Erik Spiekermann studierte Kunstgeschichte in Berlin und finanzierte das Studium, das er vorzeitig abbrach, mit dem Betrieb einer Kellerdruckerei und dem Bass-Spielen in Bars. Danach zog er mit Frau und Kind nach London, wo er neben Lehrtätigkeiten u. a. am London College of Printing und als Berater für große Design-Unternehmen arbeitete. Dort entstanden seine ersten Schriftentwürfe für die H. Berthold AG (LoType, Berliner Grotesk).
1979 gründete Spiekermann in Berlin mit Florian Fischer und Dieter Heil die Design-Agentur MetaDesign und arbeitete vornehmlich für Firmen der grafischen Industrie – darunter H. Berthold AG, Scangraphic, Linotype, Adobe und Apple.
1989 betrieb Spiekermann – gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Joan[1] – in Berlin die Gründung der Fontshop AG, eines der ersten Versandhäuser für Computerschriften. 1990 folgte – wiederum gemeinsam mit seiner Frau sowie zusätzlich mit Neville Brody – die Gründung des unabhängigen Schriftenhersteller (Foundry) FSI FontShop International. In dessen FontFont-Bibliothek, die heute als digitale Schriftbibliothek eine große Bedeutung hat, veröffentlichte Spiekermann ab sofort seine Schriften, darunter moderne Klassiker wie die FF Meta, FF Meta Serif, FF Info oder FF Unit. Spiekermann unterstützte und förderte dabei immer auch andere Schriftgestalter, wie z. B. Albert-Jan Pool, den er zum Entwurf der erfolgreichen FF DIN anregte, oder Ole Schäfer, der ihn beim Ausbau seiner Schriften ITC Officina und FF Info unterstützte.
1990 stießen Uli Mayer-Johanssen und Hans Ch. Krüger zur Geschäftsführung seiner Agentur, und der Name wurde in MetaDesign plus geändert. 1992 kam ein Büro in San Francisco, 1995 eines in London und 2000 eines in Zürich dazu. MetaDesign Berlin betreute Projekte wie das Fahrgastinformationssystem für die Berliner Verkehrsbetriebe, für dessen Corporate Design aus der Frutiger, die für den besonderen Einsatzzweck optimierte FF Transit entstand. Projekte waren und sind das graphische Erscheinungsbild der Stadt Berlin, das Leitsystem des Düsseldorfer Flughafens sowie die Leitagentur für das Corporate Design von Volkswagen und Audi. Mit dem Londoner Büro gewann er 1998 den Wettbewerb für die Gestaltung des Erscheinungsbildes der Stadt Glasgow als UK City of Architecture & Design 1999.
Wegen inhaltlicher Differenzen verließ Spiekermann die Firma MetaDesign im Sommer 2000. Kurz darauf unternahm er die Neugestaltung für The Economist in London und gründete die Branding- und Design-Agentur United Designers Network mit Büros in Berlin, London und San Francisco. Seit 2007 firmierte die Agentur als SpiekermannPartners und Anfang 2009 als Edenspiekermann.[2]
Seit 2013 betreibt Spiekermann die Buchdruckwerkstatt p98a in Berlin.[3]
Spiekermann war Professor an der UdK Berlin für die Klasse Komplexe Informationssysteme, Honorarprofessor an der Hochschule für Künste Bremen, Past President der International Society of Typographic Designers sowie Präsidiumsmitglied im Internationalen Institut für Informationsdesign und im Rat für Formgebung sowie der Association Typographique Internationale (ATypI). Er ist Autor mehrerer Fachbücher über Schrift und Typografie sowie zahlreicher Artikel und Essays. Seit Anfang 2017 gehört er außerdem dem Beirat der gemeinnützigen Online-Plattform youvo.org an.[4]
„Ich habe zu Buchstaben ein schon sehr emotionales, wenn nicht sogar libidinöses Verhältnis.“
– Erik Spiekermann: Interview mit Frank Meyer (Deutschlandradio Kultur)[5]
Johannes Erler: Hallo, ich bin Erik: Erik Spiekermann, Schriftgestalter, Designer, Unternehmer. 1. Auflage. Die Gestalten Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-89955-527-1.
↑Archivlink (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fontfeed.com Interview mit Joan Spiekermann 20 Jahre Fontshop, 4. November 2009 (Link geprüft am 2. April 2015)
↑„Auf den Preis fürs Lebenswerk vom deutschen Rat für Formgebung 2011 folgten die entsprechenden Auszeichnungen der SoTA (Society of Typographic Afficionados) und des TDC (TypeDirectors Club New York). Der deutsche ADC gab mir seinen Ehrenpreis letzten Freitag hier in Berlin.“ – http://spiekermann.com/another-lifetime-award/
↑John Lamb: Book reviews: „Stop Stealing Sheep & Find out how type works“, by Erik Spiekermann. In: TUGboat. Band44, Nr.1, 2023, ISSN0896-3207, S.139–140, doi:10.47397/tb/44-1/tb136reviews-spiekermann (englisch, tug.org [abgerufen am 5. November 2023] Rezension).