler

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Erich Ponto als Jonathan Peachum in Dreigroschenoper

Erich Ponto erhielt seine ersten Engagements am Stadttheater Passau (1908) und in Reichenberg/Nordböhmen (1910/11). Im Jahr 1916 heiratete er Tony Kresse, mit der er eine Tochter, Eva Ponto (* 1918, verheiratete Doering), und einen Sohn, Klaus Ponto (1927–1985), ebenfalls Schauspieler, hatte. Erich Ponto war mit den Brüdern seiner Ehefrau befreundet und ging im Hause Kresse ein und aus. Seit 1914 spielte Ponto in Dresden, wo er bis 1947 lebte. 1928 spielte er zudem in Berlin am Theater am Schiffbauerdamm in der Uraufführung von Bertolt Brechts Die Dreigroschenoper die Rolle des Gaunerbosses Jonathan Peachum.

Im Jahr 1920 hatte Ponto seinen ersten Filmauftritt in dem Kurzfilm Hampelmanns Glückstag, dem 1920/1921 Der Geiger von Meißen folgte. Doch erst mit dem Tonfilm begann Ende der 1920er Jahre Pontos Kinokarriere. Im Dritten Reich wirkte er in mehreren Propagandafilmen mit, darunter Die Rothschilds (1940), Blutsbrüderschaft (1941) und Ich klage an (1941). Als herausragend galt er in dem Film Die Feuerzangenbowle (1944) in der Rolle des steifen Professors Crey, dem ein von Heinz Rühmann dargestellter Pennäler zahlreiche Streiche spielt. In Frauenarzt Dr. Prätorius spielte Ponto den Pathologen Professor Speiter. Neben seinen zahlreichen Filmrollen trat er am Theater auf und pendelte fast täglich zwischen Berlin und Dresden.

In den 1930er Jahren war Ponto gelegentlich als Synchronsprecher tätig. So synchronisierte er Charles Laughton in der Rolle des Kapitäns William Bligh in Meuterei auf der Bounty (1935) sowie mehrmals Lionel Barrymore, u. a. in Die Kameliendame (1936).[5]

Als bei ihm in der NS-Zeit einmal eine Hausdurchsuchung stattfand, sollten Originalzeichnungen der vom Regime verpönten Käthe Kollwitz beschlagnahmt werden. Ponto behauptete, sie für seine Arbeit zu benötigen, und so blieben sie in seinem Besitz. Ponto wurde 1944 in die sogenannte Gottbegnadeten-Liste des Reichspropagandaministeriums aufgenommen.[6]

Nach dem Krieg betätigte er sich politisch in Dresden. Unmittelbar nach Kriegsende wurde er zudem Intendant des Dresdner Schauspielhauses. Am 10. Juli 1945 fand im Haus der Kirchgemeinde „Erste Kirche Christi“ die erste Dresdner Schauspielaufführung seit dem Krieg statt: Nathan der Weise mit Ponto in der Hauptrolle.

Eine seiner Entdeckungen war der Dresdner Schauspieler Rolf Ludwig, der als ehemaliger Luftwaffenpilot aus dem Krieg zurückgekehrt war und bei Ponto vorsprach. Ludwig wollte hierbei sportliches Geschick beweisen und sprang am Ende des Vorsprechens aus dem Fenster. Er nahm irrtümlich an, der Raum des Vorsprechens liege im Erdgeschoss. Als Ludwig mit gebrochenem Arm vor dem Haus auf der Straße lag, rief Ponto aus dem Fenster: „Junger Mann, Sie sind engagiert.“

Eine weitere Entdeckung war Gert Fröbe. Fröbe hatte allen Mut zusammengenommen, um bei Ponto vorzusprechen. Dieser winkte zunächst wegen Fröbes sächsisch gefärbten Deutsches ab, nahm ihn später aber dennoch zum Schüler. Fröbes Vorsprechen kommentierte er mit den Worten: „Aber Mephisto war kein Sachse.“[7]

1947 verließ Ponto Dresden, weil er, wie er an Kollegen schrieb, dort „nicht frei spielen“ könne, wenn er sich nicht einer bestimmten politischen Richtung verschreibe.[8][9] Er trat mit Curt Goetz in Kontakt, ließ sich in Stuttgart nieder und kam an das Staatstheater Stuttgart.

Mit Orson Welles und Joseph Cotten drehte er 1949 den international bekannten Film Der dritte Mann, in dem er in einer Nebenrolle einen zwielichtigen Arzt verkörperte. Für die Spielzeit 1950/51 holte ihn Heinz Hilpert an das Deutsche Theater Göttingen. Hier spielte er die Hauptrolle in Der Bauer als Millionär von Ferdinand Raimund. Vergnüglich waren auch die sonntäglichen Matinée-Veranstaltungen, abwechselnd gestaltet von Erich Ponto und Heinz Hilpert.

Ponto verfasste zu öffentlichen und privaten Anlässen gern und häufig Gedichte.

Letzte Jahre und Ehrungen

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Grab von Ponto auf dem Urnenhain Tolkewitz

1952 wurde er zum Württembergischen Staatsschauspieler ernannt. Zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 1954 wünschte er, die Titelrolle in Lessings Nathan der Weise zu spielen. Im selben Jahr erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz und 1956 das Filmband, den deutschen Filmpreis.

In seinen letzten Lebensjahren lebte er mit einer früheren Schülerin, der Schauspielerin Edith Heerdegen (1913–1982), zusammen. Er starb am 4. Februar 1957 in Stuttgart nach langer Krankheit, die ihn jedoch nicht gehindert hatte, weiterhin aufzutreten. So sah man ihn noch 1957 in dem Kinofilm Der Stern von Afrika.

Er wurde auf dem Waldfriedhof Stuttgart beigesetzt und später auf den Hamburger Friedhof Nienstedten umgebettet. Nachdem das Familiengrab in Hamburg aufgelöst wurde, ist seine Urne im März 2007 nach Dresden in den Urnenhain Tolkewitz umgebettet worden.[9][10]

Heute erinnern in Stuttgart eine Straße im Stadtteil Vaihingen (Erich-Ponto-Weg) und ein Gedenkstein auf dem Grab der Familie Böhm (Ehemann von Edith Heerdegen) an ihn.

Auch in Dresden ist eine Straße nach ihm benannt. Der Förderverein Staatsschauspiel Dresden e. V. vergibt seit 1999 in Würdigung und Erinnerung an Pontos langjährige Zeit am Staatsschauspiel Dresden den der Nachwuchsförderung dienenden Erich-Ponto-Preis für herausragende darstellerische Leistungen an ein Mitglied des Ensembles. In der Tageszeitung Dresdner Neueste Nachrichten wurde er im Jahre 2000 zu einem der „100 Dresdner des 20. Jahrhunderts“ gewählt.[11]

Er war ein Onkel von Jürgen Ponto, dem 1977 von RAF-Terroristen ermordeten Vorstandssprecher der Dresdner Bank.

Filmografie (Auswahl)

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Hörspiele und Sprechplatten

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Erich Ponto hat in zahlreichen Sprechplattenproduktionen (heute auf CD veröffentlicht) mitgewirkt:

Commons: Erich Ponto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stammbaum der Familie Ponto
  2. Ralf Ahrens, Johannes Bähr: Jürgen Ponto - Bankier und Bürger. Eine Biografie. C. H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65581-4, S. 23.
  3. Hansjörg Schneider: Erich Ponto - Ein Schauspielertleben. Henschel, Berlin 2000, ISBN 3-89487-364-7, S. 19.
  4. Anke Vehmeier, Museumsfenster: Ein Kinostar in Beuel, 11. November 2015, Bonner General-Anzeiger
  5. Erich Ponto. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 5. Februar 2021.
  6. Ponto, Erich. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 256
  7. Gert Fröbe: Als wär’s heut gewesen. In: ZDF 1978 / YouTube. Abgerufen am 17. April 2021.
  8. Hans-Jörg Schneider: Die Zeit danach - Beiträge zum Nachkriegstheater in Dresden und Umgebung. 2008, ISBN 978-3-935194-24-2, S. 127–163 (Beitrag: Kündigungsschreiben von Erich Ponto).
  9. a b Letzte Ruhe für Erich Ponto: Gedenktafel auf Tolkewitzer Friedhof eingeweiht. In: Dresdner Amtsblatt. 26. April 2007, S. 5, abgerufen am 17. Februar 2024.
  10. knerger.de: Die Grabstätten von Erich Ponto.
    Die Gedenkfeier fand am 18. April 2007 im alten Krematorium Dresden Tolkewitz statt: Wochenkurier vom 18. April 2007.
  11. 100 Dresdner des 20. Jahrhunderts. In: Dresdner Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten GmbH & Co. KG, Dresden 31. Dezember 1999, S. 22.